es immerfort wieder zur Entwickelung des Sauerstoffgas braucht, verliert nach und nach sein Vermögen, und tritt durch den Verlust seiner fixen Luft in den Zustand des gesottenen. Wassers zurück. Blätter, welche durch die Luftpumpe unter gekochtem Wasser von aller ihrer Luft befreyt worden sind, geben unter einem mit kohlensaurem Wasser gefüllten Recipienten im Sonnenscheine noch 16mal so viel Lebensluft, als die Luftpumpe vorher daraus Luft gezogen hatte.
Dagegen hat Herr Ingenhouß (Versuche mit Pflanzen u. s. w. aus d. Frz. v. I. A. Scherer, verbesserte Aufl. Th. I--III. Wien, 1786--1790. gr. 8. Einige Beob. über die Kraft des mit fixer Luft rc. angeschwängerten Wassers u. s. w. in Ingenhouß vermischten Schriften, B. II. S. 391. ff.) durch genaue und zahlreiche Versuche dargethan, daß die Blätter des Nachts eine irrespirable Gasart, nämlich Stickgas und kohlengesäuertes Gas, obgleich in geringer Menge, ausströmen. Dieses scheint gegen die Meinung des Hrn. Senebier vielmehr Erzeugung oder wenigstens ungeänderte Zurückgabe, als Zersetzung der Kohlensäure anzuzeigen; Hr. S. aber behauptet im Gegentheil, daß die Blätter gesunder und ungestört vegetirender Pflanzen des Nachts und im Dunkeln gar keine Luft entwickeln (Lettre de M. Senebier a Mr. Ingenhouß, in des Letztern vermischten Schriften, B. II. S. 477 ff. Remarques de Mr. Ingenhouß sur la lettre precedente, ebend. S. 481 ff.). Herr Ingenhouß zeigt ferner, daß die Pflanzen zu Entwickelung der Lebensluft, während ihres Wachsthums im Sonnenlichte, gar kein kohlengesäuertes Gas, weder im Wasser, noch in der umgebenden Atmosphäre, nöthig haben, und es folgt hieraus wenigstens soviel, daß man die Erzeugung der Lebensluft, welche sie aushauchen, nicht ausschließend von einer Zersetzung der Kohlensäure herleiten dürfe, wenn gleich die Thatsache selbst, daß nämlich die Gewächse ein Vermögen besitzen, das kohlengesäuerte Gas im Sonnenlichte zu zersetzen und in Lebensluft umzuwandeln, nach Hrn. Senebiers Versuchen schwerlich geläugnet werden kan.
Auch Herr Hassenfratz(Sur la nutrition des vegetaux. Second Memoire, in den Annal. de chimie. To. XIII. p. 318
es immerfort wieder zur Entwickelung des Sauerſtoffgas braucht, verliert nach und nach ſein Vermoͤgen, und tritt durch den Verluſt ſeiner fixen Luft in den Zuſtand des geſottenen. Waſſers zuruͤck. Blaͤtter, welche durch die Luftpumpe unter gekochtem Waſſer von aller ihrer Luft befreyt worden ſind, geben unter einem mit kohlenſaurem Waſſer gefuͤllten Recipienten im Sonnenſcheine noch 16mal ſo viel Lebensluft, als die Luftpumpe vorher daraus Luft gezogen hatte.
Dagegen hat Herr Ingenhouß (Verſuche mit Pflanzen u. ſ. w. aus d. Frz. v. I. A. Scherer, verbeſſerte Aufl. Th. I—III. Wien, 1786—1790. gr. 8. Einige Beob. uͤber die Kraft des mit fixer Luft rc. angeſchwaͤngerten Waſſers u. ſ. w. in Ingenhouß vermiſchten Schriften, B. II. S. 391. ff.) durch genaue und zahlreiche Verſuche dargethan, daß die Blaͤtter des Nachts eine irreſpirable Gasart, naͤmlich Stickgas und kohlengeſaͤuertes Gas, obgleich in geringer Menge, ausſtroͤmen. Dieſes ſcheint gegen die Meinung des Hrn. Senebier vielmehr Erzeugung oder wenigſtens ungeaͤnderte Zuruͤckgabe, als Zerſetzung der Kohlenſaͤure anzuzeigen; Hr. S. aber behauptet im Gegentheil, daß die Blaͤtter geſunder und ungeſtoͤrt vegetirender Pflanzen des Nachts und im Dunkeln gar keine Luft entwickeln (Lettre de M. Senebier à Mr. Ingenhouſz, in des Letztern vermiſchten Schriften, B. II. S. 477 ff. Remarques de Mr. Ingenhouſz ſur la lettre précedente, ebend. S. 481 ff.). Herr Ingenhouß zeigt ferner, daß die Pflanzen zu Entwickelung der Lebensluft, waͤhrend ihres Wachsthums im Sonnenlichte, gar kein kohlengeſaͤuertes Gas, weder im Waſſer, noch in der umgebenden Atmoſphaͤre, noͤthig haben, und es folgt hieraus wenigſtens ſoviel, daß man die Erzeugung der Lebensluft, welche ſie aushauchen, nicht ausſchließend von einer Zerſetzung der Kohlenſaͤure herleiten duͤrfe, wenn gleich die Thatſache ſelbſt, daß naͤmlich die Gewaͤchſe ein Vermoͤgen beſitzen, das kohlengeſaͤuerte Gas im Sonnenlichte zu zerſetzen und in Lebensluft umzuwandeln, nach Hrn. Senebiers Verſuchen ſchwerlich gelaͤugnet werden kan.
Auch Herr Haſſenfratz(Sur la nutrition des végétaux. Second Mémoire, in den Annal. de chimie. To. XIII. p. 318
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es immerfort wieder zur Entwickelung des Sauerſtoffgas braucht, verliert nach und nach ſein Vermoͤgen, und tritt durch den Verluſt ſeiner fixen Luft in den Zuſtand des geſottenen. Waſſers zuruͤck. Blaͤtter, welche durch die Luftpumpe unter gekochtem Waſſer von aller ihrer Luft befreyt worden ſind, geben unter einem mit kohlenſaurem Waſſer gefuͤllten Recipienten im Sonnenſcheine noch 16mal ſo viel Lebensluft, als die Luftpumpe vorher daraus Luft gezogen hatte.</p><p>Dagegen hat Herr <hirendition="#b">Ingenhouß</hi> (Verſuche mit Pflanzen u. ſ. w. aus d. Frz. v. <hirendition="#b">I. A. Scherer,</hi> verbeſſerte Aufl. Th. <hirendition="#aq">I—III.</hi> Wien, 1786—1790. gr. 8. Einige Beob. uͤber die Kraft des mit fixer Luft rc. angeſchwaͤngerten Waſſers u. ſ. w. in <hirendition="#b">Ingenhouß</hi> vermiſchten Schriften, B. <hirendition="#aq">II.</hi> S. 391. ff.) durch genaue und zahlreiche Verſuche dargethan, daß die Blaͤtter des Nachts eine irreſpirable Gasart, naͤmlich Stickgas und kohlengeſaͤuertes Gas, obgleich in geringer Menge, ausſtroͤmen. Dieſes ſcheint gegen die Meinung des Hrn. <hirendition="#b">Senebier</hi> vielmehr Erzeugung oder wenigſtens ungeaͤnderte Zuruͤckgabe, als Zerſetzung der Kohlenſaͤure anzuzeigen; Hr. S. aber behauptet im Gegentheil, daß die Blaͤtter geſunder und ungeſtoͤrt vegetirender Pflanzen des Nachts und im Dunkeln gar keine Luft entwickeln <hirendition="#aq">(Lettre de M. <hirendition="#i">Senebier</hi> à Mr. <hirendition="#i">Ingenhouſz,</hi></hi> in des Letztern vermiſchten Schriften, B. <hirendition="#aq">II.</hi> S. 477 ff. <hirendition="#aq">Remarques de Mr. <hirendition="#i">Ingenhouſz</hi>ſur la lettre précedente,</hi> ebend. S. 481 ff.). Herr <hirendition="#b">Ingenhouß</hi> zeigt ferner, daß die Pflanzen zu Entwickelung der Lebensluft, waͤhrend ihres Wachsthums im Sonnenlichte, gar kein kohlengeſaͤuertes Gas, weder im Waſſer, noch in der umgebenden Atmoſphaͤre, noͤthig haben, und es folgt hieraus wenigſtens ſoviel, daß man die Erzeugung der Lebensluft, welche ſie aushauchen, nicht <hirendition="#b">ausſchließend</hi> von einer Zerſetzung der Kohlenſaͤure herleiten duͤrfe, wenn gleich die Thatſache ſelbſt, daß naͤmlich die Gewaͤchſe ein Vermoͤgen beſitzen, das kohlengeſaͤuerte Gas im Sonnenlichte zu zerſetzen und in Lebensluft umzuwandeln, nach Hrn. <hirendition="#b">Senebiers</hi> Verſuchen ſchwerlich gelaͤugnet werden kan.</p><p>Auch Herr <hirendition="#b">Haſſenfratz</hi><hirendition="#aq">(Sur la nutrition des végétaux. Second Mémoire,</hi> in den <hirendition="#aq">Annal. de chimie. To. XIII. p. 318<lb/></hi></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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es immerfort wieder zur Entwickelung des Sauerſtoffgas braucht, verliert nach und nach ſein Vermoͤgen, und tritt durch den Verluſt ſeiner fixen Luft in den Zuſtand des geſottenen. Waſſers zuruͤck. Blaͤtter, welche durch die Luftpumpe unter gekochtem Waſſer von aller ihrer Luft befreyt worden ſind, geben unter einem mit kohlenſaurem Waſſer gefuͤllten Recipienten im Sonnenſcheine noch 16mal ſo viel Lebensluft, als die Luftpumpe vorher daraus Luft gezogen hatte.
Dagegen hat Herr Ingenhouß (Verſuche mit Pflanzen u. ſ. w. aus d. Frz. v. I. A. Scherer, verbeſſerte Aufl. Th. I—III. Wien, 1786—1790. gr. 8. Einige Beob. uͤber die Kraft des mit fixer Luft rc. angeſchwaͤngerten Waſſers u. ſ. w. in Ingenhouß vermiſchten Schriften, B. II. S. 391. ff.) durch genaue und zahlreiche Verſuche dargethan, daß die Blaͤtter des Nachts eine irreſpirable Gasart, naͤmlich Stickgas und kohlengeſaͤuertes Gas, obgleich in geringer Menge, ausſtroͤmen. Dieſes ſcheint gegen die Meinung des Hrn. Senebier vielmehr Erzeugung oder wenigſtens ungeaͤnderte Zuruͤckgabe, als Zerſetzung der Kohlenſaͤure anzuzeigen; Hr. S. aber behauptet im Gegentheil, daß die Blaͤtter geſunder und ungeſtoͤrt vegetirender Pflanzen des Nachts und im Dunkeln gar keine Luft entwickeln (Lettre de M. Senebier à Mr. Ingenhouſz, in des Letztern vermiſchten Schriften, B. II. S. 477 ff. Remarques de Mr. Ingenhouſz ſur la lettre précedente, ebend. S. 481 ff.). Herr Ingenhouß zeigt ferner, daß die Pflanzen zu Entwickelung der Lebensluft, waͤhrend ihres Wachsthums im Sonnenlichte, gar kein kohlengeſaͤuertes Gas, weder im Waſſer, noch in der umgebenden Atmoſphaͤre, noͤthig haben, und es folgt hieraus wenigſtens ſoviel, daß man die Erzeugung der Lebensluft, welche ſie aushauchen, nicht ausſchließend von einer Zerſetzung der Kohlenſaͤure herleiten duͤrfe, wenn gleich die Thatſache ſelbſt, daß naͤmlich die Gewaͤchſe ein Vermoͤgen beſitzen, das kohlengeſaͤuerte Gas im Sonnenlichte zu zerſetzen und in Lebensluft umzuwandeln, nach Hrn. Senebiers Verſuchen ſchwerlich gelaͤugnet werden kan.
Auch Herr Haſſenfratz (Sur la nutrition des végétaux. Second Mémoire, in den Annal. de chimie. To. XIII. p. 318
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 684. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/696>, abgerufen am 22.11.2024.
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