mehr oder weniger hypothetische, Stoffe gerechnet, deren Daseyn und Ausdehnbarkeit man nur durch Schlüsse folgert, als der Wärmestoff, die Lichtmaterie, das elektrische, vielleicht auch das magnetische Fluidum, der von Einigen angenommene Aether u. s. w.
Von der Ursache dieser Ausbreitung durch weitere Räume, dieser Expansibilität, Elasticität, Ausdehnbarkeit flüßiger Materien ist es unmöglich, etwas Befriedigendes anzugeben, s. Elasticität (Th. I. S. 698--705). Herr de Luc sieht diese Materien als zusammengesetzt an, schreibt die Expansibilität nur dem einen Bestandtheile zu, und leitet sie nach le Sage von einer beständigen Bewegung der Theilchen her, eine Erklärung, die den ehemaligen von Descartes, den Bernoulli's, Eulern u. a. angegebnen ähnlich ist. Herr Gren schreibt sie einer eignen von Natur in der Materie vorhandenen Expansivkraft oder Dehnkraft zu, die er, weil man sie nicht weiter zergliedern könne, für eine einfache oder Grundkraft ansehen will, wenigstens so lange, bis man ihre Zusammensetzung aus andern bekannten Kräften werde dargethan haben. Wenn die Namen Expansivkraft, ausdehnende Kraft u. <*>. w. blos als Bezeichnungen von Phänomenen gebraucht werden, so ist dagegen nichts einzuwenden; so bald man aber eine solche Kraft als eine wirklich vorhandene physische Ursache betrachtet, und die Phänomene daraus erklären will, so verwickelt man sich in Schwierigkeiten, von welchen ich unten bey dem Worte Grundkräfte umständlicher rede. Repellirende Kräfte in der Natur anzunehmen, hat noch immer den vorzüglichsten Physikern deswegen unnöthig geschienen, weil man die meisten scheinbaren Repulsionen, und vielleicht alle, auf Anziehung bringen kan, s. den Zusatz des Art. Zurückstoßen.
Die allgemeine Theorie, welche Herr de Luc über die ausdehnbaren Flüßigkeiten entworfen hat, macht die Grundlage eines ganzen Systems aus, das sich über mehrere wichtige Zweige der Naturlehre verbreitet. Sie darf also hier nicht übergangen werden. So wenig mich ihr Anfang befriediget, der von einer ganz mechanischen Erklärung ausgeht, so führt sie doch in der Folge auf schöne Vorstellungsarten,
mehr oder weniger hypothetiſche, Stoffe gerechnet, deren Daſeyn und Ausdehnbarkeit man nur durch Schluͤſſe folgert, als der Waͤrmeſtoff, die Lichtmaterie, das elektriſche, vielleicht auch das magnetiſche Fluidum, der von Einigen angenommene Aether u. ſ. w.
Von der Urſache dieſer Ausbreitung durch weitere Raͤume, dieſer Expanſibilitaͤt, Elaſticitaͤt, Ausdehnbarkeit fluͤßiger Materien iſt es unmoͤglich, etwas Befriedigendes anzugeben, ſ. Elaſticitaͤt (Th. I. S. 698—705). Herr de Luc ſieht dieſe Materien als zuſammengeſetzt an, ſchreibt die Expanſibilitaͤt nur dem einen Beſtandtheile zu, und leitet ſie nach le Sage von einer beſtaͤndigen Bewegung der Theilchen her, eine Erklaͤrung, die den ehemaligen von Descartes, den Bernoulli's, Eulern u. a. angegebnen aͤhnlich iſt. Herr Gren ſchreibt ſie einer eignen von Natur in der Materie vorhandenen Expanſivkraft oder Dehnkraft zu, die er, weil man ſie nicht weiter zergliedern koͤnne, fuͤr eine einfache oder Grundkraft anſehen will, wenigſtens ſo lange, bis man ihre Zuſammenſetzung aus andern bekannten Kraͤften werde dargethan haben. Wenn die Namen Expanſivkraft, ausdehnende Kraft u. <*>. w. blos als Bezeichnungen von Phaͤnomenen gebraucht werden, ſo iſt dagegen nichts einzuwenden; ſo bald man aber eine ſolche Kraft als eine wirklich vorhandene phyſiſche Urſache betrachtet, und die Phaͤnomene daraus erklaͤren will, ſo verwickelt man ſich in Schwierigkeiten, von welchen ich unten bey dem Worte Grundkraͤfte umſtaͤndlicher rede. Repellirende Kraͤfte in der Natur anzunehmen, hat noch immer den vorzuͤglichſten Phyſikern deswegen unnoͤthig geſchienen, weil man die meiſten ſcheinbaren Repulſionen, und vielleicht alle, auf Anziehung bringen kan, ſ. den Zuſatz des Art. Zuruͤckſtoßen.
Die allgemeine Theorie, welche Herr de Luc uͤber die ausdehnbaren Fluͤßigkeiten entworfen hat, macht die Grundlage eines ganzen Syſtems aus, das ſich uͤber mehrere wichtige Zweige der Naturlehre verbreitet. Sie darf alſo hier nicht uͤbergangen werden. So wenig mich ihr Anfang befriediget, der von einer ganz mechaniſchen Erklaͤrung ausgeht, ſo fuͤhrt ſie doch in der Folge auf ſchoͤne Vorſtellungsarten,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><pbfacs="#f0392"xml:id="P.5.380"n="380"/><lb/>
mehr oder weniger hypothetiſche, Stoffe gerechnet, deren Daſeyn und Ausdehnbarkeit man nur durch Schluͤſſe folgert, als der Waͤrmeſtoff, die Lichtmaterie, das elektriſche, vielleicht auch das magnetiſche Fluidum, der von Einigen angenommene Aether u. ſ. w.</p><p>Von der Urſache dieſer Ausbreitung durch weitere Raͤume, dieſer <hirendition="#b">Expanſibilitaͤt, Elaſticitaͤt, Ausdehnbarkeit</hi> fluͤßiger Materien iſt es unmoͤglich, etwas Befriedigendes anzugeben, ſ. <hirendition="#b">Elaſticitaͤt</hi> (Th. <hirendition="#aq">I.</hi> S. 698—705). Herr <hirendition="#b">de Luc</hi>ſieht dieſe Materien als zuſammengeſetzt an, ſchreibt die Expanſibilitaͤt nur dem einen Beſtandtheile zu, und leitet ſie nach <hirendition="#b">le Sage</hi> von einer beſtaͤndigen Bewegung der Theilchen her, eine Erklaͤrung, die den ehemaligen von <hirendition="#b">Descartes,</hi> den <hirendition="#b">Bernoulli's, Eulern</hi> u. a. angegebnen aͤhnlich iſt. Herr <hirendition="#b">Gren</hi>ſchreibt ſie einer eignen von Natur in der Materie vorhandenen <hirendition="#b">Expanſivkraft</hi> oder <hirendition="#b">Dehnkraft</hi> zu, die er, weil man ſie nicht weiter zergliedern koͤnne, fuͤr eine einfache oder <hirendition="#b">Grundkraft</hi> anſehen will, wenigſtens ſo lange, bis man ihre Zuſammenſetzung aus andern bekannten Kraͤften werde dargethan haben. Wenn die Namen <hirendition="#b">Expanſivkraft, ausdehnende Kraft</hi> u. <*>. w. blos als Bezeichnungen von Phaͤnomenen gebraucht werden, ſo iſt dagegen nichts einzuwenden; ſo bald man aber eine ſolche Kraft als eine wirklich vorhandene phyſiſche Urſache betrachtet, und die Phaͤnomene daraus <hirendition="#b">erklaͤren</hi> will, ſo verwickelt man ſich in Schwierigkeiten, von welchen ich unten bey dem Worte <hirendition="#b">Grundkraͤfte</hi> umſtaͤndlicher rede. Repellirende Kraͤfte in der Natur anzunehmen, hat noch immer den vorzuͤglichſten Phyſikern deswegen unnoͤthig geſchienen, weil man die meiſten ſcheinbaren Repulſionen, und vielleicht alle, auf Anziehung bringen kan, ſ. den Zuſatz des Art. <hirendition="#b">Zuruͤckſtoßen.</hi></p><p>Die allgemeine Theorie, welche Herr <hirendition="#b">de Luc</hi> uͤber die ausdehnbaren Fluͤßigkeiten entworfen hat, macht die Grundlage eines ganzen Syſtems aus, das ſich uͤber mehrere wichtige Zweige der Naturlehre verbreitet. Sie darf alſo hier nicht uͤbergangen werden. So wenig mich ihr Anfang befriediget, der von einer ganz mechaniſchen Erklaͤrung ausgeht, ſo fuͤhrt ſie doch in der Folge auf ſchoͤne Vorſtellungsarten,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[380/0392]
mehr oder weniger hypothetiſche, Stoffe gerechnet, deren Daſeyn und Ausdehnbarkeit man nur durch Schluͤſſe folgert, als der Waͤrmeſtoff, die Lichtmaterie, das elektriſche, vielleicht auch das magnetiſche Fluidum, der von Einigen angenommene Aether u. ſ. w.
Von der Urſache dieſer Ausbreitung durch weitere Raͤume, dieſer Expanſibilitaͤt, Elaſticitaͤt, Ausdehnbarkeit fluͤßiger Materien iſt es unmoͤglich, etwas Befriedigendes anzugeben, ſ. Elaſticitaͤt (Th. I. S. 698—705). Herr de Luc ſieht dieſe Materien als zuſammengeſetzt an, ſchreibt die Expanſibilitaͤt nur dem einen Beſtandtheile zu, und leitet ſie nach le Sage von einer beſtaͤndigen Bewegung der Theilchen her, eine Erklaͤrung, die den ehemaligen von Descartes, den Bernoulli's, Eulern u. a. angegebnen aͤhnlich iſt. Herr Gren ſchreibt ſie einer eignen von Natur in der Materie vorhandenen Expanſivkraft oder Dehnkraft zu, die er, weil man ſie nicht weiter zergliedern koͤnne, fuͤr eine einfache oder Grundkraft anſehen will, wenigſtens ſo lange, bis man ihre Zuſammenſetzung aus andern bekannten Kraͤften werde dargethan haben. Wenn die Namen Expanſivkraft, ausdehnende Kraft u. <*>. w. blos als Bezeichnungen von Phaͤnomenen gebraucht werden, ſo iſt dagegen nichts einzuwenden; ſo bald man aber eine ſolche Kraft als eine wirklich vorhandene phyſiſche Urſache betrachtet, und die Phaͤnomene daraus erklaͤren will, ſo verwickelt man ſich in Schwierigkeiten, von welchen ich unten bey dem Worte Grundkraͤfte umſtaͤndlicher rede. Repellirende Kraͤfte in der Natur anzunehmen, hat noch immer den vorzuͤglichſten Phyſikern deswegen unnoͤthig geſchienen, weil man die meiſten ſcheinbaren Repulſionen, und vielleicht alle, auf Anziehung bringen kan, ſ. den Zuſatz des Art. Zuruͤckſtoßen.
Die allgemeine Theorie, welche Herr de Luc uͤber die ausdehnbaren Fluͤßigkeiten entworfen hat, macht die Grundlage eines ganzen Syſtems aus, das ſich uͤber mehrere wichtige Zweige der Naturlehre verbreitet. Sie darf alſo hier nicht uͤbergangen werden. So wenig mich ihr Anfang befriediget, der von einer ganz mechaniſchen Erklaͤrung ausgeht, ſo fuͤhrt ſie doch in der Folge auf ſchoͤne Vorſtellungsarten,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/392>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.