Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Uebrigens scheinen diese Versuche zu bestätigen, daß der Thau durch Erkältung der Luft und Zersetzung der Dämpfe aus der Erde entstehe, und von dem Unterschiede zwischen der Wärme der Erde und der Atmosphäre abhänge. Darum thaut es auch oft nicht in Städten, wenn man starken Thau auf dem Lande findet. Das elektrische Fluidum hingegen scheint nur in sofern auf den Thau Beziehung zu haben, als er der positiven Elektricität der Atmosphäre zu einem Leiter dient, womit auch die Beobachtungen des Hrn. de Saussure übereinstimmen, nach welchen während des Thaus die Luftelektricität stärker, als am Tage, ist. Thermometer. Zusatz zu diesem Art. Th. IV. S. 308--364. Zu S. 310. Das drebbelische Thermometer ist von Bechern (De nova temporis dimetiendi ratione et accurata horologiorum constructione, ad Soc. Reg. Anglicanam. Lond. 1680. 4.) als ein Perpetuum mobile physico-mechanicum gebraucht worden. Wenn man nemlich bey der Taf. XXIV. Fig. 46. vorgestellten Einrichtung die Kugel C wegläßt, und die Röhre BC blos in einen kurzen bey D ofnen Schenkel endigt, so kan man über die Oefnung D eine Rolle befestigen, über die ein Faden geht, der an beyden Enden Gewichte trägt. Hängt nun das eine davon auf die Oberfläche der specifisch schwerern Flüßigkeit im ofnen Schenkel herab, so wird es durch die beständige Aenderung der Wärme fast immer in Bewegung seyn. Becher füllt das Thermometer mit Quecksilber, und verbindet den Faden mit dem Pendel einer Uhr. Sonst hatte Becher bereits 1656 Kaysers Ferdinand III. Bild auf Glas gemahlt, vor welchem Wolken waren. Das Bild zeigte sich bey Sonnenscheine, und verbarg sich hinter den Wolken bey Sturme. Auch schon unter Drebbels Kunststücken werden ähnliche erzählt, welche, wie Hr. Hofrath Kästner bemerkt, durch die Wirkung des Sonnenscheins auf das drebbelische Thermometer begreiflich werden.
Uebrigens ſcheinen dieſe Verſuche zu beſtaͤtigen, daß der Thau durch Erkaͤltung der Luft und Zerſetzung der Daͤmpfe aus der Erde entſtehe, und von dem Unterſchiede zwiſchen der Waͤrme der Erde und der Atmoſphaͤre abhaͤnge. Darum thaut es auch oft nicht in Staͤdten, wenn man ſtarken Thau auf dem Lande findet. Das elektriſche Fluidum hingegen ſcheint nur in ſofern auf den Thau Beziehung zu haben, als er der poſitiven Elektricitaͤt der Atmoſphaͤre zu einem Leiter dient, womit auch die Beobachtungen des Hrn. de Sauſſure uͤbereinſtimmen, nach welchen waͤhrend des Thaus die Luftelektricitaͤt ſtaͤrker, als am Tage, iſt. Thermometer. Zuſatz zu dieſem Art. Th. IV. S. 308—364. Zu S. 310. Das drebbeliſche Thermometer iſt von Bechern (De nova temporis dimetiendi ratione et accurata horologiorum conſtructione, ad Soc. Reg. Anglicanam. Lond. 1680. 4.) als ein Perpetuum mobile phyſico-mechanicum gebraucht worden. Wenn man nemlich bey der Taf. XXIV. Fig. 46. vorgeſtellten Einrichtung die Kugel C weglaͤßt, und die Roͤhre BC blos in einen kurzen bey D ofnen Schenkel endigt, ſo kan man uͤber die Oefnung D eine Rolle befeſtigen, uͤber die ein Faden geht, der an beyden Enden Gewichte traͤgt. Haͤngt nun das eine davon auf die Oberflaͤche der ſpecifiſch ſchwerern Fluͤßigkeit im ofnen Schenkel herab, ſo wird es durch die beſtaͤndige Aenderung der Waͤrme faſt immer in Bewegung ſeyn. Becher fuͤllt das Thermometer mit Queckſilber, und verbindet den Faden mit dem Pendel einer Uhr. Sonſt hatte Becher bereits 1656 Kayſers Ferdinand III. Bild auf Glas gemahlt, vor welchem Wolken waren. Das Bild zeigte ſich bey Sonnenſcheine, und verbarg ſich hinter den Wolken bey Sturme. Auch ſchon unter Drebbels Kunſtſtuͤcken werden aͤhnliche erzaͤhlt, welche, wie Hr. Hofrath Kaͤſtner bemerkt, durch die Wirkung des Sonnenſcheins auf das drebbeliſche Thermometer begreiflich werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0892" xml:id="P.5.880" n="880"/><lb/> dem Mangel der Anziehung ſuchen, oder lieber bekennen, daß man ſie noch gar nicht wiſſe.</p> <p>Uebrigens ſcheinen dieſe Verſuche zu beſtaͤtigen, daß der Thau durch Erkaͤltung der Luft und Zerſetzung der Daͤmpfe aus der Erde entſtehe, und von dem Unterſchiede zwiſchen der Waͤrme der Erde und der Atmoſphaͤre abhaͤnge. Darum thaut es auch oft nicht in Staͤdten, wenn man ſtarken Thau auf dem Lande findet. Das elektriſche Fluidum hingegen ſcheint nur in ſofern auf den Thau Beziehung zu haben, als er der poſitiven Elektricitaͤt der Atmoſphaͤre zu einem Leiter dient, womit auch die Beobachtungen des Hrn. <hi rendition="#b">de Sauſſure</hi> uͤbereinſtimmen, nach welchen waͤhrend des Thaus die Luftelektricitaͤt ſtaͤrker, als am Tage, iſt.</p> </div> <div n="2"> <head>Thermometer.</head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Zuſatz zu dieſem Art. Th. <hi rendition="#aq">IV.</hi> S. 308—364.</hi> </p> <p><hi rendition="#b">Zu S.</hi> 310. Das drebbeliſche Thermometer iſt von <hi rendition="#b">Bechern</hi> <hi rendition="#aq">(De nova temporis dimetiendi ratione et accurata horologiorum conſtructione, ad Soc. Reg. Anglicanam. Lond. 1680. 4.)</hi> als ein <hi rendition="#aq">Perpetuum mobile phyſico-mechanicum</hi> gebraucht worden. Wenn man nemlich bey der Taf. <hi rendition="#aq">XXIV.</hi> Fig. 46. vorgeſtellten Einrichtung die Kugel <hi rendition="#aq">C</hi> weglaͤßt, und die Roͤhre <hi rendition="#aq">BC</hi> blos in einen kurzen bey <hi rendition="#aq">D</hi> ofnen Schenkel endigt, ſo kan man uͤber die Oefnung <hi rendition="#aq">D</hi> eine Rolle befeſtigen, uͤber die ein Faden geht, der an beyden Enden Gewichte traͤgt. Haͤngt nun das eine davon auf die Oberflaͤche der ſpecifiſch ſchwerern Fluͤßigkeit im ofnen Schenkel herab, ſo wird es durch die beſtaͤndige Aenderung der Waͤrme faſt immer in Bewegung ſeyn. <hi rendition="#b">Becher</hi> fuͤllt das Thermometer mit Queckſilber, und verbindet den Faden mit dem Pendel einer Uhr.</p> <p>Sonſt hatte Becher bereits 1656 Kayſers Ferdinand <hi rendition="#aq">III.</hi> Bild auf Glas gemahlt, vor welchem Wolken waren. Das Bild zeigte ſich bey Sonnenſcheine, und verbarg ſich hinter den Wolken bey Sturme. Auch ſchon unter <hi rendition="#b">Drebbels</hi> Kunſtſtuͤcken werden aͤhnliche erzaͤhlt, welche, wie Hr. Hofrath <hi rendition="#b">Kaͤſtner</hi> bemerkt, durch die Wirkung des Sonnenſcheins auf das drebbeliſche Thermometer begreiflich werden.<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [880/0892]
dem Mangel der Anziehung ſuchen, oder lieber bekennen, daß man ſie noch gar nicht wiſſe.
Uebrigens ſcheinen dieſe Verſuche zu beſtaͤtigen, daß der Thau durch Erkaͤltung der Luft und Zerſetzung der Daͤmpfe aus der Erde entſtehe, und von dem Unterſchiede zwiſchen der Waͤrme der Erde und der Atmoſphaͤre abhaͤnge. Darum thaut es auch oft nicht in Staͤdten, wenn man ſtarken Thau auf dem Lande findet. Das elektriſche Fluidum hingegen ſcheint nur in ſofern auf den Thau Beziehung zu haben, als er der poſitiven Elektricitaͤt der Atmoſphaͤre zu einem Leiter dient, womit auch die Beobachtungen des Hrn. de Sauſſure uͤbereinſtimmen, nach welchen waͤhrend des Thaus die Luftelektricitaͤt ſtaͤrker, als am Tage, iſt.
Thermometer.
Zuſatz zu dieſem Art. Th. IV. S. 308—364.
Zu S. 310. Das drebbeliſche Thermometer iſt von Bechern (De nova temporis dimetiendi ratione et accurata horologiorum conſtructione, ad Soc. Reg. Anglicanam. Lond. 1680. 4.) als ein Perpetuum mobile phyſico-mechanicum gebraucht worden. Wenn man nemlich bey der Taf. XXIV. Fig. 46. vorgeſtellten Einrichtung die Kugel C weglaͤßt, und die Roͤhre BC blos in einen kurzen bey D ofnen Schenkel endigt, ſo kan man uͤber die Oefnung D eine Rolle befeſtigen, uͤber die ein Faden geht, der an beyden Enden Gewichte traͤgt. Haͤngt nun das eine davon auf die Oberflaͤche der ſpecifiſch ſchwerern Fluͤßigkeit im ofnen Schenkel herab, ſo wird es durch die beſtaͤndige Aenderung der Waͤrme faſt immer in Bewegung ſeyn. Becher fuͤllt das Thermometer mit Queckſilber, und verbindet den Faden mit dem Pendel einer Uhr.
Sonſt hatte Becher bereits 1656 Kayſers Ferdinand III. Bild auf Glas gemahlt, vor welchem Wolken waren. Das Bild zeigte ſich bey Sonnenſcheine, und verbarg ſich hinter den Wolken bey Sturme. Auch ſchon unter Drebbels Kunſtſtuͤcken werden aͤhnliche erzaͤhlt, welche, wie Hr. Hofrath Kaͤſtner bemerkt, durch die Wirkung des Sonnenſcheins auf das drebbeliſche Thermometer begreiflich werden.
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