Ort in den Jahren 1786 und 1787, und fand in diesen gemeinschaftlichen Gräbern die Leichen plattgedrückt, und in eine weiche, biegsame, weißgraue Masse verwandelt, welche die Knochen von allen Seiten umgab, und den Eindruck der Finger annahm. Man fand dieses Fett nie bey einzelnen Körpern, sondern nur in der gemeinschaftlichen Grube. Die Herren Fourcroy und Thouret haben über diese Erscheinung genaue Untersuchungen angestellt (Journal de physique, Avril et May 1791. Annales de Chimie. To. V et VIII. Gothaisches Magazin für das Neuste rc. B. VII. 4tes Heft. S. 106 u. f.).
Ein gewisser Herr Sneyd(Philos. Transact. for 1792. Vol. LXXXII. P. II. p. 197.) übersandte der londner königl. Societät ein Stück von einem Vogel, den man in einem Fischteich unten auf dem Schlamme liegend gefunden hatte, und der in eine fettige Materie, dem Wallrath ähnlich, verwandelt war, die nach der Schmelzung eine noch stärkere Consistenz, wie Wachs, bekam.
Herr Schmeisser, ein in England sich aufhaltender Deutscher, bereitet Wallrath zu Lichtern durch die Kunst aus dem Fleische der Thiere, und hat über diese Erfindung, deren Umstände er noch geheim hält, bereits vor einiger Zeit ein Patent genommen.
Herr George Smith Gibbes zu Oxford (Philos. Trans. for the year 1794. P. II. p. 169 sqq. und in Grens Neuem Journ. der Phys. B. I. Heft 1. S. 126 u. f.) hat durch Versuche gefunden, daß das Fleisch diese Veränderung leitet, wenn man es eine Zeit lang unter Wasser legt. Er legte ein Stück mageres Rindfleisch in einen ganz durchlöcherten Kasten, und ließ diesen in einem Flusse fest binden. Allmählig wurde das Fleisch weißer, und nach einem Monate war es vollkommen in eine fettige Materie verwandelt. In stillstehendem Wasser schien die Verwandlung langsamer zu erfolgen. Er glaubt daher, sie werde durch die Länge der Zeit allemal hervorgebracht, wenn thierische Körper in dumpfigem, feuchtem Boden ohne Berührung der Lust, oder im Wasser liegen. Uebrigens führt er aus des Lord BaconSylva Sylvarum eine Stelle an, worin der Verwandlung
Ort in den Jahren 1786 und 1787, und fand in dieſen gemeinſchaftlichen Graͤbern die Leichen plattgedruͤckt, und in eine weiche, biegſame, weißgraue Maſſe verwandelt, welche die Knochen von allen Seiten umgab, und den Eindruck der Finger annahm. Man fand dieſes Fett nie bey einzelnen Koͤrpern, ſondern nur in der gemeinſchaftlichen Grube. Die Herren Fourcroy und Thouret haben uͤber dieſe Erſcheinung genaue Unterſuchungen angeſtellt (Journal de phyſique, Avril et May 1791. Annales de Chimie. To. V et VIII. Gothaiſches Magazin fuͤr das Neuſte rc. B. VII. 4tes Heft. S. 106 u. f.).
Ein gewiſſer Herr Sneyd(Philoſ. Transact. for 1792. Vol. LXXXII. P. II. p. 197.) uͤberſandte der londner koͤnigl. Societaͤt ein Stuͤck von einem Vogel, den man in einem Fiſchteich unten auf dem Schlamme liegend gefunden hatte, und der in eine fettige Materie, dem Wallrath aͤhnlich, verwandelt war, die nach der Schmelzung eine noch ſtaͤrkere Conſiſtenz, wie Wachs, bekam.
Herr Schmeiſſer, ein in England ſich aufhaltender Deutſcher, bereitet Wallrath zu Lichtern durch die Kunſt aus dem Fleiſche der Thiere, und hat uͤber dieſe Erfindung, deren Umſtaͤnde er noch geheim haͤlt, bereits vor einiger Zeit ein Patent genommen.
Herr George Smith Gibbes zu Oxford (Philoſ. Trans. for the year 1794. P. II. p. 169 ſqq. und in Grens Neuem Journ. der Phyſ. B. I. Heft 1. S. 126 u. f.) hat durch Verſuche gefunden, daß das Fleiſch dieſe Veraͤnderung leitet, wenn man es eine Zeit lang unter Waſſer legt. Er legte ein Stuͤck mageres Rindfleiſch in einen ganz durchloͤcherten Kaſten, und ließ dieſen in einem Fluſſe feſt binden. Allmaͤhlig wurde das Fleiſch weißer, und nach einem Monate war es vollkommen in eine fettige Materie verwandelt. In ſtillſtehendem Waſſer ſchien die Verwandlung langſamer zu erfolgen. Er glaubt daher, ſie werde durch die Laͤnge der Zeit allemal hervorgebracht, wenn thieriſche Koͤrper in dumpfigem, feuchtem Boden ohne Beruͤhrung der Luſt, oder im Waſſer liegen. Uebrigens fuͤhrt er aus des Lord BaconSylva Sylvarum eine Stelle an, worin der Verwandlung
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Ort in den Jahren 1786 und 1787, und fand in dieſen gemeinſchaftlichen Graͤbern die Leichen plattgedruͤckt, und in eine weiche, biegſame, weißgraue Maſſe verwandelt, welche die Knochen von allen Seiten umgab, und den Eindruck der Finger annahm. Man fand dieſes Fett nie bey einzelnen Koͤrpern, ſondern nur in der gemeinſchaftlichen Grube. Die Herren Fourcroy und Thouret haben uͤber dieſe Erſcheinung genaue Unterſuchungen angeſtellt (Journal de phyſique, Avril et May 1791. Annales de Chimie. To. V et VIII. Gothaiſches Magazin fuͤr das Neuſte rc. B. VII. 4tes Heft. S. 106 u. f.).
Ein gewiſſer Herr Sneyd (Philoſ. Transact. for 1792. Vol. LXXXII. P. II. p. 197.) uͤberſandte der londner koͤnigl. Societaͤt ein Stuͤck von einem Vogel, den man in einem Fiſchteich unten auf dem Schlamme liegend gefunden hatte, und der in eine fettige Materie, dem Wallrath aͤhnlich, verwandelt war, die nach der Schmelzung eine noch ſtaͤrkere Conſiſtenz, wie Wachs, bekam.
Herr Schmeiſſer, ein in England ſich aufhaltender Deutſcher, bereitet Wallrath zu Lichtern durch die Kunſt aus dem Fleiſche der Thiere, und hat uͤber dieſe Erfindung, deren Umſtaͤnde er noch geheim haͤlt, bereits vor einiger Zeit ein Patent genommen.
Herr George Smith Gibbes zu Oxford (Philoſ. Trans. for the year 1794. P. II. p. 169 ſqq. und in Grens Neuem Journ. der Phyſ. B. I. Heft 1. S. 126 u. f.) hat durch Verſuche gefunden, daß das Fleiſch dieſe Veraͤnderung leitet, wenn man es eine Zeit lang unter Waſſer legt. Er legte ein Stuͤck mageres Rindfleiſch in einen ganz durchloͤcherten Kaſten, und ließ dieſen in einem Fluſſe feſt binden. Allmaͤhlig wurde das Fleiſch weißer, und nach einem Monate war es vollkommen in eine fettige Materie verwandelt. In ſtillſtehendem Waſſer ſchien die Verwandlung langſamer zu erfolgen. Er glaubt daher, ſie werde durch die Laͤnge der Zeit allemal hervorgebracht, wenn thieriſche Koͤrper in dumpfigem, feuchtem Boden ohne Beruͤhrung der Luſt, oder im Waſſer liegen. Uebrigens fuͤhrt er aus des Lord Bacon Sylva Sylvarum eine Stelle an, worin der Verwandlung
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 890. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/902>, abgerufen am 22.11.2024.
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