Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


und Naturg. IV. B. 4tes St. S. 431.) empfohlen wird, saugt die Luftelektricität mit ungemeiner Geschwindigkeit und Stärke ein, und dieser ganz neue Kunstgriff ist nach Hrn. Volta das wirksamste Mittel, ein Elektrometer gegen sehr schwache Grade der atmosphärischen Elektricität empfindlich zu machen. Wenn zumal diese noch außerdem in einer kleinen Leidner Flasche gesammelt, und dann durch den Condensator verdichtet wird, so bewirkt sie leicht eine Divergenz von etlichen Graden, wenn gleich im einfachen Elektrometer ohne Lichtflamme die Strohhalme nur um (1/300) eines Grades divergiren.

Hr. Volta verbreitet sich umständlich über die Vortheile, welche diese Lichtflamme an der Metallspitze den Beobachtungen der atmosphärischen Elektricität gewähret. Er zeigt, daß man hiebey von der Unbeständigkeit der Flamme nichts zu fürchten habe, auch daß die stärkere Divergenz der Kugeln nicht etwa von einer eignen Elektricität der Flamme herrühre. Vielmehr gebe 1) beym Gebrauch der Lichtflamme der zu leitende Drath 2--3mal stärkere Zeichen der Elektricität, 2) finde man dadurch unmittelbar die Elektricität derjenigen Luftschicht, in welcher die Flamme brenne, 3) entstehe durch die Flamme ein dauernder elektrischer Zustand des Leiters, wegen des Luftzugs, den sie bewirke, und durch den immer neue mit Elektricität beladne Luft statt der zersetzten zuströme, 4) der Leiter mit der Lichtflamme fahre so lange fort, einzusammeln, bis er ganz mit der Luft im Gleichgewichte stehe, daher könne nie einiger Irrthum über die positive oder negative Beschaffenheit der Luftelektricität entstehen. Diese Vorzüge machen nach Hrn. Volta den Gebrauch der Flamme so wichtig, daß man bey seinen Beobachtungen dieselbe gar nicht entbehren kan.

Die neuste Beschreibung eines stehenden Luftelektrometers ist diejenige, welche Herr John Read (Philos. Trans. Vol. LXXXI. for the year 1791. p. 185. sqq.) seinem in den Jahren 1789 und 1790 zu Knightsbridge gehaltenen meteorologischen Tagbuche vorausgeschickt hat. An das untere Ende einer 20 Fuß langen, unten 2 Zoll und oben 1 Zoll im Durchmesser haltenden, Stange von Tannenholz


und Naturg. IV. B. 4tes St. S. 431.) empfohlen wird, ſaugt die Luftelektricitaͤt mit ungemeiner Geſchwindigkeit und Staͤrke ein, und dieſer ganz neue Kunſtgriff iſt nach Hrn. Volta das wirkſamſte Mittel, ein Elektrometer gegen ſehr ſchwache Grade der atmoſphaͤriſchen Elektricitaͤt empfindlich zu machen. Wenn zumal dieſe noch außerdem in einer kleinen Leidner Flaſche geſammelt, und dann durch den Condenſator verdichtet wird, ſo bewirkt ſie leicht eine Divergenz von etlichen Graden, wenn gleich im einfachen Elektrometer ohne Lichtflamme die Strohhalme nur um (1/300) eines Grades divergiren.

Hr. Volta verbreitet ſich umſtaͤndlich uͤber die Vortheile, welche dieſe Lichtflamme an der Metallſpitze den Beobachtungen der atmoſphaͤriſchen Elektricitaͤt gewaͤhret. Er zeigt, daß man hiebey von der Unbeſtaͤndigkeit der Flamme nichts zu fuͤrchten habe, auch daß die ſtaͤrkere Divergenz der Kugeln nicht etwa von einer eignen Elektricitaͤt der Flamme herruͤhre. Vielmehr gebe 1) beym Gebrauch der Lichtflamme der zu leitende Drath 2—3mal ſtaͤrkere Zeichen der Elektricitaͤt, 2) finde man dadurch unmittelbar die Elektricitaͤt derjenigen Luftſchicht, in welcher die Flamme brenne, 3) entſtehe durch die Flamme ein dauernder elektriſcher Zuſtand des Leiters, wegen des Luftzugs, den ſie bewirke, und durch den immer neue mit Elektricitaͤt beladne Luft ſtatt der zerſetzten zuſtroͤme, 4) der Leiter mit der Lichtflamme fahre ſo lange fort, einzuſammeln, bis er ganz mit der Luft im Gleichgewichte ſtehe, daher koͤnne nie einiger Irrthum uͤber die poſitive oder negative Beſchaffenheit der Luftelektricitaͤt entſtehen. Dieſe Vorzuͤge machen nach Hrn. Volta den Gebrauch der Flamme ſo wichtig, daß man bey ſeinen Beobachtungen dieſelbe gar nicht entbehren kan.

Die neuſte Beſchreibung eines ſtehenden Luftelektrometers iſt diejenige, welche Herr John Read (Philoſ. Trans. Vol. LXXXI. for the year 1791. p. 185. ſqq.) ſeinem in den Jahren 1789 und 1790 zu Knightsbridge gehaltenen meteorologiſchen Tagbuche vorausgeſchickt hat. An das untere Ende einer 20 Fuß langen, unten 2 Zoll und oben 1 Zoll im Durchmeſſer haltenden, Stange von Tannenholz

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0595" xml:id="P.5.583" n="583"/><lb/>
und Naturg. <hi rendition="#aq">IV.</hi> B. 4tes St. S. 431.) empfohlen wird, &#x017F;augt die Luftelektricita&#x0364;t mit ungemeiner Ge&#x017F;chwindigkeit und Sta&#x0364;rke ein, und die&#x017F;er ganz neue Kun&#x017F;tgriff i&#x017F;t nach Hrn. <hi rendition="#b">Volta</hi> das wirk&#x017F;am&#x017F;te Mittel, ein Elektrometer gegen &#x017F;ehr &#x017F;chwache Grade der atmo&#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;chen Elektricita&#x0364;t empfindlich zu machen. Wenn zumal die&#x017F;e noch außerdem in einer kleinen Leidner Fla&#x017F;che ge&#x017F;ammelt, und dann durch den Conden&#x017F;ator verdichtet wird, &#x017F;o bewirkt &#x017F;ie leicht eine Divergenz von etlichen Graden, wenn gleich im einfachen Elektrometer ohne Lichtflamme die Strohhalme nur um (1/300) eines Grades divergiren.</p>
              <p>Hr. <hi rendition="#b">Volta</hi> verbreitet &#x017F;ich um&#x017F;ta&#x0364;ndlich u&#x0364;ber die Vortheile, welche die&#x017F;e Lichtflamme an der Metall&#x017F;pitze den Beobachtungen der atmo&#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;chen Elektricita&#x0364;t gewa&#x0364;hret. Er zeigt, daß man hiebey von der Unbe&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit der Flamme nichts zu fu&#x0364;rchten habe, auch daß die &#x017F;ta&#x0364;rkere Divergenz der Kugeln nicht etwa von einer eignen Elektricita&#x0364;t der Flamme herru&#x0364;hre. Vielmehr gebe 1) beym Gebrauch der Lichtflamme der zu leitende Drath 2&#x2014;3mal &#x017F;ta&#x0364;rkere Zeichen der Elektricita&#x0364;t, 2) finde man dadurch unmittelbar die Elektricita&#x0364;t derjenigen Luft&#x017F;chicht, in welcher die Flamme brenne, 3) ent&#x017F;tehe durch die Flamme ein dauernder elektri&#x017F;cher Zu&#x017F;tand des Leiters, wegen des Luftzugs, den &#x017F;ie bewirke, und durch den immer neue mit Elektricita&#x0364;t beladne Luft &#x017F;tatt der zer&#x017F;etzten zu&#x017F;tro&#x0364;me, 4) der Leiter mit der Lichtflamme fahre &#x017F;o lange fort, einzu&#x017F;ammeln, bis er ganz mit der Luft im Gleichgewichte &#x017F;tehe, daher ko&#x0364;nne nie einiger Irrthum u&#x0364;ber die po&#x017F;itive oder negative Be&#x017F;chaffenheit der Luftelektricita&#x0364;t ent&#x017F;tehen. Die&#x017F;e Vorzu&#x0364;ge machen nach Hrn. <hi rendition="#b">Volta</hi> den Gebrauch der Flamme &#x017F;o wichtig, daß man bey &#x017F;einen Beobachtungen die&#x017F;elbe gar nicht entbehren kan.</p>
              <p>Die neu&#x017F;te Be&#x017F;chreibung eines <hi rendition="#b">&#x017F;tehenden Luftelektrometers</hi> i&#x017F;t diejenige, welche Herr <hi rendition="#b">John Read</hi> <hi rendition="#aq">(Philo&#x017F;. Trans. Vol. LXXXI. for the year 1791. p. 185. &#x017F;qq.)</hi> &#x017F;einem in den Jahren 1789 und 1790 zu Knightsbridge gehaltenen meteorologi&#x017F;chen Tagbuche vorausge&#x017F;chickt hat. An das untere Ende einer 20 Fuß langen, unten 2 Zoll und oben 1 Zoll im Durchme&#x017F;&#x017F;er haltenden, Stange von Tannenholz<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[583/0595] und Naturg. IV. B. 4tes St. S. 431.) empfohlen wird, ſaugt die Luftelektricitaͤt mit ungemeiner Geſchwindigkeit und Staͤrke ein, und dieſer ganz neue Kunſtgriff iſt nach Hrn. Volta das wirkſamſte Mittel, ein Elektrometer gegen ſehr ſchwache Grade der atmoſphaͤriſchen Elektricitaͤt empfindlich zu machen. Wenn zumal dieſe noch außerdem in einer kleinen Leidner Flaſche geſammelt, und dann durch den Condenſator verdichtet wird, ſo bewirkt ſie leicht eine Divergenz von etlichen Graden, wenn gleich im einfachen Elektrometer ohne Lichtflamme die Strohhalme nur um (1/300) eines Grades divergiren. Hr. Volta verbreitet ſich umſtaͤndlich uͤber die Vortheile, welche dieſe Lichtflamme an der Metallſpitze den Beobachtungen der atmoſphaͤriſchen Elektricitaͤt gewaͤhret. Er zeigt, daß man hiebey von der Unbeſtaͤndigkeit der Flamme nichts zu fuͤrchten habe, auch daß die ſtaͤrkere Divergenz der Kugeln nicht etwa von einer eignen Elektricitaͤt der Flamme herruͤhre. Vielmehr gebe 1) beym Gebrauch der Lichtflamme der zu leitende Drath 2—3mal ſtaͤrkere Zeichen der Elektricitaͤt, 2) finde man dadurch unmittelbar die Elektricitaͤt derjenigen Luftſchicht, in welcher die Flamme brenne, 3) entſtehe durch die Flamme ein dauernder elektriſcher Zuſtand des Leiters, wegen des Luftzugs, den ſie bewirke, und durch den immer neue mit Elektricitaͤt beladne Luft ſtatt der zerſetzten zuſtroͤme, 4) der Leiter mit der Lichtflamme fahre ſo lange fort, einzuſammeln, bis er ganz mit der Luft im Gleichgewichte ſtehe, daher koͤnne nie einiger Irrthum uͤber die poſitive oder negative Beſchaffenheit der Luftelektricitaͤt entſtehen. Dieſe Vorzuͤge machen nach Hrn. Volta den Gebrauch der Flamme ſo wichtig, daß man bey ſeinen Beobachtungen dieſelbe gar nicht entbehren kan. Die neuſte Beſchreibung eines ſtehenden Luftelektrometers iſt diejenige, welche Herr John Read (Philoſ. Trans. Vol. LXXXI. for the year 1791. p. 185. ſqq.) ſeinem in den Jahren 1789 und 1790 zu Knightsbridge gehaltenen meteorologiſchen Tagbuche vorausgeſchickt hat. An das untere Ende einer 20 Fuß langen, unten 2 Zoll und oben 1 Zoll im Durchmeſſer haltenden, Stange von Tannenholz

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/595
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/595>, abgerufen am 25.08.2024.