Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.Die Physiker treten, wie Herr von Humboldt bemerkt, dieser seiner Theorie nur darum nicht bey, weil sie glauben, die Sonnenstralen verbänden sich mit den Gewächsen, welche Lehre Aristoteles ([fremdsprachliches Material] . Opera omnia, ex ed. Du Val. To. I. p. 1209.) zuerst vorgetragen habe, die Pflanzen wären blos im Sonnenschein grün, und gäben blos in diesem den Sauerstoff von sich. Allein zu den Reizen, wodurch die Pflanzen zur Aushauchung des Sauerstoffgas angetrieben würden, gehörten außer den Sonnenstralen auch noch der Wasserstoff (Stickstoff) und das Lampenlicht. Hr. von H. beruft sich hierüber auf seine vormaligen und einige neuere Versuche, wo er in einer Freybergischen Grube, deren Luft durch Wasserstoff äußerst verderbt das Licht auslöschte und die Lungen angriff, aus keimenden Crocuszwiebeln in feuchter Erde, nach sechszehn Tagen die Blätter grün und die Geschlechtshülle gelb fand. Er folgert hieraus, daß die Blumen der Vegetabilien, ohne von Sonnenstralen getroffen zu werden, verschiedentlich gefärbt seyn können, welches also nicht vom Lichte, sondern (wie die verkalkten Metalle und Schwämme beweisen) von der Menge des Sauerstoffs abzuhängen scheine. Er fand auch, daß Pflänzchen von Lepidium sativum in der dicksten Finsterniß, von atmosphärischer Luft umgeben, bey dem bloßen Lichte einer Laterne grün wurden. So sinnreich aber auch diese Gedanken sind, so beruhen sie doch sämmtlich nur auf Analogien, und die Erfahrungen selbst enthalten nichts, was der Idee einer materiellen Verbindung des Lichts mit den Pflanzen entgegenstünde. Auch scheint Herr von Humboldt selbst, wie ich aus seiner lehrreichen mündlichen Unterhaltung weiß, diese Verbindung jetzt nicht mehr zu bezweifeln. Herr Gren nimmt an, daß Dammerde, Wasser, Luft und Licht, jedes das seinige, zur Nahrung und Wachsthum der Pflanzen beytragen. Man trift in den Bestandtheilen dieser Materien alle die Stoffe an, welche in die Mischung der Pflanzen kommen, nämlich Brennstoff, kohlensaure Grundlage, Hydrogen, Basis der Lebensluft und Azote, oder nach dem Sinne der Antiphlogistiker, Kohlenstoff, Hydrogen, Oxygen und Azote. Aus der Dammerde rührt nach Hrn. Die Phyſiker treten, wie Herr von Humboldt bemerkt, dieſer ſeiner Theorie nur darum nicht bey, weil ſie glauben, die Sonnenſtralen verbaͤnden ſich mit den Gewaͤchſen, welche Lehre Ariſtoteles ([fremdsprachliches Material] . Opera omnia, ex ed. Du Val. To. I. p. 1209.) zuerſt vorgetragen habe, die Pflanzen waͤren blos im Sonnenſchein gruͤn, und gaͤben blos in dieſem den Sauerſtoff von ſich. Allein zu den Reizen, wodurch die Pflanzen zur Aushauchung des Sauerſtoffgas angetrieben wuͤrden, gehoͤrten außer den Sonnenſtralen auch noch der Waſſerſtoff (Stickſtoff) und das Lampenlicht. Hr. von H. beruft ſich hieruͤber auf ſeine vormaligen und einige neuere Verſuche, wo er in einer Freybergiſchen Grube, deren Luft durch Waſſerſtoff aͤußerſt verderbt das Licht ausloͤſchte und die Lungen angriff, aus keimenden Crocuszwiebeln in feuchter Erde, nach ſechszehn Tagen die Blaͤtter gruͤn und die Geſchlechtshuͤlle gelb fand. Er folgert hieraus, daß die Blumen der Vegetabilien, ohne von Sonnenſtralen getroffen zu werden, verſchiedentlich gefaͤrbt ſeyn koͤnnen, welches alſo nicht vom Lichte, ſondern (wie die verkalkten Metalle und Schwaͤmme beweiſen) von der Menge des Sauerſtoffs abzuhaͤngen ſcheine. Er fand auch, daß Pflaͤnzchen von Lepidium ſativum in der dickſten Finſterniß, von atmoſphaͤriſcher Luft umgeben, bey dem bloßen Lichte einer Laterne gruͤn wurden. So ſinnreich aber auch dieſe Gedanken ſind, ſo beruhen ſie doch ſaͤmmtlich nur auf Analogien, und die Erfahrungen ſelbſt enthalten nichts, was der Idee einer materiellen Verbindung des Lichts mit den Pflanzen entgegenſtuͤnde. Auch ſcheint Herr von Humboldt ſelbſt, wie ich aus ſeiner lehrreichen muͤndlichen Unterhaltung weiß, dieſe Verbindung jetzt nicht mehr zu bezweifeln. Herr Gren nimmt an, daß Dammerde, Waſſer, Luft und Licht, jedes das ſeinige, zur Nahrung und Wachsthum der Pflanzen beytragen. Man trift in den Beſtandtheilen dieſer Materien alle die Stoffe an, welche in die Miſchung der Pflanzen kommen, naͤmlich Brennſtoff, kohlenſaure Grundlage, Hydrogen, Baſis der Lebensluft und Azote, oder nach dem Sinne der Antiphlogiſtiker, Kohlenſtoff, Hydrogen, Oxygen und Azote. Aus der Dammerde ruͤhrt nach Hrn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0702" xml:id="P.5.690" n="690"/><lb/> </p> <p>Die Phyſiker treten, wie Herr <hi rendition="#b">von Humboldt</hi> bemerkt, dieſer ſeiner Theorie nur darum nicht bey, weil ſie glauben, die Sonnenſtralen verbaͤnden ſich mit den Gewaͤchſen, welche Lehre <hi rendition="#b">Ariſtoteles</hi> (<foreign xml:lang="grc"><gap reason="fm"/><note type="editorial">*pezi *xr/wmatwn</note></foreign>. <hi rendition="#aq">Opera omnia, ex ed. Du Val. To. I. p. 1209.)</hi> zuerſt vorgetragen habe, die Pflanzen waͤren blos im Sonnenſchein gruͤn, und gaͤben blos in dieſem den Sauerſtoff von ſich. Allein zu den Reizen, wodurch die Pflanzen zur Aushauchung des Sauerſtoffgas angetrieben wuͤrden, gehoͤrten außer den Sonnenſtralen auch noch der <hi rendition="#b">Waſſerſtoff</hi> (Stickſtoff) und das <hi rendition="#b">Lampenlicht.</hi> Hr. von H. beruft ſich hieruͤber auf ſeine vormaligen und einige neuere Verſuche, wo er in einer Freybergiſchen Grube, deren Luft durch Waſſerſtoff aͤußerſt verderbt das Licht ausloͤſchte und die Lungen angriff, aus keimenden Crocuszwiebeln in feuchter Erde, nach ſechszehn Tagen die Blaͤtter gruͤn und die Geſchlechtshuͤlle gelb fand. Er folgert hieraus, daß die Blumen der Vegetabilien, ohne von Sonnenſtralen getroffen zu werden, verſchiedentlich gefaͤrbt ſeyn koͤnnen, welches alſo nicht vom Lichte, ſondern (wie die verkalkten Metalle und Schwaͤmme beweiſen) von der Menge des Sauerſtoffs abzuhaͤngen ſcheine. Er fand auch, daß Pflaͤnzchen von <hi rendition="#aq">Lepidium ſativum</hi> in der dickſten Finſterniß, von atmoſphaͤriſcher Luft umgeben, bey dem bloßen Lichte einer Laterne gruͤn wurden. So ſinnreich aber auch dieſe Gedanken ſind, ſo beruhen ſie doch ſaͤmmtlich nur auf Analogien, und die Erfahrungen ſelbſt enthalten nichts, was der Idee einer materiellen Verbindung des Lichts mit den Pflanzen entgegenſtuͤnde. Auch ſcheint Herr <hi rendition="#b">von Humboldt</hi> ſelbſt, wie ich aus ſeiner lehrreichen muͤndlichen Unterhaltung weiß, dieſe Verbindung jetzt nicht mehr zu bezweifeln.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">Gren</hi> nimmt an, daß Dammerde, Waſſer, Luft und Licht, jedes das ſeinige, zur Nahrung und Wachsthum der Pflanzen beytragen. Man trift in den Beſtandtheilen dieſer Materien alle die Stoffe an, welche in die Miſchung der Pflanzen kommen, naͤmlich Brennſtoff, kohlenſaure Grundlage, Hydrogen, Baſis der Lebensluft und Azote, oder nach dem Sinne der Antiphlogiſtiker, Kohlenſtoff, Hydrogen, Oxygen und Azote. Aus der Dammerde ruͤhrt nach Hrn.<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [690/0702]
Die Phyſiker treten, wie Herr von Humboldt bemerkt, dieſer ſeiner Theorie nur darum nicht bey, weil ſie glauben, die Sonnenſtralen verbaͤnden ſich mit den Gewaͤchſen, welche Lehre Ariſtoteles (_ . Opera omnia, ex ed. Du Val. To. I. p. 1209.) zuerſt vorgetragen habe, die Pflanzen waͤren blos im Sonnenſchein gruͤn, und gaͤben blos in dieſem den Sauerſtoff von ſich. Allein zu den Reizen, wodurch die Pflanzen zur Aushauchung des Sauerſtoffgas angetrieben wuͤrden, gehoͤrten außer den Sonnenſtralen auch noch der Waſſerſtoff (Stickſtoff) und das Lampenlicht. Hr. von H. beruft ſich hieruͤber auf ſeine vormaligen und einige neuere Verſuche, wo er in einer Freybergiſchen Grube, deren Luft durch Waſſerſtoff aͤußerſt verderbt das Licht ausloͤſchte und die Lungen angriff, aus keimenden Crocuszwiebeln in feuchter Erde, nach ſechszehn Tagen die Blaͤtter gruͤn und die Geſchlechtshuͤlle gelb fand. Er folgert hieraus, daß die Blumen der Vegetabilien, ohne von Sonnenſtralen getroffen zu werden, verſchiedentlich gefaͤrbt ſeyn koͤnnen, welches alſo nicht vom Lichte, ſondern (wie die verkalkten Metalle und Schwaͤmme beweiſen) von der Menge des Sauerſtoffs abzuhaͤngen ſcheine. Er fand auch, daß Pflaͤnzchen von Lepidium ſativum in der dickſten Finſterniß, von atmoſphaͤriſcher Luft umgeben, bey dem bloßen Lichte einer Laterne gruͤn wurden. So ſinnreich aber auch dieſe Gedanken ſind, ſo beruhen ſie doch ſaͤmmtlich nur auf Analogien, und die Erfahrungen ſelbſt enthalten nichts, was der Idee einer materiellen Verbindung des Lichts mit den Pflanzen entgegenſtuͤnde. Auch ſcheint Herr von Humboldt ſelbſt, wie ich aus ſeiner lehrreichen muͤndlichen Unterhaltung weiß, dieſe Verbindung jetzt nicht mehr zu bezweifeln.
Herr Gren nimmt an, daß Dammerde, Waſſer, Luft und Licht, jedes das ſeinige, zur Nahrung und Wachsthum der Pflanzen beytragen. Man trift in den Beſtandtheilen dieſer Materien alle die Stoffe an, welche in die Miſchung der Pflanzen kommen, naͤmlich Brennſtoff, kohlenſaure Grundlage, Hydrogen, Baſis der Lebensluft und Azote, oder nach dem Sinne der Antiphlogiſtiker, Kohlenſtoff, Hydrogen, Oxygen und Azote. Aus der Dammerde ruͤhrt nach Hrn.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |