Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.Sieden. Zusatz zu diesem Artikel Th. IV. S. 43--57. Zu S. 50 u. f. Die Beobachtungen, auf welche Herr de Luc seine hier angegebnen Regeln und Formeln gründet, sind unter dem natürlichen Drucke des Luftkreises angestellt, und die Barometerhöhen, welche dabey statt fanden, erstrecken sich nur von 28 1/2 Zoll bis 19 Zoll 7 Lin. Daher wird es sehr zweifelhaft, ob man die hieraus gefundenen Bestimmungen als allgemeine Gesetze betrachten dürfe, welche auch für niedrigere und höhere Barometerstände, oder für die Fälle eines ansehnlich verminderten und verstärkten Drucks auf die Oberfläche des Wassers gelten, oder ob man ihre Gültigkeit blos in die Grenzen einzuschränken habe, in welche die Beobachtungen eingeschlossen sind. Herr Gren wünschte in dieser Absicht Erfahrungen über die Grade des Siedpunkts bey niedrigern Barometerständen, oder geringerm Drucke, als sie Herr de Luc hat, zu erhalten. Zwar hatte Herr Achard (Ueber das Verhältniß zwischen dem Drucke der Luft auf die Oberfläche der Flüßigkeiten und dem Grade der Wärme, den sie beym Kochen erhalten, in s. Samml. physik. chem. Abhandl. B. I. Berlin, 1784. 8. S. 213 u. f.) Versuche dieser Art unter der Glocke der Luftpumpe angestellt; dabey aber auf den Druck der äussern Luft gegen die Quecksilbersäule seines Elaterometers Achtung zu geben, und den jedesmaligen Barometerstand beym Versuche zu bemerken, gänzlich vergessen. Daher konnten die Resultate seiner Erfahrungen zu Bestimmung der absoluten Elasticität ganz und gar nicht gebraucht werden; auch hat ihn dieses Versehen zu der ganz irrigen Folgerung verleitet, daß der Grad der Siedhitze des Wassers im directen Verhältnisse der Verdichtung (oder der absoluten Elasticität) der Luft stehe. Herr Gren entschloß sich daher, eigne Versuche anzustellen (s. Neues Journal der Physik, I. B. 2tes Heft, S. 84 u. f). Er setzte unter eine geräumige Glocke auf den Teller der Luftpumpe eine 10 Zoll lange, heberförmige Barometerprobe, deren Scale in pariser Zolle und Linien Sieden. Zuſatz zu dieſem Artikel Th. IV. S. 43—57. Zu S. 50 u. f. Die Beobachtungen, auf welche Herr de Luc ſeine hier angegebnen Regeln und Formeln gruͤndet, ſind unter dem natuͤrlichen Drucke des Luftkreiſes angeſtellt, und die Barometerhoͤhen, welche dabey ſtatt fanden, erſtrecken ſich nur von 28 1/2 Zoll bis 19 Zoll 7 Lin. Daher wird es ſehr zweifelhaft, ob man die hieraus gefundenen Beſtimmungen als allgemeine Geſetze betrachten duͤrfe, welche auch fuͤr niedrigere und hoͤhere Barometerſtaͤnde, oder fuͤr die Faͤlle eines anſehnlich verminderten und verſtaͤrkten Drucks auf die Oberflaͤche des Waſſers gelten, oder ob man ihre Guͤltigkeit blos in die Grenzen einzuſchraͤnken habe, in welche die Beobachtungen eingeſchloſſen ſind. Herr Gren wuͤnſchte in dieſer Abſicht Erfahrungen uͤber die Grade des Siedpunkts bey niedrigern Barometerſtaͤnden, oder geringerm Drucke, als ſie Herr de Luc hat, zu erhalten. Zwar hatte Herr Achard (Ueber das Verhaͤltniß zwiſchen dem Drucke der Luft auf die Oberflaͤche der Fluͤßigkeiten und dem Grade der Waͤrme, den ſie beym Kochen erhalten, in ſ. Samml. phyſik. chem. Abhandl. B. I. Berlin, 1784. 8. S. 213 u. f.) Verſuche dieſer Art unter der Glocke der Luftpumpe angeſtellt; dabey aber auf den Druck der aͤuſſern Luft gegen die Queckſilberſaͤule ſeines Elaterometers Achtung zu geben, und den jedesmaligen Barometerſtand beym Verſuche zu bemerken, gaͤnzlich vergeſſen. Daher konnten die Reſultate ſeiner Erfahrungen zu Beſtimmung der abſoluten Elaſticitaͤt ganz und gar nicht gebraucht werden; auch hat ihn dieſes Verſehen zu der ganz irrigen Folgerung verleitet, daß der Grad der Siedhitze des Waſſers im directen Verhaͤltniſſe der Verdichtung (oder der abſoluten Elaſticitaͤt) der Luft ſtehe. Herr Gren entſchloß ſich daher, eigne Verſuche anzuſtellen (ſ. Neues Journal der Phyſik, I. B. 2tes Heft, S. 84 u. f). Er ſetzte unter eine geraͤumige Glocke auf den Teller der Luftpumpe eine 10 Zoll lange, heberfoͤrmige Barometerprobe, deren Scale in pariſer Zolle und Linien <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0853" xml:id="P.5.841" n="841"/><lb/> </p> </div> <div n="2"> <head>Sieden.</head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Zuſatz zu dieſem Artikel Th. <hi rendition="#aq">IV.</hi> S. 43—57.</hi> </p> <p><hi rendition="#b">Zu S.</hi> 50 u. f. Die Beobachtungen, auf welche Herr <hi rendition="#b">de Luc</hi> ſeine hier angegebnen Regeln und Formeln gruͤndet, ſind unter dem natuͤrlichen Drucke des Luftkreiſes angeſtellt, und die Barometerhoͤhen, welche dabey ſtatt fanden, erſtrecken ſich nur von 28 1/2 Zoll bis 19 Zoll 7 Lin. Daher wird es ſehr zweifelhaft, ob man die hieraus gefundenen Beſtimmungen als allgemeine Geſetze betrachten duͤrfe, welche auch fuͤr niedrigere und hoͤhere Barometerſtaͤnde, oder fuͤr die Faͤlle eines anſehnlich verminderten und verſtaͤrkten Drucks auf die Oberflaͤche des Waſſers gelten, oder ob man ihre Guͤltigkeit blos in die Grenzen einzuſchraͤnken habe, in welche die Beobachtungen eingeſchloſſen ſind.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">Gren</hi> wuͤnſchte in dieſer Abſicht Erfahrungen uͤber die Grade des Siedpunkts bey niedrigern Barometerſtaͤnden, oder geringerm Drucke, als ſie Herr <hi rendition="#b">de Luc</hi> hat, zu erhalten. Zwar hatte Herr <hi rendition="#b">Achard</hi> (Ueber das Verhaͤltniß zwiſchen dem Drucke der Luft auf die Oberflaͤche der Fluͤßigkeiten und dem Grade der Waͤrme, den ſie beym Kochen erhalten, in ſ. Samml. phyſik. chem. Abhandl. B. <hi rendition="#aq">I.</hi> Berlin, 1784. 8. S. 213 u. f.) Verſuche dieſer Art unter der Glocke der Luftpumpe angeſtellt; dabey aber auf den Druck der aͤuſſern Luft gegen die Queckſilberſaͤule ſeines Elaterometers Achtung zu geben, und den jedesmaligen Barometerſtand beym Verſuche zu bemerken, gaͤnzlich vergeſſen. Daher konnten die Reſultate ſeiner Erfahrungen zu Beſtimmung der abſoluten Elaſticitaͤt ganz und gar nicht gebraucht werden; auch hat ihn dieſes Verſehen zu der ganz irrigen Folgerung verleitet, daß der Grad der Siedhitze des Waſſers im directen Verhaͤltniſſe der Verdichtung (oder der abſoluten Elaſticitaͤt) der Luft ſtehe.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">Gren</hi> entſchloß ſich daher, eigne Verſuche anzuſtellen (ſ. Neues Journal der Phyſik, <hi rendition="#aq">I.</hi> B. 2tes Heft, S. 84 u. f). Er ſetzte unter eine geraͤumige Glocke auf den Teller der Luftpumpe eine 10 Zoll lange, heberfoͤrmige Barometerprobe, deren Scale in pariſer Zolle und Linien<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [841/0853]
Sieden.
Zuſatz zu dieſem Artikel Th. IV. S. 43—57.
Zu S. 50 u. f. Die Beobachtungen, auf welche Herr de Luc ſeine hier angegebnen Regeln und Formeln gruͤndet, ſind unter dem natuͤrlichen Drucke des Luftkreiſes angeſtellt, und die Barometerhoͤhen, welche dabey ſtatt fanden, erſtrecken ſich nur von 28 1/2 Zoll bis 19 Zoll 7 Lin. Daher wird es ſehr zweifelhaft, ob man die hieraus gefundenen Beſtimmungen als allgemeine Geſetze betrachten duͤrfe, welche auch fuͤr niedrigere und hoͤhere Barometerſtaͤnde, oder fuͤr die Faͤlle eines anſehnlich verminderten und verſtaͤrkten Drucks auf die Oberflaͤche des Waſſers gelten, oder ob man ihre Guͤltigkeit blos in die Grenzen einzuſchraͤnken habe, in welche die Beobachtungen eingeſchloſſen ſind.
Herr Gren wuͤnſchte in dieſer Abſicht Erfahrungen uͤber die Grade des Siedpunkts bey niedrigern Barometerſtaͤnden, oder geringerm Drucke, als ſie Herr de Luc hat, zu erhalten. Zwar hatte Herr Achard (Ueber das Verhaͤltniß zwiſchen dem Drucke der Luft auf die Oberflaͤche der Fluͤßigkeiten und dem Grade der Waͤrme, den ſie beym Kochen erhalten, in ſ. Samml. phyſik. chem. Abhandl. B. I. Berlin, 1784. 8. S. 213 u. f.) Verſuche dieſer Art unter der Glocke der Luftpumpe angeſtellt; dabey aber auf den Druck der aͤuſſern Luft gegen die Queckſilberſaͤule ſeines Elaterometers Achtung zu geben, und den jedesmaligen Barometerſtand beym Verſuche zu bemerken, gaͤnzlich vergeſſen. Daher konnten die Reſultate ſeiner Erfahrungen zu Beſtimmung der abſoluten Elaſticitaͤt ganz und gar nicht gebraucht werden; auch hat ihn dieſes Verſehen zu der ganz irrigen Folgerung verleitet, daß der Grad der Siedhitze des Waſſers im directen Verhaͤltniſſe der Verdichtung (oder der abſoluten Elaſticitaͤt) der Luft ſtehe.
Herr Gren entſchloß ſich daher, eigne Verſuche anzuſtellen (ſ. Neues Journal der Phyſik, I. B. 2tes Heft, S. 84 u. f). Er ſetzte unter eine geraͤumige Glocke auf den Teller der Luftpumpe eine 10 Zoll lange, heberfoͤrmige Barometerprobe, deren Scale in pariſer Zolle und Linien
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |