sehr verschieden. Der Saft der Pflanzen kömmt dem weißen und kalten Blute der Würmer am nächsten. Bey beyden scheint der Saft schon in dem lebendigen Körper fast nach den Gesetzen der chemischen Verwandtschaft gemischt zu seyn, und verändert sich wenig, wenn er aus den Gefäßen herausgeflossen ist.
Die Wärme der vegetabilischen Feuchtigkeiten scheint aus der Nutrition selbst zu entstehen. Denn die innern Häute der Gefäße nehmen Erde, Alkali, Wasserstoff, Kohlenstoff, und was nur in dem Safte oder der Luft (die sie durch die Spiralgefäße in sich genommen haben) aufgelöst ist, an sich, und lassen den Wärmestoff, der sich in den Grundstoffen vorher gebunden fand, frey entweichen. Obgleich Herr Senebier annimmt, daß die Erzeugung des Sauerstoffgas dem vegetabilischen Körper eher Wärmestoff entziehe, so ist es doch nicht unwahrscheinlich, daß die Pflanzen aus der sie umgebenden atmosphärischen Luft Wärmestoff aufnehmen, den sie mit Sauerstoff verbunden unter Einwirkung des Lichtreizes wieder aushauchen. Daher der kühle Schatten, den uns die Bäume gewähren.
Das Bleichwerden der Pflanzen entsteht durch Anhäufung des Sauerstoffs. Die grüne Auflösung, welche die Pflanzenblätter in Weingeist geben, entzieht, wenn sie der Sonne ausgesetzt wird, der atmosphärischen Luft ihren Sauerstoff, und wird weiß Ammoniak hingegen giebt, wie Senebier beobachtet hat, nach Hrn. v. H. wiederholtem Versuche, dem Liquor die grüne Farbe wieder. Es besteht nämlich aus Wasserstoff und Stickstoff, wovon letzterer aus dem oxydirten Pigment den Sauerstoff herauszulocken scheint. Auf eben die Weise werden die in Salzen aufgelösten Metalle durch eingetröpfelten Ammoniak meist reducirt niedergeschlagen.
Bey der Wiederholung von Berthollets Versuchen über die Wirkung des atmosphärischen Sauerstoffs auf die Rinde der Bäume (Ann. de chimie. 1790. To. VI. p. 238.) fand sich, daß das Holz, welches in Sauerstoffgas gelegen hatte, nach zwey bis drey Tagen schwarz wurde, die Luft aber mit Kohlenstoff gemischt war. Der Brand der Bäume
ſehr verſchieden. Der Saft der Pflanzen koͤmmt dem weißen und kalten Blute der Wuͤrmer am naͤchſten. Bey beyden ſcheint der Saft ſchon in dem lebendigen Koͤrper faſt nach den Geſetzen der chemiſchen Verwandtſchaft gemiſcht zu ſeyn, und veraͤndert ſich wenig, wenn er aus den Gefaͤßen herausgefloſſen iſt.
Die Waͤrme der vegetabiliſchen Feuchtigkeiten ſcheint aus der Nutrition ſelbſt zu entſtehen. Denn die innern Haͤute der Gefaͤße nehmen Erde, Alkali, Waſſerſtoff, Kohlenſtoff, und was nur in dem Safte oder der Luft (die ſie durch die Spiralgefaͤße in ſich genommen haben) aufgeloͤſt iſt, an ſich, und laſſen den Waͤrmeſtoff, der ſich in den Grundſtoffen vorher gebunden fand, frey entweichen. Obgleich Herr Senebier annimmt, daß die Erzeugung des Sauerſtoffgas dem vegetabiliſchen Koͤrper eher Waͤrmeſtoff entziehe, ſo iſt es doch nicht unwahrſcheinlich, daß die Pflanzen aus der ſie umgebenden atmoſphaͤriſchen Luft Waͤrmeſtoff aufnehmen, den ſie mit Sauerſtoff verbunden unter Einwirkung des Lichtreizes wieder aushauchen. Daher der kuͤhle Schatten, den uns die Baͤume gewaͤhren.
Das Bleichwerden der Pflanzen entſteht durch Anhaͤufung des Sauerſtoffs. Die gruͤne Aufloͤſung, welche die Pflanzenblaͤtter in Weingeiſt geben, entzieht, wenn ſie der Sonne ausgeſetzt wird, der atmoſphaͤriſchen Luft ihren Sauerſtoff, und wird weiß Ammoniak hingegen giebt, wie Senebier beobachtet hat, nach Hrn. v. H. wiederholtem Verſuche, dem Liquor die gruͤne Farbe wieder. Es beſteht naͤmlich aus Waſſerſtoff und Stickſtoff, wovon letzterer aus dem oxydirten Pigment den Sauerſtoff herauszulocken ſcheint. Auf eben die Weiſe werden die in Salzen aufgeloͤſten Metalle durch eingetroͤpfelten Ammoniak meiſt reducirt niedergeſchlagen.
Bey der Wiederholung von Berthollets Verſuchen uͤber die Wirkung des atmoſphaͤriſchen Sauerſtoffs auf die Rinde der Baͤume (Ann. de chimie. 1790. To. VI. p. 238.) fand ſich, daß das Holz, welches in Sauerſtoffgas gelegen hatte, nach zwey bis drey Tagen ſchwarz wurde, die Luft aber mit Kohlenſtoff gemiſcht war. Der Brand der Baͤume
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ſehr verſchieden. Der Saft der Pflanzen koͤmmt dem weißen und kalten Blute der Wuͤrmer am naͤchſten. Bey beyden ſcheint der Saft ſchon in dem lebendigen Koͤrper faſt nach den Geſetzen der chemiſchen Verwandtſchaft gemiſcht zu ſeyn, und veraͤndert ſich wenig, wenn er aus den Gefaͤßen herausgefloſſen iſt.
Die Waͤrme der vegetabiliſchen Feuchtigkeiten ſcheint aus der Nutrition ſelbſt zu entſtehen. Denn die innern Haͤute der Gefaͤße nehmen Erde, Alkali, Waſſerſtoff, Kohlenſtoff, und was nur in dem Safte oder der Luft (die ſie durch die Spiralgefaͤße in ſich genommen haben) aufgeloͤſt iſt, an ſich, und laſſen den Waͤrmeſtoff, der ſich in den Grundſtoffen vorher gebunden fand, frey entweichen. Obgleich Herr Senebier annimmt, daß die Erzeugung des Sauerſtoffgas dem vegetabiliſchen Koͤrper eher Waͤrmeſtoff entziehe, ſo iſt es doch nicht unwahrſcheinlich, daß die Pflanzen aus der ſie umgebenden atmoſphaͤriſchen Luft Waͤrmeſtoff aufnehmen, den ſie mit Sauerſtoff verbunden unter Einwirkung des Lichtreizes wieder aushauchen. Daher der kuͤhle Schatten, den uns die Baͤume gewaͤhren.
Das Bleichwerden der Pflanzen entſteht durch Anhaͤufung des Sauerſtoffs. Die gruͤne Aufloͤſung, welche die Pflanzenblaͤtter in Weingeiſt geben, entzieht, wenn ſie der Sonne ausgeſetzt wird, der atmoſphaͤriſchen Luft ihren Sauerſtoff, und wird weiß Ammoniak hingegen giebt, wie Senebier beobachtet hat, nach Hrn. v. H. wiederholtem Verſuche, dem Liquor die gruͤne Farbe wieder. Es beſteht naͤmlich aus Waſſerſtoff und Stickſtoff, wovon letzterer aus dem oxydirten Pigment den Sauerſtoff herauszulocken ſcheint. Auf eben die Weiſe werden die in Salzen aufgeloͤſten Metalle durch eingetroͤpfelten Ammoniak meiſt reducirt niedergeſchlagen.
Bey der Wiederholung von Berthollets Verſuchen uͤber die Wirkung des atmoſphaͤriſchen Sauerſtoffs auf die Rinde der Baͤume (Ann. de chimie. 1790. To. VI. p. 238.) fand ſich, daß das Holz, welches in Sauerſtoffgas gelegen hatte, nach zwey bis drey Tagen ſchwarz wurde, die Luft aber mit Kohlenſtoff gemiſcht war. Der Brand der Baͤume
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 694. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/706>, abgerufen am 22.11.2024.
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