oder schlechte Blumen und Früchte, auch bey sonst gleichem Boden, Luft, Feuchtigkeit und Temperatur. Die keimenden Blätter und Stengel der Pflanzen, ehe sie aus dem Boden hervorkommen, sind weiß und ungefärbt, und werden erst am Licht und Tage grün. Die innern Köpfe der Kohlarten, des Lattichs u. s. w., die von den äußern bedeckt, und gegen Licht und Tag geschützt werden, bleiben weiß und wässericht, da die äußern grün und weniger wässericht sind. Die Brennbarkeit aller Pflanzen macht es in dem von Hrn. Gren angenommenen System noch wahrscheinlicher, daß das Licht das Medium sey, von welchem sie ihren Brennstoff erhalten.
Herr von Humboldt(Lettre a Mr. de la Metherie, im Journ. de phys. To. XL. p. 154. Vers. u. Beob. über die grüne Farbe unterirdischer Vegetabilien in Grens Journ. d. Phys. B. V. S. 196 ff. Lettre de M. Humboldt a M. Crell in den Ann. de Chimie. 1793. Juillet. p. 108. Aphorismen, übers. durch Fischer, §. 12) hat über den Einfluß des Lichts auf die Farbe der Pflanzen eine andere Theorie entworfen, indem er das Licht nicht in ihre Zusammensetzung selbst eingehen läßt, sondern blos als ein äußeres Reizmittel betrachtet, durch welches der vegetabilischen Fiber der Sauerstoff entzogen werde. Solche Reizmittel sind Licht und Wasserstoffgas (auch Stickgas). Daher geben die Pflanzen, welche denselben ausgesetzt sind, zu jeder Zeit, so lange sie wachsen, Sauerstoff von sich; und daher dünsten die Pflanzen an ihrem wahren Geburtsorte nur bey Tage Sauerstoffgas, des Nachts hingegen, wie die Thiere, kohlensaures Gas aus. Alle Theile der Pflanzen, welche einen Ueberfluß an Sauerstoff haben, und aus denen man doch denselben nicht herauslocken kan, zeigen eine weiße oder bunte Farbe: diejenigen Gewächse hingegen, welche auf den Reiz des Wasserstoffs oder des Lichts den Sauerstoff fahren lassen, sind von frischem Grün. Nach dieser Theorie ist nicht das Licht die Ursache der grünen, sondern der Sauerstoff die Ursache der weißen oder bleichen Farbe; und die grüne scheint eher von der Vermischung des Wasserstoffs mit Kohlenstoff herzurühren.
oder ſchlechte Blumen und Fruͤchte, auch bey ſonſt gleichem Boden, Luft, Feuchtigkeit und Temperatur. Die keimenden Blaͤtter und Stengel der Pflanzen, ehe ſie aus dem Boden hervorkommen, ſind weiß und ungefaͤrbt, und werden erſt am Licht und Tage gruͤn. Die innern Koͤpfe der Kohlarten, des Lattichs u. ſ. w., die von den aͤußern bedeckt, und gegen Licht und Tag geſchuͤtzt werden, bleiben weiß und waͤſſericht, da die aͤußern gruͤn und weniger waͤſſericht ſind. Die Brennbarkeit aller Pflanzen macht es in dem von Hrn. Gren angenommenen Syſtem noch wahrſcheinlicher, daß das Licht das Medium ſey, von welchem ſie ihren Brennſtoff erhalten.
Herr von Humboldt(Lettre à Mr. de la Metherie, im Journ. de phyſ. To. XL. p. 154. Verſ. u. Beob. uͤber die gruͤne Farbe unterirdiſcher Vegetabilien in Grens Journ. d. Phyſ. B. V. S. 196 ff. Lettre de M. Humboldt à M. Crell in den Ann. de Chimie. 1793. Juillet. p. 108. Aphoriſmen, überſ. durch Fiſcher, §. 12) hat uͤber den Einfluß des Lichts auf die Farbe der Pflanzen eine andere Theorie entworfen, indem er das Licht nicht in ihre Zuſammenſetzung ſelbſt eingehen laͤßt, ſondern blos als ein aͤußeres Reizmittel betrachtet, durch welches der vegetabiliſchen Fiber der Sauerſtoff entzogen werde. Solche Reizmittel ſind Licht und Waſſerſtoffgas (auch Stickgas). Daher geben die Pflanzen, welche denſelben ausgeſetzt ſind, zu jeder Zeit, ſo lange ſie wachſen, Sauerſtoff von ſich; und daher duͤnſten die Pflanzen an ihrem wahren Geburtsorte nur bey Tage Sauerſtoffgas, des Nachts hingegen, wie die Thiere, kohlenſaures Gas aus. Alle Theile der Pflanzen, welche einen Ueberfluß an Sauerſtoff haben, und aus denen man doch denſelben nicht herauslocken kan, zeigen eine weiße oder bunte Farbe: diejenigen Gewaͤchſe hingegen, welche auf den Reiz des Waſſerſtoffs oder des Lichts den Sauerſtoff fahren laſſen, ſind von friſchem Gruͤn. Nach dieſer Theorie iſt nicht das Licht die Urſache der gruͤnen, ſondern der Sauerſtoff die Urſache der weißen oder bleichen Farbe; und die gruͤne ſcheint eher von der Vermiſchung des Waſſerſtoffs mit Kohlenſtoff herzuruͤhren.
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oder ſchlechte Blumen und Fruͤchte, auch bey ſonſt gleichem Boden, Luft, Feuchtigkeit und Temperatur. Die keimenden Blaͤtter und Stengel der Pflanzen, ehe ſie aus dem Boden hervorkommen, ſind weiß und ungefaͤrbt, und werden erſt am Licht und Tage gruͤn. Die innern Koͤpfe der Kohlarten, des Lattichs u. ſ. w., die von den aͤußern bedeckt, und gegen Licht und Tag geſchuͤtzt werden, bleiben weiß und waͤſſericht, da die aͤußern gruͤn und weniger waͤſſericht ſind. Die Brennbarkeit aller Pflanzen macht es in dem von Hrn. Gren angenommenen Syſtem noch wahrſcheinlicher, daß das Licht das Medium ſey, von welchem ſie ihren Brennſtoff erhalten.
Herr von Humboldt (Lettre à Mr. de la Metherie, im Journ. de phyſ. To. XL. p. 154. Verſ. u. Beob. uͤber die gruͤne Farbe unterirdiſcher Vegetabilien in Grens Journ. d. Phyſ. B. V. S. 196 ff. Lettre de M. Humboldt à M. Crell in den Ann. de Chimie. 1793. Juillet. p. 108. Aphoriſmen, überſ. durch Fiſcher, §. 12) hat uͤber den Einfluß des Lichts auf die Farbe der Pflanzen eine andere Theorie entworfen, indem er das Licht nicht in ihre Zuſammenſetzung ſelbſt eingehen laͤßt, ſondern blos als ein aͤußeres Reizmittel betrachtet, durch welches der vegetabiliſchen Fiber der Sauerſtoff entzogen werde. Solche Reizmittel ſind Licht und Waſſerſtoffgas (auch Stickgas). Daher geben die Pflanzen, welche denſelben ausgeſetzt ſind, zu jeder Zeit, ſo lange ſie wachſen, Sauerſtoff von ſich; und daher duͤnſten die Pflanzen an ihrem wahren Geburtsorte nur bey Tage Sauerſtoffgas, des Nachts hingegen, wie die Thiere, kohlenſaures Gas aus. Alle Theile der Pflanzen, welche einen Ueberfluß an Sauerſtoff haben, und aus denen man doch denſelben nicht herauslocken kan, zeigen eine weiße oder bunte Farbe: diejenigen Gewaͤchſe hingegen, welche auf den Reiz des Waſſerſtoffs oder des Lichts den Sauerſtoff fahren laſſen, ſind von friſchem Gruͤn. Nach dieſer Theorie iſt nicht das Licht die Urſache der gruͤnen, ſondern der Sauerſtoff die Urſache der weißen oder bleichen Farbe; und die gruͤne ſcheint eher von der Vermiſchung des Waſſerſtoffs mit Kohlenſtoff herzuruͤhren.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/701>, abgerufen am 22.11.2024.
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