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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Sonnenflecken.

Zus. zu diesem Art. Th. IV S. 82--98.

Zu S. 83. Nach demjenigen, was Herr von Zach (in Bodens astronomischem Jahrbuch für 1788. S. 152 u. f.) aus den in England aufgefundenen Manuscripten des. Thomas Harriot beybringt, dürfte dieser berühmte englische Mathematiker die Ehre der Entdeckung der Sonnenflecken dem Johann Fabricius streitig machen. Wenn Fabricius den ersten Flecken in der Sonne gesehen habe, ist ungewiß, und man kan nur durch Schlüsse vermuthen, daß es gegen das Ende des Jahres 1610 geschehen sey, s. den Art. S. 84.

Herr von Zach fand in Harriots Handschriften eine Reihe Beobachtungen von Sonnenflecken, welche vom 8. Dec. 1610 bis zum 18. Jan. 1613 ununterbrochen fortgeht. Sie sind sehr sorgfältig und umständlich beschrieben, und beweisen, daß Harriot Ferngläser hatte, die 10, 20 und 30 mal vergrößerten. Unstreitig sind dieses die ältesten Beobachtungen, die man von diesen Flecken aufgezeichnet hat, da Scheiners erst vom October 1611, und Galilei's vom 2. Jun. 1612 anfangen, Fabricius aber blos meldet, er habe seit dem Anfang von 1611 die Umwälzung der Flecken angemerkt. Harriot muß also die Entdeckung, wo nicht vor dem Fabricius, doch wenigstens zu gleicher Zeit mit ihm, gemacht haben.

Galilei sagt in einem vom 4ten May 1612 datirten Briefe (Istoria e dimostrazioni etc. p. 11.), er habe die Flecken schon vor 18 Monaten beobachtet, welches denn die Epoche seiner Entdeckung auf den November 1610. zurücksetzen würde. Sollte es auch hiemit seine Richtigkeit haben, so konnten doch damals weder Fabricius, noch Harriot, etwas von Galilei Entdeckung wissen. Harriot gedenkt auch in seinen Handschriften des Galilei nicht, sondern führt als Veranlassung seiner Sonnenbeobachtungen den Joseph a Costa (Natural and Moral history of the West Indias L. 1. c. 2.) an, welcher erzähle, man sehe in Peru Flecken in der Sonne. Herr von Zach setzt noch hinzu, Harriot habe


Sonnenflecken.

Zuſ. zu dieſem Art. Th. IV S. 82—98.

Zu S. 83. Nach demjenigen, was Herr von Zach (in Bodens aſtronomiſchem Jahrbuch fuͤr 1788. S. 152 u. f.) aus den in England aufgefundenen Manuſcripten des. Thomas Harriot beybringt, duͤrfte dieſer beruͤhmte engliſche Mathematiker die Ehre der Entdeckung der Sonnenflecken dem Johann Fabricius ſtreitig machen. Wenn Fabricius den erſten Flecken in der Sonne geſehen habe, iſt ungewiß, und man kan nur durch Schluͤſſe vermuthen, daß es gegen das Ende des Jahres 1610 geſchehen ſey, ſ. den Art. S. 84.

Herr von Zach fand in Harriots Handſchriften eine Reihe Beobachtungen von Sonnenflecken, welche vom 8. Dec. 1610 bis zum 18. Jan. 1613 ununterbrochen fortgeht. Sie ſind ſehr ſorgfaͤltig und umſtaͤndlich beſchrieben, und beweiſen, daß Harriot Fernglaͤſer hatte, die 10, 20 und 30 mal vergroͤßerten. Unſtreitig ſind dieſes die aͤlteſten Beobachtungen, die man von dieſen Flecken aufgezeichnet hat, da Scheiners erſt vom October 1611, und Galilei's vom 2. Jun. 1612 anfangen, Fabricius aber blos meldet, er habe ſeit dem Anfang von 1611 die Umwaͤlzung der Flecken angemerkt. Harriot muß alſo die Entdeckung, wo nicht vor dem Fabricius, doch wenigſtens zu gleicher Zeit mit ihm, gemacht haben.

Galilei ſagt in einem vom 4ten May 1612 datirten Briefe (Iſtoria e dimoſtrazioni etc. p. 11.), er habe die Flecken ſchon vor 18 Monaten beobachtet, welches denn die Epoche ſeiner Entdeckung auf den November 1610. zuruͤckſetzen wuͤrde. Sollte es auch hiemit ſeine Richtigkeit haben, ſo konnten doch damals weder Fabricius, noch Harriot, etwas von Galilei Entdeckung wiſſen. Harriot gedenkt auch in ſeinen Handſchriften des Galilei nicht, ſondern fuͤhrt als Veranlaſſung ſeiner Sonnenbeobachtungen den Joſeph a Coſta (Natural and Moral hiſtory of the Weſt Indias L. 1. c. 2.) an, welcher erzaͤhle, man ſehe in Peru Flecken in der Sonne. Herr von Zach ſetzt noch hinzu, Harriot habe

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[849/0861] Sonnenflecken. Zuſ. zu dieſem Art. Th. IV S. 82—98. Zu S. 83. Nach demjenigen, was Herr von Zach (in Bodens aſtronomiſchem Jahrbuch fuͤr 1788. S. 152 u. f.) aus den in England aufgefundenen Manuſcripten des. Thomas Harriot beybringt, duͤrfte dieſer beruͤhmte engliſche Mathematiker die Ehre der Entdeckung der Sonnenflecken dem Johann Fabricius ſtreitig machen. Wenn Fabricius den erſten Flecken in der Sonne geſehen habe, iſt ungewiß, und man kan nur durch Schluͤſſe vermuthen, daß es gegen das Ende des Jahres 1610 geſchehen ſey, ſ. den Art. S. 84. Herr von Zach fand in Harriots Handſchriften eine Reihe Beobachtungen von Sonnenflecken, welche vom 8. Dec. 1610 bis zum 18. Jan. 1613 ununterbrochen fortgeht. Sie ſind ſehr ſorgfaͤltig und umſtaͤndlich beſchrieben, und beweiſen, daß Harriot Fernglaͤſer hatte, die 10, 20 und 30 mal vergroͤßerten. Unſtreitig ſind dieſes die aͤlteſten Beobachtungen, die man von dieſen Flecken aufgezeichnet hat, da Scheiners erſt vom October 1611, und Galilei's vom 2. Jun. 1612 anfangen, Fabricius aber blos meldet, er habe ſeit dem Anfang von 1611 die Umwaͤlzung der Flecken angemerkt. Harriot muß alſo die Entdeckung, wo nicht vor dem Fabricius, doch wenigſtens zu gleicher Zeit mit ihm, gemacht haben. Galilei ſagt in einem vom 4ten May 1612 datirten Briefe (Iſtoria e dimoſtrazioni etc. p. 11.), er habe die Flecken ſchon vor 18 Monaten beobachtet, welches denn die Epoche ſeiner Entdeckung auf den November 1610. zuruͤckſetzen wuͤrde. Sollte es auch hiemit ſeine Richtigkeit haben, ſo konnten doch damals weder Fabricius, noch Harriot, etwas von Galilei Entdeckung wiſſen. Harriot gedenkt auch in ſeinen Handſchriften des Galilei nicht, ſondern fuͤhrt als Veranlaſſung ſeiner Sonnenbeobachtungen den Joſeph a Coſta (Natural and Moral hiſtory of the Weſt Indias L. 1. c. 2.) an, welcher erzaͤhle, man ſehe in Peru Flecken in der Sonne. Herr von Zach ſetzt noch hinzu, Harriot habe

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 849. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/861>, abgerufen am 22.11.2024.