Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.Röhren, communicirende. Zus. zu Th. III. S. 720--727. Zu S. 724. Hr. Hube (Vollständ. und faßlicher Unterricht in der Naturl. I. Band, 23. Brief, S. 170 u. f.) glaubt das Gleichgewicht flüßiger Körper auf eine neue und ihm ganz eigne Art zu erklären, indem er ihren Druck auf die Gefäße nicht blos ihrer Schwere, sondern hauptsächlich ihrer Federkraft, zuschreibt. Das Wasser, sagt er, widersteht aller Verdichtung, und sucht sich um desto stärker nach allen Seiten hin auszubreiten, je mehr man es verdichten will. Diese Krast nennt man seine Federkraft. Sie äußert sich, sobald das Wasser auf irgend eine Art, es sey durch eine Presse, oder einen Hammer, oder auch durch sein Gewicht, zusammengedrückt wird. In einem Gefäße AF, Taf. XXX. Fig. 27. z. B. mit vertikalen Wänden, bis AB mit Wasser gefüllt, trägt jede horizontale Schicht NO die ganze Wassersäule ANOB, und jeder Punkt R in ihr wird von der Wassersäule CR gedrückt. Da nun alle Punkte in NO eben so stark von oben nach unten gedrückt werden, so drücken sie auch mit derselben Kraftseitwärts auf einander, und auf das Gefäß in N und O, weil sie sich durch ihre Federkraft gleich stark auszubreiten suchen. Aber nach unten drückt die horizontale Schicht NO nicht blos mit ihrer Federkraft, sondern auch mit ihrem eignen Gewichte. Gienge das Gefäß nach oben enger zu, wie GDFH, oder erweiterte es sich, wie IDFK, so würde der Druck auf die Theile um R noch eben so groß bleiben, als vorher. Da nun diese nicht eher ins Gleichgewicht und in Ruhe kommen, als bis sie alle Seitentheile in der horizontalen Schicht LM oder PQ gleich stark zusammengedrückt haben, so muß augenscheinlich in dieser ganzen Schicht und in den Punkten L, M oder P, Q der Druck noch eben so groß seyn, als er vorher war. Und so ist offenbar, daß in dem nach oben zu engern Gefäße der Boden DF von einer viel kleinern Menge Wasser eben so stark gedrückt wird, als im weitern Gefäße von einer größern. Eben dieses wird auch für den Fall dargethan, Roͤhren, communicirende. Zuſ. zu Th. III. S. 720—727. Zu S. 724. Hr. Hube (Vollſtaͤnd. und faßlicher Unterricht in der Naturl. I. Band, 23. Brief, S. 170 u. f.) glaubt das Gleichgewicht fluͤßiger Koͤrper auf eine neue und ihm ganz eigne Art zu erklaͤren, indem er ihren Druck auf die Gefaͤße nicht blos ihrer Schwere, ſondern hauptſaͤchlich ihrer Federkraft, zuſchreibt. Das Waſſer, ſagt er, widerſteht aller Verdichtung, und ſucht ſich um deſto ſtaͤrker nach allen Seiten hin auszubreiten, je mehr man es verdichten will. Dieſe Kraſt nennt man ſeine Federkraft. Sie aͤußert ſich, ſobald das Waſſer auf irgend eine Art, es ſey durch eine Preſſe, oder einen Hammer, oder auch durch ſein Gewicht, zuſammengedruͤckt wird. In einem Gefaͤße AF, Taf. XXX. Fig. 27. z. B. mit vertikalen Waͤnden, bis AB mit Waſſer gefuͤllt, traͤgt jede horizontale Schicht NO die ganze Waſſerſaͤule ANOB, und jeder Punkt R in ihr wird von der Waſſerſaͤule CR gedruͤckt. Da nun alle Punkte in NO eben ſo ſtark von oben nach unten gedruͤckt werden, ſo druͤcken ſie auch mit derſelben Kraftſeitwaͤrts auf einander, und auf das Gefaͤß in N und O, weil ſie ſich durch ihre Federkraft gleich ſtark auszubreiten ſuchen. Aber nach unten druͤckt die horizontale Schicht NO nicht blos mit ihrer Federkraft, ſondern auch mit ihrem eignen Gewichte. Gienge das Gefaͤß nach oben enger zu, wie GDFH, oder erweiterte es ſich, wie IDFK, ſo wuͤrde der Druck auf die Theile um R noch eben ſo groß bleiben, als vorher. Da nun dieſe nicht eher ins Gleichgewicht und in Ruhe kommen, als bis ſie alle Seitentheile in der horizontalen Schicht LM oder PQ gleich ſtark zuſammengedruͤckt haben, ſo muß augenſcheinlich in dieſer ganzen Schicht und in den Punkten L, M oder P, Q der Druck noch eben ſo groß ſeyn, als er vorher war. Und ſo iſt offenbar, daß in dem nach oben zu engern Gefaͤße der Boden DF von einer viel kleinern Menge Waſſer eben ſo ſtark gedruͤckt wird, als im weitern Gefaͤße von einer groͤßern. 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Roͤhren, communicirende.
Zuſ. zu Th. III. S. 720—727.
Zu S. 724. Hr. Hube (Vollſtaͤnd. und faßlicher Unterricht in der Naturl. I. Band, 23. Brief, S. 170 u. f.) glaubt das Gleichgewicht fluͤßiger Koͤrper auf eine neue und ihm ganz eigne Art zu erklaͤren, indem er ihren Druck auf die Gefaͤße nicht blos ihrer Schwere, ſondern hauptſaͤchlich ihrer Federkraft, zuſchreibt.
Das Waſſer, ſagt er, widerſteht aller Verdichtung, und ſucht ſich um deſto ſtaͤrker nach allen Seiten hin auszubreiten, je mehr man es verdichten will. Dieſe Kraſt nennt man ſeine Federkraft. Sie aͤußert ſich, ſobald das Waſſer auf irgend eine Art, es ſey durch eine Preſſe, oder einen Hammer, oder auch durch ſein Gewicht, zuſammengedruͤckt wird. In einem Gefaͤße AF, Taf. XXX. Fig. 27. z. B. mit vertikalen Waͤnden, bis AB mit Waſſer gefuͤllt, traͤgt jede horizontale Schicht NO die ganze Waſſerſaͤule ANOB, und jeder Punkt R in ihr wird von der Waſſerſaͤule CR gedruͤckt. Da nun alle Punkte in NO eben ſo ſtark von oben nach unten gedruͤckt werden, ſo druͤcken ſie auch mit derſelben Kraftſeitwaͤrts auf einander, und auf das Gefaͤß in N und O, weil ſie ſich durch ihre Federkraft gleich ſtark auszubreiten ſuchen. Aber nach unten druͤckt die horizontale Schicht NO nicht blos mit ihrer Federkraft, ſondern auch mit ihrem eignen Gewichte.
Gienge das Gefaͤß nach oben enger zu, wie GDFH, oder erweiterte es ſich, wie IDFK, ſo wuͤrde der Druck auf die Theile um R noch eben ſo groß bleiben, als vorher. Da nun dieſe nicht eher ins Gleichgewicht und in Ruhe kommen, als bis ſie alle Seitentheile in der horizontalen Schicht LM oder PQ gleich ſtark zuſammengedruͤckt haben, ſo muß augenſcheinlich in dieſer ganzen Schicht und in den Punkten L, M oder P, Q der Druck noch eben ſo groß ſeyn, als er vorher war. Und ſo iſt offenbar, daß in dem nach oben zu engern Gefaͤße der Boden DF von einer viel kleinern Menge Waſſer eben ſo ſtark gedruͤckt wird, als im weitern Gefaͤße von einer groͤßern. Eben dieſes wird auch fuͤr den Fall dargethan,
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