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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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auch nicht der zärtste Strich oder feinste Punkt aus, und man würde gewiß auf diese Weise die Mayerschen Mikrometer auf Branders Art sehr vollkommen nachmachen können.

Gas, hepatisches.

Zus. zu diesem Art. Th. II. S. 387--390.

Diese Gasart wird im antiphlogistischen System als eine Auflösung des Schwefels im Wasserstoffgas (brennbarer Luft) angesehen, und erhält daher die Namen Gaz hydrogene sulfure, Gas hydrogenium sulphuratum, geschwefeltes Wasserstoffgas (Girtanner), gasförmiger sulphurisirter Wasserstoff (Hermbstädt). Sonst giebt man ihr auch den Namen der Leberluft. Sie entwickelt sich von Natur aus vielen übelriechenden mineralischen Wassern, und aus den Körpern der Thiere, deren Excremente eben dadurch ihren häßlichen Geruch erhalten.

Zu S. 388 ist zu bemerken, daß man auch durch Aufguß verdünnter Salpetersäure auf Schwefelleber ein hepatisches Gas erhält.

Um das geschwefelte Wasserstoffgas zu bereiten, stoße man eine Schwefelleber (geschwefelte Pottasche) zu einem groben Pulver, und fülle damit die Entbindungsflasche des pnevmatischen Apparats. Die Glocken auf dem Apparat werden mit heißem Wasser angefüllt, weil dasselbe weniger von diesem Gas in sich nimmt, als kaltes, und man daher auf diese Weise weniger Gas verliert. Durch Quecksilber darf man dieses Gas nicht gehen lassen, weil es von demselben zum Theil zersetzt wird. Gießt man alsdann eine Säure auf die Schwefelleber, so entwickelt sich das geschwefelte Wasserstoffgas.

Nach der Lehre der Antiphlogistiker geschieht diese Entwickelung durch eine Zerlegung des Wassers, und die Säure bringt nur in sofern geschwefeltes Wasserstoffgas hervor, als sie mit Wasser vermischt ist. Wenn man eine trockne Schwefelleber dem Feuer aussetzt, so erhält man diefes Gas nicht, sondern der Schwefel sublimirt sich, und läßt das Laugensalz zurück. Feuchtet man hingegen die Schwefelleber mit Wasser an, und setzt sie dann eben dem Grade der Hitze aus, so


auch nicht der zaͤrtſte Strich oder feinſte Punkt aus, und man wuͤrde gewiß auf dieſe Weiſe die Mayerſchen Mikrometer auf Branders Art ſehr vollkommen nachmachen koͤnnen.

Gas, hepatiſches.

Zuſ. zu dieſem Art. Th. II. S. 387—390.

Dieſe Gasart wird im antiphlogiſtiſchen Syſtem als eine Aufloͤſung des Schwefels im Waſſerſtoffgas (brennbarer Luft) angeſehen, und erhaͤlt daher die Namen Gaz hydrogène ſulfuré, Gas hydrogenium ſulphuratum, geſchwefeltes Waſſerſtoffgas (Girtanner), gasfoͤrmiger ſulphuriſirter Waſſerſtoff (Hermbſtaͤdt). Sonſt giebt man ihr auch den Namen der Leberluft. Sie entwickelt ſich von Natur aus vielen uͤbelriechenden mineraliſchen Waſſern, und aus den Koͤrpern der Thiere, deren Excremente eben dadurch ihren haͤßlichen Geruch erhalten.

Zu S. 388 iſt zu bemerken, daß man auch durch Aufguß verduͤnnter Salpeterſaͤure auf Schwefelleber ein hepatiſches Gas erhaͤlt.

Um das geſchwefelte Waſſerſtoffgas zu bereiten, ſtoße man eine Schwefelleber (geſchwefelte Pottaſche) zu einem groben Pulver, und fuͤlle damit die Entbindungsflaſche des pnevmatiſchen Apparats. Die Glocken auf dem Apparat werden mit heißem Waſſer angefuͤllt, weil daſſelbe weniger von dieſem Gas in ſich nimmt, als kaltes, und man daher auf dieſe Weiſe weniger Gas verliert. Durch Queckſilber darf man dieſes Gas nicht gehen laſſen, weil es von demſelben zum Theil zerſetzt wird. Gießt man alsdann eine Saͤure auf die Schwefelleber, ſo entwickelt ſich das geſchwefelte Waſſerſtoffgas.

Nach der Lehre der Antiphlogiſtiker geſchieht dieſe Entwickelung durch eine Zerlegung des Waſſers, und die Saͤure bringt nur in ſofern geſchwefeltes Waſſerſtoffgas hervor, als ſie mit Waſſer vermiſcht iſt. Wenn man eine trockne Schwefelleber dem Feuer ausſetzt, ſo erhaͤlt man diefes Gas nicht, ſondern der Schwefel ſublimirt ſich, und laͤßt das Laugenſalz zuruͤck. Feuchtet man hingegen die Schwefelleber mit Waſſer an, und ſetzt ſie dann eben dem Grade der Hitze aus, ſo

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[437/0449] auch nicht der zaͤrtſte Strich oder feinſte Punkt aus, und man wuͤrde gewiß auf dieſe Weiſe die Mayerſchen Mikrometer auf Branders Art ſehr vollkommen nachmachen koͤnnen. Gas, hepatiſches. Zuſ. zu dieſem Art. Th. II. S. 387—390. Dieſe Gasart wird im antiphlogiſtiſchen Syſtem als eine Aufloͤſung des Schwefels im Waſſerſtoffgas (brennbarer Luft) angeſehen, und erhaͤlt daher die Namen Gaz hydrogène ſulfuré, Gas hydrogenium ſulphuratum, geſchwefeltes Waſſerſtoffgas (Girtanner), gasfoͤrmiger ſulphuriſirter Waſſerſtoff (Hermbſtaͤdt). Sonſt giebt man ihr auch den Namen der Leberluft. Sie entwickelt ſich von Natur aus vielen uͤbelriechenden mineraliſchen Waſſern, und aus den Koͤrpern der Thiere, deren Excremente eben dadurch ihren haͤßlichen Geruch erhalten. Zu S. 388 iſt zu bemerken, daß man auch durch Aufguß verduͤnnter Salpeterſaͤure auf Schwefelleber ein hepatiſches Gas erhaͤlt. Um das geſchwefelte Waſſerſtoffgas zu bereiten, ſtoße man eine Schwefelleber (geſchwefelte Pottaſche) zu einem groben Pulver, und fuͤlle damit die Entbindungsflaſche des pnevmatiſchen Apparats. Die Glocken auf dem Apparat werden mit heißem Waſſer angefuͤllt, weil daſſelbe weniger von dieſem Gas in ſich nimmt, als kaltes, und man daher auf dieſe Weiſe weniger Gas verliert. Durch Queckſilber darf man dieſes Gas nicht gehen laſſen, weil es von demſelben zum Theil zerſetzt wird. Gießt man alsdann eine Saͤure auf die Schwefelleber, ſo entwickelt ſich das geſchwefelte Waſſerſtoffgas. Nach der Lehre der Antiphlogiſtiker geſchieht dieſe Entwickelung durch eine Zerlegung des Waſſers, und die Saͤure bringt nur in ſofern geſchwefeltes Waſſerſtoffgas hervor, als ſie mit Waſſer vermiſcht iſt. Wenn man eine trockne Schwefelleber dem Feuer ausſetzt, ſo erhaͤlt man diefes Gas nicht, ſondern der Schwefel ſublimirt ſich, und laͤßt das Laugenſalz zuruͤck. Feuchtet man hingegen die Schwefelleber mit Waſſer an, und ſetzt ſie dann eben dem Grade der Hitze aus, ſo

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/449>, abgerufen am 22.11.2024.