Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


sey, ebenfalls an, nur mit dem Unterschiede, daß sie die Quelle des Lichts im brennenden Körper suchten, in welchem die Lichtmaterie gebunden sey, und durch eine schwache Entwickelung des Phlogistons frey werde.

Herr Gren (Grundriß der Naturl. 1793. §. 649--653) hat diese Theorie noch dem phlogistischen System, das er damals noch annahm, umständlich aus einander gesetzt. Es ist, sagt er, aus einer Menge Erscheinungen klar, daß manche Körper das Licht figiren. Die Umslände, unter denen es aus ihnen wieder entwickelt wird, sind das Verbrennen, die Elektricität, und das Erhitzen. Nimmt man an, das Licht mache mit Wärmestoff figirt, den Brennstoff, und mit einer andern noch unbekannten Substanz figirt, die elektrische Materie aus, so läßt sich von allen Erscheinungen so Rechenschaft geben, daß das Licht aus den Körpern kömmt. Mit den Antiphlogistikern anzunehmen, die Quelle des Lichts sey blos und allein in der respirabeln Luft, wäre ungereimt, weil daraus folgen würde, daß blos das Oxygen imgasförmigen Zustande das Vermögen besäße, die Lichtmaterie zu figiren. Man müsse also die Phosphorescenz bey den mehrsten Körpern für ein schwaches Verbrennen, bey andern für Elektricität erklären. Das von Wedgwood entdeckte Leuchten vieler, sonst unverbrennlicher, Körper durch Erhitzung könne zu den Phänomenen des Verbrennens gerechnet, und von dem Brennstoffe hergeleitet werden, den auch diese Körper, wiewohl in geringerer Menge, enthielten. Denn es sey noch nicht erwiesen, daß zur Entwickelung des Lichts aus Brennstoff die respirable Luft schlechterdings nothwendig sey. Bey der Erhitzung werde nun das eingesogne Licht durch seine Affinität zum Wärmestoff wieder frey und stralend. Denn der ehemaligen Meinung, daß die Körper das Licht, was sie bey Tage oder im Glühen eingesogen hätten, im Dunkeln wieder von sich gäben, könne man darum nicht beypflichten, weil dabey der Dunkelheit, die doch nur etwas Negatives sey, ein Vermögen zugeschrieben werde, das Licht zu befreyen. Ich würde gegen diese Erklärung eingewendet haben, daß das Licht nach Hrn. Grens damaligem System durch Affinität zum Wärmestoff gebunden und in Brennstoff


ſey, ebenfalls an, nur mit dem Unterſchiede, daß ſie die Quelle des Lichts im brennenden Koͤrper ſuchten, in welchem die Lichtmaterie gebunden ſey, und durch eine ſchwache Entwickelung des Phlogiſtons frey werde.

Herr Gren (Grundriß der Naturl. 1793. §. 649—653) hat dieſe Theorie noch dem phlogiſtiſchen Syſtem, das er damals noch annahm, umſtaͤndlich aus einander geſetzt. Es iſt, ſagt er, aus einer Menge Erſcheinungen klar, daß manche Koͤrper das Licht figiren. Die Umſlaͤnde, unter denen es aus ihnen wieder entwickelt wird, ſind das Verbrennen, die Elektricitaͤt, und das Erhitzen. Nimmt man an, das Licht mache mit Waͤrmeſtoff figirt, den Brennſtoff, und mit einer andern noch unbekannten Subſtanz figirt, die elektriſche Materie aus, ſo laͤßt ſich von allen Erſcheinungen ſo Rechenſchaft geben, daß das Licht aus den Koͤrpern koͤmmt. Mit den Antiphlogiſtikern anzunehmen, die Quelle des Lichts ſey blos und allein in der reſpirabeln Luft, waͤre ungereimt, weil daraus folgen wuͤrde, daß blos das Oxygen imgasfoͤrmigen Zuſtande das Vermoͤgen beſaͤße, die Lichtmaterie zu figiren. Man muͤſſe alſo die Phosphoreſcenz bey den mehrſten Koͤrpern fuͤr ein ſchwaches Verbrennen, bey andern fuͤr Elektricitaͤt erklaͤren. Das von Wedgwood entdeckte Leuchten vieler, ſonſt unverbrennlicher, Koͤrper durch Erhitzung koͤnne zu den Phaͤnomenen des Verbrennens gerechnet, und von dem Brennſtoffe hergeleitet werden, den auch dieſe Koͤrper, wiewohl in geringerer Menge, enthielten. Denn es ſey noch nicht erwieſen, daß zur Entwickelung des Lichts aus Brennſtoff die reſpirable Luft ſchlechterdings nothwendig ſey. Bey der Erhitzung werde nun das eingeſogne Licht durch ſeine Affinitaͤt zum Waͤrmeſtoff wieder frey und ſtralend. Denn der ehemaligen Meinung, daß die Koͤrper das Licht, was ſie bey Tage oder im Gluͤhen eingeſogen haͤtten, im Dunkeln wieder von ſich gaͤben, koͤnne man darum nicht beypflichten, weil dabey der Dunkelheit, die doch nur etwas Negatives ſey, ein Vermoͤgen zugeſchrieben werde, das Licht zu befreyen. Ich wuͤrde gegen dieſe Erklaͤrung eingewendet haben, daß das Licht nach Hrn. Grens damaligem Syſtem durch Affinitaͤt zum Waͤrmeſtoff gebunden und in Brennſtoff

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0725" xml:id="P.5.713" n="713"/><lb/>
&#x017F;ey, ebenfalls an, nur mit dem Unter&#x017F;chiede, daß &#x017F;ie die Quelle des Lichts im brennenden Ko&#x0364;rper &#x017F;uchten, in welchem die Lichtmaterie gebunden &#x017F;ey, und durch eine &#x017F;chwache Entwickelung des Phlogi&#x017F;tons frey werde.</p>
              <p>Herr <hi rendition="#b">Gren</hi> (Grundriß der Naturl. 1793. §. 649&#x2014;653) hat die&#x017F;e Theorie noch dem phlogi&#x017F;ti&#x017F;chen Sy&#x017F;tem, das er damals noch annahm, um&#x017F;ta&#x0364;ndlich aus einander ge&#x017F;etzt. Es i&#x017F;t, &#x017F;agt er, aus einer Menge Er&#x017F;cheinungen klar, daß manche Ko&#x0364;rper das Licht figiren. Die Um&#x017F;la&#x0364;nde, unter denen es aus ihnen wieder entwickelt wird, &#x017F;ind das <hi rendition="#b">Verbrennen,</hi> die <hi rendition="#b">Elektricita&#x0364;t,</hi> und das <hi rendition="#b">Erhitzen.</hi> Nimmt man an, das Licht mache mit Wa&#x0364;rme&#x017F;toff figirt, den <hi rendition="#b">Brenn&#x017F;toff,</hi> und mit einer andern noch unbekannten Sub&#x017F;tanz figirt, die <hi rendition="#b">elektri&#x017F;che Materie</hi> aus, &#x017F;o la&#x0364;ßt &#x017F;ich von allen Er&#x017F;cheinungen &#x017F;o Rechen&#x017F;chaft geben, daß das Licht aus den Ko&#x0364;rpern ko&#x0364;mmt. Mit den Antiphlogi&#x017F;tikern anzunehmen, die Quelle des Lichts &#x017F;ey blos und allein in der re&#x017F;pirabeln Luft, wa&#x0364;re ungereimt, weil daraus folgen wu&#x0364;rde, daß blos das Oxygen imgasfo&#x0364;rmigen Zu&#x017F;tande das Vermo&#x0364;gen be&#x017F;a&#x0364;ße, die Lichtmaterie zu figiren. Man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e al&#x017F;o die Phosphore&#x017F;cenz bey den mehr&#x017F;ten Ko&#x0364;rpern fu&#x0364;r ein &#x017F;chwaches Verbrennen, bey andern fu&#x0364;r Elektricita&#x0364;t erkla&#x0364;ren. Das von <hi rendition="#b">Wedgwood</hi> entdeckte Leuchten vieler, &#x017F;on&#x017F;t unverbrennlicher, Ko&#x0364;rper durch Erhitzung ko&#x0364;nne zu den Pha&#x0364;nomenen des Verbrennens gerechnet, und von dem Brenn&#x017F;toffe hergeleitet werden, den auch die&#x017F;e Ko&#x0364;rper, wiewohl in geringerer Menge, enthielten. Denn es &#x017F;ey noch nicht erwie&#x017F;en, daß zur Entwickelung des Lichts aus Brenn&#x017F;toff die re&#x017F;pirable Luft &#x017F;chlechterdings nothwendig &#x017F;ey. Bey der Erhitzung werde nun das einge&#x017F;ogne Licht <hi rendition="#b">durch &#x017F;eine</hi> Affinita&#x0364;t <hi rendition="#b">zum Wa&#x0364;rme&#x017F;toff</hi> wieder frey und &#x017F;tralend. Denn der ehemaligen Meinung, daß die Ko&#x0364;rper das Licht, was &#x017F;ie bey Tage oder im Glu&#x0364;hen einge&#x017F;ogen ha&#x0364;tten, im Dunkeln wieder von &#x017F;ich ga&#x0364;ben, ko&#x0364;nne man darum nicht beypflichten, weil dabey der Dunkelheit, die doch nur etwas Negatives &#x017F;ey, ein Vermo&#x0364;gen zuge&#x017F;chrieben werde, das Licht zu befreyen. Ich wu&#x0364;rde gegen die&#x017F;e Erkla&#x0364;rung eingewendet haben, daß das Licht nach Hrn. <hi rendition="#b">Grens</hi> damaligem Sy&#x017F;tem durch Affinita&#x0364;t zum Wa&#x0364;rme&#x017F;toff <hi rendition="#b">gebunden</hi> und in Brenn&#x017F;toff<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[713/0725] ſey, ebenfalls an, nur mit dem Unterſchiede, daß ſie die Quelle des Lichts im brennenden Koͤrper ſuchten, in welchem die Lichtmaterie gebunden ſey, und durch eine ſchwache Entwickelung des Phlogiſtons frey werde. Herr Gren (Grundriß der Naturl. 1793. §. 649—653) hat dieſe Theorie noch dem phlogiſtiſchen Syſtem, das er damals noch annahm, umſtaͤndlich aus einander geſetzt. Es iſt, ſagt er, aus einer Menge Erſcheinungen klar, daß manche Koͤrper das Licht figiren. Die Umſlaͤnde, unter denen es aus ihnen wieder entwickelt wird, ſind das Verbrennen, die Elektricitaͤt, und das Erhitzen. Nimmt man an, das Licht mache mit Waͤrmeſtoff figirt, den Brennſtoff, und mit einer andern noch unbekannten Subſtanz figirt, die elektriſche Materie aus, ſo laͤßt ſich von allen Erſcheinungen ſo Rechenſchaft geben, daß das Licht aus den Koͤrpern koͤmmt. Mit den Antiphlogiſtikern anzunehmen, die Quelle des Lichts ſey blos und allein in der reſpirabeln Luft, waͤre ungereimt, weil daraus folgen wuͤrde, daß blos das Oxygen imgasfoͤrmigen Zuſtande das Vermoͤgen beſaͤße, die Lichtmaterie zu figiren. Man muͤſſe alſo die Phosphoreſcenz bey den mehrſten Koͤrpern fuͤr ein ſchwaches Verbrennen, bey andern fuͤr Elektricitaͤt erklaͤren. Das von Wedgwood entdeckte Leuchten vieler, ſonſt unverbrennlicher, Koͤrper durch Erhitzung koͤnne zu den Phaͤnomenen des Verbrennens gerechnet, und von dem Brennſtoffe hergeleitet werden, den auch dieſe Koͤrper, wiewohl in geringerer Menge, enthielten. Denn es ſey noch nicht erwieſen, daß zur Entwickelung des Lichts aus Brennſtoff die reſpirable Luft ſchlechterdings nothwendig ſey. Bey der Erhitzung werde nun das eingeſogne Licht durch ſeine Affinitaͤt zum Waͤrmeſtoff wieder frey und ſtralend. Denn der ehemaligen Meinung, daß die Koͤrper das Licht, was ſie bey Tage oder im Gluͤhen eingeſogen haͤtten, im Dunkeln wieder von ſich gaͤben, koͤnne man darum nicht beypflichten, weil dabey der Dunkelheit, die doch nur etwas Negatives ſey, ein Vermoͤgen zugeſchrieben werde, das Licht zu befreyen. Ich wuͤrde gegen dieſe Erklaͤrung eingewendet haben, daß das Licht nach Hrn. Grens damaligem Syſtem durch Affinitaͤt zum Waͤrmeſtoff gebunden und in Brennſtoff

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/725
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 713. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/725>, abgerufen am 22.11.2024.