Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


muß (Mais pour dire, comment cela se fait, je n' ai rien trouve jusqu' ici, qui me satisfasse. Traite de la lum. Ch. 5. p. 91.). Newton (Optice, Qu. 19. ed. Clark. p. 308.) sagt, Druck oder Bewegung, die sich durch ein gleichförmiges Mittel fortpflanzen, müssen sich doch an allen Seiten ähnlich fortpflanzen; aber hier zeigen die Lichtstralen an verschiedenen Seiten verschiedene Eigenschaften. So etwas läßt sich nicht anders, als bey vorausgesetzter Materialität des Lichts, gedenken, wiewohl es auch in Newtons System noch immer an einer befriedigenden Erklärung mangelt.

Krystallisation.

Zusatz zu Th. II. S. 829.

Weit genauer und vollständiger ist die zweyte Ausgabe des Rome Delisle (Cristallographie, ou description des formes propres du regne mineral. To. I -- IV. Paris, 1784. 8.), ingleichen die neuere mit viel mathematischer Einsicht abgefaßte Schrift der Herren Kramp und Bekkerhin (Cristallographie des Mineralreichs. Wien, 1793. gr. 8.). Man s. auch hierüber Werner (Von den äußerlichen Kennzeichen der Fossilien. Leipz. 1774. 8.) und Bergmann (De formis crystallorum, praesertim e spatho ortis, in dessen Opusc. physico-chem. Vol. II. p. 1. sqq.).

Des Abbe Hauy sinnreiche Theorie ist von ihm selbst in einem neuern Aufsatze (Theorie sur la structure des cristaux, in Annal. de chimie. 1793. Juin. p. 225.) ausgeführt, und von Gillot (Journal de phys. 1793. Juillet, p. 103.) mit einer Darstellung durch analytische Formeln begleitet worden. Man hat daran ausgesetzt, daß die primitive Grundgestalt noch immer die Entstehung der Krystallen nicht ganz erkläre, weil man doch unmöglich den Atomen dieser Krystalle dieselbe Gestalt beylegen könne, mithin immer die Frage übrig bleibe, woher die Grundgestalt komme. Aber es ist ja Verdienst genug für eine physikalische Erklärung, wenn sie einen Schritt weiter führt und sich dabey auf Beobachtung und mathematische Bestimmung gründet: daß dieser Schritt noch nicht der letzte ist, darf Niemand tadeln, er mützte denn alle Erklärungen verwerfen, unter denen wohl


muß (Mais pour dire, comment cela ſe fait, je n' ai rien trouvé jusqu' ici, qui me ſatisfaſſe. Traité de la lum. Ch. 5. p. 91.). Newton (Optice, Qu. 19. ed. Clark. p. 308.) ſagt, Druck oder Bewegung, die ſich durch ein gleichfoͤrmiges Mittel fortpflanzen, muͤſſen ſich doch an allen Seiten aͤhnlich fortpflanzen; aber hier zeigen die Lichtſtralen an verſchiedenen Seiten verſchiedene Eigenſchaften. So etwas laͤßt ſich nicht anders, als bey vorausgeſetzter Materialitaͤt des Lichts, gedenken, wiewohl es auch in Newtons Syſtem noch immer an einer befriedigenden Erklaͤrung mangelt.

Kryſtalliſation.

Zuſatz zu Th. II. S. 829.

Weit genauer und vollſtaͤndiger iſt die zweyte Ausgabe des Romé Delisle (Criſtallographie, ou deſcription des formes propres du regne mineral. To. I — IV. Paris, 1784. 8.), ingleichen die neuere mit viel mathematiſcher Einſicht abgefaßte Schrift der Herren Kramp und Bekkerhin (Criſtallographie des Mineralreichs. Wien, 1793. gr. 8.). Man ſ. auch hieruͤber Werner (Von den aͤußerlichen Kennzeichen der Foſſilien. Leipz. 1774. 8.) und Bergmann (De formis cryſtallorum, praeſertim e ſpatho ortis, in deſſen Opuſc. phyſico-chem. Vol. II. p. 1. ſqq.).

Des Abbe Hauy ſinnreiche Theorie iſt von ihm ſelbſt in einem neuern Aufſatze (Theorie ſur la ſtructure des criſtaux, in Annal. de chimie. 1793. Juin. p. 225.) ausgefuͤhrt, und von Gillot (Journal de phyſ. 1793. Juillet, p. 103.) mit einer Darſtellung durch analytiſche Formeln begleitet worden. Man hat daran ausgeſetzt, daß die primitive Grundgeſtalt noch immer die Entſtehung der Kryſtallen nicht ganz erklaͤre, weil man doch unmoͤglich den Atomen dieſer Kryſtalle dieſelbe Geſtalt beylegen koͤnne, mithin immer die Frage uͤbrig bleibe, woher die Grundgeſtalt komme. Aber es iſt ja Verdienſt genug fuͤr eine phyſikaliſche Erklaͤrung, wenn ſie einen Schritt weiter fuͤhrt und ſich dabey auf Beobachtung und mathematiſche Beſtimmung gruͤndet: daß dieſer Schritt noch nicht der letzte iſt, darf Niemand tadeln, er muͤtzte denn alle Erklaͤrungen verwerfen, unter denen wohl

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0549" xml:id="P.5.537" n="537"/><lb/>
muß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(Mais pour dire, comment cela &#x017F;e fait, je n' ai rien trouvé jusqu' ici, qui me &#x017F;atisfa&#x017F;&#x017F;e.</hi> Traité de la lum. Ch. 5. p. 91.).</hi> <hi rendition="#b">Newton</hi> <hi rendition="#aq">(Optice, Qu. 19. ed. <hi rendition="#i">Clark.</hi> p. 308.)</hi> &#x017F;agt, Druck oder Bewegung, die &#x017F;ich durch ein gleichfo&#x0364;rmiges Mittel fortpflanzen, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich doch an allen Seiten a&#x0364;hnlich fortpflanzen; aber hier zeigen die Licht&#x017F;tralen an ver&#x017F;chiedenen Seiten ver&#x017F;chiedene Eigen&#x017F;chaften. So etwas la&#x0364;ßt &#x017F;ich nicht anders, als bey vorausge&#x017F;etzter Materialita&#x0364;t des Lichts, gedenken, wiewohl es auch in Newtons Sy&#x017F;tem noch immer an einer befriedigenden Erkla&#x0364;rung mangelt.</p>
            </div>
            <div n="2">
              <head>Kry&#x017F;talli&#x017F;ation.</head><lb/>
              <p> <hi rendition="#c">Zu&#x017F;atz zu Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 829.</hi> </p>
              <p>Weit genauer und voll&#x017F;ta&#x0364;ndiger i&#x017F;t die zweyte Ausgabe des <hi rendition="#b">Rom</hi><hi rendition="#aq">é</hi> <hi rendition="#b">Delisle</hi> <hi rendition="#aq">(Cri&#x017F;tallographie, ou de&#x017F;cription des formes propres du regne mineral. To. I &#x2014; IV. Paris, 1784. 8.),</hi> ingleichen die neuere mit viel mathemati&#x017F;cher Ein&#x017F;icht abgefaßte Schrift der Herren <hi rendition="#b">Kramp</hi> und <hi rendition="#b">Bekkerhin</hi> <hi rendition="#aq">(Cri&#x017F;tallographie des Mineralreichs. Wien, 1793. gr. 8.).</hi> Man &#x017F;. auch hieru&#x0364;ber <hi rendition="#b">Werner</hi> (Von den a&#x0364;ußerlichen Kennzeichen der Fo&#x017F;&#x017F;ilien. Leipz. 1774. 8.) und <hi rendition="#b">Bergmann</hi> <hi rendition="#aq">(De formis cry&#x017F;tallorum, prae&#x017F;ertim e &#x017F;patho ortis,</hi> in de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Opu&#x017F;c. phy&#x017F;ico-chem. Vol. II. p. 1. &#x017F;qq.).</hi></p>
              <p>Des Abbe <hi rendition="#b">Hauy</hi> &#x017F;innreiche Theorie i&#x017F;t von ihm &#x017F;elb&#x017F;t in einem neuern Auf&#x017F;atze <hi rendition="#aq">(Theorie &#x017F;ur la &#x017F;tructure des cri&#x017F;taux, in Annal. de chimie. 1793. Juin. p. 225.)</hi> ausgefu&#x0364;hrt, und von <hi rendition="#b">Gillot</hi> <hi rendition="#aq">(Journal de phy&#x017F;. 1793. Juillet, p. 103.)</hi> mit einer Dar&#x017F;tellung durch analyti&#x017F;che Formeln begleitet worden. Man hat daran ausge&#x017F;etzt, daß die primitive Grundge&#x017F;talt noch immer die Ent&#x017F;tehung der Kry&#x017F;tallen nicht ganz erkla&#x0364;re, weil man doch unmo&#x0364;glich den Atomen die&#x017F;er Kry&#x017F;talle die&#x017F;elbe Ge&#x017F;talt beylegen ko&#x0364;nne, mithin immer die Frage u&#x0364;brig bleibe, woher die Grundge&#x017F;talt komme. Aber es i&#x017F;t ja Verdien&#x017F;t genug fu&#x0364;r eine phy&#x017F;ikali&#x017F;che Erkla&#x0364;rung, wenn &#x017F;ie einen Schritt weiter fu&#x0364;hrt und &#x017F;ich dabey auf Beobachtung und mathemati&#x017F;che Be&#x017F;timmung gru&#x0364;ndet: daß die&#x017F;er Schritt noch nicht der letzte i&#x017F;t, darf Niemand tadeln, er mu&#x0364;tzte denn alle Erkla&#x0364;rungen verwerfen, unter denen wohl<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[537/0549] muß (Mais pour dire, comment cela ſe fait, je n' ai rien trouvé jusqu' ici, qui me ſatisfaſſe. Traité de la lum. Ch. 5. p. 91.). Newton (Optice, Qu. 19. ed. Clark. p. 308.) ſagt, Druck oder Bewegung, die ſich durch ein gleichfoͤrmiges Mittel fortpflanzen, muͤſſen ſich doch an allen Seiten aͤhnlich fortpflanzen; aber hier zeigen die Lichtſtralen an verſchiedenen Seiten verſchiedene Eigenſchaften. So etwas laͤßt ſich nicht anders, als bey vorausgeſetzter Materialitaͤt des Lichts, gedenken, wiewohl es auch in Newtons Syſtem noch immer an einer befriedigenden Erklaͤrung mangelt. Kryſtalliſation. Zuſatz zu Th. II. S. 829. Weit genauer und vollſtaͤndiger iſt die zweyte Ausgabe des Romé Delisle (Criſtallographie, ou deſcription des formes propres du regne mineral. To. I — IV. Paris, 1784. 8.), ingleichen die neuere mit viel mathematiſcher Einſicht abgefaßte Schrift der Herren Kramp und Bekkerhin (Criſtallographie des Mineralreichs. Wien, 1793. gr. 8.). Man ſ. auch hieruͤber Werner (Von den aͤußerlichen Kennzeichen der Foſſilien. Leipz. 1774. 8.) und Bergmann (De formis cryſtallorum, praeſertim e ſpatho ortis, in deſſen Opuſc. phyſico-chem. Vol. II. p. 1. ſqq.). Des Abbe Hauy ſinnreiche Theorie iſt von ihm ſelbſt in einem neuern Aufſatze (Theorie ſur la ſtructure des criſtaux, in Annal. de chimie. 1793. Juin. p. 225.) ausgefuͤhrt, und von Gillot (Journal de phyſ. 1793. Juillet, p. 103.) mit einer Darſtellung durch analytiſche Formeln begleitet worden. Man hat daran ausgeſetzt, daß die primitive Grundgeſtalt noch immer die Entſtehung der Kryſtallen nicht ganz erklaͤre, weil man doch unmoͤglich den Atomen dieſer Kryſtalle dieſelbe Geſtalt beylegen koͤnne, mithin immer die Frage uͤbrig bleibe, woher die Grundgeſtalt komme. Aber es iſt ja Verdienſt genug fuͤr eine phyſikaliſche Erklaͤrung, wenn ſie einen Schritt weiter fuͤhrt und ſich dabey auf Beobachtung und mathematiſche Beſtimmung gruͤndet: daß dieſer Schritt noch nicht der letzte iſt, darf Niemand tadeln, er muͤtzte denn alle Erklaͤrungen verwerfen, unter denen wohl

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/549
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/549>, abgerufen am 22.11.2024.