welche zu ihrer wägbaren Basis mehr Verwandtschaft hat, als diese zu dem fortleitenden Fluidum, d. i. nicht anders, als durch chemische Mittel oder durch Wahlverwandtschaften. Daher wird eine Luftart in verschloßnen Gefäßen, wozu kein fremder Stoff kommen kan, nicht zersetzt, und die bloße Kälte ist dazu nicht hinreichend. Diese Permanenz in den kältesten Temperaturen ist der Charakter, durch welchen man gewöhnlich die Luftgestalt von der Dampfform zn unterscheiden pflegt.
3) Bey den Dünsten ändert sich das Verhältniß unter den Mengen ihrer beyden Bestandtheile sehr abwechselnd, und hängt blos von dem comparativen Ueberflusse des einen oder des andern ab. Die Ausdehnungskraft der Dünste nimmt auch verhältnißmäßig mit der Menge ihres fortleitenden Fluidums zu. Bey den Luftarten hingegen ist das Verhältniß ihrer Bestandtheile, wenn sie einmal zusammengesetzt sind, bestimmt, und kan nur durch den Beytritt einer neuen Substanz geändert werden.
Diese drey unterscheidenden Kennzeichen der Dampfform und Luftform lassen sich auf ein einziges, von welchem sie alle abhängen, nemlich auf die Stärke des Zusammenhangs zwischen der ponderablen Basis und dem fortleitenden Fluidum, zurückführen. Dieser Zusammenhang ist bey den Dämpfen ungleich schwächer, als bey den Luftgattungen. Jene werden von ihrem fortleitenden Fluidum leicht verlassen, und ihre Zusammensetzung kan durch blos mechanische Mittel verändert werden; diese hingegen halten das Fluidum deferens mit einer Permanenz an sich, welche nur durch chemische Zersetzung aufgehoben werden kan.
Feuer und elektrisches Fluidum werden von Hrn. de Luc ebenfalls als zusammengesetzte elastische Stoffe betrachtet, welche aus einer Basis und einem fortleitenden Fluidum bestehen. Weil sie durch ihre Phänomene eine der Dampfform ähnliche Zusammensetzung zu verrathen scheinen, so werden sie von ihm zu der Classe der Dämpfe oder Dünste selbst gezählt, und mit den Wasserdünsten u. s. w. zugleich, den luftförmigen elastischen Flüßigkeiten entgegengesetzt.
welche zu ihrer waͤgbaren Baſis mehr Verwandtſchaft hat, als dieſe zu dem fortleitenden Fluidum, d. i. nicht anders, als durch chemiſche Mittel oder durch Wahlverwandtſchaften. Daher wird eine Luftart in verſchloßnen Gefaͤßen, wozu kein fremder Stoff kommen kan, nicht zerſetzt, und die bloße Kaͤlte iſt dazu nicht hinreichend. Dieſe Permanenz in den kaͤlteſten Temperaturen iſt der Charakter, durch welchen man gewoͤhnlich die Luftgeſtalt von der Dampfform zn unterſcheiden pflegt.
3) Bey den Duͤnſten aͤndert ſich das Verhaͤltniß unter den Mengen ihrer beyden Beſtandtheile ſehr abwechſelnd, und haͤngt blos von dem comparativen Ueberfluſſe des einen oder des andern ab. Die Ausdehnungskraft der Duͤnſte nimmt auch verhaͤltnißmaͤßig mit der Menge ihres fortleitenden Fluidums zu. Bey den Luftarten hingegen iſt das Verhaͤltniß ihrer Beſtandtheile, wenn ſie einmal zuſammengeſetzt ſind, beſtimmt, und kan nur durch den Beytritt einer neuen Subſtanz geaͤndert werden.
Dieſe drey unterſcheidenden Kennzeichen der Dampfform und Luftform laſſen ſich auf ein einziges, von welchem ſie alle abhaͤngen, nemlich auf die Staͤrke des Zuſammenhangs zwiſchen der ponderablen Baſis und dem fortleitenden Fluidum, zuruͤckfuͤhren. Dieſer Zuſammenhang iſt bey den Daͤmpfen ungleich ſchwaͤcher, als bey den Luftgattungen. Jene werden von ihrem fortleitenden Fluidum leicht verlaſſen, und ihre Zuſammenſetzung kan durch blos mechaniſche Mittel veraͤndert werden; dieſe hingegen halten das Fluidum deferens mit einer Permanenz an ſich, welche nur durch chemiſche Zerſetzung aufgehoben werden kan.
Feuer und elektriſches Fluidum werden von Hrn. de Luc ebenfalls als zuſammengeſetzte elaſtiſche Stoffe betrachtet, welche aus einer Baſis und einem fortleitenden Fluidum beſtehen. Weil ſie durch ihre Phaͤnomene eine der Dampfform aͤhnliche Zuſammenſetzung zu verrathen ſcheinen, ſo werden ſie von ihm zu der Claſſe der Daͤmpfe oder Duͤnſte ſelbſt gezaͤhlt, und mit den Waſſerduͤnſten u. ſ. w. zugleich, den luftfoͤrmigen elaſtiſchen Fluͤßigkeiten entgegengeſetzt.
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welche zu ihrer waͤgbaren Baſis mehr Verwandtſchaft hat, als dieſe zu dem fortleitenden Fluidum, d. i. nicht anders, als durch chemiſche Mittel oder durch Wahlverwandtſchaften. Daher wird eine Luftart in verſchloßnen Gefaͤßen, wozu kein fremder Stoff kommen kan, nicht zerſetzt, und die bloße Kaͤlte iſt dazu nicht hinreichend. Dieſe Permanenz in den kaͤlteſten Temperaturen iſt der Charakter, durch welchen man gewoͤhnlich die Luftgeſtalt von der Dampfform zn unterſcheiden pflegt.
3) Bey den Duͤnſten aͤndert ſich das Verhaͤltniß unter den Mengen ihrer beyden Beſtandtheile ſehr abwechſelnd, und haͤngt blos von dem comparativen Ueberfluſſe des einen oder des andern ab. Die Ausdehnungskraft der Duͤnſte nimmt auch verhaͤltnißmaͤßig mit der Menge ihres fortleitenden Fluidums zu. Bey den Luftarten hingegen iſt das Verhaͤltniß ihrer Beſtandtheile, wenn ſie einmal zuſammengeſetzt ſind, beſtimmt, und kan nur durch den Beytritt einer neuen Subſtanz geaͤndert werden.
Dieſe drey unterſcheidenden Kennzeichen der Dampfform und Luftform laſſen ſich auf ein einziges, von welchem ſie alle abhaͤngen, nemlich auf die Staͤrke des Zuſammenhangs zwiſchen der ponderablen Baſis und dem fortleitenden Fluidum, zuruͤckfuͤhren. Dieſer Zuſammenhang iſt bey den Daͤmpfen ungleich ſchwaͤcher, als bey den Luftgattungen. Jene werden von ihrem fortleitenden Fluidum leicht verlaſſen, und ihre Zuſammenſetzung kan durch blos mechaniſche Mittel veraͤndert werden; dieſe hingegen halten das Fluidum deferens mit einer Permanenz an ſich, welche nur durch chemiſche Zerſetzung aufgehoben werden kan.
Feuer und elektriſches Fluidum werden von Hrn. de Luc ebenfalls als zuſammengeſetzte elaſtiſche Stoffe betrachtet, welche aus einer Baſis und einem fortleitenden Fluidum beſtehen. Weil ſie durch ihre Phaͤnomene eine der Dampfform aͤhnliche Zuſammenſetzung zu verrathen ſcheinen, ſo werden ſie von ihm zu der Claſſe der Daͤmpfe oder Duͤnſte ſelbſt gezaͤhlt, und mit den Waſſerduͤnſten u. ſ. w. zugleich, den luftfoͤrmigen elaſtiſchen Fluͤßigkeiten entgegengeſetzt.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/224>, abgerufen am 24.11.2024.
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