Kraft erfordert werden. Hier wird geschehen, was im Artikel behauptet ist; das Pferd wird 8 Centner seiner Kraft auf die Bewegung des Steins verwenden, und so fortgehen, als hätte es nur noch 2 Centner Kraft. Mithin ist die Verminderung der Kraft offenbar; dennoch wirkt der Stein blos als träge, nicht als schwere, Masse entgegen, denn sein ganzes Gewicht wird in jeder Stelle des Wegs vom horizontalen Boden getragen, und da es nicht zweymal zugleich wirken kan, so ist es unmöglich, einen Widerstand gegen den horizontalen Zug aus diesem Gewichte herzuleiten.
Herr Gren bringt dieses Beyspiel auch bey, aber mit einer ganz andern Erklärung. Er betrachtet den Stein als widerstehend, und leitet seinen Widerstand von der Gravitation gegen den Mittelpunkt der Erde, als einer ihm inhärirenden Kraft, her, welche überwunden werden müsse, um den Stein nach einer auf ihre Richtung senkrechten, also horizontalen, Linie aus Ruhe in Bewegung zu versetzen. Er sieht also horizontalen Zug und Gravitation, als Kraft und Gegenkraft an.
Gleichwohl wird die Wirkung der Gravitation durch den Widerstand des wagrechten festen Bodens gänzlich aufgehoben. Denn eine feste Ebene trägt von jedem Drucke den Theil, der auf sie lothrecht wirkt, mithin den ganzen Druck, wenn dessen Richtung auf ihr, wie hier die Richtung der Schwere auf dem Boden, völlig lothrecht steht. Dieses ist ein ausgemachter Grundsatz der Statik, und es beruht darauf die ganze Theorie der schiefen Ebene, und aller Einwirkungen der Kräfte auf Flächen. Dieser Widerstand des Bodens durch seine Festigkeit ist als eine dritte Kraft zu betrachten, welche die Wirkung der Gravitation gänzlich aufhebt, so daß von derselben nichts übrig bleibt, was man dem horizontalen Zuge als Gegenkraft entgegensetzen könnte.
Wenn man nun demohnerachtet 8 Centner von der bewegenden Kraft verschwinden, oder vielmehr auf Erzeugung einer Bewegung verwendet werden sieht, so muß man doch wohl einräumen, daß der Stein diese Kraft als träger, nicht als schwerer Körper, erfordert habe. Wäre er nicht schwer, so würde daraus nichts weiter erfolgen, als daß der Boden
Kraft erfordert werden. Hier wird geſchehen, was im Artikel behauptet iſt; das Pferd wird 8 Centner ſeiner Kraft auf die Bewegung des Steins verwenden, und ſo fortgehen, als haͤtte es nur noch 2 Centner Kraft. Mithin iſt die Verminderung der Kraft offenbar; dennoch wirkt der Stein blos als traͤge, nicht als ſchwere, Maſſe entgegen, denn ſein ganzes Gewicht wird in jeder Stelle des Wegs vom horizontalen Boden getragen, und da es nicht zweymal zugleich wirken kan, ſo iſt es unmoͤglich, einen Widerſtand gegen den horizontalen Zug aus dieſem Gewichte herzuleiten.
Herr Gren bringt dieſes Beyſpiel auch bey, aber mit einer ganz andern Erklaͤrung. Er betrachtet den Stein als widerſtehend, und leitet ſeinen Widerſtand von der Gravitation gegen den Mittelpunkt der Erde, als einer ihm inhaͤrirenden Kraft, her, welche uͤberwunden werden muͤſſe, um den Stein nach einer auf ihre Richtung ſenkrechten, alſo horizontalen, Linie aus Ruhe in Bewegung zu verſetzen. Er ſieht alſo horizontalen Zug und Gravitation, als Kraft und Gegenkraft an.
Gleichwohl wird die Wirkung der Gravitation durch den Widerſtand des wagrechten feſten Bodens gaͤnzlich aufgehoben. Denn eine feſte Ebene traͤgt von jedem Drucke den Theil, der auf ſie lothrecht wirkt, mithin den ganzen Druck, wenn deſſen Richtung auf ihr, wie hier die Richtung der Schwere auf dem Boden, voͤllig lothrecht ſteht. Dieſes iſt ein ausgemachter Grundſatz der Statik, und es beruht darauf die ganze Theorie der ſchiefen Ebene, und aller Einwirkungen der Kraͤfte auf Flaͤchen. Dieſer Widerſtand des Bodens durch ſeine Feſtigkeit iſt als eine dritte Kraft zu betrachten, welche die Wirkung der Gravitation gaͤnzlich aufhebt, ſo daß von derſelben nichts uͤbrig bleibt, was man dem horizontalen Zuge als Gegenkraft entgegenſetzen koͤnnte.
Wenn man nun demohnerachtet 8 Centner von der bewegenden Kraft verſchwinden, oder vielmehr auf Erzeugung einer Bewegung verwendet werden ſieht, ſo muß man doch wohl einraͤumen, daß der Stein dieſe Kraft als traͤger, nicht als ſchwerer Koͤrper, erfordert habe. Waͤre er nicht ſchwer, ſo wuͤrde daraus nichts weiter erfolgen, als daß der Boden
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Kraft erfordert werden. Hier wird geſchehen, was im Artikel behauptet iſt; das Pferd wird 8 Centner ſeiner Kraft auf die Bewegung des Steins verwenden, und ſo fortgehen, als haͤtte es nur noch 2 Centner Kraft. Mithin iſt die Verminderung der Kraft offenbar; dennoch wirkt der Stein blos als <hirendition="#b">traͤge,</hi> nicht als <hirendition="#b">ſchwere,</hi> Maſſe entgegen, denn ſein ganzes Gewicht wird in jeder Stelle des Wegs vom horizontalen Boden getragen, und da es nicht zweymal zugleich wirken kan, ſo iſt es unmoͤglich, einen <hirendition="#b">Widerſtand</hi> gegen den horizontalen Zug aus dieſem Gewichte herzuleiten.</p><p>Herr <hirendition="#b">Gren</hi> bringt dieſes Beyſpiel auch bey, aber mit einer ganz andern Erklaͤrung. Er betrachtet den Stein als <hirendition="#b">widerſtehend,</hi> und leitet ſeinen Widerſtand von der Gravitation gegen den Mittelpunkt der Erde, als einer ihm inhaͤrirenden Kraft, her, welche uͤberwunden werden muͤſſe, um den Stein nach einer auf ihre Richtung ſenkrechten, alſo horizontalen, Linie aus Ruhe in Bewegung zu verſetzen. Er ſieht alſo <hirendition="#b">horizontalen Zug</hi> und <hirendition="#b">Gravitation,</hi> als Kraft und Gegenkraft an.</p><p>Gleichwohl wird die Wirkung der Gravitation durch den Widerſtand des wagrechten feſten Bodens gaͤnzlich aufgehoben. Denn eine feſte Ebene traͤgt von jedem Drucke den Theil, der auf ſie lothrecht wirkt, mithin den <hirendition="#b">ganzen</hi> Druck, wenn deſſen Richtung auf ihr, wie hier die Richtung der Schwere auf dem Boden, voͤllig lothrecht ſteht. Dieſes iſt ein ausgemachter Grundſatz der Statik, und es beruht darauf die ganze Theorie der ſchiefen Ebene, und aller Einwirkungen der Kraͤfte auf Flaͤchen. Dieſer Widerſtand des Bodens durch ſeine Feſtigkeit iſt als eine dritte Kraft zu betrachten, welche die Wirkung der Gravitation gaͤnzlich aufhebt, ſo daß von derſelben nichts uͤbrig bleibt, was man dem horizontalen Zuge als Gegenkraft entgegenſetzen koͤnnte.</p><p>Wenn man nun demohnerachtet 8 Centner von der bewegenden Kraft verſchwinden, oder vielmehr auf Erzeugung einer Bewegung verwendet werden ſieht, ſo muß man doch wohl einraͤumen, daß der Stein dieſe Kraft als <hirendition="#b">traͤger,</hi> nicht als <hirendition="#b">ſchwerer</hi> Koͤrper, erfordert habe. Waͤre er nicht <hirendition="#b">ſchwer,</hi>ſo wuͤrde daraus nichts weiter erfolgen, als daß der Boden<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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Kraft erfordert werden. Hier wird geſchehen, was im Artikel behauptet iſt; das Pferd wird 8 Centner ſeiner Kraft auf die Bewegung des Steins verwenden, und ſo fortgehen, als haͤtte es nur noch 2 Centner Kraft. Mithin iſt die Verminderung der Kraft offenbar; dennoch wirkt der Stein blos als traͤge, nicht als ſchwere, Maſſe entgegen, denn ſein ganzes Gewicht wird in jeder Stelle des Wegs vom horizontalen Boden getragen, und da es nicht zweymal zugleich wirken kan, ſo iſt es unmoͤglich, einen Widerſtand gegen den horizontalen Zug aus dieſem Gewichte herzuleiten.
Herr Gren bringt dieſes Beyſpiel auch bey, aber mit einer ganz andern Erklaͤrung. Er betrachtet den Stein als widerſtehend, und leitet ſeinen Widerſtand von der Gravitation gegen den Mittelpunkt der Erde, als einer ihm inhaͤrirenden Kraft, her, welche uͤberwunden werden muͤſſe, um den Stein nach einer auf ihre Richtung ſenkrechten, alſo horizontalen, Linie aus Ruhe in Bewegung zu verſetzen. Er ſieht alſo horizontalen Zug und Gravitation, als Kraft und Gegenkraft an.
Gleichwohl wird die Wirkung der Gravitation durch den Widerſtand des wagrechten feſten Bodens gaͤnzlich aufgehoben. Denn eine feſte Ebene traͤgt von jedem Drucke den Theil, der auf ſie lothrecht wirkt, mithin den ganzen Druck, wenn deſſen Richtung auf ihr, wie hier die Richtung der Schwere auf dem Boden, voͤllig lothrecht ſteht. Dieſes iſt ein ausgemachter Grundſatz der Statik, und es beruht darauf die ganze Theorie der ſchiefen Ebene, und aller Einwirkungen der Kraͤfte auf Flaͤchen. Dieſer Widerſtand des Bodens durch ſeine Feſtigkeit iſt als eine dritte Kraft zu betrachten, welche die Wirkung der Gravitation gaͤnzlich aufhebt, ſo daß von derſelben nichts uͤbrig bleibt, was man dem horizontalen Zuge als Gegenkraft entgegenſetzen koͤnnte.
Wenn man nun demohnerachtet 8 Centner von der bewegenden Kraft verſchwinden, oder vielmehr auf Erzeugung einer Bewegung verwendet werden ſieht, ſo muß man doch wohl einraͤumen, daß der Stein dieſe Kraft als traͤger, nicht als ſchwerer Koͤrper, erfordert habe. Waͤre er nicht ſchwer, ſo wuͤrde daraus nichts weiter erfolgen, als daß der Boden
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/488>, abgerufen am 22.11.2024.
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