Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


Schleime, der Weinsteinsäure und andern Bestandtheile<*> der Pflanzen erhält.

Im Sauerkleesalze (Sal acetosellae), oder dem ausgedrückten und krystallisirten Safte des Sauerklees, ist diese Säure mit Gewächsalkali verbunden. Scheele (in Crells chem. Ann. 1785. B. I. S. 112 ff.) fand Mittel, sie durch Sättigung mit Ammoniak, und Niederschlagung mit einer Auflösung der Schwererde in Salpetersäure davon zu trennen, indem sie sich dabey mit der Schwererde verbindet, von der sie durch verdünnte Schwefelsäure losgemacht werden kan. Weit leichter erhält man sie durch Säurung des Zuckers, indem man auf einen Theil Zucker 6 -- 8 Th<*>e Salpetersäure gießt, und die Mischung einer gelinden Wärme aussetzt. Es entwickelt sich unter heftigem Aufbrausen eine Menge salpeterhalbsaures Gas, und in der übrigbleibenden Flüßigkeit entstehen, wenn man sie ruhen läßt, Krystalle von reiner Zuckersäure, deren Identität mit der Sauerkleesäure Scheele zuerst erwiesen hat.

Die Krystallen der Sauerkleesäure sind vierseitige Prismen mit abwechselnden breiten und schmalen Seitenflächen und zweyseitigen Enden; oft bilden sie vierseitige oder rhomboidalische Tafeln. Ihr Geschmack ist sehr sauer, und 7 Gran davon ertheilten 2 Pfund Wasser schon eine merkliche Acidität. In kaltem Wasser knistern sie. Destillirtes Wasser löst in der Siedhitze eine gleiche Menge, bey mittlern Temperaturen fast die Hälfte davon auf. In der Wärme verwittern diese Krystallen, und verlieren ohngefähr 0,3 Krystallenwasser.

Diese Säure unterscheidet sich von andern, insbesondere von der reinen Weinsteinsäure, sowohl in ihrem äußern Verhalten, als auch in ihren Verwandtschaften gegen andere Körper. Dennoch kan man durch gelindes Abziehen der Salpetersäure über Weinsteinsäure, die letztere in Sauerkleesäure, und mit Anwendung mehrerer Säure und stärkerer Hitze beyde in Essigsäure verwandeln, wie die Herren Hermbstädt und Westrumb (in Crells chem. Ann. 1785 B. I. S. 538. 1786. B. I. S. 41 und 129, ingl. Neuste


Schleime, der Weinſteinſaͤure und andern Beſtandtheile<*> der Pflanzen erhaͤlt.

Im Sauerkleeſalze (Sal acetoſellae), oder dem ausgedruͤckten und kryſtalliſirten Safte des Sauerklees, iſt dieſe Saͤure mit Gewaͤchsalkali verbunden. Scheele (in Crells chem. Ann. 1785. B. I. S. 112 ff.) fand Mittel, ſie durch Saͤttigung mit Ammoniak, und Niederſchlagung mit einer Aufloͤſung der Schwererde in Salpeterſaͤure davon zu trennen, indem ſie ſich dabey mit der Schwererde verbindet, von der ſie durch verduͤnnte Schwefelſaͤure losgemacht werden kan. Weit leichter erhaͤlt man ſie durch Saͤurung des Zuckers, indem man auf einen Theil Zucker 6 — 8 Th<*>e Salpeterſaͤure gießt, und die Miſchung einer gelinden Waͤrme ausſetzt. Es entwickelt ſich unter heftigem Aufbrauſen eine Menge ſalpeterhalbſaures Gas, und in der uͤbrigbleibenden Fluͤßigkeit entſtehen, wenn man ſie ruhen laͤßt, Kryſtalle von reiner Zuckerſaͤure, deren Identitaͤt mit der Sauerkleeſaͤure Scheele zuerſt erwieſen hat.

Die Kryſtallen der Sauerkleeſaͤure ſind vierſeitige Prismen mit abwechſelnden breiten und ſchmalen Seitenflaͤchen und zweyſeitigen Enden; oft bilden ſie vierſeitige oder rhomboidaliſche Tafeln. Ihr Geſchmack iſt ſehr ſauer, und 7 Gran davon ertheilten 2 Pfund Waſſer ſchon eine merkliche Aciditaͤt. In kaltem Waſſer kniſtern ſie. Deſtillirtes Waſſer loͤſt in der Siedhitze eine gleiche Menge, bey mittlern Temperaturen faſt die Haͤlfte davon auf. In der Waͤrme verwittern dieſe Kryſtallen, und verlieren ohngefaͤhr 0,3 Kryſtallenwaſſer.

Dieſe Saͤure unterſcheidet ſich von andern, insbeſondere von der reinen Weinſteinſaͤure, ſowohl in ihrem aͤußern Verhalten, als auch in ihren Verwandtſchaften gegen andere Koͤrper. Dennoch kan man durch gelindes Abziehen der Salpeterſaͤure uͤber Weinſteinſaͤure, die letztere in Sauerkleeſaͤure, und mit Anwendung mehrerer Saͤure und ſtaͤrkerer Hitze beyde in Eſſigſaͤure verwandeln, wie die Herren Hermbſtaͤdt und Weſtrumb (in Crells chem. Ann. 1785 B. I. S. 538. 1786. B. I. S. 41 und 129, ingl. Neuſte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0812" xml:id="P.5.800" n="800"/><lb/>
Schleime, der Wein&#x017F;tein&#x017F;a&#x0364;ure und andern Be&#x017F;tandtheile&lt;*&gt; der Pflanzen erha&#x0364;lt.</p>
              <p>Im <hi rendition="#b">Sauerklee&#x017F;alze</hi> <hi rendition="#aq">(Sal aceto&#x017F;ellae),</hi> oder dem ausgedru&#x0364;ckten und kry&#x017F;talli&#x017F;irten Safte des Sauerklees, i&#x017F;t die&#x017F;e Sa&#x0364;ure mit Gewa&#x0364;chsalkali verbunden. <hi rendition="#b">Scheele</hi> (in <hi rendition="#b">Crells</hi> chem. Ann. 1785. B. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 112 ff.) fand Mittel, &#x017F;ie durch Sa&#x0364;ttigung mit Ammoniak, und Nieder&#x017F;chlagung mit einer Auflo&#x0364;&#x017F;ung der Schwererde in Salpeter&#x017F;a&#x0364;ure davon zu trennen, indem &#x017F;ie &#x017F;ich dabey mit der Schwererde verbindet, von der &#x017F;ie durch verdu&#x0364;nnte Schwefel&#x017F;a&#x0364;ure losgemacht werden kan. Weit leichter erha&#x0364;lt man &#x017F;ie durch Sa&#x0364;urung des Zuckers, indem man auf einen Theil Zucker 6 &#x2014; 8 Th&lt;*&gt;e Salpeter&#x017F;a&#x0364;ure gießt, und die Mi&#x017F;chung einer gelinden Wa&#x0364;rme aus&#x017F;etzt. Es entwickelt &#x017F;ich unter heftigem Aufbrau&#x017F;en eine Menge &#x017F;alpeterhalb&#x017F;aures Gas, und in der u&#x0364;brigbleibenden Flu&#x0364;ßigkeit ent&#x017F;tehen, wenn man &#x017F;ie ruhen la&#x0364;ßt, Kry&#x017F;talle von reiner Zucker&#x017F;a&#x0364;ure, deren Identita&#x0364;t mit der Sauerklee&#x017F;a&#x0364;ure <hi rendition="#b">Scheele</hi> zuer&#x017F;t erwie&#x017F;en hat.</p>
              <p>Die Kry&#x017F;tallen der Sauerklee&#x017F;a&#x0364;ure &#x017F;ind vier&#x017F;eitige Prismen mit abwech&#x017F;elnden breiten und &#x017F;chmalen Seitenfla&#x0364;chen und zwey&#x017F;eitigen Enden; oft bilden &#x017F;ie vier&#x017F;eitige oder rhomboidali&#x017F;che Tafeln. Ihr Ge&#x017F;chmack i&#x017F;t &#x017F;ehr &#x017F;auer, und 7 Gran davon ertheilten 2 Pfund Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chon eine merkliche Acidita&#x0364;t. In kaltem Wa&#x017F;&#x017F;er kni&#x017F;tern &#x017F;ie. De&#x017F;tillirtes Wa&#x017F;&#x017F;er lo&#x0364;&#x017F;t in der Siedhitze eine gleiche Menge, bey mittlern Temperaturen fa&#x017F;t die Ha&#x0364;lfte davon auf. In der Wa&#x0364;rme verwittern die&#x017F;e Kry&#x017F;tallen, und verlieren ohngefa&#x0364;hr 0,3 Kry&#x017F;tallenwa&#x017F;&#x017F;er.</p>
              <p>Die&#x017F;e Sa&#x0364;ure unter&#x017F;cheidet &#x017F;ich von andern, insbe&#x017F;ondere von der reinen Wein&#x017F;tein&#x017F;a&#x0364;ure, &#x017F;owohl in ihrem a&#x0364;ußern Verhalten, als auch in ihren Verwandt&#x017F;chaften gegen andere Ko&#x0364;rper. Dennoch kan man durch gelindes Abziehen der Salpeter&#x017F;a&#x0364;ure u&#x0364;ber Wein&#x017F;tein&#x017F;a&#x0364;ure, die letztere in Sauerklee&#x017F;a&#x0364;ure, und mit Anwendung mehrerer Sa&#x0364;ure und &#x017F;ta&#x0364;rkerer Hitze beyde in E&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;a&#x0364;ure verwandeln, wie die Herren <hi rendition="#b">Hermb&#x017F;ta&#x0364;dt</hi> und <hi rendition="#b">We&#x017F;trumb</hi> (in <hi rendition="#b">Crells</hi> chem. Ann. 1785 B. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 538. 1786. B. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 41 und 129, ingl. Neu&#x017F;te<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[800/0812] Schleime, der Weinſteinſaͤure und andern Beſtandtheile<*> der Pflanzen erhaͤlt. Im Sauerkleeſalze (Sal acetoſellae), oder dem ausgedruͤckten und kryſtalliſirten Safte des Sauerklees, iſt dieſe Saͤure mit Gewaͤchsalkali verbunden. Scheele (in Crells chem. Ann. 1785. B. I. S. 112 ff.) fand Mittel, ſie durch Saͤttigung mit Ammoniak, und Niederſchlagung mit einer Aufloͤſung der Schwererde in Salpeterſaͤure davon zu trennen, indem ſie ſich dabey mit der Schwererde verbindet, von der ſie durch verduͤnnte Schwefelſaͤure losgemacht werden kan. Weit leichter erhaͤlt man ſie durch Saͤurung des Zuckers, indem man auf einen Theil Zucker 6 — 8 Th<*>e Salpeterſaͤure gießt, und die Miſchung einer gelinden Waͤrme ausſetzt. Es entwickelt ſich unter heftigem Aufbrauſen eine Menge ſalpeterhalbſaures Gas, und in der uͤbrigbleibenden Fluͤßigkeit entſtehen, wenn man ſie ruhen laͤßt, Kryſtalle von reiner Zuckerſaͤure, deren Identitaͤt mit der Sauerkleeſaͤure Scheele zuerſt erwieſen hat. Die Kryſtallen der Sauerkleeſaͤure ſind vierſeitige Prismen mit abwechſelnden breiten und ſchmalen Seitenflaͤchen und zweyſeitigen Enden; oft bilden ſie vierſeitige oder rhomboidaliſche Tafeln. Ihr Geſchmack iſt ſehr ſauer, und 7 Gran davon ertheilten 2 Pfund Waſſer ſchon eine merkliche Aciditaͤt. In kaltem Waſſer kniſtern ſie. Deſtillirtes Waſſer loͤſt in der Siedhitze eine gleiche Menge, bey mittlern Temperaturen faſt die Haͤlfte davon auf. In der Waͤrme verwittern dieſe Kryſtallen, und verlieren ohngefaͤhr 0,3 Kryſtallenwaſſer. Dieſe Saͤure unterſcheidet ſich von andern, insbeſondere von der reinen Weinſteinſaͤure, ſowohl in ihrem aͤußern Verhalten, als auch in ihren Verwandtſchaften gegen andere Koͤrper. Dennoch kan man durch gelindes Abziehen der Salpeterſaͤure uͤber Weinſteinſaͤure, die letztere in Sauerkleeſaͤure, und mit Anwendung mehrerer Saͤure und ſtaͤrkerer Hitze beyde in Eſſigſaͤure verwandeln, wie die Herren Hermbſtaͤdt und Weſtrumb (in Crells chem. Ann. 1785 B. I. S. 538. 1786. B. I. S. 41 und 129, ingl. Neuſte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/812
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 800. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/812>, abgerufen am 22.11.2024.