Mischung von krystallisirtem ätzenden Gewächslaugensalze und frischem trocknen Schnee das Quecksilber, selbst im gewärmten Zimmer, gefrieren gemacht. Bey 12 Grad Wärme nach Reaumur wurden 12 Pfund Quecksilber unmittelbar in diese Mischung gegossen, und 4 Pfund noch besonders in einem Glase zum Gefrieren gebracht. Den Frostpunkt des Quecksilbers setzt Hr. L. hiebey auf -- 32 Grad nach Reaumur. Weil aber jenes ätzende Salz den Händen gefährlich ist, so gebraucht er statt dessen lieber den sogenannten fixen Salmiak oder die kochsalzsaure Kalkerde (Muriate de chaux), welche gleiche Wirkung thut. Man kan dazu bequem den Rückstand vom ätzenden Salmiakgeiste nehmen, dev von der Destillation des Salmiaks mit Kreide übrig bleibt. Diesen laugt man aus, und kocht die filtrirte Lauge so lange ein, bis ein Tropfen davon auf einem Teller sogleich erstarrt. Man hat dabey den Vortheil, daß man die Ingredienzien dieser Mischung immer wieder brauchen kan, wenn man nur alles wieder durch Kochen von dem Wasser befreyt, das durch den Schnee hineingekommen ist. Bey der geringen natürlichen Kälte von 1 Grad gab rauchender Salpetergeist mit Schnee vermischt 19 Grad, eben soviel ätzendes Laugensalz und fixer Salmiak aber 36 Grad künstliche Kälte.
Gegenden der Welt, s. Weltgegenden
Th. IV. S. 697.
Gegenwirkung.
Zu Th. II. S. 442.
Herr Gren (Grundriß der Naturl. 1793. §. 108.) weicht von dem hier angenommenen Begriffe der Gegenwirkung ab. Er nennt Gegenwirkung wechselseitige Verminderung der Kraft und Gegenkraft, und glaubt, bey blos trägen Massen finde dergleichen gar nicht statt, oder, nach seinem Ausdrucke, ohne Widerstand (durch inhärirende Kräfte) sey gar keine Anwendung, d. h. keine Verminderung irgend einer Krast möglich.
Allein man vergleiche hiemit das angeführte Beyspiel des Pferdes, das mit 10 Centnern bewegender Kraft horizontal an einem Steine zieht, den zu bewegen nur 8 Centner
Miſchung von kryſtalliſirtem aͤtzenden Gewaͤchslaugenſalze und friſchem trocknen Schnee das Queckſilber, ſelbſt im gewaͤrmten Zimmer, gefrieren gemacht. Bey 12 Grad Waͤrme nach Reaumur wurden 12 Pfund Queckſilber unmittelbar in dieſe Miſchung gegoſſen, und 4 Pfund noch beſonders in einem Glaſe zum Gefrieren gebracht. Den Froſtpunkt des Queckſilbers ſetzt Hr. L. hiebey auf — 32 Grad nach Reaumur. Weil aber jenes aͤtzende Salz den Haͤnden gefaͤhrlich iſt, ſo gebraucht er ſtatt deſſen lieber den ſogenannten fixen Salmiak oder die kochſalzſaure Kalkerde (Muriate de chaux), welche gleiche Wirkung thut. Man kan dazu bequem den Ruͤckſtand vom aͤtzenden Salmiakgeiſte nehmen, dev von der Deſtillation des Salmiaks mit Kreide uͤbrig bleibt. Dieſen laugt man aus, und kocht die filtrirte Lauge ſo lange ein, bis ein Tropfen davon auf einem Teller ſogleich erſtarrt. Man hat dabey den Vortheil, daß man die Ingredienzien dieſer Miſchung immer wieder brauchen kan, wenn man nur alles wieder durch Kochen von dem Waſſer befreyt, das durch den Schnee hineingekommen iſt. Bey der geringen natuͤrlichen Kaͤlte von 1 Grad gab rauchender Salpetergeiſt mit Schnee vermiſcht 19 Grad, eben ſoviel aͤtzendes Laugenſalz und fixer Salmiak aber 36 Grad kuͤnſtliche Kaͤlte.
Gegenden der Welt, ſ. Weltgegenden
Th. IV. S. 697.
Gegenwirkung.
Zu Th. II. S. 442.
Herr Gren (Grundriß der Naturl. 1793. §. 108.) weicht von dem hier angenommenen Begriffe der Gegenwirkung ab. Er nennt Gegenwirkung wechſelſeitige Verminderung der Kraft und Gegenkraft, und glaubt, bey blos traͤgen Maſſen finde dergleichen gar nicht ſtatt, oder, nach ſeinem Ausdrucke, ohne Widerſtand (durch inhaͤrirende Kraͤfte) ſey gar keine Anwendung, d. h. keine Verminderung irgend einer Kraſt moͤglich.
Allein man vergleiche hiemit das angefuͤhrte Beyſpiel des Pferdes, das mit 10 Centnern bewegender Kraft horizontal an einem Steine zieht, den zu bewegen nur 8 Centner
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Miſchung von kryſtalliſirtem aͤtzenden Gewaͤchslaugenſalze und friſchem trocknen Schnee das Queckſilber, ſelbſt im gewaͤrmten Zimmer, gefrieren gemacht. Bey 12 Grad Waͤrme nach Reaumur wurden 12 Pfund Queckſilber unmittelbar in dieſe Miſchung gegoſſen, und 4 Pfund noch beſonders in einem Glaſe zum Gefrieren gebracht. Den Froſtpunkt des Queckſilbers ſetzt Hr. L. hiebey auf — 32 Grad nach Reaumur. Weil aber jenes aͤtzende Salz den Haͤnden gefaͤhrlich iſt, ſo gebraucht er ſtatt deſſen lieber den ſogenannten fixen Salmiak oder die kochſalzſaure Kalkerde (Muriate de chaux), welche gleiche Wirkung thut. Man kan dazu bequem den Ruͤckſtand vom aͤtzenden Salmiakgeiſte nehmen, dev von der Deſtillation des Salmiaks mit Kreide uͤbrig bleibt. Dieſen laugt man aus, und kocht die filtrirte Lauge ſo lange ein, bis ein Tropfen davon auf einem Teller ſogleich erſtarrt. Man hat dabey den Vortheil, daß man die Ingredienzien dieſer Miſchung immer wieder brauchen kan, wenn man nur alles wieder durch Kochen von dem Waſſer befreyt, das durch den Schnee hineingekommen iſt. Bey der geringen natuͤrlichen Kaͤlte von 1 Grad gab rauchender Salpetergeiſt mit Schnee vermiſcht 19 Grad, eben ſoviel aͤtzendes Laugenſalz und fixer Salmiak aber 36 Grad kuͤnſtliche Kaͤlte.
Gegenden der Welt, ſ. Weltgegenden
Th. IV. S. 697.
Gegenwirkung.
Zu Th. II. S. 442.
Herr Gren (Grundriß der Naturl. 1793. §. 108.) weicht von dem hier angenommenen Begriffe der Gegenwirkung ab. Er nennt Gegenwirkung wechſelſeitige Verminderung der Kraft und Gegenkraft, und glaubt, bey blos traͤgen Maſſen finde dergleichen gar nicht ſtatt, oder, nach ſeinem Ausdrucke, ohne Widerſtand (durch inhaͤrirende Kraͤfte) ſey gar keine Anwendung, d. h. keine Verminderung irgend einer Kraſt moͤglich.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/487>, abgerufen am 22.11.2024.
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