Basis des hepatischen Gas gesättiget ist. Bringt man aber Lebensluft zu hepatischem Gas, so zersetzen sich beyde, der Schwefel wird abgeschieden, und das Oxygen und Hydrogen treten wieder zu Wasser zusammen. Hiebey ist sehr willkührlich angenommen, daß einmal Wasser zersetzt, das anderemal wieder zusammengesetzt werde.
Andere (Annales de Chimie, To. XIV. p. 311 sqq.) behaupten, die Schwefelleber zersetze das Wasser nicht für sich, sondern erst durch Hülfe einer Säure, deren Wärmestoff mit dem Hydrogen und einem Theile des Schwefels das hepatische Gas bilde. Hiebey bleibt nun die Zersetzung der Lebensluft noch dunkler, und man sieht nicht, warum das Hydrogen, das vorher einer Säure den Wärmestoff entriß, jetzt denselben wieder fahren läßt, um sich aufs neue mit Sauerstoff zu Wasser zu verbinden.
Herr Gren (Systemat. Handbuch der Chemie. 1794. §. 595.) giebt aus seiner Theorie, welche neben den antiphlogistischen Lehren noch einen Brennstoff annimmt, eine ganz leichte Erklärung. In der Schwefelleber, sagt er, ist die Anziehung zwischen der sauren Grundlage und dem Brennstoff des Schwefels durch die Dazwischenkunft des Alkali geschwächt, und die Basis der Lebensluft wird kräftiger angezogen, als sonst bey gleicher Temperatur geschehen würde. Kömmt nun zu einer Schwefelleber Wasser, so verbindet sich der Brennstoff des Schwefels mit dem Hydrogen des Wassers, und die saure Grundlage des Schwefels nimmt die Bafis der Lebensluft aus dem Wasser auf. Die erstere Verbindung mit einem Theile Schwefel bildet die Basis des hepatischen Gas, die vom Alkali bis zur Sättigung aufgenommen, durch Wärme aber gasförmig entwickelt wird, zumal unter Mitwirkung einer Säure, die sie von dem Alkali losmachen hilft. Kömmt das hepatische Gas mit Lebensluft in Berührung, so ziehen sich der Brennstoff des erstern und der Wärmestoff der letztern stark an; beyde Luftarten werden zersetzt, das Hydrogen verbindet sich mit der Basis der Lebensluft zu Wasser, und der Schwefel wird niedergeschlagen. Licht wird hiebey nicht sichtbar, weil die Einwirkung beyder Luftarten auf einander nur langsam geschieht.
Baſis des hepatiſchen Gas geſaͤttiget iſt. Bringt man aber Lebensluft zu hepatiſchem Gas, ſo zerſetzen ſich beyde, der Schwefel wird abgeſchieden, und das Oxygen und Hydrogen treten wieder zu Waſſer zuſammen. Hiebey iſt ſehr willkuͤhrlich angenommen, daß einmal Waſſer zerſetzt, das anderemal wieder zuſammengeſetzt werde.
Andere (Annales de Chimie, To. XIV. p. 311 ſqq.) behaupten, die Schwefelleber zerſetze das Waſſer nicht fuͤr ſich, ſondern erſt durch Huͤlfe einer Saͤure, deren Waͤrmeſtoff mit dem Hydrogen und einem Theile des Schwefels das hepatiſche Gas bilde. Hiebey bleibt nun die Zerſetzung der Lebensluft noch dunkler, und man ſieht nicht, warum das Hydrogen, das vorher einer Saͤure den Waͤrmeſtoff entriß, jetzt denſelben wieder fahren laͤßt, um ſich aufs neue mit Sauerſtoff zu Waſſer zu verbinden.
Herr Gren (Syſtemat. Handbuch der Chemie. 1794. §. 595.) giebt aus ſeiner Theorie, welche neben den antiphlogiſtiſchen Lehren noch einen Brennſtoff annimmt, eine ganz leichte Erklaͤrung. In der Schwefelleber, ſagt er, iſt die Anziehung zwiſchen der ſauren Grundlage und dem Brennſtoff des Schwefels durch die Dazwiſchenkunft des Alkali geſchwaͤcht, und die Baſis der Lebensluft wird kraͤftiger angezogen, als ſonſt bey gleicher Temperatur geſchehen wuͤrde. Koͤmmt nun zu einer Schwefelleber Waſſer, ſo verbindet ſich der Brennſtoff des Schwefels mit dem Hydrogen des Waſſers, und die ſaure Grundlage des Schwefels nimmt die Bafis der Lebensluft aus dem Waſſer auf. Die erſtere Verbindung mit einem Theile Schwefel bildet die Baſis des hepatiſchen Gas, die vom Alkali bis zur Saͤttigung aufgenommen, durch Waͤrme aber gasfoͤrmig entwickelt wird, zumal unter Mitwirkung einer Saͤure, die ſie von dem Alkali losmachen hilft. Koͤmmt das hepatiſche Gas mit Lebensluft in Beruͤhrung, ſo ziehen ſich der Brennſtoff des erſtern und der Waͤrmeſtoff der letztern ſtark an; beyde Luftarten werden zerſetzt, das Hydrogen verbindet ſich mit der Baſis der Lebensluft zu Waſſer, und der Schwefel wird niedergeſchlagen. Licht wird hiebey nicht ſichtbar, weil die Einwirkung beyder Luftarten auf einander nur langſam geſchieht.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><pbfacs="#f0452"xml:id="P.5.440"n="440"/><lb/>
Baſis des hepatiſchen Gas geſaͤttiget iſt. Bringt man aber Lebensluft zu hepatiſchem Gas, ſo zerſetzen ſich beyde, der Schwefel wird abgeſchieden, und das Oxygen und Hydrogen treten wieder zu Waſſer zuſammen. Hiebey iſt ſehr willkuͤhrlich angenommen, daß einmal Waſſer zerſetzt, das anderemal wieder zuſammengeſetzt werde.</p><p>Andere <hirendition="#aq">(Annales de Chimie, To. XIV. p. 311 ſqq.)</hi> behaupten, die Schwefelleber zerſetze das Waſſer nicht fuͤr ſich, ſondern erſt durch Huͤlfe einer Saͤure, deren Waͤrmeſtoff mit dem Hydrogen und einem Theile des Schwefels das hepatiſche Gas bilde. Hiebey bleibt nun die Zerſetzung der Lebensluft noch dunkler, und man ſieht nicht, warum das Hydrogen, das vorher einer Saͤure den Waͤrmeſtoff entriß, jetzt denſelben wieder fahren laͤßt, um ſich aufs neue mit Sauerſtoff zu Waſſer zu verbinden.</p><p>Herr <hirendition="#b">Gren</hi> (Syſtemat. Handbuch der Chemie. 1794. §. 595.) giebt aus ſeiner Theorie, welche neben den antiphlogiſtiſchen Lehren noch einen Brennſtoff annimmt, eine ganz leichte Erklaͤrung. In der Schwefelleber, ſagt er, iſt die Anziehung zwiſchen der ſauren Grundlage und dem Brennſtoff des Schwefels durch die Dazwiſchenkunft des Alkali geſchwaͤcht, und die Baſis der Lebensluft wird kraͤftiger angezogen, als ſonſt bey gleicher Temperatur geſchehen wuͤrde. Koͤmmt nun zu einer Schwefelleber Waſſer, ſo verbindet ſich der Brennſtoff des Schwefels mit dem Hydrogen des Waſſers, und die ſaure Grundlage des Schwefels nimmt die Bafis der Lebensluft aus dem Waſſer auf. Die erſtere Verbindung mit einem Theile Schwefel bildet die Baſis des hepatiſchen Gas, die vom Alkali bis zur Saͤttigung aufgenommen, durch Waͤrme aber gasfoͤrmig entwickelt wird, zumal unter Mitwirkung einer Saͤure, die ſie von dem Alkali losmachen hilft. Koͤmmt das hepatiſche Gas mit Lebensluft in Beruͤhrung, ſo ziehen ſich der Brennſtoff des erſtern und der Waͤrmeſtoff der letztern ſtark an; beyde Luftarten werden zerſetzt, das Hydrogen verbindet ſich mit der Baſis der Lebensluft zu Waſſer, und der Schwefel wird niedergeſchlagen. Licht wird hiebey nicht ſichtbar, weil die Einwirkung beyder Luftarten auf einander nur langſam geſchieht.<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[440/0452]
Baſis des hepatiſchen Gas geſaͤttiget iſt. Bringt man aber Lebensluft zu hepatiſchem Gas, ſo zerſetzen ſich beyde, der Schwefel wird abgeſchieden, und das Oxygen und Hydrogen treten wieder zu Waſſer zuſammen. Hiebey iſt ſehr willkuͤhrlich angenommen, daß einmal Waſſer zerſetzt, das anderemal wieder zuſammengeſetzt werde.
Andere (Annales de Chimie, To. XIV. p. 311 ſqq.) behaupten, die Schwefelleber zerſetze das Waſſer nicht fuͤr ſich, ſondern erſt durch Huͤlfe einer Saͤure, deren Waͤrmeſtoff mit dem Hydrogen und einem Theile des Schwefels das hepatiſche Gas bilde. Hiebey bleibt nun die Zerſetzung der Lebensluft noch dunkler, und man ſieht nicht, warum das Hydrogen, das vorher einer Saͤure den Waͤrmeſtoff entriß, jetzt denſelben wieder fahren laͤßt, um ſich aufs neue mit Sauerſtoff zu Waſſer zu verbinden.
Herr Gren (Syſtemat. Handbuch der Chemie. 1794. §. 595.) giebt aus ſeiner Theorie, welche neben den antiphlogiſtiſchen Lehren noch einen Brennſtoff annimmt, eine ganz leichte Erklaͤrung. In der Schwefelleber, ſagt er, iſt die Anziehung zwiſchen der ſauren Grundlage und dem Brennſtoff des Schwefels durch die Dazwiſchenkunft des Alkali geſchwaͤcht, und die Baſis der Lebensluft wird kraͤftiger angezogen, als ſonſt bey gleicher Temperatur geſchehen wuͤrde. Koͤmmt nun zu einer Schwefelleber Waſſer, ſo verbindet ſich der Brennſtoff des Schwefels mit dem Hydrogen des Waſſers, und die ſaure Grundlage des Schwefels nimmt die Bafis der Lebensluft aus dem Waſſer auf. Die erſtere Verbindung mit einem Theile Schwefel bildet die Baſis des hepatiſchen Gas, die vom Alkali bis zur Saͤttigung aufgenommen, durch Waͤrme aber gasfoͤrmig entwickelt wird, zumal unter Mitwirkung einer Saͤure, die ſie von dem Alkali losmachen hilft. Koͤmmt das hepatiſche Gas mit Lebensluft in Beruͤhrung, ſo ziehen ſich der Brennſtoff des erſtern und der Waͤrmeſtoff der letztern ſtark an; beyde Luftarten werden zerſetzt, das Hydrogen verbindet ſich mit der Baſis der Lebensluft zu Waſſer, und der Schwefel wird niedergeſchlagen. Licht wird hiebey nicht ſichtbar, weil die Einwirkung beyder Luftarten auf einander nur langſam geſchieht.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/452>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.