Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


metallische Leitung in Verbindung mit dem feuchten Boden am Hause steht. Zwischen der Glocke und der Kugel ist noch ein messingenes Kügelchen von (3/10) Zoll im Durchmesser an einem seidenen Faden aufgehängt. Dieses Kügelchen dient zum Klöppel zwischen der Glocke und der Kugel, wenn die elektrische Ladung der Stange hinreichend stark ist. Unter der Glocke und Kugel steht an der Wand ein Tisch, um leidner Flaschen und andere Geräthschaft darauf zu stellen.

Die ganze senkrechte Höhe von der feuchten Erde bis zu der obersten Spitze am Ende der Stange ist 52 Fuß. Man sieht leicht, daß dieser Apparat eingerichtet ist, die verschiedenen Grade der Luftelektricität durch das Elektrometer und Glockenspiel anzuzeigen, und zugleich die nachtheiligen Wirkungen zu vermeiden, welche Gewitter oder überhaupt allzustarke Ladungen hervorbringen könnten.

Bey aller Vorsicht, womit Herr Read für eine gute Isolirung gesorgt hatte, wurde doch bey feuchter Witterung der Apparat so unvollkommen, daß er genöthiget war, im September 1790 die Stellung der Stange zu ändern, und alle isolirende Theile ganz unter die Dachung des Hauses zu bringen. Er erhöhete zugleich die Stange noch um 9 Fuß, so daß die oberste Spitze 61 Fuß Höhe über der feuchten Erde bekam.

Er bemerkt noch, daß er in dem untern nicht isolirten Theile des Apparats, nämlich in der metallischen Verbindung der Glocke mit dem feuchten Boden, stets die entgegengesetzte Elektricität von derjenigen gefunden habe, welche in dem obern isolirten Theile, woran die Korkkugeln hiengen, statt fand.

Herr Lampadius hat sich bey seinen schätzbaren Beobachtungen der Luftelektricität des Bennetschen Elektrometers bedient, s. den Zusatz des Art. Elektrometer (oben S. 329.). Er bemerkt aber, daß es durch die feuchte Luft in der Nacht oder in einem Zimmer viel von seiner Empfindlichkeit verliere. Daher trocknet er es allemal vor dem Beobachten auf dem Ofen oder an einem andern Feuer, dann reibt er eine Siegellakstange von 8 Zoll auf einem 8 Zoll langen Stück Wollenzeug dreymal, und hält dann die Stange horizontal


metalliſche Leitung in Verbindung mit dem feuchten Boden am Hauſe ſteht. Zwiſchen der Glocke und der Kugel iſt noch ein meſſingenes Kuͤgelchen von (3/10) Zoll im Durchmeſſer an einem ſeidenen Faden aufgehaͤngt. Dieſes Kuͤgelchen dient zum Kloͤppel zwiſchen der Glocke und der Kugel, wenn die elektriſche Ladung der Stange hinreichend ſtark iſt. Unter der Glocke und Kugel ſteht an der Wand ein Tiſch, um leidner Flaſchen und andere Geraͤthſchaft darauf zu ſtellen.

Die ganze ſenkrechte Hoͤhe von der feuchten Erde bis zu der oberſten Spitze am Ende der Stange iſt 52 Fuß. Man ſieht leicht, daß dieſer Apparat eingerichtet iſt, die verſchiedenen Grade der Luftelektricitaͤt durch das Elektrometer und Glockenſpiel anzuzeigen, und zugleich die nachtheiligen Wirkungen zu vermeiden, welche Gewitter oder uͤberhaupt allzuſtarke Ladungen hervorbringen koͤnnten.

Bey aller Vorſicht, womit Herr Read fuͤr eine gute Iſolirung geſorgt hatte, wurde doch bey feuchter Witterung der Apparat ſo unvollkommen, daß er genoͤthiget war, im September 1790 die Stellung der Stange zu aͤndern, und alle iſolirende Theile ganz unter die Dachung des Hauſes zu bringen. Er erhoͤhete zugleich die Stange noch um 9 Fuß, ſo daß die oberſte Spitze 61 Fuß Hoͤhe uͤber der feuchten Erde bekam.

Er bemerkt noch, daß er in dem untern nicht iſolirten Theile des Apparats, naͤmlich in der metalliſchen Verbindung der Glocke mit dem feuchten Boden, ſtets die entgegengeſetzte Elektricitaͤt von derjenigen gefunden habe, welche in dem obern iſolirten Theile, woran die Korkkugeln hiengen, ſtatt fand.

Herr Lampadius hat ſich bey ſeinen ſchaͤtzbaren Beobachtungen der Luftelektricitaͤt des Bennetſchen Elektrometers bedient, ſ. den Zuſatz des Art. Elektrometer (oben S. 329.). Er bemerkt aber, daß es durch die feuchte Luft in der Nacht oder in einem Zimmer viel von ſeiner Empfindlichkeit verliere. Daher trocknet er es allemal vor dem Beobachten auf dem Ofen oder an einem andern Feuer, dann reibt er eine Siegellakſtange von 8 Zoll auf einem 8 Zoll langen Stuͤck Wollenzeug dreymal, und haͤlt dann die Stange horizontal

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0597" xml:id="P.5.585" n="585"/><lb/>
metalli&#x017F;che Leitung in Verbindung mit dem feuchten Boden am Hau&#x017F;e &#x017F;teht. Zwi&#x017F;chen der Glocke und der Kugel i&#x017F;t noch ein me&#x017F;&#x017F;ingenes Ku&#x0364;gelchen von (3/10) Zoll im Durchme&#x017F;&#x017F;er an einem &#x017F;eidenen Faden aufgeha&#x0364;ngt. Die&#x017F;es Ku&#x0364;gelchen dient zum Klo&#x0364;ppel zwi&#x017F;chen der Glocke und der Kugel, wenn die elektri&#x017F;che Ladung der Stange hinreichend &#x017F;tark i&#x017F;t. Unter der Glocke und Kugel &#x017F;teht an der Wand ein Ti&#x017F;ch, um leidner Fla&#x017F;chen und andere Gera&#x0364;th&#x017F;chaft darauf zu &#x017F;tellen.</p>
              <p>Die ganze &#x017F;enkrechte Ho&#x0364;he von der feuchten Erde bis zu der ober&#x017F;ten Spitze am Ende der Stange i&#x017F;t 52 Fuß. Man &#x017F;ieht leicht, daß die&#x017F;er Apparat eingerichtet i&#x017F;t, die ver&#x017F;chiedenen Grade der Luftelektricita&#x0364;t durch das Elektrometer und Glocken&#x017F;piel anzuzeigen, und zugleich die nachtheiligen Wirkungen zu vermeiden, welche Gewitter oder u&#x0364;berhaupt allzu&#x017F;tarke Ladungen hervorbringen ko&#x0364;nnten.</p>
              <p>Bey aller Vor&#x017F;icht, womit Herr <hi rendition="#b">Read</hi> fu&#x0364;r eine gute I&#x017F;olirung ge&#x017F;orgt hatte, wurde doch bey feuchter Witterung der Apparat &#x017F;o unvollkommen, daß er geno&#x0364;thiget war, im September 1790 die Stellung der Stange zu a&#x0364;ndern, und alle i&#x017F;olirende Theile ganz unter die Dachung des Hau&#x017F;es zu bringen. Er erho&#x0364;hete zugleich die Stange noch um 9 Fuß, &#x017F;o daß die ober&#x017F;te Spitze 61 Fuß Ho&#x0364;he u&#x0364;ber der feuchten Erde bekam.</p>
              <p>Er bemerkt noch, daß er in dem untern nicht i&#x017F;olirten Theile des Apparats, na&#x0364;mlich in der metalli&#x017F;chen Verbindung der Glocke mit dem feuchten Boden, &#x017F;tets die entgegenge&#x017F;etzte Elektricita&#x0364;t von derjenigen gefunden habe, welche in dem obern i&#x017F;olirten Theile, woran die Korkkugeln hiengen, &#x017F;tatt fand.</p>
              <p>Herr <hi rendition="#b">Lampadius</hi> hat &#x017F;ich bey &#x017F;einen &#x017F;cha&#x0364;tzbaren Beobachtungen der Luftelektricita&#x0364;t des Bennet&#x017F;chen Elektrometers bedient, &#x017F;. den Zu&#x017F;atz des Art. <hi rendition="#b">Elektrometer</hi> (oben S. 329.). Er bemerkt aber, daß es durch die feuchte Luft in der Nacht oder in einem Zimmer viel von &#x017F;einer Empfindlichkeit verliere. Daher trocknet er es allemal vor dem Beobachten auf dem Ofen oder an einem andern Feuer, dann reibt er eine Siegellak&#x017F;tange von 8 Zoll auf einem 8 Zoll langen Stu&#x0364;ck Wollenzeug dreymal, und ha&#x0364;lt dann die Stange horizontal<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[585/0597] metalliſche Leitung in Verbindung mit dem feuchten Boden am Hauſe ſteht. Zwiſchen der Glocke und der Kugel iſt noch ein meſſingenes Kuͤgelchen von (3/10) Zoll im Durchmeſſer an einem ſeidenen Faden aufgehaͤngt. Dieſes Kuͤgelchen dient zum Kloͤppel zwiſchen der Glocke und der Kugel, wenn die elektriſche Ladung der Stange hinreichend ſtark iſt. Unter der Glocke und Kugel ſteht an der Wand ein Tiſch, um leidner Flaſchen und andere Geraͤthſchaft darauf zu ſtellen. Die ganze ſenkrechte Hoͤhe von der feuchten Erde bis zu der oberſten Spitze am Ende der Stange iſt 52 Fuß. Man ſieht leicht, daß dieſer Apparat eingerichtet iſt, die verſchiedenen Grade der Luftelektricitaͤt durch das Elektrometer und Glockenſpiel anzuzeigen, und zugleich die nachtheiligen Wirkungen zu vermeiden, welche Gewitter oder uͤberhaupt allzuſtarke Ladungen hervorbringen koͤnnten. Bey aller Vorſicht, womit Herr Read fuͤr eine gute Iſolirung geſorgt hatte, wurde doch bey feuchter Witterung der Apparat ſo unvollkommen, daß er genoͤthiget war, im September 1790 die Stellung der Stange zu aͤndern, und alle iſolirende Theile ganz unter die Dachung des Hauſes zu bringen. Er erhoͤhete zugleich die Stange noch um 9 Fuß, ſo daß die oberſte Spitze 61 Fuß Hoͤhe uͤber der feuchten Erde bekam. Er bemerkt noch, daß er in dem untern nicht iſolirten Theile des Apparats, naͤmlich in der metalliſchen Verbindung der Glocke mit dem feuchten Boden, ſtets die entgegengeſetzte Elektricitaͤt von derjenigen gefunden habe, welche in dem obern iſolirten Theile, woran die Korkkugeln hiengen, ſtatt fand. Herr Lampadius hat ſich bey ſeinen ſchaͤtzbaren Beobachtungen der Luftelektricitaͤt des Bennetſchen Elektrometers bedient, ſ. den Zuſatz des Art. Elektrometer (oben S. 329.). Er bemerkt aber, daß es durch die feuchte Luft in der Nacht oder in einem Zimmer viel von ſeiner Empfindlichkeit verliere. Daher trocknet er es allemal vor dem Beobachten auf dem Ofen oder an einem andern Feuer, dann reibt er eine Siegellakſtange von 8 Zoll auf einem 8 Zoll langen Stuͤck Wollenzeug dreymal, und haͤlt dann die Stange horizontal

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/597
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/597>, abgerufen am 25.11.2024.