bey der gewöhnlichen Temperatur unserer Atmosphäre jederzeit in Gasgestalt erscheint, und erst durch ihre Verbindung mit dem Wasser die tropfbar flüßige Gestalt erhält, s. Flußspathsäure.
Mit dem Ammoniakgas verdichtet sich das flußspathsaure Gas augenblicklich unter einer entstehenden Erwärmung, und es wird aus beyden ein festes Neutralsalz (Flußspathsalmiak).
Die Absetzung der kieselartigen Rinde beym Einsaugen dieser Gasart vom Wasser lehrt den Satz, der sonst kaum glaublich seyn würde, daß auch sogar die feuerbeständige, feste Kieselerde, mit der Flußspathsäure verbunden, durch Mitverflüchtigung des luftförmigen Zustandes fähig ist. Vom Alkohol wird das spathsaure Gas eingesogen, ohne daß sich die Kieselerde daraus niederschlägt.
Da dieses Gas, vorzüglich in der Hitze, das Glas sehr stark angreift, so hat man neuerlich damit, so wie mit der flüßigen Spathsäure selbst, in Glas zu ätzen angefangen. Nach Hrn. Hofr. Beckmann (Beytr. zur Geschichte der Erfind. B. III. S. 547.) war diese Kunst schon im Jahre 1670 von dem Nürnbergischen Künstler Heinr. Schwankhard erfunden worden; auch war 1725 ein gewisser D. Pauli in Dresden darauf gekommen (Man s. die Breslauer Sammlungen. XXXI Vers. vom I. 1725. S. 107.). Das leichteste Verfahren ist nach Hrn. Lichtenberg folgendes. Die Glasplatte wird mit Aetzgrund überzogen und darauf radirt. Alsdann wird gestoßner Flußspath in einem kleinen Kolben, nachdem man concentrirte Vitriolsäure darauf gegossen, in glühende Asche gesetzt. Sobald die weißlichen Dämpfe, denen man einen Zug, vom Munde ab, geben muß, aufzusteigen anfangen, hält man das radirte Bild darüber, eine Stelle nach der andern, bis die Striche etwas weißlich auszusehen anfangen, welches bey weichem Glase in 10 Min. zu geschehen pflegt, so ist die Aetzung vollendet. Doch muß auch die nicht radirte Seite, allenfalls nur mit etwas gelbem Wachs überzogen werden, weil sich sonst der saure Dampf herumzieht, das Glas matt frißt, und die ganze Darstellung verdirbt. Bey diesem Verfahren bleibt
bey der gewoͤhnlichen Temperatur unſerer Atmoſphaͤre jederzeit in Gasgeſtalt erſcheint, und erſt durch ihre Verbindung mit dem Waſſer die tropfbar fluͤßige Geſtalt erhaͤlt, ſ. Flußſpathſaͤure.
Mit dem Ammoniakgas verdichtet ſich das flußſpathſaure Gas augenblicklich unter einer entſtehenden Erwaͤrmung, und es wird aus beyden ein feſtes Neutralſalz (Flußſpathſalmiak).
Die Abſetzung der kieſelartigen Rinde beym Einſaugen dieſer Gasart vom Waſſer lehrt den Satz, der ſonſt kaum glaublich ſeyn wuͤrde, daß auch ſogar die feuerbeſtaͤndige, feſte Kieſelerde, mit der Flußſpathſaͤure verbunden, durch Mitverfluͤchtigung des luftfoͤrmigen Zuſtandes faͤhig iſt. Vom Alkohol wird das ſpathſaure Gas eingeſogen, ohne daß ſich die Kieſelerde daraus niederſchlaͤgt.
Da dieſes Gas, vorzuͤglich in der Hitze, das Glas ſehr ſtark angreift, ſo hat man neuerlich damit, ſo wie mit der fluͤßigen Spathſaͤure ſelbſt, in Glas zu aͤtzen angefangen. Nach Hrn. Hofr. Beckmann (Beytr. zur Geſchichte der Erfind. B. III. S. 547.) war dieſe Kunſt ſchon im Jahre 1670 von dem Nuͤrnbergiſchen Kuͤnſtler Heinr. Schwankhard erfunden worden; auch war 1725 ein gewiſſer D. Pauli in Dresden darauf gekommen (Man ſ. die Breslauer Sammlungen. XXXI Verſ. vom I. 1725. S. 107.). Das leichteſte Verfahren iſt nach Hrn. Lichtenberg folgendes. Die Glasplatte wird mit Aetzgrund uͤberzogen und darauf radirt. Alsdann wird geſtoßner Flußſpath in einem kleinen Kolben, nachdem man concentrirte Vitriolſaͤure darauf gegoſſen, in gluͤhende Aſche geſetzt. Sobald die weißlichen Daͤmpfe, denen man einen Zug, vom Munde ab, geben muß, aufzuſteigen anfangen, haͤlt man das radirte Bild daruͤber, eine Stelle nach der andern, bis die Striche etwas weißlich auszuſehen anfangen, welches bey weichem Glaſe in 10 Min. zu geſchehen pflegt, ſo iſt die Aetzung vollendet. Doch muß auch die nicht radirte Seite, allenfalls nur mit etwas gelbem Wachs uͤberzogen werden, weil ſich ſonſt der ſaure Dampf herumzieht, das Glas matt frißt, und die ganze Darſtellung verdirbt. Bey dieſem Verfahren bleibt
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bey der gewoͤhnlichen Temperatur unſerer Atmoſphaͤre jederzeit in Gasgeſtalt erſcheint, und erſt durch ihre Verbindung mit dem Waſſer die tropfbar fluͤßige Geſtalt erhaͤlt, ſ. Flußſpathſaͤure.
Mit dem Ammoniakgas verdichtet ſich das flußſpathſaure Gas augenblicklich unter einer entſtehenden Erwaͤrmung, und es wird aus beyden ein feſtes Neutralſalz (Flußſpathſalmiak).
Die Abſetzung der kieſelartigen Rinde beym Einſaugen dieſer Gasart vom Waſſer lehrt den Satz, der ſonſt kaum glaublich ſeyn wuͤrde, daß auch ſogar die feuerbeſtaͤndige, feſte Kieſelerde, mit der Flußſpathſaͤure verbunden, durch Mitverfluͤchtigung des luftfoͤrmigen Zuſtandes faͤhig iſt. Vom Alkohol wird das ſpathſaure Gas eingeſogen, ohne daß ſich die Kieſelerde daraus niederſchlaͤgt.
Da dieſes Gas, vorzuͤglich in der Hitze, das Glas ſehr ſtark angreift, ſo hat man neuerlich damit, ſo wie mit der fluͤßigen Spathſaͤure ſelbſt, in Glas zu aͤtzen angefangen. Nach Hrn. Hofr. Beckmann (Beytr. zur Geſchichte der Erfind. B. III. S. 547.) war dieſe Kunſt ſchon im Jahre 1670 von dem Nuͤrnbergiſchen Kuͤnſtler Heinr. Schwankhard erfunden worden; auch war 1725 ein gewiſſer D. Pauli in Dresden darauf gekommen (Man ſ. die Breslauer Sammlungen. XXXI Verſ. vom I. 1725. S. 107.). Das leichteſte Verfahren iſt nach Hrn. Lichtenberg folgendes. Die Glasplatte wird mit Aetzgrund uͤberzogen und darauf radirt. Alsdann wird geſtoßner Flußſpath in einem kleinen Kolben, nachdem man concentrirte Vitriolſaͤure darauf gegoſſen, in gluͤhende Aſche geſetzt. Sobald die weißlichen Daͤmpfe, denen man einen Zug, vom Munde ab, geben muß, aufzuſteigen anfangen, haͤlt man das radirte Bild daruͤber, eine Stelle nach der andern, bis die Striche etwas weißlich auszuſehen anfangen, welches bey weichem Glaſe in 10 Min. zu geſchehen pflegt, ſo iſt die Aetzung vollendet. Doch muß auch die nicht radirte Seite, allenfalls nur mit etwas gelbem Wachs uͤberzogen werden, weil ſich ſonſt der ſaure Dampf herumzieht, das Glas matt frißt, und die ganze Darſtellung verdirbt. Bey dieſem Verfahren bleibt
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/448>, abgerufen am 16.02.2025.
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