früher oder später, fast immer aber ein paar Stunden vor Mittag zu einem gewissen höchsten Punkte gelangt, von da aber wieder abnimmt, bis sie sich, wenn der Abendthau fällt, gleichsam wieder erholt und nun so stark wird, als sie kaum des Vormittags gewesen war. Sie ist also einer Art von Ebbe und Fluth unterworfen, nach welcher sie aller 24 Stunden zweymal wächst und abnimmt. Die Zeitpunkte der größten Stärke treten einige Stunden nach Auf- und Untergang der Sonne ein, und die der geringsten vor Aufund Untergang derselben. Von diesen und andern, bisweilen etwas auffallenden, Erscheinungen sucht Herr de Saussure befriedigende Erklärungen zu geben, und begleitet dieselben mit einigen aus seinen Beobachtungen gezognen meteorologischen Tafeln.
Im Sommer ist bey ganz heiterer Witterung die Luftelektricität kaum halb so stark, als im Winter, daher auch in jener Jahrszeit die nur erwähnte Ebbe und Fluth weit weniger merklich wird. Inzwischen ist die Luftelektricität der Sommermonate schon von le Monier, Beccaria u. a. sehr genau beobachtet worden, weil diese Naturforscher ihre schlecht isolirten Werkzeuge im Sommer besser, als im feuchten Winter, gebrauchen konnten; daher Herr de Saussure durch Beobachtung der Winter-elektricität etwas ihm ganz Eignes geleistet hat.
Die Elektricität der heitern Luft fand er unwandelbar positiv, im Sommer und Winter, bey Tag und Nacht, an der Sonne und im Thau. Dieses scheint ihm die Behauptung des Herrn Volta zu rechtfertigen, daß die eigentliche Luftelektricität ihrer Natur nach positiv sey, und die negative, die man bey gewissen Regen und zuweilen bey Gewittern findet, von den Wolken herkomme.
Um sich von dieser beständig positiven Elektricität der heitern Luft (die auch schon aus ältern Beobachtungen von Beccaria, Cavallo u. a. bekannt ist) Rechenschaft zu geben, tritt er der von Volta gegebnen Erklärung bey, daß sie nemlich durch die Ausdünstung entstehe, von den aufsteigenden Dünsten mit in die Höhe geführt, und durch die Kälte und Verdichtung der Dünste aus denselben niedergeschlagen
fruͤher oder ſpaͤter, faſt immer aber ein paar Stunden vor Mittag zu einem gewiſſen hoͤchſten Punkte gelangt, von da aber wieder abnimmt, bis ſie ſich, wenn der Abendthau faͤllt, gleichſam wieder erholt und nun ſo ſtark wird, als ſie kaum des Vormittags geweſen war. Sie iſt alſo einer Art von Ebbe und Fluth unterworfen, nach welcher ſie aller 24 Stunden zweymal waͤchſt und abnimmt. Die Zeitpunkte der groͤßten Staͤrke treten einige Stunden nach Auf- und Untergang der Sonne ein, und die der geringſten vor Aufund Untergang derſelben. Von dieſen und andern, bisweilen etwas auffallenden, Erſcheinungen ſucht Herr de Sauſſure befriedigende Erklaͤrungen zu geben, und begleitet dieſelben mit einigen aus ſeinen Beobachtungen gezognen meteorologiſchen Tafeln.
Im Sommer iſt bey ganz heiterer Witterung die Luftelektricitaͤt kaum halb ſo ſtark, als im Winter, daher auch in jener Jahrszeit die nur erwaͤhnte Ebbe und Fluth weit weniger merklich wird. Inzwiſchen iſt die Luftelektricitaͤt der Sommermonate ſchon von le Monier, Beccaria u. a. ſehr genau beobachtet worden, weil dieſe Naturforſcher ihre ſchlecht iſolirten Werkzeuge im Sommer beſſer, als im feuchten Winter, gebrauchen konnten; daher Herr de Sauſſure durch Beobachtung der Winter-elektricitaͤt etwas ihm ganz Eignes geleiſtet hat.
Die Elektricitaͤt der heitern Luft fand er unwandelbar poſitiv, im Sommer und Winter, bey Tag und Nacht, an der Sonne und im Thau. Dieſes ſcheint ihm die Behauptung des Herrn Volta zu rechtfertigen, daß die eigentliche Luftelektricitaͤt ihrer Natur nach poſitiv ſey, und die negative, die man bey gewiſſen Regen und zuweilen bey Gewittern findet, von den Wolken herkomme.
Um ſich von dieſer beſtaͤndig poſitiven Elektricitaͤt der heitern Luft (die auch ſchon aus aͤltern Beobachtungen von Beccaria, Cavallo u. a. bekannt iſt) Rechenſchaft zu geben, tritt er der von Volta gegebnen Erklaͤrung bey, daß ſie nemlich durch die Ausduͤnſtung entſtehe, von den aufſteigenden Duͤnſten mit in die Hoͤhe gefuͤhrt, und durch die Kaͤlte und Verdichtung der Duͤnſte aus denſelben niedergeſchlagen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><pbfacs="#f0573"xml:id="P.5.561"n="561"/><lb/>
fruͤher oder ſpaͤter, faſt immer aber ein paar Stunden vor Mittag zu einem gewiſſen hoͤchſten Punkte gelangt, von da aber wieder abnimmt, bis ſie ſich, wenn der Abendthau faͤllt, gleichſam wieder erholt und nun ſo ſtark wird, als ſie kaum des Vormittags geweſen war. Sie iſt alſo einer Art von Ebbe und Fluth unterworfen, nach welcher ſie aller 24 Stunden zweymal waͤchſt und abnimmt. Die Zeitpunkte der groͤßten Staͤrke treten einige Stunden nach Auf- und Untergang der Sonne ein, und die der geringſten vor Aufund Untergang derſelben. Von dieſen und andern, bisweilen etwas auffallenden, Erſcheinungen ſucht Herr <hirendition="#b">de Sauſſure</hi> befriedigende Erklaͤrungen zu geben, und begleitet dieſelben mit einigen aus ſeinen Beobachtungen gezognen meteorologiſchen Tafeln.</p><p>Im Sommer iſt bey ganz heiterer Witterung die Luftelektricitaͤt kaum halb ſo ſtark, als im Winter, daher auch in jener Jahrszeit die nur erwaͤhnte Ebbe und Fluth weit weniger merklich wird. Inzwiſchen iſt die Luftelektricitaͤt der Sommermonate ſchon von <hirendition="#b">le Monier, Beccaria</hi> u. a. ſehr genau beobachtet worden, weil dieſe Naturforſcher ihre ſchlecht iſolirten Werkzeuge im Sommer beſſer, als im feuchten Winter, gebrauchen konnten; daher Herr <hirendition="#b">de Sauſſure</hi> durch Beobachtung der Winter-elektricitaͤt etwas ihm ganz Eignes geleiſtet hat.</p><p>Die Elektricitaͤt der heitern Luft fand er unwandelbar <hirendition="#b">poſitiv,</hi> im Sommer und Winter, bey Tag und Nacht, an der Sonne und im Thau. Dieſes ſcheint ihm die Behauptung des Herrn <hirendition="#b">Volta</hi> zu rechtfertigen, daß die eigentliche Luftelektricitaͤt ihrer Natur nach poſitiv ſey, und die negative, die man bey gewiſſen Regen und zuweilen bey Gewittern findet, von den Wolken herkomme.</p><p>Um ſich von dieſer beſtaͤndig poſitiven Elektricitaͤt der heitern Luft (die auch ſchon aus aͤltern Beobachtungen von <hirendition="#b">Beccaria, Cavallo</hi> u. a. bekannt iſt) Rechenſchaft zu geben, tritt er der von <hirendition="#b">Volta</hi> gegebnen Erklaͤrung bey, daß ſie nemlich durch die Ausduͤnſtung entſtehe, von den aufſteigenden Duͤnſten mit in die Hoͤhe gefuͤhrt, und durch die Kaͤlte und Verdichtung der Duͤnſte aus denſelben niedergeſchlagen<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[561/0573]
fruͤher oder ſpaͤter, faſt immer aber ein paar Stunden vor Mittag zu einem gewiſſen hoͤchſten Punkte gelangt, von da aber wieder abnimmt, bis ſie ſich, wenn der Abendthau faͤllt, gleichſam wieder erholt und nun ſo ſtark wird, als ſie kaum des Vormittags geweſen war. Sie iſt alſo einer Art von Ebbe und Fluth unterworfen, nach welcher ſie aller 24 Stunden zweymal waͤchſt und abnimmt. Die Zeitpunkte der groͤßten Staͤrke treten einige Stunden nach Auf- und Untergang der Sonne ein, und die der geringſten vor Aufund Untergang derſelben. Von dieſen und andern, bisweilen etwas auffallenden, Erſcheinungen ſucht Herr de Sauſſure befriedigende Erklaͤrungen zu geben, und begleitet dieſelben mit einigen aus ſeinen Beobachtungen gezognen meteorologiſchen Tafeln.
Im Sommer iſt bey ganz heiterer Witterung die Luftelektricitaͤt kaum halb ſo ſtark, als im Winter, daher auch in jener Jahrszeit die nur erwaͤhnte Ebbe und Fluth weit weniger merklich wird. Inzwiſchen iſt die Luftelektricitaͤt der Sommermonate ſchon von le Monier, Beccaria u. a. ſehr genau beobachtet worden, weil dieſe Naturforſcher ihre ſchlecht iſolirten Werkzeuge im Sommer beſſer, als im feuchten Winter, gebrauchen konnten; daher Herr de Sauſſure durch Beobachtung der Winter-elektricitaͤt etwas ihm ganz Eignes geleiſtet hat.
Die Elektricitaͤt der heitern Luft fand er unwandelbar poſitiv, im Sommer und Winter, bey Tag und Nacht, an der Sonne und im Thau. Dieſes ſcheint ihm die Behauptung des Herrn Volta zu rechtfertigen, daß die eigentliche Luftelektricitaͤt ihrer Natur nach poſitiv ſey, und die negative, die man bey gewiſſen Regen und zuweilen bey Gewittern findet, von den Wolken herkomme.
Um ſich von dieſer beſtaͤndig poſitiven Elektricitaͤt der heitern Luft (die auch ſchon aus aͤltern Beobachtungen von Beccaria, Cavallo u. a. bekannt iſt) Rechenſchaft zu geben, tritt er der von Volta gegebnen Erklaͤrung bey, daß ſie nemlich durch die Ausduͤnſtung entſtehe, von den aufſteigenden Duͤnſten mit in die Hoͤhe gefuͤhrt, und durch die Kaͤlte und Verdichtung der Duͤnſte aus denſelben niedergeſchlagen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/573>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.