eben so hell bliebe. So wird der schwache Schein eines Lichts in einer dunkeln Nacht sehr weit gesehen, und wir sehen des Nachts die Sterne, die das Licht des Tages unsichtbar macht, oder im dunkeln Zimmer die Sonnenstäubchen, welche verschwinden, wenn das ganze Zimmer von der Sonne erleuchtet wird.
Ueberdieses wird die Stärke des Sehens durch fremdartige Theile, welche in der Luft schweben, und durch die Dünste in derselben eingeschränkt, indem diese das Licht auffangen. Daher scheinen die Himmelskörper am Horizont mit schwächerm Lichte, weil sie ganz durch den Theil der Atmosphäre gesehen werden, der gleich über der Erde liegt. Entfernte Hügel und Anhöhen, die an einem heitern Morgen sichtbar sind, verschwinden, wenn bey vorrückendem Tage mehr Dünste aufsteigen. Vorzüglich wird die Dentlichkeit des Sehens durch die wellenförmige Bewegung der Dünste geschwächt, welche den Gegenständen eine gleiche zitternde Bewegung giebt, und durch das Fernrohr noch merklicher wird.
Ein anderer Umstand, von dem die Weite des Sehens abhängt, ist die Größe der Gegenstände im Vergleich mit ihrer Entfernung. Sind die Gegenstände nicht leuchtende Körper, so muß ihr Bild auf der Netzhaut, um merklich zu werden, eine gewisse Größe haben, s. Sehewinkel, Th. IV. S. 31 u. f. Einfache Gegenstände auf einem Grunde von anderer Farbe, lassen sich unter einem weit kleinern Winkel erkennen, als die Theile eines zusammengesetzten Objects. Das meiste kömmt hiebey auf den Grad der Helligkeit an; aus Mangel an hinreichendem Licht sind oft mehrere an einander grenzende Gegenstände bey einem ziemlich großen Sehewinkel (z. B. von 4 Minuten) kaum von einander zu unterscheiden. Wenn gleich ein Gegenstand nach der einen Richtung zu klein ist, um gesehen zu werden, so kan er doch ins Auge fallen, wenn er sich gleich nach einer andern Richtung merklich ausdehnt. So sieht man eine lange dünne Stange noch in einer Entfernung, in der man ein Viereck von gleicher Breite nicht mehr sieht. Aus diesem Grunde läßt sich auch ein kleiner Gegenstand eher erkennen,
eben ſo hell bliebe. So wird der ſchwache Schein eines Lichts in einer dunkeln Nacht ſehr weit geſehen, und wir ſehen des Nachts die Sterne, die das Licht des Tages unſichtbar macht, oder im dunkeln Zimmer die Sonnenſtaͤubchen, welche verſchwinden, wenn das ganze Zimmer von der Sonne erleuchtet wird.
Ueberdieſes wird die Staͤrke des Sehens durch fremdartige Theile, welche in der Luft ſchweben, und durch die Duͤnſte in derſelben eingeſchraͤnkt, indem dieſe das Licht auffangen. Daher ſcheinen die Himmelskoͤrper am Horizont mit ſchwaͤcherm Lichte, weil ſie ganz durch den Theil der Atmoſphaͤre geſehen werden, der gleich uͤber der Erde liegt. Entfernte Huͤgel und Anhoͤhen, die an einem heitern Morgen ſichtbar ſind, verſchwinden, wenn bey vorruͤckendem Tage mehr Duͤnſte aufſteigen. Vorzuͤglich wird die Dentlichkeit des Sehens durch die wellenfoͤrmige Bewegung der Duͤnſte geſchwaͤcht, welche den Gegenſtaͤnden eine gleiche zitternde Bewegung giebt, und durch das Fernrohr noch merklicher wird.
Ein anderer Umſtand, von dem die Weite des Sehens abhaͤngt, iſt die Groͤße der Gegenſtaͤnde im Vergleich mit ihrer Entfernung. Sind die Gegenſtaͤnde nicht leuchtende Koͤrper, ſo muß ihr Bild auf der Netzhaut, um merklich zu werden, eine gewiſſe Groͤße haben, ſ. Sehewinkel, Th. IV. S. 31 u. f. Einfache Gegenſtaͤnde auf einem Grunde von anderer Farbe, laſſen ſich unter einem weit kleinern Winkel erkennen, als die Theile eines zuſammengeſetzten Objects. Das meiſte koͤmmt hiebey auf den Grad der Helligkeit an; aus Mangel an hinreichendem Licht ſind oft mehrere an einander grenzende Gegenſtaͤnde bey einem ziemlich großen Sehewinkel (z. B. von 4 Minuten) kaum von einander zu unterſcheiden. Wenn gleich ein Gegenſtand nach der einen Richtung zu klein iſt, um geſehen zu werden, ſo kan er doch ins Auge fallen, wenn er ſich gleich nach einer andern Richtung merklich ausdehnt. So ſieht man eine lange duͤnne Stange noch in einer Entfernung, in der man ein Viereck von gleicher Breite nicht mehr ſieht. Aus dieſem Grunde laͤßt ſich auch ein kleiner Gegenſtand eher erkennen,
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eben ſo hell bliebe. So wird der ſchwache Schein eines Lichts in einer dunkeln Nacht ſehr weit geſehen, und wir ſehen des Nachts die Sterne, die das Licht des Tages unſichtbar macht, oder im dunkeln Zimmer die Sonnenſtaͤubchen, welche verſchwinden, wenn das ganze Zimmer von der Sonne erleuchtet wird.</p><p>Ueberdieſes wird die Staͤrke des Sehens durch fremdartige Theile, welche in der Luft ſchweben, und durch die Duͤnſte in derſelben eingeſchraͤnkt, indem dieſe das Licht auffangen. Daher ſcheinen die Himmelskoͤrper am Horizont mit ſchwaͤcherm Lichte, weil ſie ganz durch den Theil der Atmoſphaͤre geſehen werden, der gleich uͤber der Erde liegt. Entfernte Huͤgel und Anhoͤhen, die an einem heitern Morgen ſichtbar ſind, verſchwinden, wenn bey vorruͤckendem Tage mehr Duͤnſte aufſteigen. Vorzuͤglich wird die Dentlichkeit des Sehens durch die wellenfoͤrmige Bewegung der Duͤnſte geſchwaͤcht, welche den Gegenſtaͤnden eine gleiche zitternde Bewegung giebt, und durch das Fernrohr noch merklicher wird.</p><p>Ein anderer Umſtand, von dem die Weite des Sehens abhaͤngt, iſt die Groͤße der Gegenſtaͤnde im Vergleich mit ihrer Entfernung. Sind die Gegenſtaͤnde nicht leuchtende Koͤrper, ſo muß ihr Bild auf der Netzhaut, um merklich zu werden, eine gewiſſe Groͤße haben, ſ. <hirendition="#b">Sehewinkel,</hi> Th. <hirendition="#aq">IV.</hi> S. 31 u. f. Einfache Gegenſtaͤnde auf einem Grunde von anderer Farbe, laſſen ſich unter einem weit kleinern Winkel erkennen, als die Theile eines zuſammengeſetzten Objects. Das meiſte koͤmmt hiebey auf den Grad der Helligkeit an; aus Mangel an hinreichendem Licht ſind oft mehrere an einander grenzende Gegenſtaͤnde bey einem ziemlich großen Sehewinkel (z. B. von 4 Minuten) kaum von einander zu unterſcheiden. Wenn gleich ein Gegenſtand nach der einen Richtung zu klein iſt, um geſehen zu werden, ſo kan er doch ins Auge fallen, wenn er ſich gleich nach einer andern Richtung merklich ausdehnt. So ſieht man eine lange duͤnne Stange noch in einer Entfernung, in der man ein Viereck von gleicher Breite nicht mehr ſieht. Aus dieſem Grunde laͤßt ſich auch ein kleiner Gegenſtand eher erkennen,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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eben ſo hell bliebe. So wird der ſchwache Schein eines Lichts in einer dunkeln Nacht ſehr weit geſehen, und wir ſehen des Nachts die Sterne, die das Licht des Tages unſichtbar macht, oder im dunkeln Zimmer die Sonnenſtaͤubchen, welche verſchwinden, wenn das ganze Zimmer von der Sonne erleuchtet wird.
Ueberdieſes wird die Staͤrke des Sehens durch fremdartige Theile, welche in der Luft ſchweben, und durch die Duͤnſte in derſelben eingeſchraͤnkt, indem dieſe das Licht auffangen. Daher ſcheinen die Himmelskoͤrper am Horizont mit ſchwaͤcherm Lichte, weil ſie ganz durch den Theil der Atmoſphaͤre geſehen werden, der gleich uͤber der Erde liegt. Entfernte Huͤgel und Anhoͤhen, die an einem heitern Morgen ſichtbar ſind, verſchwinden, wenn bey vorruͤckendem Tage mehr Duͤnſte aufſteigen. Vorzuͤglich wird die Dentlichkeit des Sehens durch die wellenfoͤrmige Bewegung der Duͤnſte geſchwaͤcht, welche den Gegenſtaͤnden eine gleiche zitternde Bewegung giebt, und durch das Fernrohr noch merklicher wird.
Ein anderer Umſtand, von dem die Weite des Sehens abhaͤngt, iſt die Groͤße der Gegenſtaͤnde im Vergleich mit ihrer Entfernung. Sind die Gegenſtaͤnde nicht leuchtende Koͤrper, ſo muß ihr Bild auf der Netzhaut, um merklich zu werden, eine gewiſſe Groͤße haben, ſ. Sehewinkel, Th. IV. S. 31 u. f. Einfache Gegenſtaͤnde auf einem Grunde von anderer Farbe, laſſen ſich unter einem weit kleinern Winkel erkennen, als die Theile eines zuſammengeſetzten Objects. Das meiſte koͤmmt hiebey auf den Grad der Helligkeit an; aus Mangel an hinreichendem Licht ſind oft mehrere an einander grenzende Gegenſtaͤnde bey einem ziemlich großen Sehewinkel (z. B. von 4 Minuten) kaum von einander zu unterſcheiden. Wenn gleich ein Gegenſtand nach der einen Richtung zu klein iſt, um geſehen zu werden, ſo kan er doch ins Auge fallen, wenn er ſich gleich nach einer andern Richtung merklich ausdehnt. So ſieht man eine lange duͤnne Stange noch in einer Entfernung, in der man ein Viereck von gleicher Breite nicht mehr ſieht. Aus dieſem Grunde laͤßt ſich auch ein kleiner Gegenſtand eher erkennen,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 838. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/850>, abgerufen am 22.11.2024.
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