Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.Hr. Gren hat bey der neuen Bearbeitung seines Grundrisses der Naturlehre (Halle, 1793. 8. §. 113. 114.) Cohärenz, Schwere und Expansivkraft als drey wesentlich verschiedene Grundkräfte angenommen, die den respectiven Materien unserer Sinnenwelt inhäriren, und der erste innere Grund aller Erscheinungen der Körperwelt sind. Er erinnert allerdings (§. 8), daß er unter Grundkräften blos solche Ursachen verstehe, die in unsern Untersuchungen die letzten sind, und bey deren weiterer Zergliederung uns alle Erfahrung verläßt, ob es gleich möglich, ja sogar wahrscheinlich sey, daß sie selbst noch zusammengesetzt seyn mögen. Seine inhärirende Grundkraft soll also nur etwas bezeichnen, was man nicht weiter erklären kan. An sich könnte man diesen Ausdruck zulassen, da es auf Worte nicht ankömmt; aber wie unbequem er sey, zeigen die irrigen Folgerungen, zu welchen Herr Gren selbst dadurch verleitet worden ist. Er unterscheidet nemlich die träge Masse von der, welche durch eine ihr beywohnende Kraft zur Bewegung sollicitirt wird, und nennt diese letztere widerstehende Masse (§. 110.). Dieser Unterschied ist gegründet; |man muß sich aber dabey vorbehalten, wenn die Wirkung der beywohnenden Kraft durch irgend etwas aufgehoben, oder in völliges Gleichgewicht gesetzt ist, alsdann die Masse wieder als blos träg zu betrachten. Dieses thut jedoch Hr. Gren nicht. Der Ausdruck inhärirende Grundkraft verleitet ihn zu einer Vorstellung von wesentlicher permanenter Inhärenz der Kraft, vermöge deren die Masse noch immer widerstehend bleiben soll, wenn gleich die Wirkung der Kraft durch etwas Drittes aufgehoben wird. So sind die Theile einer Kugel, die auf einer wagrechten Tafel liegt, schwer, und machen nach Hrn. G. eine widerstehende Masse aus. Aber ihr Gewicht wird durch den Widerstand der Tafel getragen, und steht mit demselben im Gleichgewichte. Bewegende Kräfte, welche horizontal auf die Kugel wirken, ändern auch dieses Gleichgewicht nicht. In Absicht ihrer verhält sich also die Kugel als nicht schwer, als blos träg, und ihre Bewegung erfolgt nach den Gesetzen träger Massen. Hr. Gren aber läßt sie auch Hr. Gren hat bey der neuen Bearbeitung ſeines Grundriſſes der Naturlehre (Halle, 1793. 8. §. 113. 114.) Cohaͤrenz, Schwere und Expanſivkraft als drey weſentlich verſchiedene Grundkraͤfte angenommen, die den reſpectiven Materien unſerer Sinnenwelt inhaͤriren, und der erſte innere Grund aller Erſcheinungen der Koͤrperwelt ſind. Er erinnert allerdings (§. 8), daß er unter Grundkraͤften blos ſolche Urſachen verſtehe, die in unſern Unterſuchungen die letzten ſind, und bey deren weiterer Zergliederung uns alle Erfahrung verlaͤßt, ob es gleich moͤglich, ja ſogar wahrſcheinlich ſey, daß ſie ſelbſt noch zuſammengeſetzt ſeyn moͤgen. Seine inhaͤrirende Grundkraft ſoll alſo nur etwas bezeichnen, was man nicht weiter erklaͤren kan. An ſich koͤnnte man dieſen Ausdruck zulaſſen, da es auf Worte nicht ankoͤmmt; aber wie unbequem er ſey, zeigen die irrigen Folgerungen, zu welchen Herr Gren ſelbſt dadurch verleitet worden iſt. Er unterſcheidet nemlich die traͤge Maſſe von der, welche durch eine ihr beywohnende Kraft zur Bewegung ſollicitirt wird, und nennt dieſe letztere widerſtehende Maſſe (§. 110.). Dieſer Unterſchied iſt gegruͤndet; |man muß ſich aber dabey vorbehalten, wenn die Wirkung der beywohnenden Kraft durch irgend etwas aufgehoben, oder in voͤlliges Gleichgewicht geſetzt iſt, alsdann die Maſſe wieder als blos traͤg zu betrachten. Dieſes thut jedoch Hr. Gren nicht. Der Ausdruck inhaͤrirende Grundkraft verleitet ihn zu einer Vorſtellung von weſentlicher permanenter Inhaͤrenz der Kraft, vermoͤge deren die Maſſe noch immer widerſtehend bleiben ſoll, wenn gleich die Wirkung der Kraft durch etwas Drittes aufgehoben wird. So ſind die Theile einer Kugel, die auf einer wagrechten Tafel liegt, ſchwer, und machen nach Hrn. G. eine widerſtehende Maſſe aus. Aber ihr Gewicht wird durch den Widerſtand der Tafel getragen, und ſteht mit demſelben im Gleichgewichte. Bewegende Kraͤfte, welche horizontal auf die Kugel wirken, aͤndern auch dieſes Gleichgewicht nicht. In Abſicht ihrer verhaͤlt ſich alſo die Kugel als nicht ſchwer, als blos traͤg, und ihre Bewegung erfolgt nach den Geſetzen traͤger Maſſen. Hr. Gren aber laͤßt ſie auch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0498" xml:id="P.5.486" n="486"/><lb/> </p> <p>Hr. <hi rendition="#b">Gren</hi> hat bey der neuen Bearbeitung ſeines Grundriſſes der Naturlehre (Halle, 1793. 8. §. 113. 114.) Cohaͤrenz, Schwere und Expanſivkraft als drey weſentlich verſchiedene Grundkraͤfte angenommen, die den reſpectiven Materien unſerer Sinnenwelt <hi rendition="#b">inhaͤriren,</hi> und der erſte <hi rendition="#b">innere Grund</hi> aller Erſcheinungen der Koͤrperwelt ſind. 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Hr. Gren hat bey der neuen Bearbeitung ſeines Grundriſſes der Naturlehre (Halle, 1793. 8. §. 113. 114.) Cohaͤrenz, Schwere und Expanſivkraft als drey weſentlich verſchiedene Grundkraͤfte angenommen, die den reſpectiven Materien unſerer Sinnenwelt inhaͤriren, und der erſte innere Grund aller Erſcheinungen der Koͤrperwelt ſind. Er erinnert allerdings (§. 8), daß er unter Grundkraͤften blos ſolche Urſachen verſtehe, die in unſern Unterſuchungen die letzten ſind, und bey deren weiterer Zergliederung uns alle Erfahrung verlaͤßt, ob es gleich moͤglich, ja ſogar wahrſcheinlich ſey, daß ſie ſelbſt noch zuſammengeſetzt ſeyn moͤgen. Seine inhaͤrirende Grundkraft ſoll alſo nur etwas bezeichnen, was man nicht weiter erklaͤren kan. An ſich koͤnnte man dieſen Ausdruck zulaſſen, da es auf Worte nicht ankoͤmmt; aber wie unbequem er ſey, zeigen die irrigen Folgerungen, zu welchen Herr Gren ſelbſt dadurch verleitet worden iſt.
Er unterſcheidet nemlich die traͤge Maſſe von der, welche durch eine ihr beywohnende Kraft zur Bewegung ſollicitirt wird, und nennt dieſe letztere widerſtehende Maſſe (§. 110.). Dieſer Unterſchied iſt gegruͤndet; |man muß ſich aber dabey vorbehalten, wenn die Wirkung der beywohnenden Kraft durch irgend etwas aufgehoben, oder in voͤlliges Gleichgewicht geſetzt iſt, alsdann die Maſſe wieder als blos traͤg zu betrachten. Dieſes thut jedoch Hr. Gren nicht. Der Ausdruck inhaͤrirende Grundkraft verleitet ihn zu einer Vorſtellung von weſentlicher permanenter Inhaͤrenz der Kraft, vermoͤge deren die Maſſe noch immer widerſtehend bleiben ſoll, wenn gleich die Wirkung der Kraft durch etwas Drittes aufgehoben wird.
So ſind die Theile einer Kugel, die auf einer wagrechten Tafel liegt, ſchwer, und machen nach Hrn. G. eine widerſtehende Maſſe aus. Aber ihr Gewicht wird durch den Widerſtand der Tafel getragen, und ſteht mit demſelben im Gleichgewichte. Bewegende Kraͤfte, welche horizontal auf die Kugel wirken, aͤndern auch dieſes Gleichgewicht nicht. In Abſicht ihrer verhaͤlt ſich alſo die Kugel als nicht ſchwer, als blos traͤg, und ihre Bewegung erfolgt nach den Geſetzen traͤger Maſſen. Hr. Gren aber laͤßt ſie auch
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