Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


mit Eisenfeile, Schwefel und ein wenig Wasser in einem Gefäße vermischt, dasselbe verschließt, und nach einigen Stunden wieder öfnet. Bringt man angefeuchtete Eisenfeile in nitröses Gas, so wird das Wasser sowohl, als das Gas, sehr schnell zerlegt, und man erhält Ammoniak in wenig Stunden. Das nitröse Gas verliert seinen Stickstoff und ist nun mit Sauerstoff so überladen, daß ein Licht in demselben mit heller Flamme brennt.

Auch schon in der atmosphärischen Luft entsteht Ammoniak, wenn man ihr angefeuchtete Eisenfeile aussetzt, indem sich der Stickstoff der Luft mit dem Hydrogen des Wassers verbindet; nur erfordert dieses eine längere Zeit. Die Antiphlogistiker erklären hieraus die häufige Entstehung des Ammoniaks in der Erde, vorzüglich in Kohlenminen und bey Vulkanen, indem es sich allezeit erzeuget, so oft Eisen, Wasser und Schwefel in Berührung mit atmosphärischer Luft gemischt werden.

Schon ältere Chemiker hatten Beziehungen zwischen der Salpetersäure und dem flüchtigen Laugensalze wahrgenommen. So sagt Rüdiger (Systematische Anleitung zur Chemie. Leipz. 1756. 8. S. 72. u. f.), daß der beym Verpuffen des Salpeters mit Kohlen gesammelte Dampf ein urinöses Laugensalz sey. Auch Wallerius (Physische Chemie. Th. II. §. 13.) redet von einer laugensalzigschmeckenden und mit den Säuren brausenden Feuchtigkeit, die beym Verpuffen des Salpeters mit Kohlen erhalten werde. Noch mehr davon findet man bey Hrn. Wiegleb (Chem. Vers. über die alkalischen Salze. Berlin, 1781. 8. S. 239.).

Die Gelegenheit zu diesen Entdeckungen gab die Untersuchung des salpetersauren Ammoniaks (Salpetersalmiaks, flammenden Salpeters), welches in der Hitze noch vor dem Glühen von selbst, und ohne Berührung mit verbrennlichen Körpern verpufft. Als Hr. Berthollet diese Verpuffung in einem verschloßnen und mit dem pnevmatischen Apparat verbundenen Gefäße veranstaltete, fand er in der Vorlage mehr Wasser, als in dem verpufften Körper hatte enthalten seyn können, das aber in Vergleichung des zersetzten Salzes nur sehr wenig Salpetersäure enthielt; das übrige in der


mit Eiſenfeile, Schwefel und ein wenig Waſſer in einem Gefaͤße vermiſcht, daſſelbe verſchließt, und nach einigen Stunden wieder oͤfnet. Bringt man angefeuchtete Eiſenfeile in nitroͤſes Gas, ſo wird das Waſſer ſowohl, als das Gas, ſehr ſchnell zerlegt, und man erhaͤlt Ammoniak in wenig Stunden. Das nitroͤſe Gas verliert ſeinen Stickſtoff und iſt nun mit Sauerſtoff ſo uͤberladen, daß ein Licht in demſelben mit heller Flamme brennt.

Auch ſchon in der atmoſphaͤriſchen Luft entſteht Ammoniak, wenn man ihr angefeuchtete Eiſenfeile ausſetzt, indem ſich der Stickſtoff der Luft mit dem Hydrogen des Waſſers verbindet; nur erfordert dieſes eine laͤngere Zeit. Die Antiphlogiſtiker erklaͤren hieraus die haͤufige Entſtehung des Ammoniaks in der Erde, vorzuͤglich in Kohlenminen und bey Vulkanen, indem es ſich allezeit erzeuget, ſo oft Eiſen, Waſſer und Schwefel in Beruͤhrung mit atmoſphaͤriſcher Luft gemiſcht werden.

Schon aͤltere Chemiker hatten Beziehungen zwiſchen der Salpeterſaͤure und dem fluͤchtigen Laugenſalze wahrgenommen. So ſagt Ruͤdiger (Syſtematiſche Anleitung zur Chemie. Leipz. 1756. 8. S. 72. u. f.), daß der beym Verpuffen des Salpeters mit Kohlen geſammelte Dampf ein urinoͤſes Laugenſalz ſey. Auch Wallerius (Phyſiſche Chemie. Th. II. §. 13.) redet von einer laugenſalzigſchmeckenden und mit den Saͤuren brauſenden Feuchtigkeit, die beym Verpuffen des Salpeters mit Kohlen erhalten werde. Noch mehr davon findet man bey Hrn. Wiegleb (Chem. Verſ. uͤber die alkaliſchen Salze. Berlin, 1781. 8. S. 239.).

Die Gelegenheit zu dieſen Entdeckungen gab die Unterſuchung des ſalpeterſauren Ammoniaks (Salpeterſalmiaks, flammenden Salpeters), welches in der Hitze noch vor dem Gluͤhen von ſelbſt, und ohne Beruͤhrung mit verbrennlichen Koͤrpern verpufft. Als Hr. Berthollet dieſe Verpuffung in einem verſchloßnen und mit dem pnevmatiſchen Apparat verbundenen Gefaͤße veranſtaltete, fand er in der Vorlage mehr Waſſer, als in dem verpufften Koͤrper hatte enthalten ſeyn koͤnnen, das aber in Vergleichung des zerſetzten Salzes nur ſehr wenig Salpeterſaͤure enthielt; das uͤbrige in der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0039" xml:id="P.5.27" n="27"/><lb/>
mit Ei&#x017F;enfeile, Schwefel und ein wenig Wa&#x017F;&#x017F;er in einem Gefa&#x0364;ße vermi&#x017F;cht, da&#x017F;&#x017F;elbe ver&#x017F;chließt, und nach einigen Stunden wieder o&#x0364;fnet. Bringt man angefeuchtete Ei&#x017F;enfeile in nitro&#x0364;&#x017F;es Gas, &#x017F;o wird das Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;owohl, als das Gas, &#x017F;ehr &#x017F;chnell zerlegt, und man erha&#x0364;lt Ammoniak in wenig Stunden. Das nitro&#x0364;&#x017F;e Gas verliert &#x017F;einen Stick&#x017F;toff und i&#x017F;t nun mit Sauer&#x017F;toff &#x017F;o u&#x0364;berladen, daß ein Licht in dem&#x017F;elben mit heller Flamme brennt.</p>
              <p>Auch &#x017F;chon in der atmo&#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;chen Luft ent&#x017F;teht Ammoniak, wenn man ihr angefeuchtete Ei&#x017F;enfeile aus&#x017F;etzt, indem &#x017F;ich der Stick&#x017F;toff der Luft mit dem Hydrogen des Wa&#x017F;&#x017F;ers verbindet; nur erfordert die&#x017F;es eine la&#x0364;ngere Zeit. Die Antiphlogi&#x017F;tiker erkla&#x0364;ren hieraus die ha&#x0364;ufige Ent&#x017F;tehung des Ammoniaks in der Erde, vorzu&#x0364;glich in Kohlenminen und bey Vulkanen, indem es &#x017F;ich allezeit erzeuget, &#x017F;o oft Ei&#x017F;en, Wa&#x017F;&#x017F;er und Schwefel in Beru&#x0364;hrung mit atmo&#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;cher Luft gemi&#x017F;cht werden.</p>
              <p>Schon a&#x0364;ltere Chemiker hatten Beziehungen zwi&#x017F;chen der Salpeter&#x017F;a&#x0364;ure und dem flu&#x0364;chtigen Laugen&#x017F;alze wahrgenommen. So &#x017F;agt <hi rendition="#b">Ru&#x0364;diger</hi> (Sy&#x017F;temati&#x017F;che Anleitung zur Chemie. Leipz. 1756. 8. S. 72. u. f.), daß der beym Verpuffen des Salpeters mit Kohlen ge&#x017F;ammelte Dampf ein urino&#x0364;&#x017F;es Laugen&#x017F;alz &#x017F;ey. Auch <hi rendition="#b">Wallerius</hi> (Phy&#x017F;i&#x017F;che Chemie. Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> §. 13.) redet von einer laugen&#x017F;alzig&#x017F;chmeckenden und mit den Sa&#x0364;uren brau&#x017F;enden Feuchtigkeit, die beym Verpuffen des Salpeters mit Kohlen erhalten werde. Noch mehr davon findet man bey Hrn. <hi rendition="#b">Wiegleb</hi> (Chem. Ver&#x017F;. u&#x0364;ber die alkali&#x017F;chen Salze. Berlin, 1781. 8. S. 239.).</p>
              <p>Die Gelegenheit zu die&#x017F;en Entdeckungen gab die Unter&#x017F;uchung des &#x017F;alpeter&#x017F;auren Ammoniaks (Salpeter&#x017F;almiaks, flammenden Salpeters), welches in der Hitze noch vor dem Glu&#x0364;hen von &#x017F;elb&#x017F;t, und ohne Beru&#x0364;hrung mit verbrennlichen Ko&#x0364;rpern verpufft. Als Hr. <hi rendition="#b">Berthollet</hi> die&#x017F;e Verpuffung in einem ver&#x017F;chloßnen und mit dem pnevmati&#x017F;chen Apparat verbundenen Gefa&#x0364;ße veran&#x017F;taltete, fand er in der Vorlage mehr Wa&#x017F;&#x017F;er, als in dem verpufften Ko&#x0364;rper hatte enthalten &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen, das aber in Vergleichung des zer&#x017F;etzten Salzes nur &#x017F;ehr wenig Salpeter&#x017F;a&#x0364;ure enthielt; das u&#x0364;brige in der<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0039] mit Eiſenfeile, Schwefel und ein wenig Waſſer in einem Gefaͤße vermiſcht, daſſelbe verſchließt, und nach einigen Stunden wieder oͤfnet. Bringt man angefeuchtete Eiſenfeile in nitroͤſes Gas, ſo wird das Waſſer ſowohl, als das Gas, ſehr ſchnell zerlegt, und man erhaͤlt Ammoniak in wenig Stunden. Das nitroͤſe Gas verliert ſeinen Stickſtoff und iſt nun mit Sauerſtoff ſo uͤberladen, daß ein Licht in demſelben mit heller Flamme brennt. Auch ſchon in der atmoſphaͤriſchen Luft entſteht Ammoniak, wenn man ihr angefeuchtete Eiſenfeile ausſetzt, indem ſich der Stickſtoff der Luft mit dem Hydrogen des Waſſers verbindet; nur erfordert dieſes eine laͤngere Zeit. Die Antiphlogiſtiker erklaͤren hieraus die haͤufige Entſtehung des Ammoniaks in der Erde, vorzuͤglich in Kohlenminen und bey Vulkanen, indem es ſich allezeit erzeuget, ſo oft Eiſen, Waſſer und Schwefel in Beruͤhrung mit atmoſphaͤriſcher Luft gemiſcht werden. Schon aͤltere Chemiker hatten Beziehungen zwiſchen der Salpeterſaͤure und dem fluͤchtigen Laugenſalze wahrgenommen. So ſagt Ruͤdiger (Syſtematiſche Anleitung zur Chemie. Leipz. 1756. 8. S. 72. u. f.), daß der beym Verpuffen des Salpeters mit Kohlen geſammelte Dampf ein urinoͤſes Laugenſalz ſey. Auch Wallerius (Phyſiſche Chemie. Th. II. §. 13.) redet von einer laugenſalzigſchmeckenden und mit den Saͤuren brauſenden Feuchtigkeit, die beym Verpuffen des Salpeters mit Kohlen erhalten werde. Noch mehr davon findet man bey Hrn. Wiegleb (Chem. Verſ. uͤber die alkaliſchen Salze. Berlin, 1781. 8. S. 239.). Die Gelegenheit zu dieſen Entdeckungen gab die Unterſuchung des ſalpeterſauren Ammoniaks (Salpeterſalmiaks, flammenden Salpeters), welches in der Hitze noch vor dem Gluͤhen von ſelbſt, und ohne Beruͤhrung mit verbrennlichen Koͤrpern verpufft. Als Hr. Berthollet dieſe Verpuffung in einem verſchloßnen und mit dem pnevmatiſchen Apparat verbundenen Gefaͤße veranſtaltete, fand er in der Vorlage mehr Waſſer, als in dem verpufften Koͤrper hatte enthalten ſeyn koͤnnen, das aber in Vergleichung des zerſetzten Salzes nur ſehr wenig Salpeterſaͤure enthielt; das uͤbrige in der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/39
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/39>, abgerufen am 24.11.2024.