Hassenfratz hauptsächlich der Kohlenstoff der Pflanzen her, der darinn bey weitem den größten ponderabeln Antheil ausmacht, weder vom Wasser, noch vom Lichte abgeleitet werden, und schwerlich auch allein von der Zersetzung der Kohlensäure der Luft herrühren kan. Uebrigens enthält die Dammerde, oder der in Verwesung begriffene Dünger, noch Hydrogen und Azote, auch sind aus ihr die feuerbeständigen Theile der Pflanzen, Alkali, Kalkerde, phosphorsaure Grundlage u. dergl. herzuleiten.
Das Wasser geht theils unzersetzt in die Mischung der Säfte und festen Theile der Pflanzen, theils wird es unter Einwirkung des Sonnenlichts und der Wärme zerlegt, indem sich z. B. die kohlensaure Grundlage der Pflanze mit dem Hydrogen und der Basis des Lichts vereiniget, und die Basis der Lebensluft aus dem Wasser frey wird, und in Verbindung mit dem Wärmestoff als Lebensluft aus der Pflanze austritt. Die atmosphärische Luft wird von den Pflanzen eingesogen und mit den Säften vermischt; die Basis ihrer Lebensluft wird von andern Grundtheilen aufgenommen, und ihr Stickgas geschieden, das die Pflanzen auch im Schatten und zur Nachtzeit ausstoßen. Das kohlensaure Gas der Atmosphäre und des Wassers wird von den Pflanzen im Schatten und im Dunkeln unzersetzt wieder ausgeschieden, im Lichte hingegen zerlegt, und die Basis der Lebensluft daraus frey gemacht.
Das Licht endlich ist nach Herrn Gren nicht blos als Reizungsmittel zu betrachten. Die Frage, was es zur Bildung der Lebensluft selbst beytrage, wird dadurch nicht beantwortet; und ist die Luft einmal gebildet, so bedarf sie, um sich von der Pflanze zu trennen, keines Reizungsmittels. Die Grenische Lehre von der Zusammensetzung des Lichts aus Brennstoff und Wärmestoff giebt eine sehr leichte Erklärung, die auf einer doppelten Verwandtschaft beruht. Die kohlensaure Grundlage und das Hydrogen verbinden sich mit der Basis des Lichts, und entlassen dagegen die Basis der Lebensluft, welche mit dem Wärmestoff des Lichts zur Lebensluft zusammentritt. Herr Gren erläutert diese Theorie durch das Beyspiel des Reifens der Weintrauben. Der Saft der unreifen
Haſſenfratz hauptſaͤchlich der Kohlenſtoff der Pflanzen her, der darinn bey weitem den groͤßten ponderabeln Antheil ausmacht, weder vom Waſſer, noch vom Lichte abgeleitet werden, und ſchwerlich auch allein von der Zerſetzung der Kohlenſaͤure der Luft herruͤhren kan. Uebrigens enthaͤlt die Dammerde, oder der in Verweſung begriffene Duͤnger, noch Hydrogen und Azote, auch ſind aus ihr die feuerbeſtaͤndigen Theile der Pflanzen, Alkali, Kalkerde, phosphorſaure Grundlage u. dergl. herzuleiten.
Das Waſſer geht theils unzerſetzt in die Miſchung der Saͤfte und feſten Theile der Pflanzen, theils wird es unter Einwirkung des Sonnenlichts und der Waͤrme zerlegt, indem ſich z. B. die kohlenſaure Grundlage der Pflanze mit dem Hydrogen und der Baſis des Lichts vereiniget, und die Baſis der Lebensluft aus dem Waſſer frey wird, und in Verbindung mit dem Waͤrmeſtoff als Lebensluft aus der Pflanze austritt. Die atmoſphaͤriſche Luft wird von den Pflanzen eingeſogen und mit den Saͤften vermiſcht; die Baſis ihrer Lebensluft wird von andern Grundtheilen aufgenommen, und ihr Stickgas geſchieden, das die Pflanzen auch im Schatten und zur Nachtzeit ausſtoßen. Das kohlenſaure Gas der Atmoſphaͤre und des Waſſers wird von den Pflanzen im Schatten und im Dunkeln unzerſetzt wieder ausgeſchieden, im Lichte hingegen zerlegt, und die Baſis der Lebensluft daraus frey gemacht.
Das Licht endlich iſt nach Herrn Gren nicht blos als Reizungsmittel zu betrachten. Die Frage, was es zur Bildung der Lebensluft ſelbſt beytrage, wird dadurch nicht beantwortet; und iſt die Luft einmal gebildet, ſo bedarf ſie, um ſich von der Pflanze zu trennen, keines Reizungsmittels. Die Greniſche Lehre von der Zuſammenſetzung des Lichts aus Brennſtoff und Waͤrmeſtoff giebt eine ſehr leichte Erklaͤrung, die auf einer doppelten Verwandtſchaft beruht. Die kohlenſaure Grundlage und das Hydrogen verbinden ſich mit der Baſis des Lichts, und entlaſſen dagegen die Baſis der Lebensluft, welche mit dem Waͤrmeſtoff des Lichts zur Lebensluft zuſammentritt. Herr Gren erlaͤutert dieſe Theorie durch das Beyſpiel des Reifens der Weintrauben. Der Saft der unreifen
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Haſſenfratz hauptſaͤchlich der Kohlenſtoff der Pflanzen her, der darinn bey weitem den groͤßten ponderabeln Antheil ausmacht, weder vom Waſſer, noch vom Lichte abgeleitet werden, und ſchwerlich auch allein von der Zerſetzung der Kohlenſaͤure der Luft herruͤhren kan. Uebrigens enthaͤlt die Dammerde, oder der in Verweſung begriffene Duͤnger, noch Hydrogen und Azote, auch ſind aus ihr die feuerbeſtaͤndigen Theile der Pflanzen, Alkali, Kalkerde, phosphorſaure Grundlage u. dergl. herzuleiten.
Das Waſſer geht theils unzerſetzt in die Miſchung der Saͤfte und feſten Theile der Pflanzen, theils wird es unter Einwirkung des Sonnenlichts und der Waͤrme zerlegt, indem ſich z. B. die kohlenſaure Grundlage der Pflanze mit dem Hydrogen und der Baſis des Lichts vereiniget, und die Baſis der Lebensluft aus dem Waſſer frey wird, und in Verbindung mit dem Waͤrmeſtoff als Lebensluft aus der Pflanze austritt. Die atmoſphaͤriſche Luft wird von den Pflanzen eingeſogen und mit den Saͤften vermiſcht; die Baſis ihrer Lebensluft wird von andern Grundtheilen aufgenommen, und ihr Stickgas geſchieden, das die Pflanzen auch im Schatten und zur Nachtzeit ausſtoßen. Das kohlenſaure Gas der Atmoſphaͤre und des Waſſers wird von den Pflanzen im Schatten und im Dunkeln unzerſetzt wieder ausgeſchieden, im Lichte hingegen zerlegt, und die Baſis der Lebensluft daraus frey gemacht.
Das Licht endlich iſt nach Herrn Gren nicht blos als Reizungsmittel zu betrachten. Die Frage, was es zur Bildung der Lebensluft ſelbſt beytrage, wird dadurch nicht beantwortet; und iſt die Luft einmal gebildet, ſo bedarf ſie, um ſich von der Pflanze zu trennen, keines Reizungsmittels. Die Greniſche Lehre von der Zuſammenſetzung des Lichts aus Brennſtoff und Waͤrmeſtoff giebt eine ſehr leichte Erklaͤrung, die auf einer doppelten Verwandtſchaft beruht. Die kohlenſaure Grundlage und das Hydrogen verbinden ſich mit der Baſis des Lichts, und entlaſſen dagegen die Baſis der Lebensluft, welche mit dem Waͤrmeſtoff des Lichts zur Lebensluft zuſammentritt. Herr Gren erlaͤutert dieſe Theorie durch das Beyſpiel des Reifens der Weintrauben. Der Saft der unreifen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 691. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/703>, abgerufen am 22.11.2024.
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