Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Dieses Fischbeinhygrometer besteht in einem sehr dünnen Streif von Fischbein nach der Queere der Fibern geschnitten, der am obern Ende in eine Art von Zange aus breitgeschlagnem und gekrümmtem Drathe gefaßt und vermittelst eines dünnen Messingdraths mit einem Silberblättchen verbunden ist, dessen Ende durch einen Stift in der Welle befestigt wird, die den Zeiger auf der Scheibe dreht. Das untere Ende des Streifs ist an einen beweglichen Queerriegel des Gestelles befestiget, der durch eine Schraube bewegt wird, um erst den Zeiger zu stellen. Als Gegengewicht an der Welle dient ein spiralförmig gewundener feiner Golddrath, der an einem Ende befestigt, am andern mit der Welle verbunden ist, und auf den Streifen als ein Gewicht von ohngefähr 12 Gran wirkt. Hiedurch werden die Unbequemlichkeiten, die ein Gewicht hat, vermieden, und so, wie der Streif durch die Feuchtigkeit länger wird, verliert zugleich die Feder durch Abspannung einen Theil ihrer Gewalt. Die Axe hat sehr kleine Zapfen, die in einer Vertiefung des flachen Endes zweyer Schrauben laufen. Sie ist aus zwey Theilen von verschiednen Durchmessern zusammengesetzt: der Streif wirkt auf den größern, und die Feder auf den kleinern Durchmesser. Herr de Luc bestimmt jetzt, seinen mühsamen Untersuchungen zufolge, zwey feste Punkte, die größte Feuchtigkeit durch unmittelbares Eintauchen des ganzen Werkzeugs in Wasser, und die größte Trockenheit in einem genau verschlossenen und mit frisch ausgeglühtem ungelöschten Kalk zum Theil angefüllten zinnernen Gefäße, worinn er das Hygrometer aufhängt. Den Abstand beyder Punkte, die der Zeiger auf der Scheibe angiebt, theilt er in 100 gleiche Theile. Da das Saussurische Haarhygrometer häufig gebraucht wird, und dennoch sein Gang von dem de Lucschen Fischbeinhygrometer sehr weit abweicht, so wird es, um sich gehörig zu verstehen, nicht überflüßig seyn, wenn ich hier aus de
Dieſes Fiſchbeinhygrometer beſteht in einem ſehr duͤnnen Streif von Fiſchbein nach der Queere der Fibern geſchnitten, der am obern Ende in eine Art von Zange aus breitgeſchlagnem und gekruͤmmtem Drathe gefaßt und vermittelſt eines duͤnnen Meſſingdraths mit einem Silberblaͤttchen verbunden iſt, deſſen Ende durch einen Stift in der Welle befeſtigt wird, die den Zeiger auf der Scheibe dreht. Das untere Ende des Streifs iſt an einen beweglichen Queerriegel des Geſtelles befeſtiget, der durch eine Schraube bewegt wird, um erſt den Zeiger zu ſtellen. Als Gegengewicht an der Welle dient ein ſpiralfoͤrmig gewundener feiner Golddrath, der an einem Ende befeſtigt, am andern mit der Welle verbunden iſt, und auf den Streifen als ein Gewicht von ohngefaͤhr 12 Gran wirkt. Hiedurch werden die Unbequemlichkeiten, die ein Gewicht hat, vermieden, und ſo, wie der Streif durch die Feuchtigkeit laͤnger wird, verliert zugleich die Feder durch Abſpannung einen Theil ihrer Gewalt. Die Axe hat ſehr kleine Zapfen, die in einer Vertiefung des flachen Endes zweyer Schrauben laufen. Sie iſt aus zwey Theilen von verſchiednen Durchmeſſern zuſammengeſetzt: der Streif wirkt auf den groͤßern, und die Feder auf den kleinern Durchmeſſer. Herr de Luc beſtimmt jetzt, ſeinen muͤhſamen Unterſuchungen zufolge, zwey feſte Punkte, die groͤßte Feuchtigkeit durch unmittelbares Eintauchen des ganzen Werkzeugs in Waſſer, und die groͤßte Trockenheit in einem genau verſchloſſenen und mit friſch ausgegluͤhtem ungeloͤſchten Kalk zum Theil angefuͤllten zinnernen Gefaͤße, worinn er das Hygrometer aufhaͤngt. Den Abſtand beyder Punkte, die der Zeiger auf der Scheibe angiebt, theilt er in 100 gleiche Theile. Da das Sauſſuriſche Haarhygrometer haͤufig gebraucht wird, und dennoch ſein Gang von dem de Lucſchen Fiſchbeinhygrometer ſehr weit abweicht, ſo wird es, um ſich gehoͤrig zu verſtehen, nicht uͤberfluͤßig ſeyn, wenn ich hier aus de <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0521" xml:id="P.5.509" n="509"/><lb/> wobey Veraͤnderung der Laͤnge mit Veraͤnderung des Gewichts verglichen wird, und ſetzt dadurch ziemlich außer Zweifel, daß das von ihm vorgeſchlagene Fiſchbeinhygrometer vor allen uͤbrigen den Vorzug verdiene.</p> <p>Dieſes <hi rendition="#b">Fiſchbeinhygrometer</hi> beſteht in einem ſehr duͤnnen Streif von Fiſchbein nach der Queere der Fibern geſchnitten, der am obern Ende in eine Art von Zange aus breitgeſchlagnem und gekruͤmmtem Drathe gefaßt und vermittelſt eines duͤnnen Meſſingdraths mit einem Silberblaͤttchen verbunden iſt, deſſen Ende durch einen Stift in der Welle befeſtigt wird, die den Zeiger auf der Scheibe dreht. Das untere Ende des Streifs iſt an einen beweglichen Queerriegel des Geſtelles befeſtiget, der durch eine Schraube bewegt wird, um erſt den Zeiger zu ſtellen. Als Gegengewicht an der Welle dient ein ſpiralfoͤrmig gewundener feiner Golddrath, der an einem Ende befeſtigt, am andern mit der Welle verbunden iſt, und auf den Streifen als ein Gewicht von ohngefaͤhr 12 Gran wirkt. Hiedurch werden die Unbequemlichkeiten, die ein Gewicht hat, vermieden, und ſo, wie der Streif durch die Feuchtigkeit laͤnger wird, verliert zugleich die Feder durch Abſpannung einen Theil ihrer Gewalt. Die Axe hat ſehr kleine Zapfen, die in einer Vertiefung des flachen Endes zweyer Schrauben laufen. Sie iſt aus zwey Theilen von verſchiednen Durchmeſſern zuſammengeſetzt: der Streif wirkt auf den groͤßern, und die Feder auf den kleinern Durchmeſſer.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">de Luc</hi> beſtimmt jetzt, ſeinen muͤhſamen Unterſuchungen zufolge, <hi rendition="#b">zwey feſte Punkte,</hi> die groͤßte Feuchtigkeit durch unmittelbares Eintauchen des ganzen Werkzeugs in Waſſer, und die groͤßte Trockenheit in einem genau verſchloſſenen und mit friſch ausgegluͤhtem ungeloͤſchten Kalk zum Theil angefuͤllten zinnernen Gefaͤße, worinn er das Hygrometer aufhaͤngt. Den Abſtand beyder Punkte, die der Zeiger auf der Scheibe angiebt, theilt er in 100 gleiche Theile.</p> <p>Da das Sauſſuriſche Haarhygrometer haͤufig gebraucht wird, und dennoch ſein Gang von dem de Lucſchen Fiſchbeinhygrometer ſehr weit abweicht, ſo wird es, um ſich gehoͤrig zu verſtehen, nicht uͤberfluͤßig ſeyn, wenn ich hier aus <hi rendition="#b">de<lb/></hi></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [509/0521]
wobey Veraͤnderung der Laͤnge mit Veraͤnderung des Gewichts verglichen wird, und ſetzt dadurch ziemlich außer Zweifel, daß das von ihm vorgeſchlagene Fiſchbeinhygrometer vor allen uͤbrigen den Vorzug verdiene.
Dieſes Fiſchbeinhygrometer beſteht in einem ſehr duͤnnen Streif von Fiſchbein nach der Queere der Fibern geſchnitten, der am obern Ende in eine Art von Zange aus breitgeſchlagnem und gekruͤmmtem Drathe gefaßt und vermittelſt eines duͤnnen Meſſingdraths mit einem Silberblaͤttchen verbunden iſt, deſſen Ende durch einen Stift in der Welle befeſtigt wird, die den Zeiger auf der Scheibe dreht. Das untere Ende des Streifs iſt an einen beweglichen Queerriegel des Geſtelles befeſtiget, der durch eine Schraube bewegt wird, um erſt den Zeiger zu ſtellen. Als Gegengewicht an der Welle dient ein ſpiralfoͤrmig gewundener feiner Golddrath, der an einem Ende befeſtigt, am andern mit der Welle verbunden iſt, und auf den Streifen als ein Gewicht von ohngefaͤhr 12 Gran wirkt. Hiedurch werden die Unbequemlichkeiten, die ein Gewicht hat, vermieden, und ſo, wie der Streif durch die Feuchtigkeit laͤnger wird, verliert zugleich die Feder durch Abſpannung einen Theil ihrer Gewalt. Die Axe hat ſehr kleine Zapfen, die in einer Vertiefung des flachen Endes zweyer Schrauben laufen. Sie iſt aus zwey Theilen von verſchiednen Durchmeſſern zuſammengeſetzt: der Streif wirkt auf den groͤßern, und die Feder auf den kleinern Durchmeſſer.
Herr de Luc beſtimmt jetzt, ſeinen muͤhſamen Unterſuchungen zufolge, zwey feſte Punkte, die groͤßte Feuchtigkeit durch unmittelbares Eintauchen des ganzen Werkzeugs in Waſſer, und die groͤßte Trockenheit in einem genau verſchloſſenen und mit friſch ausgegluͤhtem ungeloͤſchten Kalk zum Theil angefuͤllten zinnernen Gefaͤße, worinn er das Hygrometer aufhaͤngt. Den Abſtand beyder Punkte, die der Zeiger auf der Scheibe angiebt, theilt er in 100 gleiche Theile.
Da das Sauſſuriſche Haarhygrometer haͤufig gebraucht wird, und dennoch ſein Gang von dem de Lucſchen Fiſchbeinhygrometer ſehr weit abweicht, ſo wird es, um ſich gehoͤrig zu verſtehen, nicht uͤberfluͤßig ſeyn, wenn ich hier aus de
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