dem Wasser, welches beym Athemholen entstehen soll. Man erfordert zur Wassererzeugung aus Hydrogen und Oxygen die Entzündung, und nicht blos die Temperatur des thierischen Körpers. Freylich können die Antiphlogistiker hierauf antworten, die Entzündungstemperatur sey nur bey den gewöhnlichen Versuchen nöthig, wo die Stoffe als feste Körper oder in Luftgestalt mit einander verbunden werden: dahingegen der Kohlenstoff und Wasserstoff des Bluts in eine ganz andern Form, als die Kohle und die brennbare Luft bey den gewöhnlichen Versuchen, erscheinen, und daher vielleicht in weit niedrigern Temperaturen das Oxygen schon anziehen können.
Ferner läugnet Herr Gren, daß die Respiration die Quelle der thierischen Wärme sey, und sieht vielmehr die Lungen als das hauptsächlichste Werkzeug zur Ausscheidung der freyen Wärme aus dem Blute, und folglich zur Abkühlung des Körpers, an. Alle die Thatsachen, wodurch man beweisen will, das Athmen sey die Quelle der thierischen Wärme (s. den Art. Athmen, Th. I. S. 152.), sind nicht zwingende Demonstrationen, sondern dieser Meinung nur angepaßt. Man kan eben so gut umgekehrt behaupten, je größer die Wärme des Körpers sey, desto mehr müsse die Lunge arbeiten, um das Blut abzukühlen. Man kan sagen, die Vögel haben große Lungen, weil ihr Körper mit einem schiechten Leiter der Wärme, den Federn, umgeben ist, und die Abführung der überflüßigen Wärme fast ganz allein durch ihre Lungen geschehen muß. Die Hunde athmen schnell und heftig, wenn sie erhitzt sind, oder in heißer Luft leben. Man kan sagen, sie finden in dem häufigen und schnellen Athmen ihre Abkühlung. Was würde daraus entstehen, wenn sie dadurch verhältnißmäßig ihrem Körper noch mehr Hitze zuführten? Und so können alle diese Thatsachen, die man für den Ursprung der Wärme aus dem Athmen anführt, eben sowohl als Beweise der Abkühlung des Bluts durch die Respiration ausgelegt werden.
Durch das Athmen werden nach Herrn Gren vielmehr Feuchtigkeit und Stoff der Luftsäure (Kohlenstoff) aus dem Körper geführt. Von diesem letztern nimmt Hr. G. an, er
dem Waſſer, welches beym Athemholen entſtehen ſoll. Man erfordert zur Waſſererzeugung aus Hydrogen und Oxygen die Entzuͤndung, und nicht blos die Temperatur des thieriſchen Koͤrpers. Freylich koͤnnen die Antiphlogiſtiker hierauf antworten, die Entzuͤndungstemperatur ſey nur bey den gewoͤhnlichen Verſuchen noͤthig, wo die Stoffe als feſte Koͤrper oder in Luftgeſtalt mit einander verbunden werden: dahingegen der Kohlenſtoff und Waſſerſtoff des Bluts in eine ganz andern Form, als die Kohle und die brennbare Luft bey den gewoͤhnlichen Verſuchen, erſcheinen, und daher vielleicht in weit niedrigern Temperaturen das Oxygen ſchon anziehen koͤnnen.
Ferner laͤugnet Herr Gren, daß die Reſpiration die Quelle der thieriſchen Waͤrme ſey, und ſieht vielmehr die Lungen als das hauptſaͤchlichſte Werkzeug zur Ausſcheidung der freyen Waͤrme aus dem Blute, und folglich zur Abkuͤhlung des Koͤrpers, an. Alle die Thatſachen, wodurch man beweiſen will, das Athmen ſey die Quelle der thieriſchen Waͤrme (ſ. den Art. Athmen, Th. I. S. 152.), ſind nicht zwingende Demonſtrationen, ſondern dieſer Meinung nur angepaßt. Man kan eben ſo gut umgekehrt behaupten, je groͤßer die Waͤrme des Koͤrpers ſey, deſto mehr muͤſſe die Lunge arbeiten, um das Blut abzukuͤhlen. Man kan ſagen, die Voͤgel haben große Lungen, weil ihr Koͤrper mit einem ſchiechten Leiter der Waͤrme, den Federn, umgeben iſt, und die Abfuͤhrung der uͤberfluͤßigen Waͤrme faſt ganz allein durch ihre Lungen geſchehen muß. Die Hunde athmen ſchnell und heftig, wenn ſie erhitzt ſind, oder in heißer Luft leben. Man kan ſagen, ſie finden in dem haͤufigen und ſchnellen Athmen ihre Abkuͤhlung. Was wuͤrde daraus entſtehen, wenn ſie dadurch verhaͤltnißmaͤßig ihrem Koͤrper noch mehr Hitze zufuͤhrten? Und ſo koͤnnen alle dieſe Thatſachen, die man fuͤr den Urſprung der Waͤrme aus dem Athmen anfuͤhrt, eben ſowohl als Beweiſe der Abkuͤhlung des Bluts durch die Reſpiration ausgelegt werden.
Durch das Athmen werden nach Herrn Gren vielmehr Feuchtigkeit und Stoff der Luftſaͤure (Kohlenſtoff) aus dem Koͤrper gefuͤhrt. Von dieſem letztern nimmt Hr. G. an, er
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dem Waſſer, welches beym Athemholen entſtehen ſoll. Man erfordert zur Waſſererzeugung aus Hydrogen und Oxygen die Entzuͤndung, und nicht blos die Temperatur des thieriſchen Koͤrpers. Freylich koͤnnen die Antiphlogiſtiker hierauf antworten, die Entzuͤndungstemperatur ſey nur bey den gewoͤhnlichen Verſuchen noͤthig, wo die Stoffe als feſte Koͤrper oder in Luftgeſtalt mit einander verbunden werden: dahingegen der Kohlenſtoff und Waſſerſtoff des Bluts in eine ganz andern Form, als die Kohle und die brennbare Luft bey den gewoͤhnlichen Verſuchen, erſcheinen, und daher vielleicht in weit niedrigern Temperaturen das Oxygen ſchon anziehen koͤnnen.</p><p>Ferner laͤugnet Herr <hirendition="#b">Gren,</hi> daß die Reſpiration die Quelle der thieriſchen Waͤrme ſey, und ſieht vielmehr die Lungen als das hauptſaͤchlichſte Werkzeug zur Ausſcheidung der freyen Waͤrme aus dem Blute, und folglich zur Abkuͤhlung des Koͤrpers, an. Alle die Thatſachen, wodurch man beweiſen will, das Athmen ſey die Quelle der thieriſchen Waͤrme (ſ. den Art. <hirendition="#b">Athmen,</hi> Th. <hirendition="#aq">I.</hi> S. 152.), ſind nicht zwingende Demonſtrationen, ſondern dieſer Meinung nur angepaßt. Man kan eben ſo gut umgekehrt behaupten, je groͤßer die Waͤrme des Koͤrpers ſey, deſto mehr muͤſſe die Lunge arbeiten, um das Blut abzukuͤhlen. Man kan ſagen, die Voͤgel haben große Lungen, weil ihr Koͤrper mit einem ſchiechten Leiter der Waͤrme, den Federn, umgeben iſt, und die Abfuͤhrung der uͤberfluͤßigen Waͤrme faſt ganz allein durch ihre Lungen geſchehen muß. Die Hunde athmen ſchnell und heftig, wenn ſie erhitzt ſind, oder in heißer Luft leben. Man kan ſagen, ſie finden in dem haͤufigen und ſchnellen Athmen ihre Abkuͤhlung. Was wuͤrde daraus entſtehen, wenn ſie dadurch verhaͤltnißmaͤßig ihrem Koͤrper noch mehr Hitze zufuͤhrten? Und ſo koͤnnen alle dieſe Thatſachen, die man fuͤr den Urſprung der Waͤrme aus dem Athmen anfuͤhrt, eben ſowohl als Beweiſe der Abkuͤhlung des Bluts durch die Reſpiration ausgelegt werden.</p><p>Durch das Athmen werden nach Herrn <hirendition="#b">Gren</hi> vielmehr Feuchtigkeit und Stoff der Luftſaͤure (Kohlenſtoff) aus dem Koͤrper gefuͤhrt. Von dieſem letztern nimmt Hr. G. an, er<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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dem Waſſer, welches beym Athemholen entſtehen ſoll. Man erfordert zur Waſſererzeugung aus Hydrogen und Oxygen die Entzuͤndung, und nicht blos die Temperatur des thieriſchen Koͤrpers. Freylich koͤnnen die Antiphlogiſtiker hierauf antworten, die Entzuͤndungstemperatur ſey nur bey den gewoͤhnlichen Verſuchen noͤthig, wo die Stoffe als feſte Koͤrper oder in Luftgeſtalt mit einander verbunden werden: dahingegen der Kohlenſtoff und Waſſerſtoff des Bluts in eine ganz andern Form, als die Kohle und die brennbare Luft bey den gewoͤhnlichen Verſuchen, erſcheinen, und daher vielleicht in weit niedrigern Temperaturen das Oxygen ſchon anziehen koͤnnen.
Ferner laͤugnet Herr Gren, daß die Reſpiration die Quelle der thieriſchen Waͤrme ſey, und ſieht vielmehr die Lungen als das hauptſaͤchlichſte Werkzeug zur Ausſcheidung der freyen Waͤrme aus dem Blute, und folglich zur Abkuͤhlung des Koͤrpers, an. Alle die Thatſachen, wodurch man beweiſen will, das Athmen ſey die Quelle der thieriſchen Waͤrme (ſ. den Art. Athmen, Th. I. S. 152.), ſind nicht zwingende Demonſtrationen, ſondern dieſer Meinung nur angepaßt. Man kan eben ſo gut umgekehrt behaupten, je groͤßer die Waͤrme des Koͤrpers ſey, deſto mehr muͤſſe die Lunge arbeiten, um das Blut abzukuͤhlen. Man kan ſagen, die Voͤgel haben große Lungen, weil ihr Koͤrper mit einem ſchiechten Leiter der Waͤrme, den Federn, umgeben iſt, und die Abfuͤhrung der uͤberfluͤßigen Waͤrme faſt ganz allein durch ihre Lungen geſchehen muß. Die Hunde athmen ſchnell und heftig, wenn ſie erhitzt ſind, oder in heißer Luft leben. Man kan ſagen, ſie finden in dem haͤufigen und ſchnellen Athmen ihre Abkuͤhlung. Was wuͤrde daraus entſtehen, wenn ſie dadurch verhaͤltnißmaͤßig ihrem Koͤrper noch mehr Hitze zufuͤhrten? Und ſo koͤnnen alle dieſe Thatſachen, die man fuͤr den Urſprung der Waͤrme aus dem Athmen anfuͤhrt, eben ſowohl als Beweiſe der Abkuͤhlung des Bluts durch die Reſpiration ausgelegt werden.
Durch das Athmen werden nach Herrn Gren vielmehr Feuchtigkeit und Stoff der Luftſaͤure (Kohlenſtoff) aus dem Koͤrper gefuͤhrt. Von dieſem letztern nimmt Hr. G. an, er
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/82>, abgerufen am 24.11.2024.
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