verhält sich gerade umgekehrt. Eben die trägen Massen sind es, von denen die Sätze gelten: und die widerstehenden (das heißt bey Hrn. Gren die schweren, oder durch andere Kräste getriebenen) sind diejenigen, bey denen sie besonders auszumachende Abänderungen leiden. Eine solche Umkehrung würde das ganze Gebäude der Mechanik zu Boden werfen.
Für träge Massen behauptet Herr Gken (§. 83.) statt der obigen vier Sätze diesen, nur die Geschwindigkeit allein bestimme das Maaß der Kraft, oder es sey
woraus denn folgen würde, daß eine bewegende Kraft von bestimmter Größe jede Masse mit gleicher Geschwindigkeit, die Erdkugel eben so schnell, als ein Sandkorn, bewege. Ich verweise hierüber, um Wiederholungen zu vermeiden, auf die Zusätze der Artikel Kraft und Trägheit.
Hier ist nur noch eine Folgerung zu berichtigen, welche Hr. Gren (§. 84.) aus diesem angeblichen Bewegungsgesetze träger Massen gezogen hat. Wenn die beschleunigende Kraft F, sagt er, in einem Theil m der bewegten Masse M zu wirken aufhört, so wird dadurch zwar die bewegende Kraft P, aber nicht die Geschwindigkeit C der ganzen Masse, vermindert. Denn die bewegende Kraft wird zwar = F (M - m), also kleiner, als P = FM, werden; aber die beschleunigende Kraft beyder mit einander verbundenen Massen wird, weil ihr die träge Masse m kein Hinderniß entgegensetzt, =(F. (M--m)/M--m)=F, mithin so groß, als vorher, seyn. Es ist richtig, daß die bewegende Kraft F (M -- m) seyn würde; aber eben darum, weil diese noch immer die Masse M zu bewegen behält, und sich also auf dieses ganze M zu vertheilen hat, wird die beschleunigende Kraft = (F. (M--m)/M) =F -- (Fm/M), mithin kleiner, als vorher, seyn. Es fällt also auch die Anwendung weg, welche Herr Gren von diesem Satze gemacht hat, um die unverminderte Beschleunigung
verhaͤlt ſich gerade umgekehrt. Eben die traͤgen Maſſen ſind es, von denen die Saͤtze gelten: und die widerſtehenden (das heißt bey Hrn. Gren die ſchweren, oder durch andere Kraͤſte getriebenen) ſind diejenigen, bey denen ſie beſonders auszumachende Abaͤnderungen leiden. Eine ſolche Umkehrung wuͤrde das ganze Gebaͤude der Mechanik zu Boden werfen.
Fuͤr traͤge Maſſen behauptet Herr Gken (§. 83.) ſtatt der obigen vier Saͤtze dieſen, nur die Geſchwindigkeit allein beſtimme das Maaß der Kraft, oder es ſey
woraus denn folgen wuͤrde, daß eine bewegende Kraft von beſtimmter Groͤße jede Maſſe mit gleicher Geſchwindigkeit, die Erdkugel eben ſo ſchnell, als ein Sandkorn, bewege. Ich verweiſe hieruͤber, um Wiederholungen zu vermeiden, auf die Zuſaͤtze der Artikel Kraft und Traͤgheit.
Hier iſt nur noch eine Folgerung zu berichtigen, welche Hr. Gren (§. 84.) aus dieſem angeblichen Bewegungsgeſetze traͤger Maſſen gezogen hat. Wenn die beſchleunigende Kraft F, ſagt er, in einem Theil m der bewegten Maſſe M zu wirken aufhoͤrt, ſo wird dadurch zwar die bewegende Kraft P, aber nicht die Geſchwindigkeit C der ganzen Maſſe, vermindert. Denn die bewegende Kraft wird zwar = F (M - m), alſo kleiner, als P = FM, werden; aber die beſchleunigende Kraft beyder mit einander verbundenen Maſſen wird, weil ihr die traͤge Maſſe m kein Hinderniß entgegenſetzt, =(F. (M—m)/M—m)=F, mithin ſo groß, als vorher, ſeyn. Es iſt richtig, daß die bewegende Kraft F (M — m) ſeyn wuͤrde; aber eben darum, weil dieſe noch immer die Maſſe M zu bewegen behaͤlt, und ſich alſo auf dieſes ganze M zu vertheilen hat, wird die beſchleunigende Kraft = (F. (M—m)/M) =F — (Fm/M), mithin kleiner, als vorher, ſeyn. Es faͤllt alſo auch die Anwendung weg, welche Herr Gren von dieſem Satze gemacht hat, um die unverminderte Beſchleunigung
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verhaͤlt ſich gerade umgekehrt. Eben die traͤgen Maſſen ſind es, von denen die Saͤtze gelten: und die widerſtehenden (das heißt bey Hrn. Gren die ſchweren, oder durch andere Kraͤſte getriebenen) ſind diejenigen, bey denen ſie beſonders auszumachende Abaͤnderungen leiden. Eine ſolche Umkehrung wuͤrde das ganze Gebaͤude der Mechanik zu Boden werfen.
Fuͤr traͤge Maſſen behauptet Herr Gken (§. 83.) ſtatt der obigen vier Saͤtze dieſen, nur die Geſchwindigkeit allein beſtimme das Maaß der Kraft, oder es ſey woraus denn folgen wuͤrde, daß eine bewegende Kraft von beſtimmter Groͤße jede Maſſe mit gleicher Geſchwindigkeit, die Erdkugel eben ſo ſchnell, als ein Sandkorn, bewege. Ich verweiſe hieruͤber, um Wiederholungen zu vermeiden, auf die Zuſaͤtze der Artikel Kraft und Traͤgheit.
Hier iſt nur noch eine Folgerung zu berichtigen, welche Hr. Gren (§. 84.) aus dieſem angeblichen Bewegungsgeſetze traͤger Maſſen gezogen hat. Wenn die beſchleunigende Kraft F, ſagt er, in einem Theil m der bewegten Maſſe M zu wirken aufhoͤrt, ſo wird dadurch zwar die bewegende Kraft P, aber nicht die Geſchwindigkeit C der ganzen Maſſe, vermindert. Denn die bewegende Kraft wird zwar = F (M - m), alſo kleiner, als P = FM, werden; aber die beſchleunigende Kraft beyder mit einander verbundenen Maſſen wird, weil ihr die traͤge Maſſe m kein Hinderniß entgegenſetzt, =(F. (M—m)/M—m)=F, mithin ſo groß, als vorher, ſeyn. Es iſt richtig, daß die bewegende Kraft F (M — m) ſeyn wuͤrde; aber eben darum, weil dieſe noch immer die Maſſe M zu bewegen behaͤlt, und ſich alſo auf dieſes ganze M zu vertheilen hat, wird die beſchleunigende Kraft = (F. (M—m)/M) =F — (Fm/M), mithin kleiner, als vorher, ſeyn. Es faͤllt alſo auch die Anwendung weg, welche Herr Gren von dieſem Satze gemacht hat, um die unverminderte Beſchleunigung
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/491>, abgerufen am 22.11.2024.
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