bewog ihn anzunehmen, das Wasser erhalte, wenn es in Dunst verwandelt werde, mehr Capacität für das elektrische Fluidum; daher führe die Verdünstung ohne Unterlaß Elektricität in die Atmosphäre, die sich aber daselbst nicht eher äußere, als bis die Dünste wieder zu Wasser würden. Diese Theorie hat er in mehrern seiner Schriften, vorzüglich aber im sechsten seiner meteorologischen Briefe, ausgeführt, mit vielen Versuchen über die Elektricität beym Verdampfen und Verbrennen unterstützt, auf die Erklärung der Erscheinungen bey der Luftelektricität angewendet, und gegen einige ihm gemachte Einwürfe zu vertheidigen gesucht.
Hingegen hat Hr. de Luc dieses System mit sehr überwiegenden Gründen bestritten, und sich vielmehr dafür erklärt, daß bey den im Luftkreise vorgehenden Veränderungen durch gewisse uns noch unbekannte Naturoperationen elektrisches Fluidum selbst gebildet und wiederum zersetzt werde. Er führt zuerst an, die Beobachtung des Hrn. de Saussure, daß bey gewöhnlichem Wetter die Luftelektricität vom Aufgang der Sonne an bis zu einer gewissen Stunde des Tages zunimmt, verbunden mit der allgemeinen Bemerkung, daß die Gewitter dem Sommer zugehören, leite zu der Vermuthung, daß die Sonnenstralen an der Bildung der elektrischen Materie, oder wenigstens ihres fortleitenden Fluidums, Theil haben mögen, wenn auch ihr Einfluß darauf noch nicht ein unmittelbarer seyn sollte.
Ferner leite Hr. Volta diese Hypothese der Entstehung einer positiven Luftelektricität durch die Verdünstung daher ab, daß ein heißer Körper, von dem Wasser abdünste, negativ werde, daher der aufsteigende Dunst positiv seyn müsse. Allein Hr. von Saussure habe gezeigt, daß die Verdünstung Eisen und Kupfer vielmehr positiv mache, sey auch selbst hiedurch bewogen worden, eine in der Natur vorgehende Zusammensetzung und Zersetzung des elektrischen Fluidums zu muthmaßen.
Vornehmlich aber setzt Hr. de Luc der Voltaschen Meinung folgende aus den Beobachtungen der Luftbegebenheiten selbst gezogne Gründe entgegen. Wenn die elektrische Flüßigkeit, sagt er, aus dem Boden in die Atmosphäre durch
bewog ihn anzunehmen, das Waſſer erhalte, wenn es in Dunſt verwandelt werde, mehr Capacitaͤt fuͤr das elektriſche Fluidum; daher fuͤhre die Verduͤnſtung ohne Unterlaß Elektricitaͤt in die Atmoſphaͤre, die ſich aber daſelbſt nicht eher aͤußere, als bis die Duͤnſte wieder zu Waſſer wuͤrden. Dieſe Theorie hat er in mehrern ſeiner Schriften, vorzuͤglich aber im ſechſten ſeiner meteorologiſchen Briefe, ausgefuͤhrt, mit vielen Verſuchen uͤber die Elektricitaͤt beym Verdampfen und Verbrennen unterſtuͤtzt, auf die Erklaͤrung der Erſcheinungen bey der Luftelektricitaͤt angewendet, und gegen einige ihm gemachte Einwuͤrfe zu vertheidigen geſucht.
Hingegen hat Hr. de Luc dieſes Syſtem mit ſehr uͤberwiegenden Gruͤnden beſtritten, und ſich vielmehr dafuͤr erklaͤrt, daß bey den im Luftkreiſe vorgehenden Veraͤnderungen durch gewiſſe uns noch unbekannte Naturoperationen elektriſches Fluidum ſelbſt gebildet und wiederum zerſetzt werde. Er fuͤhrt zuerſt an, die Beobachtung des Hrn. de Sauſſure, daß bey gewoͤhnlichem Wetter die Luftelektricitaͤt vom Aufgang der Sonne an bis zu einer gewiſſen Stunde des Tages zunimmt, verbunden mit der allgemeinen Bemerkung, daß die Gewitter dem Sommer zugehoͤren, leite zu der Vermuthung, daß die Sonnenſtralen an der Bildung der elektriſchen Materie, oder wenigſtens ihres fortleitenden Fluidums, Theil haben moͤgen, wenn auch ihr Einfluß darauf noch nicht ein unmittelbarer ſeyn ſollte.
Ferner leite Hr. Volta dieſe Hypotheſe der Entſtehung einer poſitiven Luftelektricitaͤt durch die Verduͤnſtung daher ab, daß ein heißer Koͤrper, von dem Waſſer abduͤnſte, negativ werde, daher der aufſteigende Dunſt poſitiv ſeyn muͤſſe. Allein Hr. von Sauſſure habe gezeigt, daß die Verduͤnſtung Eiſen und Kupfer vielmehr poſitiv mache, ſey auch ſelbſt hiedurch bewogen worden, eine in der Natur vorgehende Zuſammenſetzung und Zerſetzung des elektriſchen Fluidums zu muthmaßen.
Vornehmlich aber ſetzt Hr. de Luc der Voltaſchen Meinung folgende aus den Beobachtungen der Luftbegebenheiten ſelbſt gezogne Gruͤnde entgegen. Wenn die elektriſche Fluͤßigkeit, ſagt er, aus dem Boden in die Atmoſphaͤre durch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><pbfacs="#f0577"xml:id="P.5.565"n="565"/><lb/>
bewog ihn anzunehmen, das Waſſer erhalte, wenn es in Dunſt verwandelt werde, mehr Capacitaͤt fuͤr das elektriſche Fluidum; daher fuͤhre die Verduͤnſtung ohne Unterlaß Elektricitaͤt in die Atmoſphaͤre, die ſich aber daſelbſt nicht eher aͤußere, als bis die Duͤnſte wieder zu Waſſer wuͤrden. Dieſe Theorie hat er in mehrern ſeiner Schriften, vorzuͤglich aber im ſechſten ſeiner meteorologiſchen Briefe, ausgefuͤhrt, mit vielen Verſuchen uͤber die Elektricitaͤt beym Verdampfen und Verbrennen unterſtuͤtzt, auf die Erklaͤrung der Erſcheinungen bey der Luftelektricitaͤt angewendet, und gegen einige ihm gemachte Einwuͤrfe zu vertheidigen geſucht.</p><p>Hingegen hat Hr. <hirendition="#b">de Luc</hi> dieſes Syſtem mit ſehr uͤberwiegenden Gruͤnden beſtritten, und ſich vielmehr dafuͤr erklaͤrt, daß bey den im Luftkreiſe vorgehenden Veraͤnderungen durch gewiſſe uns noch unbekannte Naturoperationen elektriſches Fluidum ſelbſt gebildet und wiederum zerſetzt werde. Er fuͤhrt zuerſt an, die Beobachtung des Hrn. <hirendition="#b">de Sauſſure,</hi> daß bey gewoͤhnlichem Wetter die Luftelektricitaͤt vom Aufgang der Sonne an bis zu einer gewiſſen Stunde des Tages zunimmt, verbunden mit der allgemeinen Bemerkung, daß die Gewitter dem Sommer zugehoͤren, leite zu der Vermuthung, daß die <hirendition="#b">Sonnenſtralen</hi> an der Bildung der elektriſchen Materie, oder wenigſtens ihres fortleitenden Fluidums, Theil haben moͤgen, wenn auch ihr Einfluß darauf noch nicht ein unmittelbarer ſeyn ſollte.</p><p>Ferner leite Hr. <hirendition="#b">Volta</hi> dieſe Hypotheſe der Entſtehung einer <hirendition="#b">poſitiven</hi> Luftelektricitaͤt durch die Verduͤnſtung daher ab, daß ein heißer Koͤrper, von dem Waſſer abduͤnſte, negativ werde, daher der aufſteigende Dunſt poſitiv ſeyn muͤſſe. Allein Hr. <hirendition="#b">von Sauſſure</hi> habe gezeigt, daß die Verduͤnſtung Eiſen und Kupfer vielmehr poſitiv mache, ſey auch ſelbſt hiedurch bewogen worden, eine in der Natur vorgehende Zuſammenſetzung und Zerſetzung des elektriſchen Fluidums zu muthmaßen.</p><p>Vornehmlich aber ſetzt Hr. <hirendition="#b">de Luc</hi> der Voltaſchen Meinung folgende aus den Beobachtungen der Luftbegebenheiten ſelbſt gezogne Gruͤnde entgegen. Wenn die elektriſche Fluͤßigkeit, ſagt er, aus dem Boden in die Atmoſphaͤre durch<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[565/0577]
bewog ihn anzunehmen, das Waſſer erhalte, wenn es in Dunſt verwandelt werde, mehr Capacitaͤt fuͤr das elektriſche Fluidum; daher fuͤhre die Verduͤnſtung ohne Unterlaß Elektricitaͤt in die Atmoſphaͤre, die ſich aber daſelbſt nicht eher aͤußere, als bis die Duͤnſte wieder zu Waſſer wuͤrden. Dieſe Theorie hat er in mehrern ſeiner Schriften, vorzuͤglich aber im ſechſten ſeiner meteorologiſchen Briefe, ausgefuͤhrt, mit vielen Verſuchen uͤber die Elektricitaͤt beym Verdampfen und Verbrennen unterſtuͤtzt, auf die Erklaͤrung der Erſcheinungen bey der Luftelektricitaͤt angewendet, und gegen einige ihm gemachte Einwuͤrfe zu vertheidigen geſucht.
Hingegen hat Hr. de Luc dieſes Syſtem mit ſehr uͤberwiegenden Gruͤnden beſtritten, und ſich vielmehr dafuͤr erklaͤrt, daß bey den im Luftkreiſe vorgehenden Veraͤnderungen durch gewiſſe uns noch unbekannte Naturoperationen elektriſches Fluidum ſelbſt gebildet und wiederum zerſetzt werde. Er fuͤhrt zuerſt an, die Beobachtung des Hrn. de Sauſſure, daß bey gewoͤhnlichem Wetter die Luftelektricitaͤt vom Aufgang der Sonne an bis zu einer gewiſſen Stunde des Tages zunimmt, verbunden mit der allgemeinen Bemerkung, daß die Gewitter dem Sommer zugehoͤren, leite zu der Vermuthung, daß die Sonnenſtralen an der Bildung der elektriſchen Materie, oder wenigſtens ihres fortleitenden Fluidums, Theil haben moͤgen, wenn auch ihr Einfluß darauf noch nicht ein unmittelbarer ſeyn ſollte.
Ferner leite Hr. Volta dieſe Hypotheſe der Entſtehung einer poſitiven Luftelektricitaͤt durch die Verduͤnſtung daher ab, daß ein heißer Koͤrper, von dem Waſſer abduͤnſte, negativ werde, daher der aufſteigende Dunſt poſitiv ſeyn muͤſſe. Allein Hr. von Sauſſure habe gezeigt, daß die Verduͤnſtung Eiſen und Kupfer vielmehr poſitiv mache, ſey auch ſelbſt hiedurch bewogen worden, eine in der Natur vorgehende Zuſammenſetzung und Zerſetzung des elektriſchen Fluidums zu muthmaßen.
Vornehmlich aber ſetzt Hr. de Luc der Voltaſchen Meinung folgende aus den Beobachtungen der Luftbegebenheiten ſelbſt gezogne Gruͤnde entgegen. Wenn die elektriſche Fluͤßigkeit, ſagt er, aus dem Boden in die Atmoſphaͤre durch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/577>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.