Kometen. Hartsockers und Halley's Meinungen sind im Artikel S. 236 angeführt. Diese letztern Vermuthungen scheinen sich nach Hrn. Chladni der Wahrheit mehr zu nähern; nur scheint bey Halley die Gravitation gegen die Sonne allein noch nicht hinreichend, die Bewegung, in so fern sie von dem geraden Falle gegen die Erde verschieden ist, zu erklären; vielmehr zeigt die ganz unbestimmte Richtung des Laufs dieser Meteore eine ihnen eigenthümliche Bewegung an (nemlich Centralbewegung, aus Wurf mit Gravitation gegen die Sonne verbunden).
Hr. Chladni zieht aus dem bisherigen die Folge, der Stoff der Feuerkugeln müsse ziemlich dicht und schwer seyn, um so sichtbare Wirkungen der Schwere zu zeigen, und eine so schnelle Bewegung ohne Zerstreuung durch den Widerstand der Luft auszuhalten; er scheine sich in einem zähen und flüßigen Zustande zu besinden, weil sich die Gestalt ändere, und das Zerspringen eine Ausdehnbarkeit durch elastische Fluida voraussetze; so dichte Stoffe könnten sich weder in unserer Atmosphäre anhäufen, noch durch bekannte irdische Kräfte so weit erhoben werden, und eine so schne<*> Wurfbewegung erhalten; also möchten wohl diese Stoffe nicht irdisch (tellurisch), sondern schon vorher im übrigen Weltraume vorhanden gewesen (kosmisch) seyn. Dem gemäß hat er folgende Theorie dieser Naturerscheinungen entworfen.
Es sind viele in kleinere Massen angehäufte grobe Materien, ohne mit einem größern Weltkörper in unmittelbarer Verbindung zu stehen, in dem allgemeinen Weltraume zerstreut, in welchem sie sich durch Wurfkräfte oder Anziehung getrieben, so lange fort bewegen, bis sie etwa einmal der Erde oder einem andern Weltkörper nahe kommen, und von dessen Anziehung ergriffen, darauf niederfallen. Kommen nun dergleichen Massen in unsern Luftkreis, so muß nothwendig durch ihre äußerst schnelle und vermöge der Anziehung der Erde noch mehr beschleunigte Bewegung, wegen des heftigen Reibens in der Atmosphäre, eine sehr starke Elektricität und Hitze in ihnen erregt werden, wodurch sie in einen brennenden und geschmolzenen Zustand gerathen, der eine Menge Dünste und Luftarten darinn entwickelt, welche
Kometen. Hartſockers und Halley's Meinungen ſind im Artikel S. 236 angefuͤhrt. Dieſe letztern Vermuthungen ſcheinen ſich nach Hrn. Chladni der Wahrheit mehr zu naͤhern; nur ſcheint bey Halley die Gravitation gegen die Sonne allein noch nicht hinreichend, die Bewegung, in ſo fern ſie von dem geraden Falle gegen die Erde verſchieden iſt, zu erklaͤren; vielmehr zeigt die ganz unbeſtimmte Richtung des Laufs dieſer Meteore eine ihnen eigenthuͤmliche Bewegung an (nemlich Centralbewegung, aus Wurf mit Gravitation gegen die Sonne verbunden).
Hr. Chladni zieht aus dem bisherigen die Folge, der Stoff der Feuerkugeln muͤſſe ziemlich dicht und ſchwer ſeyn, um ſo ſichtbare Wirkungen der Schwere zu zeigen, und eine ſo ſchnelle Bewegung ohne Zerſtreuung durch den Widerſtand der Luft auszuhalten; er ſcheine ſich in einem zaͤhen und fluͤßigen Zuſtande zu beſinden, weil ſich die Geſtalt aͤndere, und das Zerſpringen eine Ausdehnbarkeit durch elaſtiſche Fluida vorausſetze; ſo dichte Stoffe koͤnnten ſich weder in unſerer Atmoſphaͤre anhaͤufen, noch durch bekannte irdiſche Kraͤfte ſo weit erhoben werden, und eine ſo ſchne<*> Wurfbewegung erhalten; alſo moͤchten wohl dieſe Stoffe nicht irdiſch (telluriſch), ſondern ſchon vorher im uͤbrigen Weltraume vorhanden geweſen (kosmiſch) ſeyn. Dem gemaͤß hat er folgende Theorie dieſer Naturerſcheinungen entworfen.
Es ſind viele in kleinere Maſſen angehaͤufte grobe Materien, ohne mit einem groͤßern Weltkoͤrper in unmittelbarer Verbindung zu ſtehen, in dem allgemeinen Weltraume zerſtreut, in welchem ſie ſich durch Wurfkraͤfte oder Anziehung getrieben, ſo lange fort bewegen, bis ſie etwa einmal der Erde oder einem andern Weltkoͤrper nahe kommen, und von deſſen Anziehung ergriffen, darauf niederfallen. Kommen nun dergleichen Maſſen in unſern Luftkreis, ſo muß nothwendig durch ihre aͤußerſt ſchnelle und vermoͤge der Anziehung der Erde noch mehr beſchleunigte Bewegung, wegen des heftigen Reibens in der Atmoſphaͤre, eine ſehr ſtarke Elektricitaͤt und Hitze in ihnen erregt werden, wodurch ſie in einen brennenden und geſchmolzenen Zuſtand gerathen, der eine Menge Duͤnſte und Luftarten darinn entwickelt, welche
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><pbfacs="#f0412"xml:id="P.5.400"n="400"/><lb/>
Kometen. <hirendition="#b">Hartſockers</hi> und <hirendition="#b">Halley's</hi> Meinungen ſind im Artikel S. 236 angefuͤhrt. Dieſe letztern Vermuthungen ſcheinen ſich nach Hrn. <hirendition="#b">Chladni</hi> der Wahrheit mehr zu naͤhern; nur ſcheint bey <hirendition="#b">Halley</hi> die Gravitation gegen die Sonne allein noch nicht hinreichend, die Bewegung, in ſo fern ſie von dem geraden Falle gegen die Erde verſchieden iſt, zu erklaͤren; vielmehr zeigt die ganz unbeſtimmte Richtung des Laufs dieſer Meteore eine ihnen eigenthuͤmliche Bewegung an (nemlich Centralbewegung, aus Wurf mit Gravitation gegen die Sonne verbunden).</p><p>Hr. <hirendition="#b">Chladni</hi> zieht aus dem bisherigen die Folge, der Stoff der Feuerkugeln muͤſſe ziemlich dicht und ſchwer ſeyn, um ſo ſichtbare Wirkungen der Schwere zu zeigen, und eine ſo ſchnelle Bewegung ohne Zerſtreuung durch den Widerſtand der Luft auszuhalten; er ſcheine ſich in einem zaͤhen und fluͤßigen Zuſtande zu beſinden, weil ſich die Geſtalt aͤndere, und das Zerſpringen eine Ausdehnbarkeit durch elaſtiſche Fluida vorausſetze; ſo dichte Stoffe koͤnnten ſich weder in unſerer Atmoſphaͤre anhaͤufen, noch durch bekannte irdiſche Kraͤfte ſo weit erhoben werden, und eine ſo ſchne<*> Wurfbewegung erhalten; alſo moͤchten wohl dieſe Stoffe nicht irdiſch (telluriſch), ſondern ſchon vorher im uͤbrigen Weltraume vorhanden geweſen (kosmiſch) ſeyn. Dem gemaͤß hat er folgende Theorie dieſer Naturerſcheinungen entworfen.</p><p>Es ſind viele in kleinere Maſſen angehaͤufte grobe Materien, ohne mit einem groͤßern Weltkoͤrper in unmittelbarer Verbindung zu ſtehen, in dem allgemeinen Weltraume zerſtreut, in welchem ſie ſich durch Wurfkraͤfte oder Anziehung getrieben, ſo lange fort bewegen, bis ſie etwa einmal der Erde oder einem andern Weltkoͤrper nahe kommen, und von deſſen Anziehung ergriffen, darauf niederfallen. Kommen nun dergleichen Maſſen in unſern Luftkreis, ſo muß nothwendig durch ihre aͤußerſt ſchnelle und vermoͤge der Anziehung der Erde noch mehr beſchleunigte Bewegung, wegen des heftigen Reibens in der Atmoſphaͤre, eine ſehr ſtarke Elektricitaͤt und Hitze in ihnen erregt werden, wodurch ſie in einen brennenden und geſchmolzenen Zuſtand gerathen, der eine Menge Duͤnſte und Luftarten darinn entwickelt, welche<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[400/0412]
Kometen. Hartſockers und Halley's Meinungen ſind im Artikel S. 236 angefuͤhrt. Dieſe letztern Vermuthungen ſcheinen ſich nach Hrn. Chladni der Wahrheit mehr zu naͤhern; nur ſcheint bey Halley die Gravitation gegen die Sonne allein noch nicht hinreichend, die Bewegung, in ſo fern ſie von dem geraden Falle gegen die Erde verſchieden iſt, zu erklaͤren; vielmehr zeigt die ganz unbeſtimmte Richtung des Laufs dieſer Meteore eine ihnen eigenthuͤmliche Bewegung an (nemlich Centralbewegung, aus Wurf mit Gravitation gegen die Sonne verbunden).
Hr. Chladni zieht aus dem bisherigen die Folge, der Stoff der Feuerkugeln muͤſſe ziemlich dicht und ſchwer ſeyn, um ſo ſichtbare Wirkungen der Schwere zu zeigen, und eine ſo ſchnelle Bewegung ohne Zerſtreuung durch den Widerſtand der Luft auszuhalten; er ſcheine ſich in einem zaͤhen und fluͤßigen Zuſtande zu beſinden, weil ſich die Geſtalt aͤndere, und das Zerſpringen eine Ausdehnbarkeit durch elaſtiſche Fluida vorausſetze; ſo dichte Stoffe koͤnnten ſich weder in unſerer Atmoſphaͤre anhaͤufen, noch durch bekannte irdiſche Kraͤfte ſo weit erhoben werden, und eine ſo ſchne<*> Wurfbewegung erhalten; alſo moͤchten wohl dieſe Stoffe nicht irdiſch (telluriſch), ſondern ſchon vorher im uͤbrigen Weltraume vorhanden geweſen (kosmiſch) ſeyn. Dem gemaͤß hat er folgende Theorie dieſer Naturerſcheinungen entworfen.
Es ſind viele in kleinere Maſſen angehaͤufte grobe Materien, ohne mit einem groͤßern Weltkoͤrper in unmittelbarer Verbindung zu ſtehen, in dem allgemeinen Weltraume zerſtreut, in welchem ſie ſich durch Wurfkraͤfte oder Anziehung getrieben, ſo lange fort bewegen, bis ſie etwa einmal der Erde oder einem andern Weltkoͤrper nahe kommen, und von deſſen Anziehung ergriffen, darauf niederfallen. Kommen nun dergleichen Maſſen in unſern Luftkreis, ſo muß nothwendig durch ihre aͤußerſt ſchnelle und vermoͤge der Anziehung der Erde noch mehr beſchleunigte Bewegung, wegen des heftigen Reibens in der Atmoſphaͤre, eine ſehr ſtarke Elektricitaͤt und Hitze in ihnen erregt werden, wodurch ſie in einen brennenden und geſchmolzenen Zuſtand gerathen, der eine Menge Duͤnſte und Luftarten darinn entwickelt, welche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/412>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.