kohlengesäuertes Gas, als dazu nöthig wäre. Allein man bemerke doch, daß alle Vegetabilien desto langsamer wachsen, je größer ihr Ueberfluß an Kohlenstoff sey. Es entstehe eine Menge kohlensaures Gas durch Verbrennung, Gährung und das Athmen der Säugthiere und Vögel; und nach Verschiedenheit der Ursachen, des Orts, der Witterung, des Klima, mache es bald (1/10), bald (1/64) der atmosphärischen Luft aus. Durch sein größeres specifisches Gewicht sinke es auf die grünende Erde herab, und dringe verbunden mit Wasser in die Würzelchen der Pflanzen ein. Das Kohlenstoffgas, das man in der Atmosphäre, und nach de Saussure selbst auf den höchsten Gebirgen antreffe, scheine nur im Wasser aufgelößt und mit diesem aufgestiegen zu seyn. Da überdieses kaltes Wasser mehr sixe Luft aufnimmt, als warmes, so möge wohl die Sonnenhitze auch darum das Wachsthum befördern, weil sie ein Hauptnahrungsmittel der Pflanzen zu den untersten Gegenden niederschlage. Die unterirdischen Gewächse, die mehr Wasserstoff und Sauerstoff, als Kohlenstoff, in sich ziehen, werden durch ein Wasser getränkt, welches das kohlensaure Gas sowohl an der Oberfläche der Erde, als in dem Innern derselben verschluckt, wo häufige Steinkohlenflötze, welche Feuer nähren, dasselbe Jahrhunderte hindurch aushauchen.
Herr Gren (Systemat. Handbuch der gesammt. Chemie. Zweyte Aufl. II. Theil. Halle, 1794. gr. 8. §. 1373--1394) handelt ausführlich von dem Wachsthum und den Nahrungsstoffen der Pflanzen. Er widerlegt zuerst die ältern Meinungen, und zeigt, daß weder die Dammerde allein, noch das Wasser allein zureiche, um alle in den Pflanzen befindliche Stoffe herzugeben, daß insbesondere die Gewächse aus der Luft, außer der Feuchtigkeit, noch etwas anderes erhalten müssen, und daß man seit den interessanten Entdeckungen der Herren Ingenhouß und Senebier den großen Antheil, den das Licht hiebey habe, nicht verkennen könne. Die Nothwendigkeit des Lichts zum Gedeihen der Gewächse, sagt er, erhelle aus unläugbaren Thatsachen. Pflanzen, die im Dunkeln wachsen, werden bleich, verlieren ihre Farbe, werden wässerig, verderben, und tragen entweder gar keine,
kohlengeſaͤuertes Gas, als dazu noͤthig waͤre. Allein man bemerke doch, daß alle Vegetabilien deſto langſamer wachſen, je groͤßer ihr Ueberfluß an Kohlenſtoff ſey. Es entſtehe eine Menge kohlenſaures Gas durch Verbrennung, Gaͤhrung und das Athmen der Saͤugthiere und Voͤgel; und nach Verſchiedenheit der Urſachen, des Orts, der Witterung, des Klima, mache es bald (1/10), bald (1/64) der atmoſphaͤriſchen Luft aus. Durch ſein groͤßeres ſpecifiſches Gewicht ſinke es auf die gruͤnende Erde herab, und dringe verbunden mit Waſſer in die Wuͤrzelchen der Pflanzen ein. Das Kohlenſtoffgas, das man in der Atmoſphaͤre, und nach de Sauſſure ſelbſt auf den hoͤchſten Gebirgen antreffe, ſcheine nur im Waſſer aufgeloͤßt und mit dieſem aufgeſtiegen zu ſeyn. Da uͤberdieſes kaltes Waſſer mehr ſixe Luft aufnimmt, als warmes, ſo moͤge wohl die Sonnenhitze auch darum das Wachsthum befoͤrdern, weil ſie ein Hauptnahrungsmittel der Pflanzen zu den unterſten Gegenden niederſchlage. Die unterirdiſchen Gewaͤchſe, die mehr Waſſerſtoff und Sauerſtoff, als Kohlenſtoff, in ſich ziehen, werden durch ein Waſſer getraͤnkt, welches das kohlenſaure Gas ſowohl an der Oberflaͤche der Erde, als in dem Innern derſelben verſchluckt, wo haͤufige Steinkohlenfloͤtze, welche Feuer naͤhren, daſſelbe Jahrhunderte hindurch aushauchen.
Herr Gren (Syſtemat. Handbuch der geſammt. Chemie. Zweyte Aufl. II. Theil. Halle, 1794. gr. 8. §. 1373—1394) handelt ausfuͤhrlich von dem Wachsthum und den Nahrungsſtoffen der Pflanzen. Er widerlegt zuerſt die aͤltern Meinungen, und zeigt, daß weder die Dammerde allein, noch das Waſſer allein zureiche, um alle in den Pflanzen befindliche Stoffe herzugeben, daß insbeſondere die Gewaͤchſe aus der Luft, außer der Feuchtigkeit, noch etwas anderes erhalten muͤſſen, und daß man ſeit den intereſſanten Entdeckungen der Herren Ingenhouß und Senebier den großen Antheil, den das Licht hiebey habe, nicht verkennen koͤnne. Die Nothwendigkeit des Lichts zum Gedeihen der Gewaͤchſe, ſagt er, erhelle aus unlaͤugbaren Thatſachen. Pflanzen, die im Dunkeln wachſen, werden bleich, verlieren ihre Farbe, werden waͤſſerig, verderben, und tragen entweder gar keine,
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kohlengeſaͤuertes Gas, als dazu noͤthig waͤre. Allein man bemerke doch, daß alle Vegetabilien deſto langſamer wachſen, je groͤßer ihr Ueberfluß an Kohlenſtoff ſey. Es entſtehe eine Menge kohlenſaures Gas durch Verbrennung, Gaͤhrung und das Athmen der Saͤugthiere und Voͤgel; und nach Verſchiedenheit der Urſachen, des Orts, der Witterung, des Klima, mache es bald (1/10), bald (1/64) der atmoſphaͤriſchen Luft aus. Durch ſein groͤßeres ſpecifiſches Gewicht ſinke es auf die gruͤnende Erde herab, und dringe verbunden mit Waſſer in die Wuͤrzelchen der Pflanzen ein. Das Kohlenſtoffgas, das man in der Atmoſphaͤre, und nach de Sauſſure ſelbſt auf den hoͤchſten Gebirgen antreffe, ſcheine nur im Waſſer aufgeloͤßt und mit dieſem aufgeſtiegen zu ſeyn. Da uͤberdieſes kaltes Waſſer mehr ſixe Luft aufnimmt, als warmes, ſo moͤge wohl die Sonnenhitze auch darum das Wachsthum befoͤrdern, weil ſie ein Hauptnahrungsmittel der Pflanzen zu den unterſten Gegenden niederſchlage. Die unterirdiſchen Gewaͤchſe, die mehr Waſſerſtoff und Sauerſtoff, als Kohlenſtoff, in ſich ziehen, werden durch ein Waſſer getraͤnkt, welches das kohlenſaure Gas ſowohl an der Oberflaͤche der Erde, als in dem Innern derſelben verſchluckt, wo haͤufige Steinkohlenfloͤtze, welche Feuer naͤhren, daſſelbe Jahrhunderte hindurch aushauchen.
Herr Gren (Syſtemat. Handbuch der geſammt. Chemie. Zweyte Aufl. II. Theil. Halle, 1794. gr. 8. §. 1373—1394) handelt ausfuͤhrlich von dem Wachsthum und den Nahrungsſtoffen der Pflanzen. Er widerlegt zuerſt die aͤltern Meinungen, und zeigt, daß weder die Dammerde allein, noch das Waſſer allein zureiche, um alle in den Pflanzen befindliche Stoffe herzugeben, daß insbeſondere die Gewaͤchſe aus der Luft, außer der Feuchtigkeit, noch etwas anderes erhalten muͤſſen, und daß man ſeit den intereſſanten Entdeckungen der Herren Ingenhouß und Senebier den großen Antheil, den das Licht hiebey habe, nicht verkennen koͤnne. Die Nothwendigkeit des Lichts zum Gedeihen der Gewaͤchſe, ſagt er, erhelle aus unlaͤugbaren Thatſachen. Pflanzen, die im Dunkeln wachſen, werden bleich, verlieren ihre Farbe, werden waͤſſerig, verderben, und tragen entweder gar keine,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 688. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/700>, abgerufen am 22.11.2024.
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