könne. Ueberhaupt sind alle Gläser, bey denen wir die Gegenstände weiter oder näher, als sonst, halten müssen, dem Gesichte nachtheilig. In dem Maaße, als die Augen flacher werden, muß man convexere Brillen nehmen, jedoch mit Vorsicht: denn wenn sie zu stark vergrößern, greifen sie das Auge an. Das sicherste Kennzeichen, daß sie zu stark sind, ist, wenn sie nöthigen, die Gegenstände näher, als gewöhnlich, zu halten. Wer mit den Brillen eine regelmäßige Stufenfolge beobachtet, kann seine Augen bis ins höchste Alter erhalten. Man wechsle nur nie zu schnell, und brauche nicht bald diese, bald jene Brille, sondern bediene sich stets seiner eignen. Denen, die bey Licht eine Brille brauchen, bey Tage aber dieselbe entbehren können, ist zu rathen, daß, wenn ihre Augen abnehmen, sie sich zwey Brillen anschaffen, um die eine bey Tage, und die andere, die etwas mehr vergrößern muß, bey Abend zu gebrauchen. Auf diese Art wird die Netzhaut beydemal ohngefähr gleich viel Licht empfangen.
Die im Art. S. 462. 463 befindliche Formel ist zwar in der Theorie richtig, um die Brennweite der schicklichsten Brille für jedes Auge zu bestimmen; in der Anwendung aber wird man, wenn man sich genau nach ihr richtet, insgemein zu convexe Gläser erhalten. Man muß also die Brennweite, welche die Formel giebt, noch um etwas vergrößern.
Brillen mit hornenen Blendungen oder breiten Rändern sind nicht allein unnütz, da das Auge schon seine natürliche Blendung hat, sondern auch schädlich, weil sie das Gesichtsfeld verringern, und beym Lesen stetige Wendung des Kopfs und der Augen veranlassen.
Den Brillen von grünem Glas spricht Adams die Vorzüge, die man ihnen sonst beylegt, gänzlich ab. Sie geben den Farben ein schmutziges Ansehen, und machen im Anfange, daß dem Auge, wenn man sie ablegt, weiße Dinge roth erscheinen -- ein deutlicher Beweis, daß sie das Auge angreifen. Trägt man sie nicht beständig, so ist der Contrast der Helligkeit, so oft man sie ablegt, schädlich; trägt man sie immer, so braucht man sie endlich so convex,
koͤnne. Ueberhaupt ſind alle Glaͤſer, bey denen wir die Gegenſtaͤnde weiter oder naͤher, als ſonſt, halten muͤſſen, dem Geſichte nachtheilig. In dem Maaße, als die Augen flacher werden, muß man convexere Brillen nehmen, jedoch mit Vorſicht: denn wenn ſie zu ſtark vergroͤßern, greifen ſie das Auge an. Das ſicherſte Kennzeichen, daß ſie zu ſtark ſind, iſt, wenn ſie noͤthigen, die Gegenſtaͤnde naͤher, als gewoͤhnlich, zu halten. Wer mit den Brillen eine regelmaͤßige Stufenfolge beobachtet, kann ſeine Augen bis ins hoͤchſte Alter erhalten. Man wechsle nur nie zu ſchnell, und brauche nicht bald dieſe, bald jene Brille, ſondern bediene ſich ſtets ſeiner eignen. Denen, die bey Licht eine Brille brauchen, bey Tage aber dieſelbe entbehren koͤnnen, iſt zu rathen, daß, wenn ihre Augen abnehmen, ſie ſich zwey Brillen anſchaffen, um die eine bey Tage, und die andere, die etwas mehr vergroͤßern muß, bey Abend zu gebrauchen. Auf dieſe Art wird die Netzhaut beydemal ohngefaͤhr gleich viel Licht empfangen.
Die im Art. S. 462. 463 befindliche Formel iſt zwar in der Theorie richtig, um die Brennweite der ſchicklichſten Brille fuͤr jedes Auge zu beſtimmen; in der Anwendung aber wird man, wenn man ſich genau nach ihr richtet, insgemein zu convexe Glaͤſer erhalten. Man muß alſo die Brennweite, welche die Formel giebt, noch um etwas vergroͤßern.
Brillen mit hornenen Blendungen oder breiten Raͤndern ſind nicht allein unnuͤtz, da das Auge ſchon ſeine natuͤrliche Blendung hat, ſondern auch ſchaͤdlich, weil ſie das Geſichtsfeld verringern, und beym Leſen ſtetige Wendung des Kopfs und der Augen veranlaſſen.
Den Brillen von gruͤnem Glas ſpricht Adams die Vorzuͤge, die man ihnen ſonſt beylegt, gaͤnzlich ab. Sie geben den Farben ein ſchmutziges Anſehen, und machen im Anfange, daß dem Auge, wenn man ſie ablegt, weiße Dinge roth erſcheinen — ein deutlicher Beweis, daß ſie das Auge angreifen. Traͤgt man ſie nicht beſtaͤndig, ſo iſt der Contraſt der Helligkeit, ſo oft man ſie ablegt, ſchaͤdlich; traͤgt man ſie immer, ſo braucht man ſie endlich ſo convex,
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koͤnne. Ueberhaupt ſind alle Glaͤſer, bey denen wir die Gegenſtaͤnde weiter oder naͤher, als ſonſt, halten muͤſſen, dem Geſichte nachtheilig. In dem Maaße, als die Augen flacher werden, muß man convexere Brillen nehmen, jedoch mit Vorſicht: denn wenn ſie zu ſtark vergroͤßern, greifen ſie das Auge an. Das ſicherſte Kennzeichen, daß ſie zu ſtark ſind, iſt, wenn ſie noͤthigen, die Gegenſtaͤnde naͤher, als gewoͤhnlich, zu halten. Wer mit den Brillen eine regelmaͤßige Stufenfolge beobachtet, kann ſeine Augen bis ins hoͤchſte Alter erhalten. Man wechsle nur nie zu ſchnell, und brauche nicht bald dieſe, bald jene Brille, ſondern bediene ſich ſtets ſeiner eignen. Denen, die bey Licht eine Brille brauchen, bey Tage aber dieſelbe entbehren koͤnnen, iſt zu rathen, daß, wenn ihre Augen abnehmen, ſie ſich zwey Brillen anſchaffen, um die eine bey Tage, und die andere, die etwas mehr vergroͤßern muß, bey Abend zu gebrauchen. Auf dieſe Art wird die Netzhaut beydemal ohngefaͤhr gleich viel Licht empfangen.</p><p>Die im Art. S. 462. 463 befindliche Formel iſt zwar in der Theorie richtig, um die Brennweite der ſchicklichſten Brille fuͤr jedes Auge zu beſtimmen; in der Anwendung aber wird man, wenn man ſich genau nach ihr richtet, insgemein zu convexe Glaͤſer erhalten. Man muß alſo die Brennweite, welche die Formel giebt, noch um etwas vergroͤßern.</p><p>Brillen mit hornenen Blendungen oder breiten Raͤndern ſind nicht allein unnuͤtz, da das Auge ſchon ſeine natuͤrliche Blendung hat, ſondern auch ſchaͤdlich, weil ſie das Geſichtsfeld verringern, und beym Leſen ſtetige Wendung des Kopfs und der Augen veranlaſſen.</p><p>Den Brillen von gruͤnem Glas ſpricht <hirendition="#b">Adams</hi> die Vorzuͤge, die man ihnen ſonſt beylegt, gaͤnzlich ab. Sie geben den Farben ein ſchmutziges Anſehen, und machen im Anfange, daß dem Auge, wenn man ſie ablegt, weiße Dinge roth erſcheinen — ein deutlicher Beweis, daß ſie das Auge angreifen. Traͤgt man ſie nicht beſtaͤndig, ſo iſt der Contraſt der Helligkeit, ſo oft man ſie ablegt, ſchaͤdlich; traͤgt man ſie immer, ſo braucht man ſie endlich ſo convex,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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koͤnne. Ueberhaupt ſind alle Glaͤſer, bey denen wir die Gegenſtaͤnde weiter oder naͤher, als ſonſt, halten muͤſſen, dem Geſichte nachtheilig. In dem Maaße, als die Augen flacher werden, muß man convexere Brillen nehmen, jedoch mit Vorſicht: denn wenn ſie zu ſtark vergroͤßern, greifen ſie das Auge an. Das ſicherſte Kennzeichen, daß ſie zu ſtark ſind, iſt, wenn ſie noͤthigen, die Gegenſtaͤnde naͤher, als gewoͤhnlich, zu halten. Wer mit den Brillen eine regelmaͤßige Stufenfolge beobachtet, kann ſeine Augen bis ins hoͤchſte Alter erhalten. Man wechsle nur nie zu ſchnell, und brauche nicht bald dieſe, bald jene Brille, ſondern bediene ſich ſtets ſeiner eignen. Denen, die bey Licht eine Brille brauchen, bey Tage aber dieſelbe entbehren koͤnnen, iſt zu rathen, daß, wenn ihre Augen abnehmen, ſie ſich zwey Brillen anſchaffen, um die eine bey Tage, und die andere, die etwas mehr vergroͤßern muß, bey Abend zu gebrauchen. Auf dieſe Art wird die Netzhaut beydemal ohngefaͤhr gleich viel Licht empfangen.
Die im Art. S. 462. 463 befindliche Formel iſt zwar in der Theorie richtig, um die Brennweite der ſchicklichſten Brille fuͤr jedes Auge zu beſtimmen; in der Anwendung aber wird man, wenn man ſich genau nach ihr richtet, insgemein zu convexe Glaͤſer erhalten. Man muß alſo die Brennweite, welche die Formel giebt, noch um etwas vergroͤßern.
Brillen mit hornenen Blendungen oder breiten Raͤndern ſind nicht allein unnuͤtz, da das Auge ſchon ſeine natuͤrliche Blendung hat, ſondern auch ſchaͤdlich, weil ſie das Geſichtsfeld verringern, und beym Leſen ſtetige Wendung des Kopfs und der Augen veranlaſſen.
Den Brillen von gruͤnem Glas ſpricht Adams die Vorzuͤge, die man ihnen ſonſt beylegt, gaͤnzlich ab. Sie geben den Farben ein ſchmutziges Anſehen, und machen im Anfange, daß dem Auge, wenn man ſie ablegt, weiße Dinge roth erſcheinen — ein deutlicher Beweis, daß ſie das Auge angreifen. Traͤgt man ſie nicht beſtaͤndig, ſo iſt der Contraſt der Helligkeit, ſo oft man ſie ablegt, ſchaͤdlich; traͤgt man ſie immer, ſo braucht man ſie endlich ſo convex,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/200>, abgerufen am 24.11.2024.
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