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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Gegenden des Luftkreises ist bey seinem großen eigenthümlichen Gewicht sehr unwahrscheinlich.

Gas, salpeterartiges.

Zus. zu diesem Art. Th. II. S. 411--419.

Dieser Gasart hat die neue französische Nomenclatur den ehemaligen Namen Gaz nitreux, Gas nitrosum, nitröse Luft (Hermbstädt) gelassen. Hr Girtanner nennt sie salpeterhalbsaures Gas. Das antiphlogistische System sieht nemlich die Basis derselben als ein mit Sauerstoff verbundenes, aber noch nicht gesättigtes Azote an und nennt sie demzusolge (mit der angenommenen Endung in eux) Acide nitreux, Acidum nitrosum, Salpeterhalbsaures (Girtanner), oxydirten Salpeterstoff (Hermbstädt), dem die Verbindung mit Wärmestoff die Gasgestalt giebt.

Nach S. 417. betrachtet man im phlogistischen System dieses Gas als eine Verbindung des Phlogiston mit der Salpetersäure, wozu diejenigen, die das Wasser für die gemeinschaftliche Basis aller Luftarten halten, auch noch dieses hinzufügen (s. Gren Grundriß der Naturl. 1793. §. 834). Man erklärt daraus sehr leicht, warum überall Salpeterluft entsteht, wo man Körper, die Brennbares enthalten, mit der Salpetersäure behandelt, z. B. aus Metallen, Oelen, Weingeist, Zucker, Schwefel, selbst bey Auflösung des Goldes in Königswasser, weil die Salpetersäure ein Bestandtheil des letztern ist. Selbst bey Verfertigung des Königswassers durch die Destillation entwickelt sich Salpeterluft, weil die dazu gebrauchte Salzsäure selbst Brennbares bey sich führt. Auch läßt sich, wie schon im Artikel gezeigt ist, die Verminderung des Volumens bey der Vermischung mit respirabler Luft, nebst der Erscheinung der rothen Dämpfe ganz leicht erklären, wenn man voraussetzt, daß Phlogistication der Luft allemal mit Zusammenziehung begleitet sey.

Sollte inzwischen die Erfahrung bestätigen, was im Artikel S. 216 vermuthet wird, daß bey Vermischung der reinsten dephlogistisirten Luft mit Salpetergas im gehörigen Verhältnisse beyde Luftarten ganz verschwinden, so würden


Gegenden des Luftkreiſes iſt bey ſeinem großen eigenthuͤmlichen Gewicht ſehr unwahrſcheinlich.

Gas, ſalpeterartiges.

Zuſ. zu dieſem Art. Th. II. S. 411—419.

Dieſer Gasart hat die neue franzoͤſiſche Nomenclatur den ehemaligen Namen Gaz nitreux, Gas nitroſum, nitroͤſe Luft (Hermbſtaͤdt) gelaſſen. Hr Girtanner nennt ſie ſalpeterhalbſaures Gas. Das antiphlogiſtiſche Syſtem ſieht nemlich die Baſis derſelben als ein mit Sauerſtoff verbundenes, aber noch nicht geſaͤttigtes Azote an und nennt ſie demzuſolge (mit der angenommenen Endung in eux) Acide nitreux, Acidum nitroſum, Salpeterhalbſaures (Girtanner), oxydirten Salpeterſtoff (Hermbſtaͤdt), dem die Verbindung mit Waͤrmeſtoff die Gasgeſtalt giebt.

Nach S. 417. betrachtet man im phlogiſtiſchen Syſtem dieſes Gas als eine Verbindung des Phlogiſton mit der Salpeterſaͤure, wozu diejenigen, die das Waſſer fuͤr die gemeinſchaftliche Baſis aller Luftarten halten, auch noch dieſes hinzufuͤgen (ſ. Gren Grundriß der Naturl. 1793. §. 834). Man erklaͤrt daraus ſehr leicht, warum uͤberall Salpeterluft entſteht, wo man Koͤrper, die Brennbares enthalten, mit der Salpeterſaͤure behandelt, z. B. aus Metallen, Oelen, Weingeiſt, Zucker, Schwefel, ſelbſt bey Aufloͤſung des Goldes in Koͤnigswaſſer, weil die Salpeterſaͤure ein Beſtandtheil des letztern iſt. Selbſt bey Verfertigung des Koͤnigswaſſers durch die Deſtillation entwickelt ſich Salpeterluft, weil die dazu gebrauchte Salzſaͤure ſelbſt Brennbares bey ſich fuͤhrt. Auch laͤßt ſich, wie ſchon im Artikel gezeigt iſt, die Verminderung des Volumens bey der Vermiſchung mit reſpirabler Luft, nebſt der Erſcheinung der rothen Daͤmpfe ganz leicht erklaͤren, wenn man vorausſetzt, daß Phlogiſtication der Luft allemal mit Zuſammenziehung begleitet ſey.

Sollte inzwiſchen die Erfahrung beſtaͤtigen, was im Artikel S. 216 vermuthet wird, daß bey Vermiſchung der reinſten dephlogiſtiſirten Luft mit Salpetergas im gehoͤrigen Verhaͤltniſſe beyde Luftarten ganz verſchwinden, ſo wuͤrden

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[460/0472] Gegenden des Luftkreiſes iſt bey ſeinem großen eigenthuͤmlichen Gewicht ſehr unwahrſcheinlich. Gas, ſalpeterartiges. Zuſ. zu dieſem Art. Th. II. S. 411—419. Dieſer Gasart hat die neue franzoͤſiſche Nomenclatur den ehemaligen Namen Gaz nitreux, Gas nitroſum, nitroͤſe Luft (Hermbſtaͤdt) gelaſſen. Hr Girtanner nennt ſie ſalpeterhalbſaures Gas. Das antiphlogiſtiſche Syſtem ſieht nemlich die Baſis derſelben als ein mit Sauerſtoff verbundenes, aber noch nicht geſaͤttigtes Azote an und nennt ſie demzuſolge (mit der angenommenen Endung in eux) Acide nitreux, Acidum nitroſum, Salpeterhalbſaures (Girtanner), oxydirten Salpeterſtoff (Hermbſtaͤdt), dem die Verbindung mit Waͤrmeſtoff die Gasgeſtalt giebt. Nach S. 417. betrachtet man im phlogiſtiſchen Syſtem dieſes Gas als eine Verbindung des Phlogiſton mit der Salpeterſaͤure, wozu diejenigen, die das Waſſer fuͤr die gemeinſchaftliche Baſis aller Luftarten halten, auch noch dieſes hinzufuͤgen (ſ. Gren Grundriß der Naturl. 1793. §. 834). Man erklaͤrt daraus ſehr leicht, warum uͤberall Salpeterluft entſteht, wo man Koͤrper, die Brennbares enthalten, mit der Salpeterſaͤure behandelt, z. B. aus Metallen, Oelen, Weingeiſt, Zucker, Schwefel, ſelbſt bey Aufloͤſung des Goldes in Koͤnigswaſſer, weil die Salpeterſaͤure ein Beſtandtheil des letztern iſt. Selbſt bey Verfertigung des Koͤnigswaſſers durch die Deſtillation entwickelt ſich Salpeterluft, weil die dazu gebrauchte Salzſaͤure ſelbſt Brennbares bey ſich fuͤhrt. Auch laͤßt ſich, wie ſchon im Artikel gezeigt iſt, die Verminderung des Volumens bey der Vermiſchung mit reſpirabler Luft, nebſt der Erſcheinung der rothen Daͤmpfe ganz leicht erklaͤren, wenn man vorausſetzt, daß Phlogiſtication der Luft allemal mit Zuſammenziehung begleitet ſey. Sollte inzwiſchen die Erfahrung beſtaͤtigen, was im Artikel S. 216 vermuthet wird, daß bey Vermiſchung der reinſten dephlogiſtiſirten Luft mit Salpetergas im gehoͤrigen Verhaͤltniſſe beyde Luftarten ganz verſchwinden, ſo wuͤrden

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/472>, abgerufen am 22.11.2024.