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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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von Hrn. Göttling angestellte Versuche Zweifel erregen, s. den Zusatz des Art. Gas, phlogistisirtes.

Das Sauerstoffgas ist nach dem antiphlogistischrn System in gewissem Sinne der einzige brennbare Körper in der Natur. Denn ohne dasselbe ist kein Verbrennen möglich, und aus ihm vorzüglich, nicht aus dem Körper, den die gemeine Sprache den brennenden nennt, entwickeln sich Licht und Wärme so, daß sie zur Flamme werden.

Ohne Sauerstoffgas kan kein Thier leben, weil dazu nothwendig erfordert wird, daß das Blut von Zeit zu Zeit, mittelbar oder unmittelbar mit dem Sauerstoffgas, oder mit der atmosphärischen Luft, welche dergleichen enthält, in Berührung komme.

Auch zu dem Leben und dem Wachsthum der Pflanzen ist die Gegenwart des Sauerstoffgas unumgänglich nothwendig. In jeder andern Art von Gas sterben die Pflanzen, wenn sie nicht dem Sonnenlichte ausgesetzt sind, welches aus ihnen Sauerstoffgas entwickelt, wodurch die schädliche Wirkung anderer Gasarten zum Theil aufgehoben wird. Nach Hrn. Ingenhouß entwickelt sich aus allen Pflanzen Sauerstoffgas am Sonnenlichte; in der Finsterniß aber saugen die Blätter derselben das Sauerstoffgas aus der Atmosphäre ein, und geben selbiges als kohlengesäuertes Gas wieder von sich. Das letztere hat Hr. Senebier geläugnet, und nur zugegeben, daß die Pflanzen, wenn sie krank sind, das Sauerstoffgas der Atmosphäre in kohlengesäuertes Gas verwandeln. Ingenhouß bemüht sich, zu zeigen, daß der größte Theil des Sauerstoffgas, welches die Pflanzen am Sonnenlichte liefern, von der Zerlegung des Wassers herrühre, wobey der Wasserstoff sich mit der Pflanze verbinde, der Sauerstoff aber frey werde und in Gasgestalt davon gehe.

Gas, flußspathsaures.

Zus. zu diesem Art. Th. II. S. 384 u. f.

Man hat dieser Gasart in der neuern Nomenclatur den Namen Gaz acide fluorique, Gas acidum fluoricum, spathsaures, spathgesäuertes Gas beygelegt. Es ist nach dem antiphlogistischen System die Spathsäure selbst, die


von Hrn. Goͤttling angeſtellte Verſuche Zweifel erregen, ſ. den Zuſatz des Art. Gas, phlogiſtiſirtes.

Das Sauerſtoffgas iſt nach dem antiphlogiſtiſchrn Syſtem in gewiſſem Sinne der einzige brennbare Koͤrper in der Natur. Denn ohne daſſelbe iſt kein Verbrennen moͤglich, und aus ihm vorzuͤglich, nicht aus dem Koͤrper, den die gemeine Sprache den brennenden nennt, entwickeln ſich Licht und Waͤrme ſo, daß ſie zur Flamme werden.

Ohne Sauerſtoffgas kan kein Thier leben, weil dazu nothwendig erfordert wird, daß das Blut von Zeit zu Zeit, mittelbar oder unmittelbar mit dem Sauerſtoffgas, oder mit der atmoſphaͤriſchen Luft, welche dergleichen enthaͤlt, in Beruͤhrung komme.

Auch zu dem Leben und dem Wachsthum der Pflanzen iſt die Gegenwart des Sauerſtoffgas unumgaͤnglich nothwendig. In jeder andern Art von Gas ſterben die Pflanzen, wenn ſie nicht dem Sonnenlichte ausgeſetzt ſind, welches aus ihnen Sauerſtoffgas entwickelt, wodurch die ſchaͤdliche Wirkung anderer Gasarten zum Theil aufgehoben wird. Nach Hrn. Ingenhouß entwickelt ſich aus allen Pflanzen Sauerſtoffgas am Sonnenlichte; in der Finſterniß aber ſaugen die Blaͤtter derſelben das Sauerſtoffgas aus der Atmoſphaͤre ein, und geben ſelbiges als kohlengeſaͤuertes Gas wieder von ſich. Das letztere hat Hr. Senebier gelaͤugnet, und nur zugegeben, daß die Pflanzen, wenn ſie krank ſind, das Sauerſtoffgas der Atmoſphaͤre in kohlengeſaͤuertes Gas verwandeln. Ingenhouß bemuͤht ſich, zu zeigen, daß der groͤßte Theil des Sauerſtoffgas, welches die Pflanzen am Sonnenlichte liefern, von der Zerlegung des Waſſers herruͤhre, wobey der Waſſerſtoff ſich mit der Pflanze verbinde, der Sauerſtoff aber frey werde und in Gasgeſtalt davon gehe.

Gas, flußſpathſaures.

Zuſ. zu dieſem Art. Th. II. S. 384 u. f.

Man hat dieſer Gasart in der neuern Nomenclatur den Namen Gaz acide fluorique, Gas acidum fluoricum, ſpathſaures, ſpathgeſaͤuertes Gas beygelegt. Es iſt nach dem antiphlogiſtiſchen Syſtem die Spathſaͤure ſelbſt, die

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[435/0447] von Hrn. Goͤttling angeſtellte Verſuche Zweifel erregen, ſ. den Zuſatz des Art. Gas, phlogiſtiſirtes. Das Sauerſtoffgas iſt nach dem antiphlogiſtiſchrn Syſtem in gewiſſem Sinne der einzige brennbare Koͤrper in der Natur. Denn ohne daſſelbe iſt kein Verbrennen moͤglich, und aus ihm vorzuͤglich, nicht aus dem Koͤrper, den die gemeine Sprache den brennenden nennt, entwickeln ſich Licht und Waͤrme ſo, daß ſie zur Flamme werden. Ohne Sauerſtoffgas kan kein Thier leben, weil dazu nothwendig erfordert wird, daß das Blut von Zeit zu Zeit, mittelbar oder unmittelbar mit dem Sauerſtoffgas, oder mit der atmoſphaͤriſchen Luft, welche dergleichen enthaͤlt, in Beruͤhrung komme. Auch zu dem Leben und dem Wachsthum der Pflanzen iſt die Gegenwart des Sauerſtoffgas unumgaͤnglich nothwendig. In jeder andern Art von Gas ſterben die Pflanzen, wenn ſie nicht dem Sonnenlichte ausgeſetzt ſind, welches aus ihnen Sauerſtoffgas entwickelt, wodurch die ſchaͤdliche Wirkung anderer Gasarten zum Theil aufgehoben wird. Nach Hrn. Ingenhouß entwickelt ſich aus allen Pflanzen Sauerſtoffgas am Sonnenlichte; in der Finſterniß aber ſaugen die Blaͤtter derſelben das Sauerſtoffgas aus der Atmoſphaͤre ein, und geben ſelbiges als kohlengeſaͤuertes Gas wieder von ſich. Das letztere hat Hr. Senebier gelaͤugnet, und nur zugegeben, daß die Pflanzen, wenn ſie krank ſind, das Sauerſtoffgas der Atmoſphaͤre in kohlengeſaͤuertes Gas verwandeln. Ingenhouß bemuͤht ſich, zu zeigen, daß der groͤßte Theil des Sauerſtoffgas, welches die Pflanzen am Sonnenlichte liefern, von der Zerlegung des Waſſers herruͤhre, wobey der Waſſerſtoff ſich mit der Pflanze verbinde, der Sauerſtoff aber frey werde und in Gasgeſtalt davon gehe. Gas, flußſpathſaures. Zuſ. zu dieſem Art. Th. II. S. 384 u. f. Man hat dieſer Gasart in der neuern Nomenclatur den Namen Gaz acide fluorique, Gas acidum fluoricum, ſpathſaures, ſpathgeſaͤuertes Gas beygelegt. Es iſt nach dem antiphlogiſtiſchen Syſtem die Spathſaͤure ſelbſt, die

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/447>, abgerufen am 24.11.2024.