im Dunkeln standen. Wenn sie nun ungleich besser keimten und fortkamen, als die am Lichte oder an der Sonne stehenden unelektrisirten, so schrieb man dieses bessere Gedeihen ganz ehrlich auf die Rechnung der Elektricität. Die Ingenhoußischen Versuche, die mit möglichster Sorgfalt angestellt sind, lehren überzeugend, daß zwischen dem Wachsthum elektrisirter und unelektrisirter Pflanzen nicht der mindeste Unterschied statt findet, wenn man nur Sorge trägt, beyde in einerley Lage gegen das Licht des Tages und der Sonne zu erhalten. Eben dieses bestätigen auch die von den Herren Ingenhouß und Schwankhard gemeinschaftlich angestellten Versuche mit Senfkörnern und Kresse (Gothaisches Magazin für das Neuste rc. V. B. 1stes St. S. 161. u. f.), wobey noch bemerkt wird, daß Zwiebelgewächse, z. B. Hyacinthen, Jonquillen u. dergl. wegen der in verschiedenen Subjecten äußerst verschiedenen Vegetationskraft, bey dergleichen Versuchen niemals sichere Resultate geben.
Bertholon de St. Lazare erzählt in seinem Buche über die Elektricität in Beziehung auf die Pflanzen (a. d. Frz. Leipzig, 1785. 8. S. 177.) einige Versuche, welche Hr. le Drü zu Paris im Jahre 1776 mit der Mimosa (Mimosa sensitiva L.) angestellt hatte. Diese Pflanze, welche sonst ihre Blätter bey jeder Berührung schließt, soll diesen Versuchen zufolge, sie nicht zusammenziehen, wenn die Berührung mit glatten Stäbchen von Glas, Siegellak, Bernstein oder jeder andern nicht-leitenden Materie geschieht. Aber auch diese Versuche wurden von Herrn Ingenhouß falsch befunden. Die sorgfältigste Erfahrung bewieß ihm, daß dergleichen Stäbchen nichts mehr und nichts weniger thun, als andere von polirtem Metall, und daß alles nur darauf ankomme, ob die Berührung erschütternd oder blos sanft vorübergehend ist. Wenn man die Blätter an einen elektrisirten Leiter brachte, so senkten sie sich eben so, als wenn man darauf blies; und wenn man die Pflanze mit zusammengefallenen Blättern auf einem Isolirgestelle elektrisirte, so erhoben sich dieselben um nichts schneller, als wenn sie unelektrisirt stehen blieben.
Auf die Bewegungen der Blätter des Hedy sarum gyrans (Moving plant der Engländer) hat man die Wirkung
im Dunkeln ſtanden. Wenn ſie nun ungleich beſſer keimten und fortkamen, als die am Lichte oder an der Sonne ſtehenden unelektriſirten, ſo ſchrieb man dieſes beſſere Gedeihen ganz ehrlich auf die Rechnung der Elektricitaͤt. Die Ingenhoußiſchen Verſuche, die mit moͤglichſter Sorgfalt angeſtellt ſind, lehren uͤberzeugend, daß zwiſchen dem Wachsthum elektriſirter und unelektriſirter Pflanzen nicht der mindeſte Unterſchied ſtatt findet, wenn man nur Sorge traͤgt, beyde in einerley Lage gegen das Licht des Tages und der Sonne zu erhalten. Eben dieſes beſtaͤtigen auch die von den Herren Ingenhouß und Schwankhard gemeinſchaftlich angeſtellten Verſuche mit Senfkoͤrnern und Kreſſe (Gothaiſches Magazin fuͤr das Neuſte rc. V. B. 1ſtes St. S. 161. u. f.), wobey noch bemerkt wird, daß Zwiebelgewaͤchſe, z. B. Hyacinthen, Jonquillen u. dergl. wegen der in verſchiedenen Subjecten aͤußerſt verſchiedenen Vegetationskraft, bey dergleichen Verſuchen niemals ſichere Reſultate geben.
Bertholon de St. Lazare erzaͤhlt in ſeinem Buche uͤber die Elektricitaͤt in Beziehung auf die Pflanzen (a. d. Frz. Leipzig, 1785. 8. S. 177.) einige Verſuche, welche Hr. le Druͤ zu Paris im Jahre 1776 mit der Mimoſa (Mimoſa ſenſitiva L.) angeſtellt hatte. Dieſe Pflanze, welche ſonſt ihre Blaͤtter bey jeder Beruͤhrung ſchließt, ſoll dieſen Verſuchen zufolge, ſie nicht zuſammenziehen, wenn die Beruͤhrung mit glatten Staͤbchen von Glas, Siegellak, Bernſtein oder jeder andern nicht-leitenden Materie geſchieht. Aber auch dieſe Verſuche wurden von Herrn Ingenhouß falſch befunden. Die ſorgfaͤltigſte Erfahrung bewieß ihm, daß dergleichen Staͤbchen nichts mehr und nichts weniger thun, als andere von polirtem Metall, und daß alles nur darauf ankomme, ob die Beruͤhrung erſchuͤtternd oder blos ſanft voruͤbergehend iſt. Wenn man die Blaͤtter an einen elektriſirten Leiter brachte, ſo ſenkten ſie ſich eben ſo, als wenn man darauf blies; und wenn man die Pflanze mit zuſammengefallenen Blaͤttern auf einem Iſolirgeſtelle elektriſirte, ſo erhoben ſich dieſelben um nichts ſchneller, als wenn ſie unelektriſirt ſtehen blieben.
Auf die Bewegungen der Blaͤtter des Hedy ſarum gyrans (Moving plant der Englaͤnder) hat man die Wirkung
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><pbfacs="#f0261"xml:id="P.5.249"n="249"/><lb/>
im Dunkeln ſtanden. Wenn ſie nun ungleich beſſer keimten und fortkamen, als die am Lichte oder an der Sonne ſtehenden unelektriſirten, ſo ſchrieb man dieſes beſſere Gedeihen ganz ehrlich auf die Rechnung der Elektricitaͤt. Die Ingenhoußiſchen Verſuche, die mit moͤglichſter Sorgfalt angeſtellt ſind, lehren uͤberzeugend, daß zwiſchen dem Wachsthum elektriſirter und unelektriſirter Pflanzen nicht der mindeſte Unterſchied ſtatt findet, wenn man nur Sorge traͤgt, beyde in einerley Lage gegen das Licht des Tages und der Sonne zu erhalten. Eben dieſes beſtaͤtigen auch die von den Herren <hirendition="#b">Ingenhouß</hi> und <hirendition="#b">Schwankhard</hi> gemeinſchaftlich angeſtellten Verſuche mit Senfkoͤrnern und Kreſſe (Gothaiſches Magazin fuͤr das Neuſte rc. <hirendition="#aq">V.</hi> B. 1ſtes St. S. 161. u. f.), wobey noch bemerkt wird, daß Zwiebelgewaͤchſe, z. B. Hyacinthen, Jonquillen u. dergl. wegen der in verſchiedenen Subjecten aͤußerſt verſchiedenen Vegetationskraft, bey dergleichen Verſuchen niemals ſichere Reſultate geben.</p><p><hirendition="#b">Bertholon de St. Lazare</hi> erzaͤhlt in ſeinem Buche uͤber die Elektricitaͤt in Beziehung auf die Pflanzen (a. d. Frz. Leipzig, 1785. 8. S. 177.) einige Verſuche, welche Hr. <hirendition="#b">le Druͤ</hi> zu Paris im Jahre 1776 mit der Mimoſa <hirendition="#aq">(Mimoſa ſenſitiva L.)</hi> angeſtellt hatte. Dieſe Pflanze, welche ſonſt ihre Blaͤtter bey jeder Beruͤhrung ſchließt, ſoll dieſen Verſuchen zufolge, ſie nicht zuſammenziehen, wenn die Beruͤhrung mit glatten Staͤbchen von Glas, Siegellak, Bernſtein oder jeder andern nicht-leitenden Materie geſchieht. Aber auch dieſe Verſuche wurden von Herrn <hirendition="#b">Ingenhouß</hi> falſch befunden. Die ſorgfaͤltigſte Erfahrung bewieß ihm, daß dergleichen Staͤbchen nichts mehr und nichts weniger thun, als andere von polirtem Metall, und daß alles nur darauf ankomme, ob die Beruͤhrung erſchuͤtternd oder blos ſanft voruͤbergehend iſt. Wenn man die Blaͤtter an einen elektriſirten Leiter brachte, ſo ſenkten ſie ſich eben ſo, als wenn man darauf blies; und wenn man die Pflanze mit zuſammengefallenen Blaͤttern auf einem Iſolirgeſtelle elektriſirte, ſo erhoben ſich dieſelben um nichts ſchneller, als wenn ſie unelektriſirt ſtehen blieben.</p><p>Auf die Bewegungen der Blaͤtter des <hirendition="#aq">Hedy ſarum gyrans (Moving plant</hi> der Englaͤnder) hat man die Wirkung<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[249/0261]
im Dunkeln ſtanden. Wenn ſie nun ungleich beſſer keimten und fortkamen, als die am Lichte oder an der Sonne ſtehenden unelektriſirten, ſo ſchrieb man dieſes beſſere Gedeihen ganz ehrlich auf die Rechnung der Elektricitaͤt. Die Ingenhoußiſchen Verſuche, die mit moͤglichſter Sorgfalt angeſtellt ſind, lehren uͤberzeugend, daß zwiſchen dem Wachsthum elektriſirter und unelektriſirter Pflanzen nicht der mindeſte Unterſchied ſtatt findet, wenn man nur Sorge traͤgt, beyde in einerley Lage gegen das Licht des Tages und der Sonne zu erhalten. Eben dieſes beſtaͤtigen auch die von den Herren Ingenhouß und Schwankhard gemeinſchaftlich angeſtellten Verſuche mit Senfkoͤrnern und Kreſſe (Gothaiſches Magazin fuͤr das Neuſte rc. V. B. 1ſtes St. S. 161. u. f.), wobey noch bemerkt wird, daß Zwiebelgewaͤchſe, z. B. Hyacinthen, Jonquillen u. dergl. wegen der in verſchiedenen Subjecten aͤußerſt verſchiedenen Vegetationskraft, bey dergleichen Verſuchen niemals ſichere Reſultate geben.
Bertholon de St. Lazare erzaͤhlt in ſeinem Buche uͤber die Elektricitaͤt in Beziehung auf die Pflanzen (a. d. Frz. Leipzig, 1785. 8. S. 177.) einige Verſuche, welche Hr. le Druͤ zu Paris im Jahre 1776 mit der Mimoſa (Mimoſa ſenſitiva L.) angeſtellt hatte. Dieſe Pflanze, welche ſonſt ihre Blaͤtter bey jeder Beruͤhrung ſchließt, ſoll dieſen Verſuchen zufolge, ſie nicht zuſammenziehen, wenn die Beruͤhrung mit glatten Staͤbchen von Glas, Siegellak, Bernſtein oder jeder andern nicht-leitenden Materie geſchieht. Aber auch dieſe Verſuche wurden von Herrn Ingenhouß falſch befunden. Die ſorgfaͤltigſte Erfahrung bewieß ihm, daß dergleichen Staͤbchen nichts mehr und nichts weniger thun, als andere von polirtem Metall, und daß alles nur darauf ankomme, ob die Beruͤhrung erſchuͤtternd oder blos ſanft voruͤbergehend iſt. Wenn man die Blaͤtter an einen elektriſirten Leiter brachte, ſo ſenkten ſie ſich eben ſo, als wenn man darauf blies; und wenn man die Pflanze mit zuſammengefallenen Blaͤttern auf einem Iſolirgeſtelle elektriſirte, ſo erhoben ſich dieſelben um nichts ſchneller, als wenn ſie unelektriſirt ſtehen blieben.
Auf die Bewegungen der Blaͤtter des Hedy ſarum gyrans (Moving plant der Englaͤnder) hat man die Wirkung
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/261>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.