mit lehrreichen Zusätzen erhalteu (Leonhard Eulers Briefe über verschiedene Gegenstände aus der Naturlehre, nach der Ausgabe der Herren Condorcet und la Croix aufs neue übersetzt, und mit Anm. Zus. u. neuen Briefen vermehrt von Friedrich Kries, Leipzig. III. Bände, 1792--1794. gr. 8), worinn man in einigen von Hrn. Kries hinzugefügten Briefen (38--42 Brief) eine Vergleichung der Eulerischen Hypothese mit dem Emanationssystem findet.
Sehr einleuchtend stellt Herr Kries (B. I. 42ster Brief, S. 240 u. f.) die Bestätigungen dar, welche die Newtonische Theorie durch die neuern Erfahrungen der Chemiker erhalten hat, und die sich im Wörterbuche S. 902. 903. nur kurz zusammengezogen finden. Er macht zuerst aufmerksam auf Newtons Bescheidenheit, welche den großen Mann abhielt, die Materialität des Lichts als eine ausgemachte Wahrheit zu behaupten, so offenbar auch seine unschätzbaren Versuche und Beobachtungen darauf hinweisen. Nicht er, sondern erst die Nachkommen, gründeten ein System darauf, das sich der Einwendungen seines scharssinnigen Gegners ungeachtet beständig aufrecht erhielt, und jetzt durch Entdeckungen, von welchen Newton selbst nichts ahnden konnte, eine ganz neue und unwandelbare Stütze bekommen hat.
Man hat Wirkungen des Lichts wahrgenommen, die sich unmöglich aus bloßen Schwingungen erklären lassen, und die es mehr, als wahrscheinlich, machen, daß das Licht bey sehr vielen Processen der Natur, als etwas Körperliches mitwirke. Zuerst hat man einen vorzüglichen Einfluß des Sonnen- und Taglichts auf das gesammte Pflanzenreich bemerkt. Gewisse Pflanzen drehen sich stets nach der Sonne; junge Zweige und Blätter neigen sich größtentheils nach dem Orte, von dem auf sie das meiste Licht fällt; Gewächse, die dem Lichte nicht ausgesetzt werden, wenn man sie auch übrigens mit Sorgfalt in der Wärme aufzieht, bleiben dennoch fast gänzlich farbenlos. Die grüne Tinctur, welche durch Aufguß von Weingeist auf Blätter von Kirsch- Feigen- oder Holunderbäumen erhalten wird, verliert am Sonnenlichte in einer Zeit von zwanzig Minuten ihre Farbe, die sich in einem undurchsichtigen Gefäße oder in einem von allen Seiten
mit lehrreichen Zuſaͤtzen erhalteu (Leonhard Eulers Briefe uͤber verſchiedene Gegenſtaͤnde aus der Naturlehre, nach der Ausgabe der Herren Condorcet und la Croix aufs neue uͤberſetzt, und mit Anm. Zuſ. u. neuen Briefen vermehrt von Friedrich Kries, Leipzig. III. Baͤnde, 1792—1794. gr. 8), worinn man in einigen von Hrn. Kries hinzugefuͤgten Briefen (38—42 Brief) eine Vergleichung der Euleriſchen Hypotheſe mit dem Emanationsſyſtem findet.
Sehr einleuchtend ſtellt Herr Kries (B. I. 42ſter Brief, S. 240 u. f.) die Beſtaͤtigungen dar, welche die Newtoniſche Theorie durch die neuern Erfahrungen der Chemiker erhalten hat, und die ſich im Woͤrterbuche S. 902. 903. nur kurz zuſammengezogen finden. Er macht zuerſt aufmerkſam auf Newtons Beſcheidenheit, welche den großen Mann abhielt, die Materialitaͤt des Lichts als eine ausgemachte Wahrheit zu behaupten, ſo offenbar auch ſeine unſchaͤtzbaren Verſuche und Beobachtungen darauf hinweiſen. Nicht er, ſondern erſt die Nachkommen, gruͤndeten ein Syſtem darauf, das ſich der Einwendungen ſeines ſcharſſinnigen Gegners ungeachtet beſtaͤndig aufrecht erhielt, und jetzt durch Entdeckungen, von welchen Newton ſelbſt nichts ahnden konnte, eine ganz neue und unwandelbare Stuͤtze bekommen hat.
Man hat Wirkungen des Lichts wahrgenommen, die ſich unmoͤglich aus bloßen Schwingungen erklaͤren laſſen, und die es mehr, als wahrſcheinlich, machen, daß das Licht bey ſehr vielen Proceſſen der Natur, als etwas Koͤrperliches mitwirke. Zuerſt hat man einen vorzuͤglichen Einfluß des Sonnen- und Taglichts auf das geſammte Pflanzenreich bemerkt. Gewiſſe Pflanzen drehen ſich ſtets nach der Sonne; junge Zweige und Blaͤtter neigen ſich groͤßtentheils nach dem Orte, von dem auf ſie das meiſte Licht faͤllt; Gewaͤchſe, die dem Lichte nicht ausgeſetzt werden, wenn man ſie auch uͤbrigens mit Sorgfalt in der Waͤrme aufzieht, bleiben dennoch faſt gaͤnzlich farbenlos. Die gruͤne Tinctur, welche durch Aufguß von Weingeiſt auf Blaͤtter von Kirſch- Feigen- oder Holunderbaͤumen erhalten wird, verliert am Sonnenlichte in einer Zeit von zwanzig Minuten ihre Farbe, die ſich in einem undurchſichtigen Gefaͤße oder in einem von allen Seiten
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mit lehrreichen Zuſaͤtzen erhalteu (Leonhard Eulers Briefe uͤber verſchiedene Gegenſtaͤnde aus der Naturlehre, nach der Ausgabe der Herren Condorcet und la Croix aufs neue uͤberſetzt, und mit Anm. Zuſ. u. neuen Briefen vermehrt von Friedrich Kries, Leipzig. III. Baͤnde, 1792—1794. gr. 8), worinn man in einigen von Hrn. Kries hinzugefuͤgten Briefen (38—42 Brief) eine Vergleichung der Euleriſchen Hypotheſe mit dem Emanationsſyſtem findet.
Sehr einleuchtend ſtellt Herr Kries (B. I. 42ſter Brief, S. 240 u. f.) die Beſtaͤtigungen dar, welche die Newtoniſche Theorie durch die neuern Erfahrungen der Chemiker erhalten hat, und die ſich im Woͤrterbuche S. 902. 903. nur kurz zuſammengezogen finden. Er macht zuerſt aufmerkſam auf Newtons Beſcheidenheit, welche den großen Mann abhielt, die Materialitaͤt des Lichts als eine ausgemachte Wahrheit zu behaupten, ſo offenbar auch ſeine unſchaͤtzbaren Verſuche und Beobachtungen darauf hinweiſen. Nicht er, ſondern erſt die Nachkommen, gruͤndeten ein Syſtem darauf, das ſich der Einwendungen ſeines ſcharſſinnigen Gegners ungeachtet beſtaͤndig aufrecht erhielt, und jetzt durch Entdeckungen, von welchen Newton ſelbſt nichts ahnden konnte, eine ganz neue und unwandelbare Stuͤtze bekommen hat.
Man hat Wirkungen des Lichts wahrgenommen, die ſich unmoͤglich aus bloßen Schwingungen erklaͤren laſſen, und die es mehr, als wahrſcheinlich, machen, daß das Licht bey ſehr vielen Proceſſen der Natur, als etwas Koͤrperliches mitwirke. Zuerſt hat man einen vorzuͤglichen Einfluß des Sonnen- und Taglichts auf das geſammte Pflanzenreich bemerkt. Gewiſſe Pflanzen drehen ſich ſtets nach der Sonne; junge Zweige und Blaͤtter neigen ſich groͤßtentheils nach dem Orte, von dem auf ſie das meiſte Licht faͤllt; Gewaͤchſe, die dem Lichte nicht ausgeſetzt werden, wenn man ſie auch uͤbrigens mit Sorgfalt in der Waͤrme aufzieht, bleiben dennoch faſt gaͤnzlich farbenlos. Die gruͤne Tinctur, welche durch Aufguß von Weingeiſt auf Blaͤtter von Kirſch- Feigen- oder Holunderbaͤumen erhalten wird, verliert am Sonnenlichte in einer Zeit von zwanzig Minuten ihre Farbe, die ſich in einem undurchſichtigen Gefaͤße oder in einem von allen Seiten
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/559>, abgerufen am 25.11.2024.
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