Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.Eben diese Wirkung des elektrischen Schlags bemerkte Hr. van Marum auch bey den Pflanzen (s. Brief des Hrn. v. M. an Hrn. Ingenhouß in Grens Journ. der Phys. B. VI. S. 368.). Eine ganz schwache Ladung durch einen Zweig der Euphorbia Lathyris L. geführt, vernichtete alle Zusammenziehung der Gefäße dergestalt, daß man hernach nicht das geringste mehr von dem Milchsafte ausfließen sahe, den diese Pflanze sonst, wenn sie verwundet wird, so häufig von sich giebt. Verkalkungen und Wiederherstellungen der Metalle hat man durch elektrische Schläge starker Batterien häufig bewirkt. Im ersten Falle ist eben die Verminderung der reinen Luft, und im letztern eben die Erzeugung von Luftarten bemerkt worden, welche bey der Behandlung dieser Körper durch das Feuer statt findet. Zuweilen, z. B. im luftleeren Raume, oder in Luftarten, die die Verkalkung nicht befördern, auch nicht selten in gemeiner Luft, wurden die Metalle in einen Dunst oder impalpabeln Staub verwandelt, ohne sich zu verkalken. In allen Luftarten, selbst der reinen, ist dieses beständig der Fall bey dem Golde, dem Silber und der Platina gewesen, obgleich der Staub des ersten purpurroth, der des zweyten dunkelgrün oder olivenfarbig, und der der dritten lichtbraun aussah. Verschluckung von Lebensluft ward bey diesen Entfärbungen nicht wahrgenommen; es war also keine Verkalkung in der gewöhnlichen Bedeutung des Worts, keine Säurung nach dem System der Antiphlogistiker. Macquer hatte eine solche Zertrennung des Silbers nach einer zwanzigmaligen Schmelzung desselben im heftigsten Feuer, oder im Brennpunkte eines großen Brennglases, bewirkt. Der elektrische Schlag bringt sie in einem Augenblicke zu Stande. Hr. van Marum will auch Metalle in nitröser Luft, ja sogar in inflammabler verkalkt haben; man hat sich aber bey diesen äußerst feinen Versuchen für übereilten Folgerungen zu hüten. Fast scheint es, daß bey den Processen der Verkalkung und Reduction der Metalle Feuer und Elektricität immer zusammen wirken. Diese von Hrn. Lichtenberg entlehnten Bemerkungen werden hinreichend erweisen, daß man Ursache habe, das Eben dieſe Wirkung des elektriſchen Schlags bemerkte Hr. van Marum auch bey den Pflanzen (ſ. Brief des Hrn. v. M. an Hrn. Ingenhouß in Grens Journ. der Phyſ. B. VI. S. 368.). Eine ganz ſchwache Ladung durch einen Zweig der Euphorbia Lathyris L. gefuͤhrt, vernichtete alle Zuſammenziehung der Gefaͤße dergeſtalt, daß man hernach nicht das geringſte mehr von dem Milchſafte ausfließen ſahe, den dieſe Pflanze ſonſt, wenn ſie verwundet wird, ſo haͤufig von ſich giebt. Verkalkungen und Wiederherſtellungen der Metalle hat man durch elektriſche Schlaͤge ſtarker Batterien haͤufig bewirkt. Im erſten Falle iſt eben die Verminderung der reinen Luft, und im letztern eben die Erzeugung von Luftarten bemerkt worden, welche bey der Behandlung dieſer Koͤrper durch das Feuer ſtatt findet. Zuweilen, z. B. im luftleeren Raume, oder in Luftarten, die die Verkalkung nicht befoͤrdern, auch nicht ſelten in gemeiner Luft, wurden die Metalle in einen Dunſt oder impalpabeln Staub verwandelt, ohne ſich zu verkalken. In allen Luftarten, ſelbſt der reinen, iſt dieſes beſtaͤndig der Fall bey dem Golde, dem Silber und der Platina geweſen, obgleich der Staub des erſten purpurroth, der des zweyten dunkelgruͤn oder olivenfarbig, und der der dritten lichtbraun ausſah. Verſchluckung von Lebensluft ward bey dieſen Entfaͤrbungen nicht wahrgenommen; es war alſo keine Verkalkung in der gewoͤhnlichen Bedeutung des Worts, keine Saͤurung nach dem Syſtem der Antiphlogiſtiker. Macquer hatte eine ſolche Zertrennung des Silbers nach einer zwanzigmaligen Schmelzung deſſelben im heftigſten Feuer, oder im Brennpunkte eines großen Brennglaſes, bewirkt. Der elektriſche Schlag bringt ſie in einem Augenblicke zu Stande. Hr. van Marum will auch Metalle in nitroͤſer Luft, ja ſogar in inflammabler verkalkt haben; man hat ſich aber bey dieſen aͤußerſt feinen Verſuchen fuͤr uͤbereilten Folgerungen zu huͤten. Faſt ſcheint es, daß bey den Proceſſen der Verkalkung und Reduction der Metalle Feuer und Elektricitaͤt immer zuſammen wirken. Dieſe von Hrn. Lichtenberg entlehnten Bemerkungen werden hinreichend erweiſen, daß man Urſache habe, das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0834" xml:id="P.5.822" n="822"/><lb/> </p> <p>Eben dieſe Wirkung des elektriſchen Schlags bemerkte Hr. <hi rendition="#b">van Marum</hi> auch bey den Pflanzen (ſ. Brief des Hrn. v. 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In allen Luftarten, ſelbſt der reinen, iſt dieſes beſtaͤndig der Fall bey dem Golde, dem Silber und der Platina geweſen, obgleich der Staub des erſten purpurroth, der des zweyten dunkelgruͤn oder olivenfarbig, und der der dritten lichtbraun ausſah. Verſchluckung von Lebensluft ward bey dieſen Entfaͤrbungen nicht wahrgenommen; es war alſo keine Verkalkung in der gewoͤhnlichen Bedeutung des Worts, keine Saͤurung nach dem Syſtem der Antiphlogiſtiker. <hi rendition="#b">Macquer</hi> hatte eine ſolche Zertrennung des Silbers nach einer zwanzigmaligen Schmelzung deſſelben im heftigſten Feuer, oder im Brennpunkte eines großen Brennglaſes, bewirkt. Der elektriſche Schlag bringt ſie in einem Augenblicke zu Stande. Hr. <hi rendition="#b">van Marum</hi> will auch Metalle in nitroͤſer Luft, ja ſogar in inflammabler verkalkt haben; man hat ſich aber bey dieſen aͤußerſt feinen Verſuchen fuͤr uͤbereilten Folgerungen zu huͤten. 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Eben dieſe Wirkung des elektriſchen Schlags bemerkte Hr. van Marum auch bey den Pflanzen (ſ. Brief des Hrn. v. M. an Hrn. Ingenhouß in Grens Journ. der Phyſ. B. VI. S. 368.). Eine ganz ſchwache Ladung durch einen Zweig der Euphorbia Lathyris L. gefuͤhrt, vernichtete alle Zuſammenziehung der Gefaͤße dergeſtalt, daß man hernach nicht das geringſte mehr von dem Milchſafte ausfließen ſahe, den dieſe Pflanze ſonſt, wenn ſie verwundet wird, ſo haͤufig von ſich giebt.
Verkalkungen und Wiederherſtellungen der Metalle hat man durch elektriſche Schlaͤge ſtarker Batterien haͤufig bewirkt. Im erſten Falle iſt eben die Verminderung der reinen Luft, und im letztern eben die Erzeugung von Luftarten bemerkt worden, welche bey der Behandlung dieſer Koͤrper durch das Feuer ſtatt findet. Zuweilen, z. B. im luftleeren Raume, oder in Luftarten, die die Verkalkung nicht befoͤrdern, auch nicht ſelten in gemeiner Luft, wurden die Metalle in einen Dunſt oder impalpabeln Staub verwandelt, ohne ſich zu verkalken. In allen Luftarten, ſelbſt der reinen, iſt dieſes beſtaͤndig der Fall bey dem Golde, dem Silber und der Platina geweſen, obgleich der Staub des erſten purpurroth, der des zweyten dunkelgruͤn oder olivenfarbig, und der der dritten lichtbraun ausſah. Verſchluckung von Lebensluft ward bey dieſen Entfaͤrbungen nicht wahrgenommen; es war alſo keine Verkalkung in der gewoͤhnlichen Bedeutung des Worts, keine Saͤurung nach dem Syſtem der Antiphlogiſtiker. Macquer hatte eine ſolche Zertrennung des Silbers nach einer zwanzigmaligen Schmelzung deſſelben im heftigſten Feuer, oder im Brennpunkte eines großen Brennglaſes, bewirkt. Der elektriſche Schlag bringt ſie in einem Augenblicke zu Stande. Hr. van Marum will auch Metalle in nitroͤſer Luft, ja ſogar in inflammabler verkalkt haben; man hat ſich aber bey dieſen aͤußerſt feinen Verſuchen fuͤr uͤbereilten Folgerungen zu huͤten. Faſt ſcheint es, daß bey den Proceſſen der Verkalkung und Reduction der Metalle Feuer und Elektricitaͤt immer zuſammen wirken.
Dieſe von Hrn. Lichtenberg entlehnten Bemerkungen werden hinreichend erweiſen, daß man Urſache habe, das
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