Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.Die Mondfläche hat keinen Ocean, noch solche beträchtliche Meere, als unsere Erde. Die ganze Oberfläche ist gebirgig und ungleich. Selbst die grauen ausgedehnten Flecken, die das bloße Auge erkennt, und die die ältern Astronomen Meere nannten, haben eben die mannigfaltigen Erhöhungen und Vertiefungen, wie die hellern Gegenden, und es finden sich nicht einmal solche Ebenen darinn, wie die großen Heiden und Waldungen der Erdfläche sind. Eben so wenig bemerkt man eine Spur von Flüssen, und aus Licht und Schatten in den Vertiefungen zeigt sich, daß die Substanz des Monds nicht so mit Wasser durchdrungen seyn könne, wie die Erde. Damit will aber Hr. S. nicht alle Flüßigkeit vom Monde ausgeschlossen haben. Er leitet die zusammenhängenden Bergstrecken, Ketten und Adern von einer nicht vollführten Eruption oder einer bloßen Aufschwellung der äußern Mondrinde, die Wallgebirge und Crater hingegen von wirklichen Durchbrüchen derselben her, wo das elastische Fluidum die gesprengte Masse ringsum vor sich wegwarf. Alles dieses muß geschehen seyn, als die Mondfläche schon einige haltbare Festigkeit hatte; denn alles sieht einer vulkanischen Wirkung ähnlicher, als einer pelagischen Auflösung oder Alluvion. Doch mag ein Theil der Masse geschmolzen seyn, und die Crater, die jetzt Wallebnen ausmachen, zum Theil wieder gefüllt haben. Spuren von Lavaströmen zeigen sich zwar nicht; doch scheint an dem Flecken Euler etwas von dem Auswurf weggeflossen zu seyn, und ohne spiegelnde Flächen anzunehmen, läßt sich auch der seltsame Farbenwechsel nicht erklären, der auf dem Monde bemerklich ist. Die häufigen Centralgebirge (kleine Erhabenheiten) können nichts anders seyn, als neue Versuche der elastischen Flüßigkeit, mehr Masse auszuwerfen; so finden sich auch in den großen Cratern zuweilen kleinere. Die großen grauen Flächen scheinen minder gestörte Gegenden zu seyn, wo eine Vegetation statt hat; so, wie die Wallebenen, die da, wo neue Ausbrüche geschehen sind, auch wieder glänzen. Ueber die in der Nachtseite des Mondes wahrgenommenen hellen Punkte, welche man nach S. 286. für brennende Die Mondflaͤche hat keinen Ocean, noch ſolche betraͤchtliche Meere, als unſere Erde. Die ganze Oberflaͤche iſt gebirgig und ungleich. Selbſt die grauen ausgedehnten Flecken, die das bloße Auge erkennt, und die die aͤltern Aſtronomen Meere nannten, haben eben die mannigfaltigen Erhoͤhungen und Vertiefungen, wie die hellern Gegenden, und es finden ſich nicht einmal ſolche Ebenen darinn, wie die großen Heiden und Waldungen der Erdflaͤche ſind. Eben ſo wenig bemerkt man eine Spur von Fluͤſſen, und aus Licht und Schatten in den Vertiefungen zeigt ſich, daß die Subſtanz des Monds nicht ſo mit Waſſer durchdrungen ſeyn koͤnne, wie die Erde. Damit will aber Hr. S. nicht alle Fluͤßigkeit vom Monde ausgeſchloſſen haben. Er leitet die zuſammenhaͤngenden Bergſtrecken, Ketten und Adern von einer nicht vollfuͤhrten Eruption oder einer bloßen Aufſchwellung der aͤußern Mondrinde, die Wallgebirge und Crater hingegen von wirklichen Durchbruͤchen derſelben her, wo das elaſtiſche Fluidum die geſprengte Maſſe ringsum vor ſich wegwarf. Alles dieſes muß geſchehen ſeyn, als die Mondflaͤche ſchon einige haltbare Feſtigkeit hatte; denn alles ſieht einer vulkaniſchen Wirkung aͤhnlicher, als einer pelagiſchen Aufloͤſung oder Alluvion. Doch mag ein Theil der Maſſe geſchmolzen ſeyn, und die Crater, die jetzt Wallebnen ausmachen, zum Theil wieder gefuͤllt haben. Spuren von Lavaſtroͤmen zeigen ſich zwar nicht; doch ſcheint an dem Flecken Euler etwas von dem Auswurf weggefloſſen zu ſeyn, und ohne ſpiegelnde Flaͤchen anzunehmen, laͤßt ſich auch der ſeltſame Farbenwechſel nicht erklaͤren, der auf dem Monde bemerklich iſt. Die haͤufigen Centralgebirge (kleine Erhabenheiten) koͤnnen nichts anders ſeyn, als neue Verſuche der elaſtiſchen Fluͤßigkeit, mehr Maſſe auszuwerfen; ſo finden ſich auch in den großen Cratern zuweilen kleinere. Die großen grauen Flaͤchen ſcheinen minder geſtoͤrte Gegenden zu ſeyn, wo eine Vegetation ſtatt hat; ſo, wie die Wallebenen, die da, wo neue Ausbruͤche geſchehen ſind, auch wieder glaͤnzen. Ueber die in der Nachtſeite des Mondes wahrgenommenen hellen Punkte, welche man nach S. 286. fuͤr brennende <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0664" xml:id="P.5.652" n="652"/><lb/> </p> <p>Die Mondflaͤche hat keinen Ocean, noch ſolche betraͤchtliche Meere, als unſere Erde. 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Die Mondflaͤche hat keinen Ocean, noch ſolche betraͤchtliche Meere, als unſere Erde. Die ganze Oberflaͤche iſt gebirgig und ungleich. Selbſt die grauen ausgedehnten Flecken, die das bloße Auge erkennt, und die die aͤltern Aſtronomen Meere nannten, haben eben die mannigfaltigen Erhoͤhungen und Vertiefungen, wie die hellern Gegenden, und es finden ſich nicht einmal ſolche Ebenen darinn, wie die großen Heiden und Waldungen der Erdflaͤche ſind. Eben ſo wenig bemerkt man eine Spur von Fluͤſſen, und aus Licht und Schatten in den Vertiefungen zeigt ſich, daß die Subſtanz des Monds nicht ſo mit Waſſer durchdrungen ſeyn koͤnne, wie die Erde. Damit will aber Hr. S. nicht alle Fluͤßigkeit vom Monde ausgeſchloſſen haben.
Er leitet die zuſammenhaͤngenden Bergſtrecken, Ketten und Adern von einer nicht vollfuͤhrten Eruption oder einer bloßen Aufſchwellung der aͤußern Mondrinde, die Wallgebirge und Crater hingegen von wirklichen Durchbruͤchen derſelben her, wo das elaſtiſche Fluidum die geſprengte Maſſe ringsum vor ſich wegwarf. Alles dieſes muß geſchehen ſeyn, als die Mondflaͤche ſchon einige haltbare Feſtigkeit hatte; denn alles ſieht einer vulkaniſchen Wirkung aͤhnlicher, als einer pelagiſchen Aufloͤſung oder Alluvion. Doch mag ein Theil der Maſſe geſchmolzen ſeyn, und die Crater, die jetzt Wallebnen ausmachen, zum Theil wieder gefuͤllt haben. Spuren von Lavaſtroͤmen zeigen ſich zwar nicht; doch ſcheint an dem Flecken Euler etwas von dem Auswurf weggefloſſen zu ſeyn, und ohne ſpiegelnde Flaͤchen anzunehmen, laͤßt ſich auch der ſeltſame Farbenwechſel nicht erklaͤren, der auf dem Monde bemerklich iſt. Die haͤufigen Centralgebirge (kleine Erhabenheiten) koͤnnen nichts anders ſeyn, als neue Verſuche der elaſtiſchen Fluͤßigkeit, mehr Maſſe auszuwerfen; ſo finden ſich auch in den großen Cratern zuweilen kleinere.
Die großen grauen Flaͤchen ſcheinen minder geſtoͤrte Gegenden zu ſeyn, wo eine Vegetation ſtatt hat; ſo, wie die Wallebenen, die da, wo neue Ausbruͤche geſchehen ſind, auch wieder glaͤnzen.
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