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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Elektricitätszeiger.

Zusatz zu diesem Art. Th. I. S. 775--780.

Der Abt Hemmer (Ephemerides Societ. meteorol. Palat. To. I. p. 85--87. ingl. Anleitung, Wetterleiter an allen Gattungen von Gebäuden auf die sicherste Art anzulegen. Offenbach am Mayn, 1786. 8. S. 26.) hatte in dem churfürstlichen physikalischen Cabinette zu Mannheim einen Elektricitätszeiger angelegt, dessen Wirkungen nach seiner Versicherung vortreflich waren, und dem er den sonderbaren Namen eines Blitzfängers oder Wolkenelektricitätsmessers beylegte.

Taf. XXVIII. Fig. 9 ist A eine 30 Schuh lange in eine kupferne Spitze auslaufende eiserne Stange, die auf dem Schlosse zu Mannheim errichtet war, und auf einer starken mit einem metallenen Hute zur Abhaltung des Regen gedeckten Glassäule stand. BCDE ist eine mit dieser Stange verbundene 1/2 Zoll dicke metallene Ruthe, die auswendig am Schlosse herunter, und durch einen Fensterrahmen bis ins Cabinet gieng, wo sie an die eiserne Queerstange VM befestiget war. Diese Queerstange war an beyden Enden mit Kugeln versehen. An dem einen Ende hiengen zwey Fäden mit Holundermarkkügelchen R, in der Mitte ein elektrisches Glockenspiel F. Am andern Ende war der Stange VM gegenüber ein metallener Leiter S mit der Erde verbunden. Die ganze übrige Geräthschaft war isolirt; nur die erforderlichen Theile des Glockenspiels konnten, wenn man es haben wollte, mit der Erde verbunden werden.

Diese Geräthschaft zeigte folgende Erscheinungen.

I. Zog eine Wetterwolke, sie mochte blitzen oder nicht, so vorüber, daß ihr Wirkungskreis die Spitze A berührte, welches oft in großer Entfernung geschah, so giengen die Fäden R aus einander; und war die Elektricität der Wolke etwas stark, so zeigten sich Funken zwischen den Kugeln VS. und das Glockenspiel läutete.

II. Bisweilen, wiewohl selten, zog ein Gewitter, auch mit Blitz und Donner, über die Geräthschaft hinweg, ohne daß diese ein Merkmal der Elektricität zeigte. In diefem


Elektricitaͤtszeiger.

Zuſatz zu dieſem Art. Th. I. S. 775—780.

Der Abt Hemmer (Ephemerides Societ. meteorol. Palat. To. I. p. 85—87. ingl. Anleitung, Wetterleiter an allen Gattungen von Gebaͤuden auf die ſicherſte Art anzulegen. Offenbach am Mayn, 1786. 8. S. 26.) hatte in dem churfuͤrſtlichen phyſikaliſchen Cabinette zu Mannheim einen Elektricitaͤtszeiger angelegt, deſſen Wirkungen nach ſeiner Verſicherung vortreflich waren, und dem er den ſonderbaren Namen eines Blitzfaͤngers oder Wolkenelektricitaͤtsmeſſers beylegte.

Taf. XXVIII. Fig. 9 iſt A eine 30 Schuh lange in eine kupferne Spitze auslaufende eiſerne Stange, die auf dem Schloſſe zu Mannheim errichtet war, und auf einer ſtarken mit einem metallenen Hute zur Abhaltung des Regen gedeckten Glasſaͤule ſtand. BCDE iſt eine mit dieſer Stange verbundene 1/2 Zoll dicke metallene Ruthe, die auswendig am Schloſſe herunter, und durch einen Fenſterrahmen bis ins Cabinet gieng, wo ſie an die eiſerne Queerſtange VM befeſtiget war. Dieſe Queerſtange war an beyden Enden mit Kugeln verſehen. An dem einen Ende hiengen zwey Faͤden mit Holundermarkkuͤgelchen R, in der Mitte ein elektriſches Glockenſpiel F. Am andern Ende war der Stange VM gegenuͤber ein metallener Leiter S mit der Erde verbunden. Die ganze uͤbrige Geraͤthſchaft war iſolirt; nur die erforderlichen Theile des Glockenſpiels konnten, wenn man es haben wollte, mit der Erde verbunden werden.

Dieſe Geraͤthſchaft zeigte folgende Erſcheinungen.

I. Zog eine Wetterwolke, ſie mochte blitzen oder nicht, ſo voruͤber, daß ihr Wirkungskreis die Spitze A beruͤhrte, welches oft in großer Entfernung geſchah, ſo giengen die Faͤden R aus einander; und war die Elektricitaͤt der Wolke etwas ſtark, ſo zeigten ſich Funken zwiſchen den Kugeln VS. und das Glockenſpiel laͤutete.

II. Bisweilen, wiewohl ſelten, zog ein Gewitter, auch mit Blitz und Donner, uͤber die Geraͤthſchaft hinweg, ohne daß dieſe ein Merkmal der Elektricitaͤt zeigte. In diefem

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[308/0320] Elektricitaͤtszeiger. Zuſatz zu dieſem Art. Th. I. S. 775—780. Der Abt Hemmer (Ephemerides Societ. meteorol. Palat. To. I. p. 85—87. ingl. Anleitung, Wetterleiter an allen Gattungen von Gebaͤuden auf die ſicherſte Art anzulegen. Offenbach am Mayn, 1786. 8. S. 26.) hatte in dem churfuͤrſtlichen phyſikaliſchen Cabinette zu Mannheim einen Elektricitaͤtszeiger angelegt, deſſen Wirkungen nach ſeiner Verſicherung vortreflich waren, und dem er den ſonderbaren Namen eines Blitzfaͤngers oder Wolkenelektricitaͤtsmeſſers beylegte. Taf. XXVIII. Fig. 9 iſt A eine 30 Schuh lange in eine kupferne Spitze auslaufende eiſerne Stange, die auf dem Schloſſe zu Mannheim errichtet war, und auf einer ſtarken mit einem metallenen Hute zur Abhaltung des Regen gedeckten Glasſaͤule ſtand. BCDE iſt eine mit dieſer Stange verbundene 1/2 Zoll dicke metallene Ruthe, die auswendig am Schloſſe herunter, und durch einen Fenſterrahmen bis ins Cabinet gieng, wo ſie an die eiſerne Queerſtange VM befeſtiget war. Dieſe Queerſtange war an beyden Enden mit Kugeln verſehen. An dem einen Ende hiengen zwey Faͤden mit Holundermarkkuͤgelchen R, in der Mitte ein elektriſches Glockenſpiel F. Am andern Ende war der Stange VM gegenuͤber ein metallener Leiter S mit der Erde verbunden. Die ganze uͤbrige Geraͤthſchaft war iſolirt; nur die erforderlichen Theile des Glockenſpiels konnten, wenn man es haben wollte, mit der Erde verbunden werden. Dieſe Geraͤthſchaft zeigte folgende Erſcheinungen. I. Zog eine Wetterwolke, ſie mochte blitzen oder nicht, ſo voruͤber, daß ihr Wirkungskreis die Spitze A beruͤhrte, welches oft in großer Entfernung geſchah, ſo giengen die Faͤden R aus einander; und war die Elektricitaͤt der Wolke etwas ſtark, ſo zeigten ſich Funken zwiſchen den Kugeln VS. und das Glockenſpiel laͤutete. II. Bisweilen, wiewohl ſelten, zog ein Gewitter, auch mit Blitz und Donner, uͤber die Geraͤthſchaft hinweg, ohne daß dieſe ein Merkmal der Elektricitaͤt zeigte. In diefem

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/320>, abgerufen am 22.11.2024.