und chemische Verbindungen eingehe. Vielleicht gehört ihr manches, was man dem Feuer, Phlogiston oder Lichte zuschreibt. Man zersetzt Luftarten durch Elektricität, und bringt andere Wirkungen durch sie hervor, die bey jedem andern Stoffe auf die Vermuthung chemischer Verbindungen führen würden; nur den elektrischen Funken lassen die Antiphlogistiker blos als mechanisches Mittel wirken. So hat man den berühmten Amsterdamischen Versuch von der Zersetzung des Wassers durch Elektricität als völlig entscheidend für die neue Chemie angesehen, ohne das erzeugte elastische Fluidum gehörig zu untersuchen, und ohne zu fragen, ob sich nicht etwa die Elektricität zersetzt, und ein Theil mit dem Wasserdampfe inflammable, der andere dephlogistisirte Luft gebildet habe. Daß sich rückwärts beym Verbrennen beyder Luftarten keine Elektricität zeigt, beweiset nichts; es kan für unsere Instrumente zu wenig seyn, und sich nur im Großen, wie beym Blitze, zeigen, der vielleicht durch plötzliche Verwandlung einiger Luftarten in Wasserdunst entsteht. Dies ist freylich nur Hypothese, aber ist es denn von Seiten der neuen Chemie ein Factum, daß die Elektricität bey diesem Processe nichts thut? Man wird sagen, das Wasser sey ja auch auf andere Art zersetzt worden, ohne Elektricität. Aber, wo Kohlen und Gefäße sind, da ist auch elektrische Materie. Es sollten also vors erste die chemischen Verhältnisse dieser Materie näher untersucht werden, da man sich mit der bloßen Versicherung, daß dieselbe bey den chemischen Operationen so ganz leer ausgehe, unmöglich länger befriedigen kan.
Wenn ferner die Antiphlogistiker gegen de Lucs Erklärung des Regens und gegen die Verwandlung des Wassers in Luft einwenden, man dürfe aus dem Hygrometer nicht schließen, weil die Luft noch sehr viel Wasser enthalten könne, das vom Hygrometer nicht angezeigt werde, so ist dieses einmal mit nichts erwiesen, und dann auch ein bloßer Wortstreit. De Luc läugnet ja auch nicht, daß das Wasser noch da sey; nur in welcher Form, ob als Dampf, oder als Luft, das ist die Frage, welche eben ausgemacht werden soll. Wäre es als Dampf da, so müßte es wenigstens bey nie-
und chemiſche Verbindungen eingehe. Vielleicht gehoͤrt ihr manches, was man dem Feuer, Phlogiſton oder Lichte zuſchreibt. Man zerſetzt Luftarten durch Elektricitaͤt, und bringt andere Wirkungen durch ſie hervor, die bey jedem andern Stoffe auf die Vermuthung chemiſcher Verbindungen fuͤhren wuͤrden; nur den elektriſchen Funken laſſen die Antiphlogiſtiker blos als mechaniſches Mittel wirken. So hat man den beruͤhmten Amſterdamiſchen Verſuch von der Zerſetzung des Waſſers durch Elektricitaͤt als voͤllig entſcheidend fuͤr die neue Chemie angeſehen, ohne das erzeugte elaſtiſche Fluidum gehoͤrig zu unterſuchen, und ohne zu fragen, ob ſich nicht etwa die Elektricitaͤt zerſetzt, und ein Theil mit dem Waſſerdampfe inflammable, der andere dephlogiſtiſirte Luft gebildet habe. Daß ſich ruͤckwaͤrts beym Verbrennen beyder Luftarten keine Elektricitaͤt zeigt, beweiſet nichts; es kan fuͤr unſere Inſtrumente zu wenig ſeyn, und ſich nur im Großen, wie beym Blitze, zeigen, der vielleicht durch ploͤtzliche Verwandlung einiger Luftarten in Waſſerdunſt entſteht. Dies iſt freylich nur Hypotheſe, aber iſt es denn von Seiten der neuen Chemie ein Factum, daß die Elektricitaͤt bey dieſem Proceſſe nichts thut? Man wird ſagen, das Waſſer ſey ja auch auf andere Art zerſetzt worden, ohne Elektricitaͤt. Aber, wo Kohlen und Gefaͤße ſind, da iſt auch elektriſche Materie. Es ſollten alſo vors erſte die chemiſchen Verhaͤltniſſe dieſer Materie naͤher unterſucht werden, da man ſich mit der bloßen Verſicherung, daß dieſelbe bey den chemiſchen Operationen ſo ganz leer ausgehe, unmoͤglich laͤnger befriedigen kan.
Wenn ferner die Antiphlogiſtiker gegen de Lucs Erklaͤrung des Regens und gegen die Verwandlung des Waſſers in Luft einwenden, man duͤrfe aus dem Hygrometer nicht ſchließen, weil die Luft noch ſehr viel Waſſer enthalten koͤnne, das vom Hygrometer nicht angezeigt werde, ſo iſt dieſes einmal mit nichts erwieſen, und dann auch ein bloßer Wortſtreit. De Luc laͤugnet ja auch nicht, daß das Waſſer noch da ſey; nur in welcher Form, ob als Dampf, oder als Luft, das iſt die Frage, welche eben ausgemacht werden ſoll. Waͤre es als Dampf da, ſo muͤßte es wenigſtens bey nie-
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und chemiſche Verbindungen eingehe. Vielleicht gehoͤrt ihr manches, was man dem Feuer, Phlogiſton oder Lichte zuſchreibt. Man zerſetzt Luftarten durch Elektricitaͤt, und bringt andere Wirkungen durch ſie hervor, die bey jedem andern Stoffe auf die Vermuthung chemiſcher Verbindungen fuͤhren wuͤrden; nur den elektriſchen Funken laſſen die Antiphlogiſtiker blos als mechaniſches Mittel wirken. So hat man den beruͤhmten Amſterdamiſchen Verſuch von der Zerſetzung des Waſſers durch Elektricitaͤt als voͤllig entſcheidend fuͤr die neue Chemie angeſehen, ohne das erzeugte elaſtiſche Fluidum gehoͤrig zu unterſuchen, und ohne zu fragen, ob ſich nicht etwa die Elektricitaͤt zerſetzt, und ein Theil mit dem Waſſerdampfe inflammable, der andere dephlogiſtiſirte Luft gebildet habe. Daß ſich ruͤckwaͤrts beym Verbrennen beyder Luftarten keine Elektricitaͤt zeigt, beweiſet nichts; es kan fuͤr unſere Inſtrumente zu wenig ſeyn, und ſich nur im Großen, wie beym Blitze, zeigen, der vielleicht durch ploͤtzliche Verwandlung einiger Luftarten in Waſſerdunſt entſteht. Dies iſt freylich nur Hypotheſe, aber iſt es denn von Seiten der neuen Chemie ein Factum, daß die Elektricitaͤt bey dieſem Proceſſe <hirendition="#b">nichts</hi> thut? Man wird ſagen, das Waſſer ſey ja auch auf andere Art zerſetzt worden, ohne Elektricitaͤt. Aber, wo Kohlen und Gefaͤße ſind, da iſt auch elektriſche Materie. Es ſollten alſo vors erſte die chemiſchen Verhaͤltniſſe dieſer Materie naͤher unterſucht werden, da man ſich mit der bloßen Verſicherung, daß dieſelbe bey den chemiſchen Operationen ſo ganz leer ausgehe, unmoͤglich laͤnger befriedigen kan.</p><p>Wenn ferner die Antiphlogiſtiker gegen <hirendition="#b">de Lucs</hi> Erklaͤrung des <hirendition="#b">Regens</hi> und gegen die Verwandlung des Waſſers in Luft einwenden, man duͤrfe aus dem Hygrometer nicht ſchließen, weil die Luft noch ſehr viel Waſſer enthalten koͤnne, das vom Hygrometer nicht angezeigt werde, ſo iſt dieſes einmal mit nichts erwieſen, und dann auch ein bloßer Wortſtreit. De Luc laͤugnet ja auch nicht, daß das Waſſer noch da ſey; nur in welcher Form, ob als Dampf, oder als Luft, das iſt die Frage, welche eben ausgemacht werden ſoll. Waͤre es als Dampf da, ſo muͤßte es wenigſtens <hirendition="#b">bey nie-<lb/></hi></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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und chemiſche Verbindungen eingehe. Vielleicht gehoͤrt ihr manches, was man dem Feuer, Phlogiſton oder Lichte zuſchreibt. Man zerſetzt Luftarten durch Elektricitaͤt, und bringt andere Wirkungen durch ſie hervor, die bey jedem andern Stoffe auf die Vermuthung chemiſcher Verbindungen fuͤhren wuͤrden; nur den elektriſchen Funken laſſen die Antiphlogiſtiker blos als mechaniſches Mittel wirken. So hat man den beruͤhmten Amſterdamiſchen Verſuch von der Zerſetzung des Waſſers durch Elektricitaͤt als voͤllig entſcheidend fuͤr die neue Chemie angeſehen, ohne das erzeugte elaſtiſche Fluidum gehoͤrig zu unterſuchen, und ohne zu fragen, ob ſich nicht etwa die Elektricitaͤt zerſetzt, und ein Theil mit dem Waſſerdampfe inflammable, der andere dephlogiſtiſirte Luft gebildet habe. Daß ſich ruͤckwaͤrts beym Verbrennen beyder Luftarten keine Elektricitaͤt zeigt, beweiſet nichts; es kan fuͤr unſere Inſtrumente zu wenig ſeyn, und ſich nur im Großen, wie beym Blitze, zeigen, der vielleicht durch ploͤtzliche Verwandlung einiger Luftarten in Waſſerdunſt entſteht. Dies iſt freylich nur Hypotheſe, aber iſt es denn von Seiten der neuen Chemie ein Factum, daß die Elektricitaͤt bey dieſem Proceſſe nichts thut? Man wird ſagen, das Waſſer ſey ja auch auf andere Art zerſetzt worden, ohne Elektricitaͤt. Aber, wo Kohlen und Gefaͤße ſind, da iſt auch elektriſche Materie. Es ſollten alſo vors erſte die chemiſchen Verhaͤltniſſe dieſer Materie naͤher unterſucht werden, da man ſich mit der bloßen Verſicherung, daß dieſelbe bey den chemiſchen Operationen ſo ganz leer ausgehe, unmoͤglich laͤnger befriedigen kan.
Wenn ferner die Antiphlogiſtiker gegen de Lucs Erklaͤrung des Regens und gegen die Verwandlung des Waſſers in Luft einwenden, man duͤrfe aus dem Hygrometer nicht ſchließen, weil die Luft noch ſehr viel Waſſer enthalten koͤnne, das vom Hygrometer nicht angezeigt werde, ſo iſt dieſes einmal mit nichts erwieſen, und dann auch ein bloßer Wortſtreit. De Luc laͤugnet ja auch nicht, daß das Waſſer noch da ſey; nur in welcher Form, ob als Dampf, oder als Luft, das iſt die Frage, welche eben ausgemacht werden ſoll. Waͤre es als Dampf da, ſo muͤßte es wenigſtens bey nie-
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/59>, abgerufen am 22.11.2024.
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