daß sich das Fluidum deferens gegen die Nichtleiter, wie gegen jede andere Substanz, hinneige, und hier auch die elektrische Materie verdränge; dieses beweisen die positiven Einfassungen der negativen Theile, und alle Umstände der Bildung der Figuren: daß die elektrischen Bewegungen sich nur auf die elektrische Materie allein, nicht auf das fortleitende Fluidum, beziehen; denn der negativ gewordene Harzstaub hängt sich nur an die Stellen, wo elektrische Materie angehäuft ist: daß endlich das elektrische Fluidum, sobald es frey ist, sich in gerader Linie bewegt; dies beweisen die Stralen der positiven Figuren.
Glas hält die elektrische Materie nicht so stark, als Siegellak. Wurden die Platten gleich nach der Operation gepudert, so waren die Figuren des Glases und Lackes wenig verschieden: säumte man aber mit dem Pudern, so wurden sie auf dem Glase unordentlich und verworren.
Das elektrische Fluidum setzt sich an nicht-leitende Flächen stoßweise, wie die Luft in eine umgekehrte Flasche mit Wasser dringt, und verläßt sie auch wieder auf eben die Weise. Setzt man eine nicht-leitende Platte auf eine mit dem Boden verbundene leitende Fläche, streicht frey mit dem Knopfe einer geladnen Flasche darüber, und pudert sie hernach, so sieht man statt eines simpeln Zuges eine Figur, wie einen jungen Zweig vom Lerchenbaume, eine Reihe regelmäßiger Büsche, die vom Zuge ausgehen. Ist die Flasche negativ geladen, so sieht man eine Art von Paternoster mit weit aus einander stehenden Körnern. Je schneller man den Knopf bewegt hat, desto weiter stehen die Büsche und Körner von einander. Dieses von Hrn. Hofr. Lichtenberg zuerst bemerkte Phänomen bezeichnet Absätze in dem Uebergange des Fluidums. Die Ladung muß allemal zu einem gewissen Grade kommen, um an die Platte überzugehen, so wie in der umgekehrten Wasserflasche die Verdünnung der Luft allemal zu einem gewissen Grade kommen muß, ehe wieder eine Blase äußerer Luft durch das ausfließende Wasser dringen kan. Diese Absätze sind auch die Ursache, welcher man das heftige Oscilliren der Elektrometer bey der Ladung von Flaschen oder Platten zuzuschreiben hat.
daß ſich das Fluidum deferens gegen die Nichtleiter, wie gegen jede andere Subſtanz, hinneige, und hier auch die elektriſche Materie verdraͤnge; dieſes beweiſen die poſitiven Einfaſſungen der negativen Theile, und alle Umſtaͤnde der Bildung der Figuren: daß die elektriſchen Bewegungen ſich nur auf die elektriſche Materie allein, nicht auf das fortleitende Fluidum, beziehen; denn der negativ gewordene Harzſtaub haͤngt ſich nur an die Stellen, wo elektriſche Materie angehaͤuft iſt: daß endlich das elektriſche Fluidum, ſobald es frey iſt, ſich in gerader Linie bewegt; dies beweiſen die Stralen der poſitiven Figuren.
Glas haͤlt die elektriſche Materie nicht ſo ſtark, als Siegellak. Wurden die Platten gleich nach der Operation gepudert, ſo waren die Figuren des Glaſes und Lackes wenig verſchieden: ſaͤumte man aber mit dem Pudern, ſo wurden ſie auf dem Glaſe unordentlich und verworren.
Das elektriſche Fluidum ſetzt ſich an nicht-leitende Flaͤchen ſtoßweiſe, wie die Luft in eine umgekehrte Flaſche mit Waſſer dringt, und verlaͤßt ſie auch wieder auf eben die Weiſe. Setzt man eine nicht-leitende Platte auf eine mit dem Boden verbundene leitende Flaͤche, ſtreicht frey mit dem Knopfe einer geladnen Flaſche daruͤber, und pudert ſie hernach, ſo ſieht man ſtatt eines ſimpeln Zuges eine Figur, wie einen jungen Zweig vom Lerchenbaume, eine Reihe regelmaͤßiger Buͤſche, die vom Zuge ausgehen. Iſt die Flaſche negativ geladen, ſo ſieht man eine Art von Paternoſter mit weit aus einander ſtehenden Koͤrnern. Je ſchneller man den Knopf bewegt hat, deſto weiter ſtehen die Buͤſche und Koͤrner von einander. Dieſes von Hrn. Hofr. Lichtenberg zuerſt bemerkte Phaͤnomen bezeichnet Abſaͤtze in dem Uebergange des Fluidums. Die Ladung muß allemal zu einem gewiſſen Grade kommen, um an die Platte uͤberzugehen, ſo wie in der umgekehrten Waſſerflaſche die Verduͤnnung der Luft allemal zu einem gewiſſen Grade kommen muß, ehe wieder eine Blaſe aͤußerer Luft durch das ausfließende Waſſer dringen kan. Dieſe Abſaͤtze ſind auch die Urſache, welcher man das heftige Oſcilliren der Elektrometer bey der Ladung von Flaſchen oder Platten zuzuſchreiben hat.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><pbfacs="#f0365"xml:id="P.5.353"n="353"/><lb/>
daß ſich das <hirendition="#i"><hirendition="#aq">Fluidum deferens</hi></hi> gegen die Nichtleiter, wie gegen jede andere Subſtanz, hinneige, und hier auch die elektriſche Materie verdraͤnge; dieſes beweiſen die poſitiven Einfaſſungen der negativen Theile, und alle Umſtaͤnde der Bildung der Figuren: daß die elektriſchen Bewegungen ſich nur auf die elektriſche Materie allein, nicht auf das fortleitende Fluidum, beziehen; denn der negativ gewordene Harzſtaub haͤngt ſich nur an die Stellen, wo elektriſche Materie angehaͤuft iſt: daß endlich das elektriſche Fluidum, ſobald es frey iſt, ſich in gerader Linie bewegt; dies beweiſen die Stralen der poſitiven Figuren.</p><p>Glas haͤlt die elektriſche Materie nicht ſo ſtark, als Siegellak. Wurden die Platten gleich nach der Operation gepudert, ſo waren die Figuren des Glaſes und Lackes wenig verſchieden: ſaͤumte man aber mit dem Pudern, ſo wurden ſie auf dem Glaſe unordentlich und verworren.</p><p>Das elektriſche Fluidum ſetzt ſich an nicht-leitende Flaͤchen ſtoßweiſe, wie die Luft in eine umgekehrte Flaſche mit Waſſer dringt, und verlaͤßt ſie auch wieder auf eben die Weiſe. Setzt man eine nicht-leitende Platte auf eine mit dem Boden verbundene leitende Flaͤche, ſtreicht frey mit dem Knopfe einer geladnen Flaſche daruͤber, und pudert ſie hernach, ſo ſieht man ſtatt eines ſimpeln Zuges eine Figur, wie einen jungen Zweig vom Lerchenbaume, eine Reihe regelmaͤßiger Buͤſche, die vom Zuge ausgehen. Iſt die Flaſche negativ geladen, ſo ſieht man eine Art von Paternoſter mit weit aus einander ſtehenden Koͤrnern. Je ſchneller man den Knopf bewegt hat, deſto weiter ſtehen die Buͤſche und Koͤrner von einander. Dieſes von Hrn. Hofr. <hirendition="#b">Lichtenberg</hi> zuerſt bemerkte Phaͤnomen bezeichnet Abſaͤtze in dem Uebergange des Fluidums. Die Ladung muß allemal zu einem gewiſſen Grade kommen, um an die Platte uͤberzugehen, ſo wie in der umgekehrten Waſſerflaſche die Verduͤnnung der Luft allemal zu einem gewiſſen Grade kommen muß, ehe wieder eine Blaſe aͤußerer Luft durch das ausfließende Waſſer dringen kan. Dieſe Abſaͤtze ſind auch die Urſache, welcher man das heftige Oſcilliren der Elektrometer bey der Ladung von Flaſchen oder Platten zuzuſchreiben hat.<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[353/0365]
daß ſich das Fluidum deferens gegen die Nichtleiter, wie gegen jede andere Subſtanz, hinneige, und hier auch die elektriſche Materie verdraͤnge; dieſes beweiſen die poſitiven Einfaſſungen der negativen Theile, und alle Umſtaͤnde der Bildung der Figuren: daß die elektriſchen Bewegungen ſich nur auf die elektriſche Materie allein, nicht auf das fortleitende Fluidum, beziehen; denn der negativ gewordene Harzſtaub haͤngt ſich nur an die Stellen, wo elektriſche Materie angehaͤuft iſt: daß endlich das elektriſche Fluidum, ſobald es frey iſt, ſich in gerader Linie bewegt; dies beweiſen die Stralen der poſitiven Figuren.
Glas haͤlt die elektriſche Materie nicht ſo ſtark, als Siegellak. Wurden die Platten gleich nach der Operation gepudert, ſo waren die Figuren des Glaſes und Lackes wenig verſchieden: ſaͤumte man aber mit dem Pudern, ſo wurden ſie auf dem Glaſe unordentlich und verworren.
Das elektriſche Fluidum ſetzt ſich an nicht-leitende Flaͤchen ſtoßweiſe, wie die Luft in eine umgekehrte Flaſche mit Waſſer dringt, und verlaͤßt ſie auch wieder auf eben die Weiſe. Setzt man eine nicht-leitende Platte auf eine mit dem Boden verbundene leitende Flaͤche, ſtreicht frey mit dem Knopfe einer geladnen Flaſche daruͤber, und pudert ſie hernach, ſo ſieht man ſtatt eines ſimpeln Zuges eine Figur, wie einen jungen Zweig vom Lerchenbaume, eine Reihe regelmaͤßiger Buͤſche, die vom Zuge ausgehen. Iſt die Flaſche negativ geladen, ſo ſieht man eine Art von Paternoſter mit weit aus einander ſtehenden Koͤrnern. Je ſchneller man den Knopf bewegt hat, deſto weiter ſtehen die Buͤſche und Koͤrner von einander. Dieſes von Hrn. Hofr. Lichtenberg zuerſt bemerkte Phaͤnomen bezeichnet Abſaͤtze in dem Uebergange des Fluidums. Die Ladung muß allemal zu einem gewiſſen Grade kommen, um an die Platte uͤberzugehen, ſo wie in der umgekehrten Waſſerflaſche die Verduͤnnung der Luft allemal zu einem gewiſſen Grade kommen muß, ehe wieder eine Blaſe aͤußerer Luft durch das ausfließende Waſſer dringen kan. Dieſe Abſaͤtze ſind auch die Urſache, welcher man das heftige Oſcilliren der Elektrometer bey der Ladung von Flaſchen oder Platten zuzuſchreiben hat.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/365>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.