8. St. gefolgert hat, unterschiedene gewesen seyn könnten, und daß sich unter dieser Voraussetzung Bianchini's Beobachtungen mit einer Periode von 23 St. 22 Min. vergleichen ließen, welche von der Schröterischen nur um 1 Min. abweicht. Im Art. wird aus Kästner (Anfangsgründe der Astr. §. 196.) die Vermuthung angeführt, daß aus den Flecken der Venus deshalb nichts zu entscheiden sey, weil eine besondere Heiterkeit des Himmels dazu gehöre, sie gehörig begrenzt zu sehen. Dieses wird dadurch bestätiget, daß Hr. Schröter zu seiner Bestimmung nicht die Flecken, sondern einen ganz andern Umstand, gebraucht hat. Zwar hat Hr. Herschel(Philos. Transact. Vol. LXXXIII. P. II.) gegen einiges in Hrn. Schröters Schrift Vorgetragne Erinnerungen gemacht; indessen ist doch jetzt gewiß, daß sich Bianchini geirrt habe. So hat auch hier ein Deutscher über einen wichtigen Umstand in unserer Sonnenwelt entschieden, der fast seit einem Jahrhunderte unter den Astronomen streitig war.
Schon aus den ersten Beobachtungen hatte Hr. Schr. geschlossen, daß der Aequator der Venus beträchtlich gegen die Ekliptik geneigt sey, und die Pole von den Hornspitzen ziemlich entfernt liegen müssen. Im Jahre 1793 hat er nun auch durch mehrere und genauere Beobachtungen eine Libration der Venus bestätiget gefunden (s. Götting. gel. Anz. 1793. 156 St.). Am 26. Febr. z. B. zeigte sich das nordliche Ende der Erleuchtungsgrenze abgerundet, das südliche mit einer deutlichen hervorragenden Spitze. Binnen 2 Stunden verlohr sich diese Spitze, und das Ende ward nun eben so abgerundet, wie das nördliche. Am folgenden Tage zeigte sich das nemliche etwa um 40 Min. früher. Bey andern Digressionen der Venus von der Sonne aber zeigte es sich nicht, zum Beweise, daß nicht immer einerley Theile der Venusfläche bey ihrer Umdrehung in die sichtbare Hälfte kommen.
Zu S. 434. Man hat bisher fast allgemein die Venus sür etwas kleiner, als unsere Erdkugel, angenommen. Hr. D. Herschel aber giebt sie in den Transactionen für 1793 als etwas größer an. Ueber die Masse der Venus findet
8. St. gefolgert hat, unterſchiedene geweſen ſeyn koͤnnten, und daß ſich unter dieſer Vorausſetzung Bianchini's Beobachtungen mit einer Periode von 23 St. 22 Min. vergleichen ließen, welche von der Schroͤteriſchen nur um 1 Min. abweicht. Im Art. wird aus Kaͤſtner (Anfangsgruͤnde der Aſtr. §. 196.) die Vermuthung angefuͤhrt, daß aus den Flecken der Venus deshalb nichts zu entſcheiden ſey, weil eine beſondere Heiterkeit des Himmels dazu gehoͤre, ſie gehoͤrig begrenzt zu ſehen. Dieſes wird dadurch beſtaͤtiget, daß Hr. Schroͤter zu ſeiner Beſtimmung nicht die Flecken, ſondern einen ganz andern Umſtand, gebraucht hat. Zwar hat Hr. Herſchel(Philoſ. Transact. Vol. LXXXIII. P. II.) gegen einiges in Hrn. Schroͤters Schrift Vorgetragne Erinnerungen gemacht; indeſſen iſt doch jetzt gewiß, daß ſich Bianchini geirrt habe. So hat auch hier ein Deutſcher uͤber einen wichtigen Umſtand in unſerer Sonnenwelt entſchieden, der faſt ſeit einem Jahrhunderte unter den Aſtronomen ſtreitig war.
Schon aus den erſten Beobachtungen hatte Hr. Schr. geſchloſſen, daß der Aequator der Venus betraͤchtlich gegen die Ekliptik geneigt ſey, und die Pole von den Hornſpitzen ziemlich entfernt liegen muͤſſen. Im Jahre 1793 hat er nun auch durch mehrere und genauere Beobachtungen eine Libration der Venus beſtaͤtiget gefunden (ſ. Goͤtting. gel. Anz. 1793. 156 St.). Am 26. Febr. z. B. zeigte ſich das nordliche Ende der Erleuchtungsgrenze abgerundet, das ſuͤdliche mit einer deutlichen hervorragenden Spitze. Binnen 2 Stunden verlohr ſich dieſe Spitze, und das Ende ward nun eben ſo abgerundet, wie das noͤrdliche. Am folgenden Tage zeigte ſich das nemliche etwa um 40 Min. fruͤher. Bey andern Digreſſionen der Venus von der Sonne aber zeigte es ſich nicht, zum Beweiſe, daß nicht immer einerley Theile der Venusflaͤche bey ihrer Umdrehung in die ſichtbare Haͤlfte kommen.
Zu S. 434. Man hat bisher faſt allgemein die Venus ſuͤr etwas kleiner, als unſere Erdkugel, angenommen. Hr. D. Herſchel aber giebt ſie in den Transactionen fuͤr 1793 als etwas groͤßer an. Ueber die Maſſe der Venus findet
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8. St. gefolgert hat, unterſchiedene geweſen ſeyn koͤnnten, und daß ſich unter dieſer Vorausſetzung Bianchini's Beobachtungen mit einer Periode von 23 St. 22 Min. vergleichen ließen, welche von der Schroͤteriſchen nur um 1 Min. abweicht. Im Art. wird aus Kaͤſtner (Anfangsgruͤnde der Aſtr. §. 196.) die Vermuthung angefuͤhrt, daß aus den Flecken der Venus deshalb nichts zu entſcheiden ſey, weil eine beſondere Heiterkeit des Himmels dazu gehoͤre, ſie gehoͤrig begrenzt zu ſehen. Dieſes wird dadurch beſtaͤtiget, daß Hr. Schroͤter zu ſeiner Beſtimmung nicht die Flecken, ſondern einen ganz andern Umſtand, gebraucht hat. Zwar hat Hr. Herſchel (Philoſ. Transact. Vol. LXXXIII. P. II.) gegen einiges in Hrn. Schroͤters Schrift Vorgetragne Erinnerungen gemacht; indeſſen iſt doch jetzt gewiß, daß ſich Bianchini geirrt habe. So hat auch hier ein Deutſcher uͤber einen wichtigen Umſtand in unſerer Sonnenwelt entſchieden, der faſt ſeit einem Jahrhunderte unter den Aſtronomen ſtreitig war.
Schon aus den erſten Beobachtungen hatte Hr. Schr. geſchloſſen, daß der Aequator der Venus betraͤchtlich gegen die Ekliptik geneigt ſey, und die Pole von den Hornſpitzen ziemlich entfernt liegen muͤſſen. Im Jahre 1793 hat er nun auch durch mehrere und genauere Beobachtungen eine Libration der Venus beſtaͤtiget gefunden (ſ. Goͤtting. gel. Anz. 1793. 156 St.). Am 26. Febr. z. B. zeigte ſich das nordliche Ende der Erleuchtungsgrenze abgerundet, das ſuͤdliche mit einer deutlichen hervorragenden Spitze. Binnen 2 Stunden verlohr ſich dieſe Spitze, und das Ende ward nun eben ſo abgerundet, wie das noͤrdliche. Am folgenden Tage zeigte ſich das nemliche etwa um 40 Min. fruͤher. Bey andern Digreſſionen der Venus von der Sonne aber zeigte es ſich nicht, zum Beweiſe, daß nicht immer einerley Theile der Venusflaͤche bey ihrer Umdrehung in die ſichtbare Haͤlfte kommen.
Zu S. 434. Man hat bisher faſt allgemein die Venus ſuͤr etwas kleiner, als unſere Erdkugel, angenommen. Hr. D. Herſchel aber giebt ſie in den Transactionen fuͤr 1793 als etwas groͤßer an. Ueber die Maſſe der Venus findet
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 903. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/915>, abgerufen am 22.11.2024.
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