S. 134.) enthalten bittere Kritiken über die Logik der Neologen, welche zum Beweise der Wassererzeugung sich auf Facta berufe, in die man das zu beweisende durch Erklärungen erst hineingelegt habe. Keine Täuschung sey gefährlicher, als wenn man Hypothesen in das Gewand einer simpeln Darstellung von Thatsachen einkleide, und die wahren Facta in Hypothesen umwandle. Man gebrauche die Nomenclatur als Instrument, um die neue Lehre auszubreiten, und über Worten und Formeln die Sachen selbst vergessen zu machen.
Der Fehler des Systems, sagt Hr. de Luc, sey, daß es bloße Gesetze als physische Ursachen vortrage. Folgende vier Sätze würden als Thatsachen angegeben. 1) Die Basis der Lebensluft sey das Princip aller Säuren. Dies sey doch nur durch Analogie aus Verbrennung des Schwefels und Phosphors geschlossen. 2) Das Wasser sey aus den Basen der Lebens-und brennbaren Luft zusammengesetzt. Das Factum sey aber nur, daß durch Verbrennung beyder Luftarten Wasser erhalten werde. 3) Die Basis der brennbaren Luft sey ein Ingrediens des Wassers, welches nur Folgerung aus vorigem Satze sey. 4) Die reine Kohle sey einfach, und eine säurefähige Basis. Dies sey doch davon hergeleitet, daß beym Verbrennen der Kohle in Lebensluft eine eigne Luftart erzeugt werde, die man hier Gas acide carbonique nenne. So sey das, was die Grundlage der ganzen Lehre ausmache, nicht auf die Thatsachen selbst, sondern erst auf Sätze gegründet, die man aus ihnen herzuleiten glaube. Alles drehe sich um die Zusammensetzung des Wassers, aus der man die Meteorologie erklären wolle, ohne die Natur in den obern Luftschichten studirt zu haben. Man nehme brennbare Luft in höhern Gegenden an, ohne sich um die Folgen zu bekümmern, die ihre Gegenwart daselbst haben müßte (der erste Blitz oder ein Feuer auf einem hohen Berge würde die Atmosphäre entzünden), man erkläre die Natur, ohne sie zu beobachten, fülle die Sprache mit Worten an, die sich auf Hypothesen bezögen, und bereite den Nachkommen eine Verwirrung, welche sogar abschrecken werde, die jetziger Zeit entdeckten Thatsachen zu studiren. Werde man sich ernstlich mit der Meteorologie beschäftigen, so werde die Hypothese von Zersetzung und Zusammensetzung
S. 134.) enthalten bittere Kritiken uͤber die Logik der Neologen, welche zum Beweiſe der Waſſererzeugung ſich auf Facta berufe, in die man das zu beweiſende durch Erklaͤrungen erſt hineingelegt habe. Keine Taͤuſchung ſey gefaͤhrlicher, als wenn man Hypotheſen in das Gewand einer ſimpeln Darſtellung von Thatſachen einkleide, und die wahren Facta in Hypotheſen umwandle. Man gebrauche die Nomenclatur als Inſtrument, um die neue Lehre auszubreiten, und uͤber Worten und Formeln die Sachen ſelbſt vergeſſen zu machen.
Der Fehler des Syſtems, ſagt Hr. de Luc, ſey, daß es bloße Geſetze als phyſiſche Urſachen vortrage. Folgende vier Saͤtze wuͤrden als Thatſachen angegeben. 1) Die Baſis der Lebensluft ſey das Princip aller Saͤuren. Dies ſey doch nur durch Analogie aus Verbrennung des Schwefels und Phoſphors geſchloſſen. 2) Das Waſſer ſey aus den Baſen der Lebens-und brennbaren Luft zuſammengeſetzt. Das Factum ſey aber nur, daß durch Verbrennung beyder Luftarten Waſſer erhalten werde. 3) Die Baſis der brennbaren Luft ſey ein Ingrediens des Waſſers, welches nur Folgerung aus vorigem Satze ſey. 4) Die reine Kohle ſey einfach, und eine ſaͤurefaͤhige Baſis. Dies ſey doch davon hergeleitet, daß beym Verbrennen der Kohle in Lebensluft eine eigne Luftart erzeugt werde, die man hier Gas acide carbonique nenne. So ſey das, was die Grundlage der ganzen Lehre ausmache, nicht auf die Thatſachen ſelbſt, ſondern erſt auf Saͤtze gegruͤndet, die man aus ihnen herzuleiten glaube. Alles drehe ſich um die Zuſammenſetzung des Waſſers, aus der man die Meteorologie erklaͤren wolle, ohne die Natur in den obern Luftſchichten ſtudirt zu haben. Man nehme brennbare Luft in hoͤhern Gegenden an, ohne ſich um die Folgen zu bekuͤmmern, die ihre Gegenwart daſelbſt haben muͤßte (der erſte Blitz oder ein Feuer auf einem hohen Berge wuͤrde die Atmoſphaͤre entzuͤnden), man erklaͤre die Natur, ohne ſie zu beobachten, fuͤlle die Sprache mit Worten an, die ſich auf Hypotheſen bezoͤgen, und bereite den Nachkommen eine Verwirrung, welche ſogar abſchrecken werde, die jetziger Zeit entdeckten Thatſachen zu ſtudiren. Werde man ſich ernſtlich mit der Meteorologie beſchaͤftigen, ſo werde die Hypotheſe von Zerſetzung und Zuſammenſetzung
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S. 134.) enthalten bittere Kritiken uͤber die Logik der Neologen, welche zum Beweiſe der Waſſererzeugung ſich auf Facta berufe, in die man das zu beweiſende durch Erklaͤrungen erſt hineingelegt habe. Keine Taͤuſchung ſey gefaͤhrlicher, als wenn man Hypotheſen in das Gewand einer ſimpeln Darſtellung von Thatſachen einkleide, und die wahren Facta in Hypotheſen umwandle. Man gebrauche die Nomenclatur als Inſtrument, um die neue Lehre auszubreiten, und uͤber Worten und Formeln die Sachen ſelbſt vergeſſen zu machen.</p><p>Der Fehler des Syſtems, ſagt Hr. <hirendition="#b">de Luc,</hi>ſey, daß es bloße Geſetze als phyſiſche Urſachen vortrage. Folgende vier Saͤtze wuͤrden als <hirendition="#b">Thatſachen</hi> angegeben. 1) Die Baſis der Lebensluft ſey das Princip aller Saͤuren. Dies ſey doch nur durch Analogie aus Verbrennung des Schwefels und Phoſphors geſchloſſen. 2) Das Waſſer ſey aus den Baſen der Lebens-und brennbaren Luft zuſammengeſetzt. Das Factum ſey aber nur, daß durch Verbrennung beyder Luftarten Waſſer erhalten werde. 3) Die Baſis der brennbaren Luft ſey ein Ingrediens des Waſſers, welches nur Folgerung aus vorigem Satze ſey. 4) Die reine Kohle ſey einfach, und eine ſaͤurefaͤhige Baſis. Dies ſey doch davon hergeleitet, daß beym Verbrennen der Kohle in Lebensluft eine eigne Luftart erzeugt werde, die man hier <hirendition="#i"><hirendition="#aq">Gas acide carbonique</hi></hi> nenne. So ſey das, was die Grundlage der ganzen Lehre ausmache, nicht auf die Thatſachen ſelbſt, ſondern erſt auf Saͤtze gegruͤndet, die man aus ihnen herzuleiten glaube. Alles drehe ſich um die Zuſammenſetzung des Waſſers, aus der man die Meteorologie erklaͤren wolle, ohne die Natur in den obern Luftſchichten ſtudirt zu haben. Man nehme brennbare Luft in hoͤhern Gegenden an, ohne ſich um die Folgen zu bekuͤmmern, die ihre Gegenwart daſelbſt haben muͤßte (der erſte Blitz oder ein Feuer auf einem hohen Berge wuͤrde die Atmoſphaͤre entzuͤnden), man erklaͤre die Natur, ohne ſie zu beobachten, fuͤlle die Sprache mit Worten an, die ſich auf Hypotheſen bezoͤgen, und bereite den Nachkommen eine Verwirrung, welche ſogar abſchrecken werde, die jetziger Zeit entdeckten Thatſachen zu ſtudiren. Werde man ſich ernſtlich mit der Meteorologie beſchaͤftigen, ſo werde die Hypotheſe von Zerſetzung und Zuſammenſetzung<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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S. 134.) enthalten bittere Kritiken uͤber die Logik der Neologen, welche zum Beweiſe der Waſſererzeugung ſich auf Facta berufe, in die man das zu beweiſende durch Erklaͤrungen erſt hineingelegt habe. Keine Taͤuſchung ſey gefaͤhrlicher, als wenn man Hypotheſen in das Gewand einer ſimpeln Darſtellung von Thatſachen einkleide, und die wahren Facta in Hypotheſen umwandle. Man gebrauche die Nomenclatur als Inſtrument, um die neue Lehre auszubreiten, und uͤber Worten und Formeln die Sachen ſelbſt vergeſſen zu machen.
Der Fehler des Syſtems, ſagt Hr. de Luc, ſey, daß es bloße Geſetze als phyſiſche Urſachen vortrage. Folgende vier Saͤtze wuͤrden als Thatſachen angegeben. 1) Die Baſis der Lebensluft ſey das Princip aller Saͤuren. Dies ſey doch nur durch Analogie aus Verbrennung des Schwefels und Phoſphors geſchloſſen. 2) Das Waſſer ſey aus den Baſen der Lebens-und brennbaren Luft zuſammengeſetzt. Das Factum ſey aber nur, daß durch Verbrennung beyder Luftarten Waſſer erhalten werde. 3) Die Baſis der brennbaren Luft ſey ein Ingrediens des Waſſers, welches nur Folgerung aus vorigem Satze ſey. 4) Die reine Kohle ſey einfach, und eine ſaͤurefaͤhige Baſis. Dies ſey doch davon hergeleitet, daß beym Verbrennen der Kohle in Lebensluft eine eigne Luftart erzeugt werde, die man hier Gas acide carbonique nenne. So ſey das, was die Grundlage der ganzen Lehre ausmache, nicht auf die Thatſachen ſelbſt, ſondern erſt auf Saͤtze gegruͤndet, die man aus ihnen herzuleiten glaube. Alles drehe ſich um die Zuſammenſetzung des Waſſers, aus der man die Meteorologie erklaͤren wolle, ohne die Natur in den obern Luftſchichten ſtudirt zu haben. Man nehme brennbare Luft in hoͤhern Gegenden an, ohne ſich um die Folgen zu bekuͤmmern, die ihre Gegenwart daſelbſt haben muͤßte (der erſte Blitz oder ein Feuer auf einem hohen Berge wuͤrde die Atmoſphaͤre entzuͤnden), man erklaͤre die Natur, ohne ſie zu beobachten, fuͤlle die Sprache mit Worten an, die ſich auf Hypotheſen bezoͤgen, und bereite den Nachkommen eine Verwirrung, welche ſogar abſchrecken werde, die jetziger Zeit entdeckten Thatſachen zu ſtudiren. Werde man ſich ernſtlich mit der Meteorologie beſchaͤftigen, ſo werde die Hypotheſe von Zerſetzung und Zuſammenſetzung
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/52>, abgerufen am 23.11.2024.
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