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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Luftelektricität.

Zus. zu diesem Art. Th. III. S 29--36.

Ueber die Luftelektricität hat Herr de Saussure auf seinen Alpenreisen zahlreiche Beobachtungen in sehr verschiedenen Höhen angestellt. Seine Geräthschaft und Methode werden im Zusatze des Art. Luftelektrometer beschrieben. Hieher gehört eine kurze Anzeige der von ihm gefundenen Resultate.

Seine Beobachtungen auf der Furka lehrten ihn, daß die Wolken keine eigne Elektricität haben, sondern blos die Dienste der Leiter verrichten und die Elektricität der höhern Gegenden herabführen. Denn als er in ihrer Abwesenheit die Bleykugel seines Elektrometers in die Höhe schleuderte, erhielt er eine noch beträchtlichere Elektricität, als ihm sonst die über den Scheitel gehenden Wolken gegeben hatten.

Die Stärke der Luftelektricität ändert sich nach Beschaffenheit der Höhe des Orts. Am stärksten ist sie an den höchsten und isolirtesten Stellen; an Häusern, Bäumen, Straßen und eingeschlossenen Plätzen verschwindet sie gänzlich; dagegen kömmt sie an Landgütern, großen Plätzen, Dämmen und besonders über Brücken wieder zum Vorschein.

An einem und ebendemselben Orte ist sie großen Veränderungen unterworfen. Diese Veränderlichkeit ist bey trüber Witterung äußerst unbestimmt; bey Regen ohne Gewitter weniger auffallend, aber doch noch immer sehr unbestimmt, wiewohl die Elektricität dabey nicht leicht aus + in -- übergeht, sondern bey gleichförmigem Regen oder Schnee sich immer positiv zeigt. Sehr starke Winde vermindern gewöhnlich ihre Intensität; wiewohl sie auch einmal bey einem heftigen Nordwinde sehr stark war. Besonders sind Nebel mit merklicher Elektricität begleitet, außer wenn sie sich in Regen auflösen; in Genf ist außer der Gewitterzeit die Luftelektricität bey großen Nebeln am allerstärksten.

An heitern und stillen Wintertagen läßt sie sich am besten beobachten. Sie ist dann am schwächsten von der Zeit, wo der Abendthau sein Fallen ganz geendigt hat, bis zum Aufgang der Sonne, wo ihre Stärke wieder zunimmt und


Luftelektricitaͤt.

Zuſ. zu dieſem Art. Th. III. S 29—36.

Ueber die Luftelektricitaͤt hat Herr de Sauſſure auf ſeinen Alpenreiſen zahlreiche Beobachtungen in ſehr verſchiedenen Hoͤhen angeſtellt. Seine Geraͤthſchaft und Methode werden im Zuſatze des Art. Luftelektrometer beſchrieben. Hieher gehoͤrt eine kurze Anzeige der von ihm gefundenen Reſultate.

Seine Beobachtungen auf der Furka lehrten ihn, daß die Wolken keine eigne Elektricitaͤt haben, ſondern blos die Dienſte der Leiter verrichten und die Elektricitaͤt der hoͤhern Gegenden herabfuͤhren. Denn als er in ihrer Abweſenheit die Bleykugel ſeines Elektrometers in die Hoͤhe ſchleuderte, erhielt er eine noch betraͤchtlichere Elektricitaͤt, als ihm ſonſt die uͤber den Scheitel gehenden Wolken gegeben hatten.

Die Staͤrke der Luftelektricitaͤt aͤndert ſich nach Beſchaffenheit der Hoͤhe des Orts. Am ſtaͤrkſten iſt ſie an den hoͤchſten und iſolirteſten Stellen; an Haͤuſern, Baͤumen, Straßen und eingeſchloſſenen Plaͤtzen verſchwindet ſie gaͤnzlich; dagegen koͤmmt ſie an Landguͤtern, großen Plaͤtzen, Daͤmmen und beſonders uͤber Bruͤcken wieder zum Vorſchein.

An einem und ebendemſelben Orte iſt ſie großen Veraͤnderungen unterworfen. Dieſe Veraͤnderlichkeit iſt bey truͤber Witterung aͤußerſt unbeſtimmt; bey Regen ohne Gewitter weniger auffallend, aber doch noch immer ſehr unbeſtimmt, wiewohl die Elektricitaͤt dabey nicht leicht aus + in — uͤbergeht, ſondern bey gleichfoͤrmigem Regen oder Schnee ſich immer poſitiv zeigt. Sehr ſtarke Winde vermindern gewoͤhnlich ihre Intenſitaͤt; wiewohl ſie auch einmal bey einem heftigen Nordwinde ſehr ſtark war. Beſonders ſind Nebel mit merklicher Elektricitaͤt begleitet, außer wenn ſie ſich in Regen aufloͤſen; in Genf iſt außer der Gewitterzeit die Luftelektricitaͤt bey großen Nebeln am allerſtaͤrkſten.

An heitern und ſtillen Wintertagen laͤßt ſie ſich am beſten beobachten. Sie iſt dann am ſchwaͤchſten von der Zeit, wo der Abendthau ſein Fallen ganz geendigt hat, bis zum Aufgang der Sonne, wo ihre Staͤrke wieder zunimmt und

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[560/0572] Luftelektricitaͤt. Zuſ. zu dieſem Art. Th. III. S 29—36. Ueber die Luftelektricitaͤt hat Herr de Sauſſure auf ſeinen Alpenreiſen zahlreiche Beobachtungen in ſehr verſchiedenen Hoͤhen angeſtellt. Seine Geraͤthſchaft und Methode werden im Zuſatze des Art. Luftelektrometer beſchrieben. Hieher gehoͤrt eine kurze Anzeige der von ihm gefundenen Reſultate. Seine Beobachtungen auf der Furka lehrten ihn, daß die Wolken keine eigne Elektricitaͤt haben, ſondern blos die Dienſte der Leiter verrichten und die Elektricitaͤt der hoͤhern Gegenden herabfuͤhren. Denn als er in ihrer Abweſenheit die Bleykugel ſeines Elektrometers in die Hoͤhe ſchleuderte, erhielt er eine noch betraͤchtlichere Elektricitaͤt, als ihm ſonſt die uͤber den Scheitel gehenden Wolken gegeben hatten. Die Staͤrke der Luftelektricitaͤt aͤndert ſich nach Beſchaffenheit der Hoͤhe des Orts. Am ſtaͤrkſten iſt ſie an den hoͤchſten und iſolirteſten Stellen; an Haͤuſern, Baͤumen, Straßen und eingeſchloſſenen Plaͤtzen verſchwindet ſie gaͤnzlich; dagegen koͤmmt ſie an Landguͤtern, großen Plaͤtzen, Daͤmmen und beſonders uͤber Bruͤcken wieder zum Vorſchein. An einem und ebendemſelben Orte iſt ſie großen Veraͤnderungen unterworfen. Dieſe Veraͤnderlichkeit iſt bey truͤber Witterung aͤußerſt unbeſtimmt; bey Regen ohne Gewitter weniger auffallend, aber doch noch immer ſehr unbeſtimmt, wiewohl die Elektricitaͤt dabey nicht leicht aus + in — uͤbergeht, ſondern bey gleichfoͤrmigem Regen oder Schnee ſich immer poſitiv zeigt. Sehr ſtarke Winde vermindern gewoͤhnlich ihre Intenſitaͤt; wiewohl ſie auch einmal bey einem heftigen Nordwinde ſehr ſtark war. Beſonders ſind Nebel mit merklicher Elektricitaͤt begleitet, außer wenn ſie ſich in Regen aufloͤſen; in Genf iſt außer der Gewitterzeit die Luftelektricitaͤt bey großen Nebeln am allerſtaͤrkſten. An heitern und ſtillen Wintertagen laͤßt ſie ſich am beſten beobachten. Sie iſt dann am ſchwaͤchſten von der Zeit, wo der Abendthau ſein Fallen ganz geendigt hat, bis zum Aufgang der Sonne, wo ihre Staͤrke wieder zunimmt und

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/572>, abgerufen am 25.11.2024.