und Regengüsse ist jederzeit mit starken Winden begleitet. Wenn sich aber die Wolken allmählig bilden, so werden auch die leeren Räume, die dadurch entstehen, durch Luft aus den benachbarten Gegenden allmählig ausgefüllt, und es kan dieses sehr wohl geschehen, ohne eben große Stürme auf der Erdfläche zu veranlassen. Zudem kan es in den höhern Regionen der Wolken starke Winde geben, indeß unten an der Erdfläche eine vollkommne Windstille herrscht. Was das Barometer betrift, so ist es ja eine bekannte Erfahrung, daß dasselbe beträchtlich zu fallen pflegt, wenn sich die Luft trübt, d. i. wenn sich Wolken bilden, oder wenn es regnen will; und wenn das Barometer hernach wieder steigt, so geschieht dieses erst nach Verlauf eines Zeitraums, während dessen der Gewichtsverlust, der durch Zersetzung der Luft entstanden war, durch Luft aus den anliegenden Gegenden reichlich hat ersetzt werden können. Man findet in dem Zusatze des Art. Barometerveränderungen (oben S. 131 u. f.) die Erklärung, welche Hr. Lampadius von dem Steigen und Fallen des Barometers aus dem de Lucschen System zu geben versucht hat. Diese ist denn doch wenigstens eben so wahrscheinlich, als die gleich darauf folgende des Herrn Hube selbst (S. 133 u. f.), und eine Vergleichung beyder wird Jeden lehren, daß die hier vorgetragnen Einwürfe noch nicht nöthigen, die Entstehung des Regens durch Zersetzung der Luft aufzugeben.
Es bleibt mir noch übrig anzuführen, wie Herr Hube selbst (Vollständ. u. faßlicher Unterricht in der Naturlehre. II. Band, 1793. 29ster Brief. S. 223 u. f.) die Entstehung des Regens erklärt habe. Auch er ist überzeugt, daß man in der Auflösungstheorie mit einem durch bloße Erkältung bewirkten Niederschlage nicht ausreiche, und er nimmt daher die Elektricität zu Hülfe. Er giebt hieraus eine Erklärung von der Entstehung der Wolken, auf welcher eigentlich die Hauptsache beruhet, die ich aber schon bey dem Worte Wolken (Th. IV. S. 824 u. f.) angeführt habe. Nach dieser Erklärung ist die Elektricität die vornehmste Ursache der Erhaltung der Wolken, deren Bläschen durch sie aufgeschwellt und in gehöriger Entfernung von einander erhalten werden.
und Regenguͤſſe iſt jederzeit mit ſtarken Winden begleitet. Wenn ſich aber die Wolken allmaͤhlig bilden, ſo werden auch die leeren Raͤume, die dadurch entſtehen, durch Luft aus den benachbarten Gegenden allmaͤhlig ausgefuͤllt, und es kan dieſes ſehr wohl geſchehen, ohne eben große Stuͤrme auf der Erdflaͤche zu veranlaſſen. Zudem kan es in den hoͤhern Regionen der Wolken ſtarke Winde geben, indeß unten an der Erdflaͤche eine vollkommne Windſtille herrſcht. Was das Barometer betrift, ſo iſt es ja eine bekannte Erfahrung, daß daſſelbe betraͤchtlich zu fallen pflegt, wenn ſich die Luft truͤbt, d. i. wenn ſich Wolken bilden, oder wenn es regnen will; und wenn das Barometer hernach wieder ſteigt, ſo geſchieht dieſes erſt nach Verlauf eines Zeitraums, waͤhrend deſſen der Gewichtsverluſt, der durch Zerſetzung der Luft entſtanden war, durch Luft aus den anliegenden Gegenden reichlich hat erſetzt werden koͤnnen. Man findet in dem Zuſatze des Art. Barometerveraͤnderungen (oben S. 131 u. f.) die Erklaͤrung, welche Hr. Lampadius von dem Steigen und Fallen des Barometers aus dem de Lucſchen Syſtem zu geben verſucht hat. Dieſe iſt denn doch wenigſtens eben ſo wahrſcheinlich, als die gleich darauf folgende des Herrn Hube ſelbſt (S. 133 u. f.), und eine Vergleichung beyder wird Jeden lehren, daß die hier vorgetragnen Einwuͤrfe noch nicht noͤthigen, die Entſtehung des Regens durch Zerſetzung der Luft aufzugeben.
Es bleibt mir noch uͤbrig anzufuͤhren, wie Herr Hube ſelbſt (Vollſtaͤnd. u. faßlicher Unterricht in der Naturlehre. II. Band, 1793. 29ſter Brief. S. 223 u. f.) die Entſtehung des Regens erklaͤrt habe. Auch er iſt uͤberzeugt, daß man in der Aufloͤſungstheorie mit einem durch bloße Erkaͤltung bewirkten Niederſchlage nicht ausreiche, und er nimmt daher die Elektricitaͤt zu Huͤlfe. Er giebt hieraus eine Erklaͤrung von der Entſtehung der Wolken, auf welcher eigentlich die Hauptſache beruhet, die ich aber ſchon bey dem Worte Wolken (Th. IV. S. 824 u. f.) angefuͤhrt habe. Nach dieſer Erklaͤrung iſt die Elektricitaͤt die vornehmſte Urſache der Erhaltung der Wolken, deren Blaͤschen durch ſie aufgeſchwellt und in gehoͤriger Entfernung von einander erhalten werden.
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und Regenguͤſſe iſt jederzeit mit ſtarken Winden begleitet. Wenn ſich aber die Wolken allmaͤhlig bilden, ſo werden auch die leeren Raͤume, die dadurch entſtehen, durch Luft aus den benachbarten Gegenden allmaͤhlig ausgefuͤllt, und es kan dieſes ſehr wohl geſchehen, ohne eben große Stuͤrme auf der Erdflaͤche zu veranlaſſen. Zudem kan es in den hoͤhern Regionen der Wolken ſtarke Winde geben, indeß unten an der Erdflaͤche eine vollkommne Windſtille herrſcht. Was das Barometer betrift, ſo iſt es ja eine bekannte Erfahrung, daß daſſelbe betraͤchtlich zu fallen pflegt, wenn ſich die Luft truͤbt, d. i. wenn ſich Wolken bilden, oder wenn es regnen will; und wenn das Barometer hernach wieder ſteigt, ſo geſchieht dieſes erſt nach Verlauf eines Zeitraums, waͤhrend deſſen der Gewichtsverluſt, der durch Zerſetzung der Luft entſtanden war, durch Luft aus den anliegenden Gegenden reichlich hat erſetzt werden koͤnnen. Man findet in dem Zuſatze des Art. Barometerveraͤnderungen (oben S. 131 u. f.) die Erklaͤrung, welche Hr. Lampadius von dem Steigen und Fallen des Barometers aus dem de Lucſchen Syſtem zu geben verſucht hat. Dieſe iſt denn doch wenigſtens eben ſo wahrſcheinlich, als die gleich darauf folgende des Herrn Hube ſelbſt (S. 133 u. f.), und eine Vergleichung beyder wird Jeden lehren, daß die hier vorgetragnen Einwuͤrfe noch nicht noͤthigen, die Entſtehung des Regens durch Zerſetzung der Luft aufzugeben.
Es bleibt mir noch uͤbrig anzufuͤhren, wie Herr Hube ſelbſt (Vollſtaͤnd. u. faßlicher Unterricht in der Naturlehre. II. Band, 1793. 29ſter Brief. S. 223 u. f.) die Entſtehung des Regens erklaͤrt habe. Auch er iſt uͤberzeugt, daß man in der Aufloͤſungstheorie mit einem durch bloße Erkaͤltung bewirkten Niederſchlage nicht ausreiche, und er nimmt daher die Elektricitaͤt zu Huͤlfe. Er giebt hieraus eine Erklaͤrung von der Entſtehung der Wolken, auf welcher eigentlich die Hauptſache beruhet, die ich aber ſchon bey dem Worte Wolken (Th. IV. S. 824 u. f.) angefuͤhrt habe. Nach dieſer Erklaͤrung iſt die Elektricitaͤt die vornehmſte Urſache der Erhaltung der Wolken, deren Blaͤschen durch ſie aufgeſchwellt und in gehoͤriger Entfernung von einander erhalten werden.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 755. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/767>, abgerufen am 25.11.2024.
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