fol.), wo er die Ursachen, durch welche sich das Gewicht der luftleeren Kugel ändert, sehr richtig in dem veränderten Gewichte der umgebenden Luft sucht (p. 100. 144.), wo er ferner das Gewicht der ganzen atmosphärischen Luftsäule von dem einer einzelnen Luftmasse genau unterscheidet (ponderatio universalis et particularis, p. 100. 101.), und wo er ausdrücklich erinnert, daß sich Dichte und Gewicht der Luft sowohl durch verschiedenen Druck, als auch durch verschiedene Wärme, ändern (p. 101. 124.).
Nun beweisen zwar diese Stellen, daß Guericke in der That das Gewicht der ganzen Atmosphäre von der Dichtigkeit einzelner Theile derselben gehörig zu unterscheiden gewußt hat, woraus er leicht hätte folgern können, daß von seiner luftleeren Glaskugel, welche nur die Dichtigkeit der umgebenden Luftschicht anzeigt, kein Schluß auf Dinge zu machen sey, die von dem Gewichte der ganzen atmosphärischen Luftsäule abhängen.
Demohnerachtet hat Guericke diese Folgerung in der That übersehen, und sein Manometer mit den Wetterveränderungen in Verbindung gebracht, welche offenbar blos auf das Barometer Beziehung haben. So sagt er (p. 114.), wenn es regne, so falle viel Wasser aus der Luft, daher dieselbe leichter werde, und die Kugel herabsinke; und an einer andern Stelle (p. 100.) behauptet er, man könne durch dieses Instrument erkennen, ob es weit und breit in der Gegend regne, oder nicht; ob der Regen anfange oder aufhöre, u. s. w. Mithin kannte er zwar die Grundsätze, auf welchen der Unterschied beyder Werkzeuge beruht, sehr genau; aber er verwechselte doch die Werkzeuge selbst in der Anwendung.
Uebrigens berichtigt Hr. Pfleiderer(Thes. XXII.) eine Stelle des Herrn van Swinden(Posit. phys. To. II. P. I. p. 87.), wo behauptet wird, Guericke habe das Manometer im Jahre 1654 erfunden. Er bemerkt, in den Stellen, die van Swinden hierüber anführe (Exp. nova, p. 101. u. Schott Techn. cur. p. 45.), sey keine Spur von dieser Epoche zu finden, und kurz vorher (p. 81.) sage van Swinden selbst, es sey 1656 geschehen. Nach Hrn. Pfleiderers Vermuthung (Thes. XXIII.) sind die Versuche über die verschiedene Dichtigkeit
fol.), wo er die Urſachen, durch welche ſich das Gewicht der luftleeren Kugel aͤndert, ſehr richtig in dem veraͤnderten Gewichte der umgebenden Luft ſucht (p. 100. 144.), wo er ferner das Gewicht der ganzen atmoſphaͤriſchen Luftſaͤule von dem einer einzelnen Luftmaſſe genau unterſcheidet (ponderatio univerſalis et particularis, p. 100. 101.), und wo er ausdruͤcklich erinnert, daß ſich Dichte und Gewicht der Luft ſowohl durch verſchiedenen Druck, als auch durch verſchiedene Waͤrme, aͤndern (p. 101. 124.).
Nun beweiſen zwar dieſe Stellen, daß Guericke in der That das Gewicht der ganzen Atmoſphaͤre von der Dichtigkeit einzelner Theile derſelben gehoͤrig zu unterſcheiden gewußt hat, woraus er leicht haͤtte folgern koͤnnen, daß von ſeiner luftleeren Glaskugel, welche nur die Dichtigkeit der umgebenden Luftſchicht anzeigt, kein Schluß auf Dinge zu machen ſey, die von dem Gewichte der ganzen atmoſphaͤriſchen Luftſaͤule abhaͤngen.
Demohnerachtet hat Guericke dieſe Folgerung in der That uͤberſehen, und ſein Manometer mit den Wetterveraͤnderungen in Verbindung gebracht, welche offenbar blos auf das Barometer Beziehung haben. So ſagt er (p. 114.), wenn es regne, ſo falle viel Waſſer aus der Luft, daher dieſelbe leichter werde, und die Kugel herabſinke; und an einer andern Stelle (p. 100.) behauptet er, man koͤnne durch dieſes Inſtrument erkennen, ob es weit und breit in der Gegend regne, oder nicht; ob der Regen anfange oder aufhoͤre, u. ſ. w. Mithin kannte er zwar die Grundſaͤtze, auf welchen der Unterſchied beyder Werkzeuge beruht, ſehr genau; aber er verwechſelte doch die Werkzeuge ſelbſt in der Anwendung.
Uebrigens berichtigt Hr. Pfleiderer(Theſ. XXII.) eine Stelle des Herrn van Swinden(Poſit. phyſ. To. II. P. I. p. 87.), wo behauptet wird, Guericke habe das Manometer im Jahre 1654 erfunden. Er bemerkt, in den Stellen, die van Swinden hieruͤber anfuͤhre (Exp. nova, p. 101. u. Schott Techn. cur. p. 45.), ſey keine Spur von dieſer Epoche zu finden, und kurz vorher (p. 81.) ſage van Swinden ſelbſt, es ſey 1656 geſchehen. Nach Hrn. Pfleiderers Vermuthung (Theſ. XXIII.) ſind die Verſuche uͤber die verſchiedene Dichtigkeit
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fol.), wo er die Urſachen, durch welche ſich das Gewicht der luftleeren Kugel aͤndert, ſehr richtig in dem veraͤnderten Gewichte der umgebenden Luft ſucht (p. 100. 144.), wo er ferner das Gewicht der ganzen atmoſphaͤriſchen Luftſaͤule von dem einer einzelnen Luftmaſſe genau unterſcheidet (ponderatio univerſalis et particularis, p. 100. 101.), und wo er ausdruͤcklich erinnert, daß ſich Dichte und Gewicht der Luft ſowohl durch verſchiedenen Druck, als auch durch verſchiedene Waͤrme, aͤndern (p. 101. 124.).
Nun beweiſen zwar dieſe Stellen, daß Guericke in der That das Gewicht der ganzen Atmoſphaͤre von der Dichtigkeit einzelner Theile derſelben gehoͤrig zu unterſcheiden gewußt hat, woraus er leicht haͤtte folgern koͤnnen, daß von ſeiner luftleeren Glaskugel, welche nur die Dichtigkeit der umgebenden Luftſchicht anzeigt, kein Schluß auf Dinge zu machen ſey, die von dem Gewichte der ganzen atmoſphaͤriſchen Luftſaͤule abhaͤngen.
Demohnerachtet hat Guericke dieſe Folgerung in der That uͤberſehen, und ſein Manometer mit den Wetterveraͤnderungen in Verbindung gebracht, welche offenbar blos auf das Barometer Beziehung haben. So ſagt er (p. 114.), wenn es regne, ſo falle viel Waſſer aus der Luft, daher dieſelbe leichter werde, und die Kugel herabſinke; und an einer andern Stelle (p. 100.) behauptet er, man koͤnne durch dieſes Inſtrument erkennen, ob es weit und breit in der Gegend regne, oder nicht; ob der Regen anfange oder aufhoͤre, u. ſ. w. Mithin kannte er zwar die Grundſaͤtze, auf welchen der Unterſchied beyder Werkzeuge beruht, ſehr genau; aber er verwechſelte doch die Werkzeuge ſelbſt in der Anwendung.
Uebrigens berichtigt Hr. Pfleiderer (Theſ. XXII.) eine Stelle des Herrn van Swinden (Poſit. phyſ. To. II. P. I. p. 87.), wo behauptet wird, Guericke habe das Manometer im Jahre 1654 erfunden. Er bemerkt, in den Stellen, die van Swinden hieruͤber anfuͤhre (Exp. nova, p. 101. u. Schott Techn. cur. p. 45.), ſey keine Spur von dieſer Epoche zu finden, und kurz vorher (p. 81.) ſage van Swinden ſelbſt, es ſey 1656 geſchehen. Nach Hrn. Pfleiderers Vermuthung (Theſ. XXIII.) ſind die Verſuche uͤber die verſchiedene Dichtigkeit
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/631>, abgerufen am 22.11.2024.
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