Bey einer gewissen Temperatur hat der Sauerstoff eine stärkere Verwandtschaft zu den Metallen, als zu dem Wärmestoffe. Daher haben alle Metalle (Gold, Silber und Platina ausgenommen) die Eigenschaft, das Sauerstoffgas zu zersetzen, sich mit dem Sauerstoffe zu verbinden, und den Wärmestoff frey zu machen. Die höhere Temperatur wird nur deswegen erfordert, um die kleinsten Theile des Metalls zu trennen, und ihre anziehende Kraft gegen einander zu verringern. Trennt man die kleinsten Theile auf eine andere Weise, z. B. durch Feilen, durch Auflösung in Säuren und Niederschlagung aus denselben, so wird die höhere Temperatur nicht erfordert.
Die Verwandtschaft des Sauerstoffs zu den Metallen ist nicht viel größer, als seine Verwandtschaft zu dem Wärmestoffe. Daher werden die Metalle, indem sie sich an der Luft, oder im Sauerstoffgas, säuren, niemals ganz mit dem Sauerstoffe gesättigt. Es verbindet sich selten soviel Sauerstoff mit dem Metalle, als dasselbe aufnehmen kan, oder als nöthig ist, um das Metall in eine Säure zu verwandeln, sondern nur so viel, als dem Ueberschusse gemäß ist, um den die Verwandtschaft des Sauerstoffes zu dem Metalle die Verwandtschaft jenes Stoffes zu dem Wärmestoffe übertrift. Es entstehen daher keine vollkommenen Säuren, sondern Halbsäuren, oxydirte Metalle (Hermbstädt), Oxyda, Oxydes, die man sonst, nicht ganz schicklich, metallische Kalke nannte.
Unter allen Gasarten taugt keine zur Säurung der Metalle, als das Sauerstoffgas. Die atmosphärische Luft säuert die Metalle nur, in sofern sie Sauerstoffgas enthält. Während der Säurung verbindet sich der Sauerstoff mit dem Metalle, und vermehrt das Gewicht desselben; der Wärmestoff aber wird frey, daher entsteht Wärme und Licht. Die Metalle nehmen am Gewichte zu, nach Verhältniß der Menge des Sauerstoffes, mit dem sie sich verbinden. Sie verlieren ihren metallischen Glanz, und werden in ein erdigtes Pulver verwandelt. Die Luft, in welcher ein Metall gesäuert worden ist, dient weder zum Verbrennen, noch zum Athemholen.
Bey einer gewiſſen Temperatur hat der Sauerſtoff eine ſtaͤrkere Verwandtſchaft zu den Metallen, als zu dem Waͤrmeſtoffe. Daher haben alle Metalle (Gold, Silber und Platina ausgenommen) die Eigenſchaft, das Sauerſtoffgas zu zerſetzen, ſich mit dem Sauerſtoffe zu verbinden, und den Waͤrmeſtoff frey zu machen. Die hoͤhere Temperatur wird nur deswegen erfordert, um die kleinſten Theile des Metalls zu trennen, und ihre anziehende Kraft gegen einander zu verringern. Trennt man die kleinſten Theile auf eine andere Weiſe, z. B. durch Feilen, durch Aufloͤſung in Saͤuren und Niederſchlagung aus denſelben, ſo wird die hoͤhere Temperatur nicht erfordert.
Die Verwandtſchaft des Sauerſtoffs zu den Metallen iſt nicht viel groͤßer, als ſeine Verwandtſchaft zu dem Waͤrmeſtoffe. Daher werden die Metalle, indem ſie ſich an der Luft, oder im Sauerſtoffgas, ſaͤuren, niemals ganz mit dem Sauerſtoffe geſaͤttigt. Es verbindet ſich ſelten ſoviel Sauerſtoff mit dem Metalle, als daſſelbe aufnehmen kan, oder als noͤthig iſt, um das Metall in eine Saͤure zu verwandeln, ſondern nur ſo viel, als dem Ueberſchuſſe gemaͤß iſt, um den die Verwandtſchaft des Sauerſtoffes zu dem Metalle die Verwandtſchaft jenes Stoffes zu dem Waͤrmeſtoffe uͤbertrift. Es entſtehen daher keine vollkommenen Saͤuren, ſondern Halbſaͤuren, oxydirte Metalle (Hermbſtaͤdt), Oxyda, Oxydes, die man ſonſt, nicht ganz ſchicklich, metalliſche Kalke nannte.
Unter allen Gasarten taugt keine zur Saͤurung der Metalle, als das Sauerſtoffgas. Die atmoſphaͤriſche Luft ſaͤuert die Metalle nur, in ſofern ſie Sauerſtoffgas enthaͤlt. Waͤhrend der Saͤurung verbindet ſich der Sauerſtoff mit dem Metalle, und vermehrt das Gewicht deſſelben; der Waͤrmeſtoff aber wird frey, daher entſteht Waͤrme und Licht. Die Metalle nehmen am Gewichte zu, nach Verhaͤltniß der Menge des Sauerſtoffes, mit dem ſie ſich verbinden. Sie verlieren ihren metalliſchen Glanz, und werden in ein erdigtes Pulver verwandelt. Die Luft, in welcher ein Metall geſaͤuert worden iſt, dient weder zum Verbrennen, noch zum Athemholen.
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Bey einer gewiſſen Temperatur hat der Sauerſtoff eine ſtaͤrkere Verwandtſchaft zu den Metallen, als zu dem Waͤrmeſtoffe. Daher haben alle Metalle (Gold, Silber und Platina ausgenommen) die Eigenſchaft, das Sauerſtoffgas zu zerſetzen, ſich mit dem Sauerſtoffe zu verbinden, und den Waͤrmeſtoff frey zu machen. Die hoͤhere Temperatur wird nur deswegen erfordert, um die kleinſten Theile des Metalls zu trennen, und ihre anziehende Kraft gegen einander zu verringern. Trennt man die kleinſten Theile auf eine andere Weiſe, z. B. durch Feilen, durch Aufloͤſung in Saͤuren und Niederſchlagung aus denſelben, ſo wird die hoͤhere Temperatur nicht erfordert.
Die Verwandtſchaft des Sauerſtoffs zu den Metallen iſt nicht viel groͤßer, als ſeine Verwandtſchaft zu dem Waͤrmeſtoffe. Daher werden die Metalle, indem ſie ſich an der Luft, oder im Sauerſtoffgas, ſaͤuren, niemals ganz mit dem Sauerſtoffe geſaͤttigt. Es verbindet ſich ſelten ſoviel Sauerſtoff mit dem Metalle, als daſſelbe aufnehmen kan, oder als noͤthig iſt, um das Metall in eine Saͤure zu verwandeln, ſondern nur ſo viel, als dem Ueberſchuſſe gemaͤß iſt, um den die Verwandtſchaft des Sauerſtoffes zu dem Metalle die Verwandtſchaft jenes Stoffes zu dem Waͤrmeſtoffe uͤbertrift. Es entſtehen daher keine vollkommenen Saͤuren, ſondern Halbſaͤuren, oxydirte Metalle (Hermbſtaͤdt), Oxyda, Oxydes, die man ſonſt, nicht ganz ſchicklich, metalliſche Kalke nannte.
Unter allen Gasarten taugt keine zur Saͤurung der Metalle, als das Sauerſtoffgas. Die atmoſphaͤriſche Luft ſaͤuert die Metalle nur, in ſofern ſie Sauerſtoffgas enthaͤlt. Waͤhrend der Saͤurung verbindet ſich der Sauerſtoff mit dem Metalle, und vermehrt das Gewicht deſſelben; der Waͤrmeſtoff aber wird frey, daher entſteht Waͤrme und Licht. Die Metalle nehmen am Gewichte zu, nach Verhaͤltniß der Menge des Sauerſtoffes, mit dem ſie ſich verbinden. Sie verlieren ihren metalliſchen Glanz, und werden in ein erdigtes Pulver verwandelt. Die Luft, in welcher ein Metall geſaͤuert worden iſt, dient weder zum Verbrennen, noch zum Athemholen.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 919. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/931>, abgerufen am 22.07.2024.
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