Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>


Namen Strontianit (nach Neuern richtiger Strontionit, Strontionis) erhalten.

Dieses Fossil ist eine luftsaure Erde, davon einige Stücken mit dem Witherit (der luftsauren Schwererde) im Aeußern Aehnlichkeit haben, aber sich doch vom Letztern durch ein geringeres eigenthümliches Gewicht, durch eine meistens licht- oder spargelgrüne Farbe, durch geringere Härte und leichtere Zerreiblichkeit, durch stärkere Dicke und geringern Zusammenhang der Fasern u. s. w. unterscheiden.

Der Strontionit wird in strengem Feuer, noch ehe er verglaßt, seiner Luftsäure beraubt. Die übrigbleibende Erde erhitzt sich dann hestig mit Wasser, und ist schon in 200 Theilen desselben auflösbar; es läßt aber diese Auflösung bey der geringsten Berührung von freyer Luft den größten Theil der Erde wieder fallen. Auch giebt sie mit der Salpetersäure Krystallen von anderer Gestalt, als die Schwererde.

Herr Hofrath Blumenbach setzt noch hinzu, daß das Pulver des Strontionits den Thieren unschädlich sey, dahingegen der Witherit für dieselben ein tödtliches Gift ist, und daß ein mit der salpetersauren Auflösung des Strontionits getränktes Papier mit einer schönen purpurrothen Flamme brenne, da der Witherit unter ähnlichen Umständen eine gelblich weiße Flamme giebt.

Hr. Klaproth (Crell chem. Annal. 1793. II. B. n. 9.) hat das Eigenthümliche der Strontionerde gleichfalls anerkannt, und durch Versuche bestätiget. Als unterscheidende Kennzeichen giebt er die nadelförmige Gestalt der salzsauren Strontionskrystallen, und die schöne rothe Farbe an, welche die Flamme des Weingeists durch diese Erde erhält.

Herr Gren hat die Grundlage des Strontionits in der neuern Ausgabe seines Handbuchs der Chemie (Halle, Th. III. 1795. gr. 8. Anhang, 756.) nunmehr ebenfalls unter die Anzahl der einfachen Erden aufgenommen.

Nach der neusten Untersuchung von Herrn Schmeisser (Philos. Transact. for the year 1794. P. II. p. 418 seqq.) sind in 100 Gran Strontionit 30 Gran Kohlensäure, 1 Gran


Namen Strontianit (nach Neuern richtiger Strontionit, Strontionis) erhalten.

Dieſes Foſſil iſt eine luftſaure Erde, davon einige Stuͤcken mit dem Witherit (der luftſauren Schwererde) im Aeußern Aehnlichkeit haben, aber ſich doch vom Letztern durch ein geringeres eigenthuͤmliches Gewicht, durch eine meiſtens licht- oder ſpargelgruͤne Farbe, durch geringere Haͤrte und leichtere Zerreiblichkeit, durch ſtaͤrkere Dicke und geringern Zuſammenhang der Faſern u. ſ. w. unterſcheiden.

Der Strontionit wird in ſtrengem Feuer, noch ehe er verglaßt, ſeiner Luftſaͤure beraubt. Die uͤbrigbleibende Erde erhitzt ſich dann heſtig mit Waſſer, und iſt ſchon in 200 Theilen deſſelben aufloͤsbar; es laͤßt aber dieſe Aufloͤſung bey der geringſten Beruͤhrung von freyer Luft den groͤßten Theil der Erde wieder fallen. Auch giebt ſie mit der Salpeterſaͤure Kryſtallen von anderer Geſtalt, als die Schwererde.

Herr Hofrath Blumenbach ſetzt noch hinzu, daß das Pulver des Strontionits den Thieren unſchaͤdlich ſey, dahingegen der Witherit fuͤr dieſelben ein toͤdtliches Gift iſt, und daß ein mit der ſalpeterſauren Aufloͤſung des Strontionits getraͤnktes Papier mit einer ſchoͤnen purpurrothen Flamme brenne, da der Witherit unter aͤhnlichen Umſtaͤnden eine gelblich weiße Flamme giebt.

Hr. Klaproth (Crell chem. Annal. 1793. II. B. n. 9.) hat das Eigenthuͤmliche der Strontionerde gleichfalls anerkannt, und durch Verſuche beſtaͤtiget. Als unterſcheidende Kennzeichen giebt er die nadelfoͤrmige Geſtalt der ſalzſauren Strontionskryſtallen, und die ſchoͤne rothe Farbe an, welche die Flamme des Weingeiſts durch dieſe Erde erhaͤlt.

Herr Gren hat die Grundlage des Strontionits in der neuern Ausgabe ſeines Handbuchs der Chemie (Halle, Th. III. 1795. gr. 8. Anhang, 756.) nunmehr ebenfalls unter die Anzahl der einfachen Erden aufgenommen.

Nach der neuſten Unterſuchung von Herrn Schmeiſſer (Philoſ. Transact. for the year 1794. P. II. p. 418 ſeqq.) ſind in 100 Gran Strontionit 30 Gran Kohlenſaͤure, 1 Gran

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0887" xml:id="P.5.875" n="875"/><lb/>
Namen <hi rendition="#b">Strontianit</hi> (nach Neuern richtiger <hi rendition="#b">Strontionit,</hi> <hi rendition="#aq">Strontionis)</hi> erhalten.</p>
              <p>Die&#x017F;es Fo&#x017F;&#x017F;il i&#x017F;t eine luft&#x017F;aure Erde, davon einige Stu&#x0364;cken mit dem Witherit (der luft&#x017F;auren Schwererde) im Aeußern Aehnlichkeit haben, aber &#x017F;ich doch vom Letztern durch ein geringeres eigenthu&#x0364;mliches Gewicht, durch eine mei&#x017F;tens licht- oder &#x017F;pargelgru&#x0364;ne Farbe, durch geringere Ha&#x0364;rte und leichtere Zerreiblichkeit, durch &#x017F;ta&#x0364;rkere Dicke und geringern Zu&#x017F;ammenhang der Fa&#x017F;ern u. &#x017F;. w. unter&#x017F;cheiden.</p>
              <p>Der Strontionit wird in &#x017F;trengem Feuer, noch ehe er verglaßt, &#x017F;einer Luft&#x017F;a&#x0364;ure beraubt. Die u&#x0364;brigbleibende Erde erhitzt &#x017F;ich dann he&#x017F;tig mit Wa&#x017F;&#x017F;er, und i&#x017F;t &#x017F;chon in 200 Theilen de&#x017F;&#x017F;elben auflo&#x0364;sbar; es la&#x0364;ßt aber die&#x017F;e Auflo&#x0364;&#x017F;ung bey der gering&#x017F;ten Beru&#x0364;hrung von freyer Luft den gro&#x0364;ßten Theil der Erde wieder fallen. Auch giebt &#x017F;ie mit der Salpeter&#x017F;a&#x0364;ure Kry&#x017F;tallen von anderer Ge&#x017F;talt, als die Schwererde.</p>
              <p>Herr Hofrath <hi rendition="#b">Blumenbach</hi> &#x017F;etzt noch hinzu, daß das Pulver des Strontionits den Thieren un&#x017F;cha&#x0364;dlich &#x017F;ey, dahingegen der Witherit fu&#x0364;r die&#x017F;elben ein to&#x0364;dtliches Gift i&#x017F;t, und daß ein mit der &#x017F;alpeter&#x017F;auren Auflo&#x0364;&#x017F;ung des Strontionits getra&#x0364;nktes Papier mit einer &#x017F;cho&#x0364;nen purpurrothen Flamme brenne, da der Witherit unter a&#x0364;hnlichen Um&#x017F;ta&#x0364;nden eine gelblich weiße Flamme giebt.</p>
              <p>Hr. <hi rendition="#b">Klaproth (Crell</hi> chem. Annal. 1793. <hi rendition="#aq">II.</hi> B. <hi rendition="#aq">n. 9.)</hi> hat das Eigenthu&#x0364;mliche der Strontionerde gleichfalls anerkannt, und durch Ver&#x017F;uche be&#x017F;ta&#x0364;tiget. Als unter&#x017F;cheidende Kennzeichen giebt er die nadelfo&#x0364;rmige Ge&#x017F;talt der &#x017F;alz&#x017F;auren Strontionskry&#x017F;tallen, und die &#x017F;cho&#x0364;ne rothe Farbe an, welche die Flamme des Weingei&#x017F;ts durch die&#x017F;e Erde erha&#x0364;lt.</p>
              <p>Herr <hi rendition="#b">Gren</hi> hat die Grundlage des Strontionits in der neuern Ausgabe &#x017F;eines Handbuchs der Chemie (Halle, Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> 1795. gr. 8. Anhang, 756.) nunmehr ebenfalls unter die Anzahl der einfachen Erden aufgenommen.</p>
              <p>Nach der neu&#x017F;ten Unter&#x017F;uchung von Herrn <hi rendition="#b">Schmei&#x017F;&#x017F;er</hi> <hi rendition="#aq">(Philo&#x017F;. Transact. for the year 1794. P. II. p. 418 &#x017F;eqq.)</hi> &#x017F;ind in 100 Gran Strontionit 30 Gran Kohlen&#x017F;a&#x0364;ure, 1 Gran<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[875/0887] Namen Strontianit (nach Neuern richtiger Strontionit, Strontionis) erhalten. Dieſes Foſſil iſt eine luftſaure Erde, davon einige Stuͤcken mit dem Witherit (der luftſauren Schwererde) im Aeußern Aehnlichkeit haben, aber ſich doch vom Letztern durch ein geringeres eigenthuͤmliches Gewicht, durch eine meiſtens licht- oder ſpargelgruͤne Farbe, durch geringere Haͤrte und leichtere Zerreiblichkeit, durch ſtaͤrkere Dicke und geringern Zuſammenhang der Faſern u. ſ. w. unterſcheiden. Der Strontionit wird in ſtrengem Feuer, noch ehe er verglaßt, ſeiner Luftſaͤure beraubt. Die uͤbrigbleibende Erde erhitzt ſich dann heſtig mit Waſſer, und iſt ſchon in 200 Theilen deſſelben aufloͤsbar; es laͤßt aber dieſe Aufloͤſung bey der geringſten Beruͤhrung von freyer Luft den groͤßten Theil der Erde wieder fallen. Auch giebt ſie mit der Salpeterſaͤure Kryſtallen von anderer Geſtalt, als die Schwererde. Herr Hofrath Blumenbach ſetzt noch hinzu, daß das Pulver des Strontionits den Thieren unſchaͤdlich ſey, dahingegen der Witherit fuͤr dieſelben ein toͤdtliches Gift iſt, und daß ein mit der ſalpeterſauren Aufloͤſung des Strontionits getraͤnktes Papier mit einer ſchoͤnen purpurrothen Flamme brenne, da der Witherit unter aͤhnlichen Umſtaͤnden eine gelblich weiße Flamme giebt. Hr. Klaproth (Crell chem. Annal. 1793. II. B. n. 9.) hat das Eigenthuͤmliche der Strontionerde gleichfalls anerkannt, und durch Verſuche beſtaͤtiget. Als unterſcheidende Kennzeichen giebt er die nadelfoͤrmige Geſtalt der ſalzſauren Strontionskryſtallen, und die ſchoͤne rothe Farbe an, welche die Flamme des Weingeiſts durch dieſe Erde erhaͤlt. Herr Gren hat die Grundlage des Strontionits in der neuern Ausgabe ſeines Handbuchs der Chemie (Halle, Th. III. 1795. gr. 8. Anhang, 756.) nunmehr ebenfalls unter die Anzahl der einfachen Erden aufgenommen. Nach der neuſten Unterſuchung von Herrn Schmeiſſer (Philoſ. Transact. for the year 1794. P. II. p. 418 ſeqq.) ſind in 100 Gran Strontionit 30 Gran Kohlenſaͤure, 1 Gran

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/887
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 875. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/887>, abgerufen am 22.11.2024.