Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.Pyrophorus. Zus. zu diesem Art. Th. III. S. 575--578. Im antiphlogistischen System würde der Pyrophorus, wenn ihm die Alaunerde wesentlich zugehörte, als eine geschwefelte und gekohlte Alaunerde (Sulfure carboneux d'alumme) zu betrachten seyn. Dafür nimmt ihn auch Hr. Girtanner (Anfangsgr. der antiphlog. Chemie. S. 126.). Wenn aber nach Scheele's und Bergmanns im Art. angeführten Versuchen die Thonerde nur außerwesentlich ist, und die eigentlichen Bestandtheile des Pyrophorus vielmehr Schwefel, Kohle und feuerbeständiges Alkali sind, so muß man diesen Körper vielmehr als eine gekohlte alkalische Schwefelleber, oder in der Sprache des Systems als ein geschwefeltes und gekohltes Laugenfalz anfehen. Nach Hrn. Gren sind die Bedingungen zur Selbstentzündung des Pyrophorus feuchte und respirable Luft. Man bemerkt auch, daß er sich vor der Entzündung erst erhitzt. Hieraus und aus den Bestandtheilen dieses Körpers lassen sich nun seine Erscheinungen folgendergestalt erklären. Wenn der gut bereitete Pyrophorus die feuchte respirable Luft berühret, so zieht sein höchst trocknes Alkali die Feuchtigkeit an, erhitzt sich damit, und es entwickelt sich aus der alkalischen Schwefelleber hepatisches Gas (geschwefeltes Wasserstoffgas), welches durch Berührung der respirabeln Luft wiederum zersetzt wird und die Lebensluft selbst zersetzt, s. die Zusätze der Art. Schwefel und Gas, hepatisches. Dadurch wird nun sehr schnell eine große Menge Wärmestoff entbunden, und dagegen von dem im Pyrophorus enthaltenen Schwefel der Brennstoff entlassen; es entsteht also ein Feuer, das zur Entzündung der Kohle stark genug ist. Nach dem antiphlogistischen System bemächtiget sich bey der entstehenden Erhitzung der Schwefel des Pyrophorus des Oxygens der Lebensluft; diese entläßt also ihren Wärmestoff, der sich durch Hitze und Licht zeigt, wobey das Feuer durch die Kohle noch mehr unterhalten wird. Gren system. Handbuch der gesammt. Chemie. I. Band. 1794. §. 625. 626. Pyrophorus. Zuſ. zu dieſem Art. Th. III. S. 575—578. Im antiphlogiſtiſchen Syſtem wuͤrde der Pyrophorus, wenn ihm die Alaunerde weſentlich zugehoͤrte, als eine geſchwefelte und gekohlte Alaunerde (Sulfure carboneux d'alumme) zu betrachten ſeyn. Dafuͤr nimmt ihn auch Hr. Girtanner (Anfangsgr. der antiphlog. Chemie. S. 126.). Wenn aber nach Scheele's und Bergmanns im Art. angefuͤhrten Verſuchen die Thonerde nur außerweſentlich iſt, und die eigentlichen Beſtandtheile des Pyrophorus vielmehr Schwefel, Kohle und feuerbeſtaͤndiges Alkali ſind, ſo muß man dieſen Koͤrper vielmehr als eine gekohlte alkaliſche Schwefelleber, oder in der Sprache des Syſtems als ein geſchwefeltes und gekohltes Laugenfalz anfehen. Nach Hrn. Gren ſind die Bedingungen zur Selbſtentzuͤndung des Pyrophorus feuchte und reſpirable Luft. Man bemerkt auch, daß er ſich vor der Entzuͤndung erſt erhitzt. Hieraus und aus den Beſtandtheilen dieſes Koͤrpers laſſen ſich nun ſeine Erſcheinungen folgendergeſtalt erklaͤren. Wenn der gut bereitete Pyrophorus die feuchte reſpirable Luft beruͤhret, ſo zieht ſein hoͤchſt trocknes Alkali die Feuchtigkeit an, erhitzt ſich damit, und es entwickelt ſich aus der alkaliſchen Schwefelleber hepatiſches Gas (geſchwefeltes Waſſerſtoffgas), welches durch Beruͤhrung der reſpirabeln Luft wiederum zerſetzt wird und die Lebensluft ſelbſt zerſetzt, ſ. die Zuſaͤtze der Art. Schwefel und Gas, hepatiſches. Dadurch wird nun ſehr ſchnell eine große Menge Waͤrmeſtoff entbunden, und dagegen von dem im Pyrophorus enthaltenen Schwefel der Brennſtoff entlaſſen; es entſteht alſo ein Feuer, das zur Entzuͤndung der Kohle ſtark genug iſt. Nach dem antiphlogiſtiſchen Syſtem bemaͤchtiget ſich bey der entſtehenden Erhitzung der Schwefel des Pyrophorus des Oxygens der Lebensluft; dieſe entlaͤßt alſo ihren Waͤrmeſtoff, der ſich durch Hitze und Licht zeigt, wobey das Feuer durch die Kohle noch mehr unterhalten wird. Gren ſyſtem. Handbuch der geſammt. Chemie. I. 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Pyrophorus.
Zuſ. zu dieſem Art. Th. III. S. 575—578.
Im antiphlogiſtiſchen Syſtem wuͤrde der Pyrophorus, wenn ihm die Alaunerde weſentlich zugehoͤrte, als eine geſchwefelte und gekohlte Alaunerde (Sulfure carboneux d'alumme) zu betrachten ſeyn. Dafuͤr nimmt ihn auch Hr. Girtanner (Anfangsgr. der antiphlog. Chemie. S. 126.). Wenn aber nach Scheele's und Bergmanns im Art. angefuͤhrten Verſuchen die Thonerde nur außerweſentlich iſt, und die eigentlichen Beſtandtheile des Pyrophorus vielmehr Schwefel, Kohle und feuerbeſtaͤndiges Alkali ſind, ſo muß man dieſen Koͤrper vielmehr als eine gekohlte alkaliſche Schwefelleber, oder in der Sprache des Syſtems als ein geſchwefeltes und gekohltes Laugenfalz anfehen.
Nach Hrn. Gren ſind die Bedingungen zur Selbſtentzuͤndung des Pyrophorus feuchte und reſpirable Luft. Man bemerkt auch, daß er ſich vor der Entzuͤndung erſt erhitzt. Hieraus und aus den Beſtandtheilen dieſes Koͤrpers laſſen ſich nun ſeine Erſcheinungen folgendergeſtalt erklaͤren. Wenn der gut bereitete Pyrophorus die feuchte reſpirable Luft beruͤhret, ſo zieht ſein hoͤchſt trocknes Alkali die Feuchtigkeit an, erhitzt ſich damit, und es entwickelt ſich aus der alkaliſchen Schwefelleber hepatiſches Gas (geſchwefeltes Waſſerſtoffgas), welches durch Beruͤhrung der reſpirabeln Luft wiederum zerſetzt wird und die Lebensluft ſelbſt zerſetzt, ſ. die Zuſaͤtze der Art. Schwefel und Gas, hepatiſches. Dadurch wird nun ſehr ſchnell eine große Menge Waͤrmeſtoff entbunden, und dagegen von dem im Pyrophorus enthaltenen Schwefel der Brennſtoff entlaſſen; es entſteht alſo ein Feuer, das zur Entzuͤndung der Kohle ſtark genug iſt. Nach dem antiphlogiſtiſchen Syſtem bemaͤchtiget ſich bey der entſtehenden Erhitzung der Schwefel des Pyrophorus des Oxygens der Lebensluft; dieſe entlaͤßt alſo ihren Waͤrmeſtoff, der ſich durch Hitze und Licht zeigt, wobey das Feuer durch die Kohle noch mehr unterhalten wird.
Gren ſyſtem. Handbuch der geſammt. Chemie. I. Band. 1794. §. 625. 626.
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